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Ich stehe am Rand des Ballsaals in der Ericusspitze, gleich am Eingang zum Relotius-Raum. Das Licht fällt durch die hohen viktorianischen Fenster auf die Kristallanhänger der Lüster und wird von dort auf das edle Antlitz meiner Gesprächspartnerin, Petti Kelli, reflektiert.

Sie hat sich von der Tochter eines sehr einfachen Erziehers mit ihrer eigenen Hände Arbeit hochgedient zur Keynote-Speakerin und Duftdesignerin. Für das Poesiealbum des Verlags verfasste sie jüngst den legendären Aphorismus: "Journalisten sind die Philosophen unserer Zeit". Befragt, was sie zu diesem genialen Einfall inspirierte, erzählt sie, wie sie bei ihrer langen und intensiven Recherche deutsche Philosophen aufgesucht hat.

Worauf es ankommt

Bei der Bildersuche wurden ihr unter anderem Adorno, Habermas, Sloterdijk und Precht angezeigt. Mit ihrem verschmitzten Lächeln erklärt sie der gebannten Zuhörerschaft, dass sie analysieren konnte, bestenfalls "Slotterdick", wie sie ihn zärtlich nennt, habe "wenigstens ein tinimini bisschen Stil" gehabt und erst "der Richie Precht" sei annähernd sexy gewesen. Hier vor Ort aber sehe sie die Zukunft, in den Gesichtern der jungen strammen Kerle, die sich ihre ersten Meriten verdienen.

"Vom Tellerwäscher zum Storyteller", merkt ein schlecht angezogener Gast an, den sie mit einem Zucken ihrer Mundwinkel und einer kurzen Kopfbewegung hinaus auf dem Hamburger Asphalt schleifen lässt. Manche Neider können es einfach nicht lassen. Sie schnippt mit dem Finger, die Kapelle spielt auf.

Nach einem furiosen Kurzauftritt, der mit dem wohlverdient tosenden Applaus endet, gesellt sie sich noch einmal kurz zu mir und stellt fest: "Diese Leute sind gut. Richtig gut. Der Hammer diese Woche war das Ding mit der Orgasmusgerechtigkeit." Dabei greift sie sich an die Dose und schiebt mindesten zwei Finger bis zum Anschlag hinein. "Sagen, was geil ist, ne?" Sie packt mir in den Schritt und zerrt mich hinter einen Vorhang. Lesen Sie nächste Woche, warum, wie und was.