Christliche Sexualmoral in der Wokeness
Posted by flatter under moral[12] Comments
15. Mai 2024 16:14
Je nach Region, Autorität und Bevölkerung wurden Sünden gegen die Sexualmoral unterschiedlich behandelt. Vor allem mit der Entwicklung hin zur Moderne wurde der Umgang toleranter, die meisten Vergehen verschwanden aus den Gesetzbüchern und die Tendenz ging eindeutig in Richtung einer liberalen Handhabung. Interessanterweise hat sich aber Sexualität nie von Moral gelöst, ebenso wenig wie umgekehrt.
Das betrifft nicht nur Verbrechen und konkrete Vergehen, sondern auch und gerade die Grundausrichtung der Kulturen und Subkulturen. Der Spontispruch: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" ist zwar keineswegs frei von Ironie, aber er bringt eine typische Umkehrung zum Ausdruck, die die Strukturen nicht verlässt, sondern lediglich eine Umwertung vornimmt. Das einstige Treuegebot stellt in der Peergroup dieselbe jetzt unter Verdacht. Treue ist reaktionär und etwas für Versager.
Vom Sünder zum Täter
Die ’Befreiung’ der Sexualität, die ohne Verzögerung in ihre Vermarktung überging, war zumindest mit einem latenten Druck verbunden. Vor allem aber konnte sie sich selbst an der Oberfläche nicht vom Bezug auf Moral und das Treuegebot lösen. Das Phänomen blieb dabei ein urbanes, insbesondere in akademischen Kreisen. Auf dem Land hat sich diese Ideologie nie durchgesetzt; sie wäre auch mangels Angebot und ob der Notwendigkeit des Dorffriedens nicht realisierbar gewesen. Zudem ist die ländliche Kultur viel stärker von christlichen Original geprägt und beeinflusst.
Im Übergang zum 21. Jahrhundert stellte sich in den liberalen Kreisen eine weitere Umwertung, sprich: Umkehrung ein. Die liberale akademische Mittelschicht, die die entsprechenden politischen und vor allem Medien schaffenden Kreise beherrscht, hat die christliche Sexualmoral Komplett auf den Kopf gestellt und sich ursprünglich klerikale Herrschaftstechniken zu eigen gemacht: Sprachregelungen, Regelungen der Verschriftlichung, Verwalten der gültigen Wahrheit.
Dabei hat sie die alte Hierarchie der sexualmoralischen Werte nicht etwa überwunden, sondern schlicht auf den Kopf gestellt. Zunächst ist es die Frau, die aufgewertet und über den Mann gestellt wird. Grundlage solcher Umwertungen ist stets ein Täter-Opfer-Verhältnis, das der sexualisierten Moral zugrunde liegt. Anstatt das alte Herrschaftsverhältnis durch ein partnerschaftliches zu ersetzen, wurde es eben auf diese Art nur umgekehrt. Der Geschlechtsakt ist selbst außerhalb der Ehe keine Sünde mehr, aber stets eine potentielle Vergewaltigung.
Mai 15th, 2024 at 18:56
Im Osten, also der ehem. DDR, spielte die christliche Moral, also auch Sexualmoral eine untergeordnete Rolle. Das, was man Emanzipation nennt, wurde ohne solche Phantasmen, wie z.B. "Geschlechterkampf", Stück für Stück vorangetrieben. Die Mehrheit der Frauen hat in der DDR gearbeitet, ich konnte mit Kind studieren, inklusive (leistungsunabhängigem) Stipendium.
Abtreibungen waren bis zum dritten Monat legal.
Natürlich gab es auch da noch patriarchale Strukturen, die sich allerdings vor allem im privaten Bereich zeigten, weil manche Männer sich der Frau gegenüber überlegen fühlten.
In der BRD sah das viel länger anders aus. Mit Grauen erinnere ich mich an die Diskussionen zum Paragraph 218 oder auch die Tatsache, dass Vergewaltigung in der Ehe erst Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Stafbestand wurde. Die Gegenargumente waren abstrus.
