Sozialismus ist nicht Staat
Posted by flatter under kapital , theorie[31] Comments
22. Jun 2022 17:17
Das Folgende ist durch diesen Vortrag von Richard D. Wolff inspiriert. Für die Meisten hier nichts Neues, aber ggf. eine Argumentationshilfe.
Es ist nicht nur ein Missverständnis, sondern durchaus auch liberale Propaganda, Sozialismus sei gleichbedeutend mit staatlicher Dominanz und Lenkung. Die ausdrücklich sozialistischen Staaten waren so ausgerichtet, aber das erklärt sich selbstverständlich bereits dadurch, dass sie Staaten waren. Historisch sind Sozialismus und Staat eng verknüpft, aber weder in der grundlegenden Theorie noch in den Konzepten.
Ohne das im Einzelnen durchzudeklinieren, gibt es einige Gründe für die Verbindung von Staat und Sozialismus: Der Leninismus war in seiner Epoche stabil, dominierend und eben organisiert als Staat mit Staatspartei. An dieser Stelle war er freilich schon lange kein Marxismus mehr; Kommunismus schon gar nicht. Als revolutionäre Kraft in einem bürgerlichen Staat mag eine KP noch Sinn machen; als Establishment ist sie nur mehr Staat und kein Kommunismus mehr.
Kommunismus kennt keinen Staat
Die Absurdität liberaler, kapitalistischer Bezichtigung des Sozialismus, ein Staatsmonster zu sein, bricht sich bereits im Angesicht der faschistischen Regime, die aus bürgerlichen Staaten hervorgehen und als Endstadium des Kapitalismus diesen autoritär verteidigen. Der autoritäre Staat ist demnach weder sozialistisch noch kapitalistisch, sondern Machterhalt. Er ist ein reaktionäres Vehikel.
Der real existierende Sozialismus entwickelte sich historisch in einer Epoche, in der er von außen in kapitalistische Konkurrenz gedrängt wurde. Derart im permanenten Verteidigungsmodus, kippte das Konstrukt schnell ins Autoritäre, die Diktatur. Er war das Schlechteste aus beiden Welten: Staatsdoktrin mit Geldwirtschaft und Lohnarbeit.
Die anarchistischen, kommunistischen (kommunalen) und syndikalistischen Ansätze etwa haben ganz andere Vorstellungen entwickelt, die sich bis heute nicht in der Welt globaler kapitalistischer Staatsgewalten durchsetzen konnten. Dabei ist die Idee tatsächlich ganz einfach: Weder der kapitalistische Eigentümer noch der Staat sollen über die Früchte der Arbeit der Menschen verfügen. Diese müssen selbst entscheiden, was mit der über den simplen Selbsterhalt hinausgehenden Produktion geschehen soll. Das allein wäre wirkliche Demokratie.
Juni 23rd, 2022 at 10:06
Sehr schöner Text.
Juni 23rd, 2022 at 16:20
"Weder der kapitalistische Eigentümer noch der Staat sollen über die Früchte der Arbeit der Menschen verfügen. Diese müssen selbst entscheiden, was mit der über den simplen Selbsterhalt hinausgehenden Produktion geschehen soll. Das allein wäre wirkliche Demokratie."
Was ist denn diese "über den simplen Selbsterhalt hinausgehenden Produktion" in einer arbeitsteiligen Gesellschaft? In meinen Augen beginnen dann die Probleme. Ein Bauer produziert 20% mehr als er selbst braucht. Wer darf jetzt verteilen? Er selbst, oder die Gemeinschaft. Wenn es die Gemeinschaft ist, dann haben wir wieder so etwas wie Staat. Wenn er es selbst macht, dann haben wir Kapitalismus.
Vielleicht habe ich auch einen Denkfehler.
Juni 23rd, 2022 at 16:24
Also ich bin erst bei knapp über der Hälfte des Vortrags und ich teile schon – wie die meisten vermutlich hier – dass Betriebe demokratisiert gehören.
