Logik spielt nur Putin in die Hände
Posted by flatter under journalismus[17] Comments
07. Mrz 2025 11:58
Eigentlich ist es müßig, spätestens, seitdem es diesen Hajo-Friedrichs-Preis gibt. Wir erinnern uns:
"Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache" steht über dem Eingang. Ich wäre ja eher für "Lasciate ogni speranza".
Schon die Idee, in diesen Zeiten "kritischen Fernsehjournalismus" auszeichnen zu wollen, ist bizarr. Was mir am besten gefällt, ist aber, dass sie ernsthaft Elmar Theveßen ausgezeichnet haben, der hier als Witzfigur etabliert ist. Wir erinnern uns: Das ist der Typ, der jahrelang als "Terrorexperte" Angst vorm Schwarzen Mann gemacht hat und dann den Newsletter für eine "Terrorversicherung" besorgte. Ausgezeichnet!
Nur mit der nützlichen Sache
Dies war aber nur der lange Anlauf zur Sache: Eigentlich wollte ich mal wieder so etwas sagen wie: "Nachrichten brauchen wissenschaftliches Denken", womit gemeint wäre, schon das Verstehen von Nachrichten. Du kannst nicht googeln und nachher meinen, du wüsstest etwas; du musst selbst recherchieren, die Kriterien und die Kompetenz entwickeln, wie unterschiedliche Quellen zu bewerten sind.
Die Betonung liegt auf "Kriterien", Maßstäbe, nach denen man beurteilt, wie Meldungen zunächst einzuschätzen sind und nach denen man sie dann prüft. Einer der furchtbarsten Fehler dabei besteht darin, sich meinungsverseuchte Texte zu eigen zu machen, weil die erstens von einem 'Experten' geäußert wurden, der sich zweitens dadurch auszeichnet, dass er sagt, was man hören möchte. Das ist das Gegenteil eines brauchbaren Kriteriums.
Ich möchte den Hajo wie folgt ergänzen: Traue plausiblen Quellen, die deiner Sicht widersprechen, immer mehr als solchem, die dich bestätigen. Begrüße es, wenn du deine Meinung revidieren musst, denn das bedeutet, dass du etwas gelernt hast. Und nein: Das bedeutet überhaupt nicht, dass eine Meinungsänderung ein Qualitätsmerkmal wäre. Wenn die nur Heulen mit den Wölfen bedeutet, ist es schon wieder das Gegenteil. Es bleibt schwierig.
März 7th, 2025 at 13:11
Oktober 2024, Anne Applebaum: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Januar 2015, Von der Leyen: Karlspreis für Verdienste um Europa und die europäische Einigung. Nur zwei Beispiele der allerjüngsten Vergangenheit. Und halt auch der Theveßen, Mitglied der Atlantik-Brücke.
Die Nomenklatura und ihre Propagandatröten behängen sich im Kreise ihrer Peergroup gegenseitig mit den Insignien der Zugehörigkeit. Was haben wir damals über die weltfernen, verbitterten, vernagelten, senilen Greise aus den von der Wirklichkeit abgeschotteten Politbüros gespottet, die seinerzeit genau sowas praktizierten. Mielke kennt man ja, genau wie die unter der Ordenslast gebeugten Gerontokraten ähnlicher Provinienz. Wobei: alt sein kann man auch in jungen Jahren. Beipiele dafür laufen hierzuland ja genug rum.
Parteikader, Ideologen, Dogmatiker, haben wir sie damals genannt. Jeder Rationalität unzugänglich. Taub und blind, wenn die Realität an der Tür klopft. Isoliert von der Außenwelt, abgeschottet in ihrer Filterblase von genauso Gestrickten.
Und da wären wir nun. Kann und darf man natürlich nicht vergleichen. Demnächst gibts dann auch Beleidigungsparagraphen wegen Herabwürdigung von Auszeichnungsträgern. Was dann konsequeterweise bereits die Konfrontation des Würdenträgers mit der Realität als Tatbestand mit einschließen sollte.
März 7th, 2025 at 13:45
Dass die Vaterlandsaffen den vaterlandsäffischsten unter ihnen gern das Gesäß mit Goldflitter verzieren und dem so Dekorierten dann mit ganz besonderer Hochachtung begegnen, das hat einst schon Gustav Meyrink in seiner großartigen kleinen Geschichte "Schöpsoglobin" beschrieben. Ich meine, nein: ich weiß, dass Meyrinks "Des deutschen Spießers Wunderhorn" kein bisschen an Aktualität verloren hat.
März 7th, 2025 at 14:10
„Schöpsoglobin“ hab ich grad eben gelesen. „Des Deutschen Spießers Wunderhorn“ gibts beim Projekt Gutenberg. Bin dran. Wie wahr, über 100 Jahre her und kein Fortschritt mit den Vaterlandsaffen. Danke für den Lesetipp.
