Favoriten


Archive

 
  • 2025 (50)
  • 2024 (133)
  • 2023 (127)
  • 2022 (154)
  • 2021 (107)

 
12/2013-02/2021 (alles)
org

 
2005-2013 (alle Artikel)
org
 
-------
Best of 12/2013-02/2021
-------
Best of 2005-2013

 
pn

Das Identität stiftende Moment der Moral ist in überschaubaren Gruppen oder solchen, bei denen die Identität Basis und Ziel der Gemeinschaft darstellt (Fußballfans, Parteigänger, Nationalisten u.ä.) tragend und unverzichtbar. Im Satz "Wir sind die Guten" gerinnt die Identität von Moral und Gruppe, von wir vs. sie und gut vs. böse. Dies ist aus Sicht jeder identitären Gruppe alternativlos.

Im Zusammenhang mit vorzeitlichen Clanstrukturen war diese Haltung zum Überleben notwendig wie Flucht- und Aggressionstriebe. In modernen Massengesellschaften ist dieser Ansatz aber ersichtlich unterkomplex, sprichwörtlich unzivilisiert und entsprechend schlicht dumm. Dennoch bricht sich diese Struktur immer wieder Bahn, nicht eben bloß in Spielveranstaltungen wie Fußball, sondern auch und gerade in internationalen Kriegen und der sie begleitenden Kriegspropaganda.

Sand in den Kopf

Ein enormes Maß an Dummheit ist dabei erforderlich, die völlige Ignoranz gegenüber dem latenten Wissen aller darum, dass die andere Seite sich gar nicht unterscheidet, sondern ein Spiegelbild der eigenen ist. Das wurde zur Genüge aufgearbeitet, es gibt haufenweise Literatur darüber, wie dies funktioniert und welche Strategien dabei wann von wem eingesetzt wurden, aber sobald es opportun erscheint, erweist sich nach wie vor die plumpeste Lüge über die Bosheit des Feindes und seiner finsteren Absichten als geeignetes Mittel, die Reihen der Folgsamen zu schließen.

Besonders erbärmlich dabei ist, dass die angeblich der Aufklärung dienstbaren Massenmedien sich stets in den Dienst der Propaganda stellen. Nach dem Vietnamkrieg hat auch und gerade im sogenannten 'Westen' eine Wende dahin stattgefunden, dass auf Seiten der Kriegspartei die öffentliche Kommunikation zu Propagandazwecken professionalisiert wurde und gleichzeitig die Bereitschaft zur Kritik durch private Medien abgenommen hat.

Todesspirale

Diese wurden regulär "eingebettet", durch Angebote zur Kooperation von Seiten der Verteidigungsministerien und anderer Regierungsstellen, durch den Drehtüreffekt zwischen Medien und Regierungen und ein weit verzweigtes Netz aus Mauschelei und Hinterzimmerjournalismus. Die soziologische Verengung der verantwortlichen Mitarbeiter in Medien und Politik auf einen Teil der Mittelschicht tut ein Übriges.

Die Zustimmung zu den Entscheidungen der Regierung muss kaum mehr erwirkt werden; sie besteht schon in der Identität derer, die den Zugang zu den entsprechenden Funktionen haben. Das Abweichen von der großen Linie, die von beinahe allen Politik- und Medienschaffenden geteilt wird, ist so aufwendig und riskant, dass es kaum je stattfindet, und die Meisten, die es dennoch tun, werden zügig aus dem System ausgeschieden. In dieser Verengung besteht eine weitere strukturelle Verdummung, die sich permanent selbst reproduziert.

p.s.: Kollege Mersmann hat heute Ähnliches.

 
pn

Es ist die Zeit des Größenwahns. Aktuell erlebt vor allem ein Triumvirat von Versagern sein Kiew, bestehend aus den unbeliebtesten Staats- und Regierungschefs ihrer Länder: Macron, Starmer und Merz. Allen ist gemein, dass ihre Bevölkerungen ihnen nicht vertrauen, ihnen nichts zutrauen, was dem Volk nützt, und sie sicher nie wieder gewählt werden.

Nachdem sich Macron bereits durch ständiges Aufblasen seiner unbeeindruckenden Person heute für dies und morgen für das Gegenteil lächerlich gemacht hatte, trat ihm Kier Starmer zur Seite, der völlig desorientiert, ideenlos, in völliger Verkennung seiner Rolle sowie der Großbritannien durch die Landschaft marodiert und eigentlich nur einen Freund hat: Selenski. Dabei ist zu befürchten, dass er sich selbst darüber noch furchtbar irrt.


Hold My Beer

Nun ist also auch Merz dabei, der Ersatz für Armin Laschet, der einer Koalition vorsteht, welche von einem Viertel der Wählerschaft ins Amt gehievt wurde. Aber schon das "Vorstehen" ist ihm nicht gelungen, dafür nämlich das Kunststück, als erster Versager in der Geschichte der BRD von einer satten Mehrheit nicht zum Kanzler gewählt zu werden. Dies gelang im zweiten Anlauf, immer noch verweigerten ihm mehrere die Gefolgschaft, aber durch viel Drohen und Mauscheln haben seine Handlanger den Job für ihn erledigt.