Aber demokratische Betriebe bilden weder einen Sozialismus, noch Kommunismus. Noch immer gibt es Markt, Konkurrenz, damit Verdrängung. Es gibt weiter Waren und Geld, Warenmangel, Geldmangel – je nachdem, wen man fragt.
Marx hat ja nicht ohne Grund sehr viel Zeit mit der Ware und Wert verbracht, was der liebe Richard irgendwie unterschlägt. Der behauptet ja, dass Marx sich vor allen mit der Betriebsführung beschäftigt hätte. Ware und Wert IST Makroökonomie, NICHT Mikroökonomie.
D.h. man ist dann doch schnell bei einer Planwirtschaft, wenn man Ware und Markt entfernt. Dafür braucht es immer noch keinen Unterdrückerstaat, aber Koordination ist auf irgendeine Art notwendig.
Ich fand übrigens zum Thema Planwirtschaft folgendes Interview interessant:
https://www.youtube.com/watch?v=4aeHqC3ES0U
Edit: Der liebe Richard verortet auch in China Sozialismus, als er das Beispiel vom Wachstum der letzten 25 Jahre bringt. Wenn man mal Huawei, Xiaomi und andere Konzerne anschaut, dann ist das alles in privater Hand. Der Staat redet schon viel mit, es gibt auch Staatsunternehmen, aber soviele strukturelle Unterschiede zu den Staaten in Europa oder Amerika findet man jetzt nicht mehr. Ich finde nicht, dass man da überhaupt noch von Staats-Sozialismus reden kann. In der Corona-Zeit (man höre und staune) sind viele Unternehmen pleite gegangen. Das ist alles privat, mit Konkurrenz, mit Waren, mit Geld und eben auch mit Mangel an all dem.
Juni 23rd, 2022 at 16:53
Übrigens möchte ich auch noch meinen eigenen Link kommentieren: Herr Helmut Dunkhase sieht in der Planwirtschaft höhere Produktivkräfte, als im Kapitalismus. Wenn man die Sowjets fragen würde oder die Chinesen, warum sie in dem einen Fall den kapitalistischen Rollback als Schocktherapie und im anderen Fall Schritt-für-Schritt eingeführt haben, dann doch nicht, weil die Planwirtschaft empirisch soviel besser funktioniert hat.
In der Staaten-Konkurrenz hat sich der Ostblock ja lange überlegen gefühlt und man wartete auf den automagischen Endsieg gegenüber den Kapitalismus, der aber komischerweise nie kam. Und in der DDR baute man noch 100.000 Trabis pro Jahr, während das böse kapitalistische VW, was angeblich so ineffizient ist, davon mehr als das 50- bis 100-fache pro Jahr baut.
Denn trotz aller Ineffizienzen, ist doch das Ausbeuten der Menschen bis an die Grenze des Machbaren im Osten nie Programm gewesen. Wenn jeder sich ständig selbst optimieren muss, kommt man natürlich zu anderen Ergebnissen, als wenn wir eine große nette Familie sind.
Da muss man sich als Gesellschaft einfach fragen, was man will: will man immer bis an die Grenze ausgelastet werden, dann wird mehr produziert, als wenn nicht. Ob man dann über die Geldmittel verfügt, dieses Mehr auch zu kaufen, sei mal dahingestellt.
Juni 23rd, 2022 at 17:58
@2-4: Ihr seid also der Ansicht, der Staat sei gleichbedeutend mit den Arbeitern und Distrubution ginge nur über Geld? Dann werden wir weder Staat noch Eigentum los.
p.s.: In der Stellvertretung liegt die Krux beim Staat.