März 7th, 2025 at 16:12
Sehr gern geschehn und schön, dass du die Geschichte gleich gefunden hast, ich hatte vergessen, Gutenberg zu erwähnen. Gute Sache, das Projekt. Natürlich sind da bloß Autoren drin, die schon ein bisschen länger tot sind, aber der Stoff, der schon drin ist, reicht für mehr als nur ein paar Tage.
März 7th, 2025 at 22:39
Link zur FAZ
Hinter ne paywall versteckt, aber die Überschrift reicht.
Nur noch irre das Ganze!
März 8th, 2025 at 07:15
Ich nehme an, das Thema globale Erwärmung ist jetzt auch keins mehr, der Winter spielt ja nur dem Iwan in die Karten.
Die inklusiven, feministischen, moderaten, syrischen
RebellenMusterdemokraten habenwie erwartetvöllig unerklärlich ihre ursprüngliche Tätigkeit wieder aufgenommen.Wir sagen aber nichts, das könnte die Bevölkerung verunsichern.
März 8th, 2025 at 12:19
Oberstes wertewestliches Prinzip: Die staatliche Souveränität darf nicht von äußeren Kräften beeinträchtigt werden.
März 8th, 2025 at 12:30
OT: Ein Satz aus einem alten Kommentar von Klaus Baum:
"Die redensart “er war ein schlechter nazi” habe ich jedenfalls bis heute nicht gehört."
März 9th, 2025 at 10:20
Irgendwie zum Thema Logik, also nicht OT: "Wer hat Angst vorm pinken Phallus?", fragt ein ehemaliges Hamburger Nachrichtenmagazin anlässlich des Frauentags, und "Der Mann dringt ein, die Frau empfängt – so will es die patriarchale Logik beim Sex. Was passiert, wenn wir die Rollen umkehren?"
Dann ist die wollende patriarchale Logik komplett am Arsch, wenn nicht gar drin, meine ich. Der pinke Phallus, er lebe hoch!
März 9th, 2025 at 10:32
Dieser moralinsauren Mittelschichtswokeria geht es bei Sex immer um Politik und Unterwerfung. Dass das eine schöne Sache zwischen Menschen sein kann, die sich echt gern haben, kommt darin nicht vor. Arme Schweine.
März 9th, 2025 at 13:27
"die Sozialdemokraten feiern sich ein bisschen, weil sie auch glauben, dass der mit dem Namen, der an eine Guillotine erinnert, schlau verhandelt habe."
Nice!
März 9th, 2025 at 18:42
Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich OT ist, aber irgendwie verrückt:
Im Weltspiegel wird bei ARD gerade Anjatanja bestätigt. Krieg in der Ukraine führt zu Emanzipation der Frauen dort. Sie übernehmen zu Hause in der Wirtschaft die Aufgaben der Männer und werden sich diese auch nicht mehr wegnehmen lassen. Außerdem wird es zukünftig für die Frauen mit Sicherheit Jobs bei Rheinmetall geben.
Es gab aber auch einen Versprecher, als ein Interviewter die Russen als Freunde bezeichnet hat.
Wirklich irre Zeiten.
März 9th, 2025 at 19:44
@Frau Lehmann: Sie zu zitieren, ist wie Säuglinge zu treten. Man macht das einfach nicht.
März 9th, 2025 at 19:53
Ich habe sie nicht zitiert.
Ich fand nur diese Art der Reportage absurd, genauso wie ihre Vorstellungen.
Vielleicht versteh ich dich aber auch einfach nicht, @R@iner.
März 10th, 2025 at 07:17
@10
Sex kann sehr schnell sehr unschön werden, wenn man davor, während und danach Herrschaftsverhältnisse und Achtsamkeitskonzepte ("Ich würde dich sehr gerne berühren – ist das in Ordnung für dich?") ausdiskutieren muss. Manchmal gibts dann auch gar kein "während", sondern nur ein "stattdessen". Du hast recht, diese Leute sind arme Schweine.
März 10th, 2025 at 09:09
@13:
Habs kapiert.
Was man nicht macht, ist mMn, Frauen wie diese zu benutzen, so wie es die Macher der Reportage getan haben.
März 10th, 2025 at 17:22
OT: Es ist ja nicht alles schlecht, meint der Schaum: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
"Das Autogeschäft schwächelt, doch bei einem Produkt konnte Volkswagen 2024 erneut einen Rekord einfahren: Die VW-Currywurst verkaufte sich so gut wie noch nie. 8,552 Millionen Stück wurden 2024 in Kantinen und auch Supermärkten abgesetzt, wie der Betriebsrat in einem Beitrag im Intranet mitteilte, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Das waren gut 200.000 Würste mehr als im bisherigen Rekordjahr 2023. Eine Konzernsprecherin bestätigte die Angaben."
Der "Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion" (Schröder), scheint das bessere Geschäftsmodell zu sein.