Schon lange bemerke ich, dass die sogenannte Emanzipation der Frauen in Deutschland mit Emanzipation gar nichts zu tun hat. Dabei bedienen sich die woken v.a. Grünen einer längst überholten und widerlegten Theorie, nämlich, dass Frauen von Natur aus friedfertiger seien als Männer. Dabei macht man Frauen generell zu potenziellen Opfern und Männer zu Tätern und manifestiert damit alte Geschlechtereinschätzungen. Das hat weder was mit Emanzipation zu tun noch mit Fortschritt.
Und dann wundert man sich über die Entstehung erzreaktionärer Männerbünde.
Außerhalb der woken Gemeinschaft spielen dann wieder gesellschaftliche und politische Strukturen den althergebrachten gegenüber Männern und Frauen feindlichen Verwertungszwecken in die Hände.
So wird das nie was mit Gemeinschaft statt Kampf gegeneinander
Mai 15th, 2024 at 19:11
So sieht es aus. Ich kann es auch nicht begreifen, dass es offenbar niemand auf dem Schirm hat, Männer und Frauen – und selbstverständlich auch andere Paarungen, deren Treiben mich nichts angeht – könnten es einfach mal als Partner versuchen. Ohne Hierarchie, Status und Machtgedönse scheint das Leben für die mit den dollen Konzepten irgendwie uninteressant zu sein. Das gilt ja auch für das Motto dieses Blogs, dem sich offenbar auch kaum wer anschließen mag. Wir brauchen ja doch Führung®.
Mai 15th, 2024 at 20:23
Du meinst das Motto "Keine Herren. Keine Sklaven"?
Also ich schließe mich definitiv an.
Wer das nicht will, glaubt doch, auch er/sie/es könne es schaffen, irgendwann zu denen zu gehören, die in der Hierarchie ganz oben stehen und damit Macht über andere ausüben zu können. Dazu muss man auch ein bestimmtes Menschenbild verinnerlicht haben, nämlich, dass es immer bessere Menschen gebe (zu denen man natürlich gehört), die alle anderen, weniger geeigneten oder bösen Menschen zu ihrem Glück bekehren müssten. Und merken nicht mal, dass das nichts anderes als Rassismus ist. Schon so lange bekannt und dennoch nichts gelernt aus der Geschichte
Mai 15th, 2024 at 21:43
Ja, das meinte ich. Allerdings: "zu denen man natürlich gehört" ist vielschichtiger. Kein Faschismus, keine Gewaltherrschaft ohne diejenigen, die sich tief bücken und den oder die ganz oben verehren, um sogleich dasselbe von allen anderen zu erwarten – stets in der Erwartung, welche zu denunzieren, die sich etwas anmaßen. Auch eine ganz wichtige Funktion von Moral.
Mai 15th, 2024 at 22:00
Oh ja, die Nr. 4 habe ich das ein oder andere mal schmerzlich am eigenen (mentalen) Leibe erfahren müssen und das war entweder in der Schule oder auf dem Arbeitsplatz.
Und solche Menschen sind, seit dem ich denken kann, eher die Norm als das sie die Ausnahme sind.
Mai 15th, 2024 at 22:12
Zu der Zeit des Spontispruchs: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" fällt mir das Buch SEXFRONT von Günter Amendt ein. Das Buch hat – zu der damaligen Zeit – auch zur ’Befreiung’ der Sexualität in Westdeutschland beigetragen. Es stimmt, die Moral nebst Treuegebot dient aber bis heute immer noch als wichtige Knute für die Menschen, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen.