Juni 23rd, 2022 at 19:29
Vor allen Dingen ist es der Anfang, der jetzt und hier gemacht werden kann. Der nächste Schritt wäre dann eine Vernetzung der Betriebe, da Kooperativen sich naheliegenderweise andere Kooperativen als Handelspartner, Zulieferer etc suchen werden. Das geht notwendig erstmal weiterhin mit Ware, Geld und Markt einher, wobei 'intern' aber bereits andere Kriterien und Mechanismen ausprobiert werden können. Damit ist es auch der Anfang, der gemacht werden muss, wenn sich eine andere Produktionsweise durchsetzen soll, die sich ja eben 'im Schoß der alten' entwickeln muss.
Juni 23rd, 2022 at 21:27
@ #5
"In der Stellvertretung liegt die Krux beim Staat." Genau das ist der Punkt, jeder müsste (sollte? …) … ach was, wo komme mir dann do hie?
Juni 24th, 2022 at 11:06
Staat geht so: Milde walten lassen, das waren schließlich keine Linksextremisten.
Juni 24th, 2022 at 11:59
Gezielte Jagd auf Neonazis? Was soll daran schlecht sein? Verstehe ich nicht. Ach so: Das wäre ja Aufgabe des Staates.
Junge Leute fertig machen, darin ist der Staat besonders gut. Ich hatte einen Kumpel beim Amtsgericht, der die Stelle wechselte, weil er nicht mehr ertrug, wie man das Leben mancher wegen ein paar Gramm Gras versaut hat.
Juni 24th, 2022 at 17:59
Nee, is schon klar. Ein Mensch gegen den selbst in der Sache ermittelt wird und der sich vor geraumer Zeit aus persönlichen Gründen mit der Szene überworfen hat ist doch ein 1a "Kronzeuge".
Es kommt halt darauf an gegen wen und was ermittelt wird.
Juni 24th, 2022 at 18:31
@5: Also nehmen wir doch mal an, es gibt 2 Betriebe, die die gleichen Waren herstellen. Nehmen wir mal was ganz Verrücktes, Schrauben. Sie konkurrieren über einen Markt um die gleichen Kunden.
Jetzt hat ein Arbeiter, weil es schlecht läuft, eine Idee: wir senken unseren Lohn, damit wir konkurrenzfähiger sind oder entlassen die Leute aus der Kantine und nehmen einen externen Lieferanten.
Denn merke: die Einsicht des Betriebsrats heutzutage eine Lohnkürzung oder Entlassung durchzuwinken, liegt nicht nur daran, dass diese korrupt wären. Es ist die Logik der Konkurrenz um die gleichen Kunden über einen gemeinsamen Markt.
Man nimmt natürlich Druck heraus, wenn Gewinne nicht mehr für den Kapitalisten erwirtschaftet werden müssen.
Es ist mehr oder weniger die SPD-Logik, dass das große Ganze keine Rolle spielen würde. Doch, tut es.
Natürlich sollen die Arbeiter den Ablauf in ihrer Fabrik steuern können. Aber natürlich braucht es auch einen Prozess, wie Gesamtanforderungen (Liefermengen, Produktveränderungen, …) zur jeweiligen Produktionseinheit gelangen.
Es braucht einen Prozess, wie Leute zugeteilt werden können zur Produktion.
Man kann diese Prozesse durchaus demokratisch gestalten und da ist sicher auch Versuch und Irrtum nötig. Aber es braucht irgendwo ein Rumpf-Konstrukt, dass man Verwaltung nennt, dass diese Prozesse begleitet.
Und diese Verwaltung sollte demokratisch organisiert sein und muss auch nicht zwingend weisungsbefugt sein oder nur in gewissen Fragen.
Muss man alles Stück für Stück aufbauen und ausprobieren. Einen klassischen autonomen Staat, der seine Bürger herumschubst, braucht es sicher nicht.
Juni 24th, 2022 at 18:52
Und wo wir dann beim klassischen Staat sind: der legt das Eigentum an den Bürgern selbst fest. Er bestimmt, wer dazu gehört und verpflichtet wird und wer nicht. Er definiert auch die Landmasse, auf der das stattfindet (in der Konkurrenz zu anderen Staaten – aber niemals in Einverständnis seiner Einwohner).
All das darf es in einem demokratischen Miteinander gar nicht geben. Die Teilnahme an einer gemeinsamen Verwaltung muss freiwillig sein. Sezession z.B. muss immer möglich sein.
Jetzt kommen wir schon zu einem "lustigen" Teil: da besticht ein fremder Staat die Einwohner, ihr Land abspalten zu wollen, um dort Atomraketen aufzustellen. Ist das jetzt erlaubt?
Juni 24th, 2022 at 19:11
@#11: Nein, nehmen wir nicht an. Es ist absurd, das anzunehmen. Eine alternative Struktur in Ökonomie und Politik funktioniert anders. Du fängst mit Kapitalismus an (Betrieb, Lohn, Konkurrenz) und kriegst Kapitalismus raus. Zufall?
Eigentum ist ja das Problem. Solange alles wem gehört, ist jede Debatte über Veränderungen hinfällig, denn dies führt ja gerade dazu, dass der Eigentümer sich den Mehrwert aneignet und allein über dessen Verwendung bestimmt. Wie man das konkret organisiert, das muss isch entwickjeln, aber dass alles allen gehört (bis auf persönlich genutzes Eigentum) ist Grundbedingung.
Juni 24th, 2022 at 20:36
@13 Also ich verstand die Idee des Vortragenden zu den Betrieben schon so, dass, wenn sich die Eigentumsstruktur ändern würde, man ab da Sozialismus hätte. Wenn man alle Aktien der Welt gleichmässig auf alle Mitarbeiter verteilt, sehe ich erstmal keinen großen Unterschied in der Struktur der Wirtschaft. Lauter Privatproduzenten konkurrieren in einem Markt um den größten Profit. Ein Arbeiter verdient mehr, wenn er das Konkurrenzunternehmen niederkonkurriert und ein Monopol bildet. An strategisch günstiger Stelle im Markt (Produkte, die nicht ersetzt werden können), können so Fantasiepreise abgerufen werden und die persönliche Bereicherung ins Unendliche gesteigert werden.
Toller Sozialismus.
Juni 24th, 2022 at 22:01
Das nenne ich mal kreativ-destruktive Interpretation. Man könnte auch sagen: "boshaft". Das bricht sich aber bereits daran, dass ein solches Modell nix taugt. Es ist völlig illusorisch, da sich eine solche Struktur weder in Kapitalismus noch in Staatssozialismus implementieren ließe. Wer sollte warum die Eigentumsordnung beibehalten und sie nur umverteilen wollen und das auch können?
Nein, es geht ja gerade darum, das Eigentum aufzulösen. Es gehört nicht einem Staat, der über die Bürger bestimmt und nicht einem Eigentümer. Es ist auch kein Reichtum, der veteilt wird. Es geht darum, gemeinsam zu entscheiden, was man mit der Zeit macht, die man übrig hat, wenn alle versorgt sind. Diese Zeit eignen sich bislang Kapitalisten oder Staatsmächte an und lassen uns für sie in ihrem Sinnne ackern.
Juni 25th, 2022 at 00:09
@osch@d – Es ist wie gesagt ein Anfang, aus dem dann Sozialismus werden könnte, aber auch nicht muss, schon gar nicht gleich. Mehr nicht, aber vor allem auch nicht weniger. Denn diese Struktur schafft ganz andere Möglichkeiten des Handelns und des Denkens, auch ganz andere Horizonte, wenn über die Gesamtbelange, und sei es eben erst mal nur eines Betriebs, gemeinsam entschieden werden soll. Und kann. Die nächsten Schritte sind wie gesagt nicht zwangsläufig, aber doch recht naheliegend…
Juni 25th, 2022 at 11:06
OT:
Bemerkenswerter Kommentar über neoliberale Effizienz, und die Unfähigkeit des Wertewesten einen konventionellen Krieg gegen einen gleichwertigen Gegner über einen längeren Zeitraum zu führen.