Ich finde es sehr traurig, dass besonders die akademische Mittelschicht nur in den bekannten Kategorien wie Hierarchie, Status und Machtgedönse leben kann. Sie hat den Kapitalismus derart verinnerlicht das für sie nichts anderes mehr möglich ist. Daher wird von ihr auch die eigene systemimmanente Verwertung, getrieben durch den Konkurrenzkampf (Männer gegen Frauen/Frauen gegen Männer), nicht bemerkt. Sie sind Täter und Opfer zugleich und verhindern darüber hinaus, dass die Menschen friedlich und partnerschaftlich gut miteinander leben können. Mit einer Emanzipation der Frau hat das tatsächlich nichts zu tun. Die Frauen werden für den Konkurrenzkampf ausgenutzt und merken es nicht. Sie wollen beweisen, dass sie genau so gut sind oder besser wie die Männer. Somit fungieren die Frauen für den Kapitalismus als nützliche Funktionsidioten (ein gutes Beispiel ist die feministische Aussenpolitik). Zuletzt sei noch daran erinnert, dass heute immer noch sehr viele Frauen für die gleicheTätigkeit, schlechter bezahlt werden als die Männer. M.M.n. hilft der Feminismus den Frauen nicht, sonder verlagert die Probleme nur weil er nicht an die Wurzel geht. Sorry, ist viel Text geworden.
PS: Dem Motto vom Blog "Keine Herren. Keine Sklaven" schließe ich mich ebenfalls bedingungslos an.
Mai 15th, 2024 at 22:29
@flatter (4):
Das stimmt natürlich.
Mai 16th, 2024 at 08:50
Grad neulich las ich irgendwo, daß es kein einziges(!) Land auf dem Erdball gibt, in dem Frauen und Männer für gleiche Arbeit gleichviel verdienen.
Und das ist im Kapitalismus doch die wirkliche Nagelprobe.
Schöne Worte sind immer preiswert zu haben…
Mai 16th, 2024 at 08:57
Frau Lehmann "……….dass Frauen von Natur aus friedfertiger seien als Männer." Dazu Buchtipps. "Frausein allein ist kein Programm" Ingrid Strobl. "Komplizinnen" Martha Mamozai, "Frauen als Täterinnen: Sexueller Missbrauch an Mädchen und Jungen", Michele Elliott.
flatter: "Männer und Frauen – und selbstverständlich auch andere Paarungen, deren Treiben mich nichts angeht – könnten es einfach mal als Partner versuchen." Die Realität sieht leider anders aus. Catcalling, Upskirting, sozialer Druck zum Minirocktragen gehören zum Alltagssexismus.
Das Frauenteam des DFB erhielt nach dem EM-Titel 1989 ein Kaffeeservice. Von dem Einkommensgefälle zwischen den Männerprofis und den Frauenkickerinnen mal ganz zu schweigen. Genau am internationalen Frauentag, den 08.03.2024 wurde dem Frauenteam mal wieder ein Mann als Trainer serviert.
Dass Frauen einen Jumbo-Jet fliegen und an Marathonläufen teilnehmen dürfen, war lange keine Selbstverständlichkeit. Vergewaltigung in der Ehe ist erst seit 1997 ein Straftatbestand. Horst Seehofer und Fritze Merz waren dagegen.
Mai 16th, 2024 at 09:34
#1 Frau Lehmann:
"Im Osten, also der ehem. DDR, spielte die christliche Moral, also auch Sexualmoral eine untergeordnete Rolle."
Gegenbeispie, Bericht meiner verstorbenen Tante (Jg. 1925):
Betriebliche Dienstreise, mehrere Personen. Nachts klopfte die Frittenpolizei an die Zimmertüren in Sachen Einhaltung des moralisch Gebotenen. Das war in den 1950/60er Jahren.
Mai 16th, 2024 at 09:54
#6 Nanny
"..akademische Mittelschicht nur in den bekannten Kategorien wie Hierarchie, Status und Machtgedönse leben kann. Sie hat den Kapitalismus derart verinnerlicht das für sie nichts anderes mehr möglich ist."
Diese Verwaltungs"elite" scheint sich im Modell Ringburg angenehm eingerichtet zu haben, hat sie doch die maximal mögliche Nähe zum "sicheren Inneren" erreicht und gleichzeitig noch weiter außerhalb liegende Verteidigungsringe, den Schutzwall gegen die Prolls.
Mai 16th, 2024 at 11:05
@Exvermieter (10):
Ich kann leider nur mitteilen, was ich bewusst erlebt habe. Was mir und meiner Generation möglich war, galt für meine Eltern leider noch nicht.