Selbst USA, Großbritannien und Frankreich zusammen genommen sind aktuell nicht in der Lage die Nachschubmengen zu produzieren, die Russland jeden Tag in der Ukraine verballert. Vorhandene Vorräte würden, wohlwollend gerechnet, maximal 2 Wochen reichen.
Das Geschäftsmodell ist ganz einfach darauf ausgelegt, schwächere Gegner in kurzen, brutalen Schlägen niederzuwerfen.
Also dient die komplette Inszenierung nur dazu, sich endgültig vom Klimaschutz zu verabschieden und über verteuerte Energiepreise die Bevölkerung zu beschäftigen, damit diese nicht ins Denken kommt.
Juni 25th, 2022 at 11:34
"sacrificed scale and effectiveness for efficiency" – das ist wohl nicht alles. Der Schorsch von "The New Atlas" hat neulich geäußert, der Westen porduziere für Profit und um heillos unterlegene Gegner zu bombardieren (die über keine Luftverteidigung verfügen), die Russen produzieren, um einen Kreig zu gewinnen. Er meinte, der Westen produziere gar nicht so viel wie die Russen an einem Tag verballern, und die hätten Nachschub quasi in Echtzeit. Es ist ja auch etwas anderes, ob ich an der eigenen Grenze operiere oder am Rande meines Imperiums. Die Ukraine ist jedenfalls rettungslos verloren. Der Donbas ist bald geregelt und dann kommt es darauf an, wie weit die Spinner in Kiew und ihre 'Freunde' noch gehen, um ihre Landsleute zu verheizen.
p.s.: Immerhin scheint die EU doch nicht das Baltikum opfern und endgültig den Weltbrand auslösen zu wollen. Dem Korrupti Borell gefiele das zwar, aber irgendwelche Erwachsenen sind wohl dazwischengegrätscht.
Juni 25th, 2022 at 11:49
@14/16: Vor allem muss man mal das Ziel und den Weg auseinanderhalten. Es ist noch immer eine Utopie. Ich halte es für illusorisch, das in den Normalbetrieb des Kapitalismus einzuflechten. Der muss (immer wieder) kollabieren, bis zunächst lokal, irgendwann vielleicht international was draus wird. Es muss die Erfahrung reifen, dass es stabiler und sowieso besser für die Menschen ist. Es muss sich so entwickeln, dass nicht weiterhin, wie seit Jahrtausenden, kleine Minderheiten die Mehrhreit ausbeuten.
Juni 25th, 2022 at 13:03
Ich halte es für illusorisch, das in den Normalbetrieb des Kapitalismus einzuflechten.
Kannst du das noch etwas unterfüttern…?
Juni 25th, 2022 at 13:44
Im Grunde ist das recht einfach: Wenn ich mir angucke, was aus sogenannten "Genossenschaften" wird, kann ich von der Grundidee nichts mehr erkennen. Wolltest du noch darüber hinausgehen, stießest du ja immer an die Grenze, die das Eigentum markiert: Es muss alles wem gehören; das ist bürgerliches 'Recht'. Vor allem kann sich da nix vernetzen, weil eben jeder Betrieb, jeder Hof, jede Idee Eigentum ist.
Juni 25th, 2022 at 14:39
Das geht mir jetzt aber auch wieder zu früh auf's ganze, statt es als einen Prozess zu betrachten, der natürlich auch politische Kämpfe um zB das Genossenschaftsrecht und damit immer mehr auch den Eigentumsbegriff einschließt. Der übrigens auch schon durch bürgerliche Aktiengesellschaften, Holdings etc durchaus in ähnliche Richtungen verändert oder erweitert wurde.
Da ist mE schon jetzt einiges an Vernetzung möglich, siehe eben Mondragon. Schon lokale 'Zusammenbrüche' oder 'Prekaritäten' der kapitalistischen Wirtschaft können bei solchen Kämpfen helfen, wenn sich zB die Politik entscheiden muss, ob sie soziale Unruhen in Kauf nimmt, Unterstützungsgelder raustun muss, oder eben entsprechende Zugeständnisse macht.
Juni 25th, 2022 at 15:17
M.E. scheitert das spätestens, wenn das Netz zu groß wird. Dafür sorgen der Kap. und vor allem sein Staat.
Juni 25th, 2022 at 18:41
Also ich sehe im Moment eher 'Disruptionen' auf uns zukommen, die solche Spielräume eröffnen könnten – aber eben leider nicht die Strukturen, die sie nutzen und erweitern könnten.
Und hier haben wir wieder einen Flassbeck, der nicht sehen will oder kann, dass die Bugs allesamt Features sind. Dass dieser Kapitalismus bereits so weit 'fortgeschritten' ist, dass er die von ihm angeregten Politikmöglichkeiten lange hinter sich gelassen hat – und eigentlich nur noch der berühmte Blick nach unten fehlt. Aber sie arbeiten dran…
Juni 25th, 2022 at 20:14
Wir brauchen, man müsste … vor 10 Jahren hat Flassbeck einen Vortrag gehalten, in dem es hieß, " „das Fenster für Lösungen" schließe sich; meinend Reformen à la Inflationsziele und dergleichen. Ich hielt das Fenster damals schon für ziemlich zugemauert, aber wie lange will er denn noch darauf warten, dass der Kapitalismus endlich die Keynesianer erhört? Und gibt es vielleicht Gründe dafür, dass er es nie tun wird?
Juni 25th, 2022 at 20:55
Der vermachtete Rentenextraktionskapitalismus braucht keinen Keynesianismus. Zumindest glaubt er das. Bis er eben feststellen muss, dass er keinen Boden mehr unter den Füßen hat. Wie gesagt, sie arbeiten dran…
Juni 25th, 2022 at 22:13
Ich ahne, dass die Verlierer künftig noch fauler sein werden und es viel zwoten Abreizmarkt und -dienst geben wird. Wir verdienen uns schleißlich auch alles selbst.
Juni 25th, 2022 at 22:29
Guck dir doch nur mal die effektiven Stundenlöhne auf den Crowdsourcing-Plattformen an. Amazon Mechanical Turk – allein der Name spricht Bände. Das ist nicht der zwote, das ist der n-te, der infinite Arbeitsmarkt. Und selbst da wird noch fleißig extrahiert.
Juni 26th, 2022 at 10:06
Solange eine veritable Menge an Menschen glaubt, vielleicht sich auch nur einreden läßt, dass man selbst für eine fiktive Gemeinschaft unentgeltlich etwas beitragen würde, alle anderen aber Zwang benötigen, den der Kapitalismus frei Haus liefert, wird sich nichts ändern.
Die Variante zu den niedrigen Löhnen ist ja teilweise noch perfider.
In jenen raren Bereichen, in den die Funktionsmöbel auch unterste Mitglieder ihrer Organisation noch einigermaßen entlohnen, da Mindestanforderungen an Bildung herrschen, werden die dann mit dysfunktionalen Abläufen, schlechter Hardware und noch mieserer Software genötigt.
Und selbstverständlich ist immer die eigene Performance schuld, was die meisten Mitarbeiter dann auch tatsächlich bis zum zweiten Burnout für bare Münze nehmen.
Juli 31st, 2022 at 19:18
Späte Ergänzung: What would be different about a socialist economy?
November 6th, 2022 at 18:14
Dieser Opener war mir völlig durch die Lappen gegangen.
Schade.
Der war +1
… und meine Blasen an den Fingern und die Bißspuren auf der Tastatur und in der Tischplatte all die Jahre waren doch nicht so ganz umsonst.
Dankeschön @flatter, Dankeschön @Peinhart
:-)