Wie reagiert er darauf – und auf den Niedergang der Bedeutung Deutschlands durch den Verzicht auf Außenpolitik und Diplomatie sowie einen fortwährenden wirtschaftlichen Suizidversuch? Er bläst sich auf und meint: "Unter meiner Führung wird die Debatte um Waffenlieferungen aus der Öffentlichkeit herausgenommen."

Schon bei "unter meiner Führung" schmiss der Prätorianer seinen Speer in die Ecke und brach lachend zusammen. Was führt er denn, der Fritz? Ersichtlich nicht 'seine' Koalition. Die Regierung? Ich halte dagegen. Europa? Ein Bündnis gegen Russland? Jetzt liegen wohl selbst die Ko-Versager auf dem Boden und halten sich die Bäuche vor Belustigung.

So lustig ist Faschismus

Derweil macht er keinen Hehl daraus, dass ihm der autoritäre Staat, in den sich Deutschland allmählich gewandelt hat, nicht schnell genug vorankommt. Der Regierungschef wird nämlich als Führer ab sofort darüber befinden, worüber in der "Öffentlichkeit" geredet wird. Der Wille zählt, vielleicht wird die massenmedial staatstragende Mischpoke dem sogar folgen. Ist da aber irgendwer, dem auch auffällt, wie sich hier einer zum sprichwörtlichen Diktator aufschwingt? Man muss hoffen, dass der Mann so lächerlich endet, wie er ist.

Diese ganzen Scheinriesen halten sich für umso größer, je weiter sie sich von der Realität entfernen. Janz kolossal jroße Männer! Flankiert wird das Elend durch die EU-Außenbeauftragte für Russenhass, Kaja Kallas. Die droht Russland mit einem "Tribunal", das irgendwie aus Europa kommen soll und auf die sichere Mehrheit der Kriegspartei EU baut. Das wird Russland dann auf Grundlage von nichts und Westwerten zu ewigem Jubiläum verbannen. Bis dahin wird dieses Europa nach anderen Aussagen derselben Freaks zwar ohnehin zu Russland gehören, aber das einen Widerspruch zu nennen, wäre Logik, und die ist unmoralisch.

 
pn

Eine interessante Betrachtung hat die Konrad-Adenauer-Stiftung da veröffentlicht. [via] Insbesondere mit Fokus auf die AfD kommt sie zu einem allgemeinen Befund, der deutlich entspannter klingt als die Schlüsse, die man daraus ziehen muss:

"In Anbetracht der tiefgreifenden Verunsicherung und Unzufriedenheit, die das politische Klima im Herbst 2023 in Deutschland kennzeichnen, stehen die politischen Parteien vor der zentralen Aufgabe, das erschütterte Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Der Pessimismus und die Resignation, die sich über alle Wählergruppen hinweg abzeichnen, sind nicht bloß als Reaktion auf bestimmte Ereignisse zu verstehen, sondern vielmehr als Symptome eines generellen Misstrauens gegenüber der Problemlösungskompetenzen der politischen Verantwortlichen."

Unfähigkeit als Chance

Nun greift auch dieses Ankratzen der Oberfläche viel zu kurz. Selbst, wenn man die ökonomische Situation, die Krise des Weltkapitalismus, zunächst außen vor lässt, ist schon in politischen Kategorien das Fokussieren auf Personen der Holzweg. Als seien "politische Verantwortliche" aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Charakters oder ihrer Kompetenzen fähig, ein politisches Problem zu lösen.

Durchaus muss man ja konzedieren, dass die Auswahl des Personals oder der Charaktermasken ein aufreizendes Maß an Inkompetenz auf allen Ebenen präsentiert. Dass man da aber Leute in Ämter hievt, denen man nicht zutraut, allein einkaufen zu gehen, lenkt doch eher von den Grundproblemen ab, als dass es etwas mit den Ursachen zu tun hat.

Die jahrzehntelange Ignoranz gegenüber jeder tiefer gehenden Analyse hat vielmehr dazu geführt, dass sich nur mehr Personal findet, welches jener Hybris verfällt, die es ihm unmöglich macht, die eigene Inkompetenz zu erkennen, und kompetenteres abschreckt, das die Unmöglichkeit lösungsorientierten Handelns unter den gegebenen Umständen erkennt.

Höhere Wesen

So endet jedes verkrustete System, das nur mehr reaktionär oder restaurativ 'Lösungen' anbietet, an die es selbst nicht glaubt, die aber gut klingen, weil sie in besseren Zeiten vielleicht funktioniert haben – als liege in den Ideen von vorgestern eine Magie, die man wiederbeleben könnte. Entsprechend wird das auch nur mehr lamentiert, aber irgendwie kommt man nie recht dazu, es auch zu tun.

Jede einzelne Partei geht so vor und die meisten sind sich darin einig, dass man lieber andere, höhere Instanzen entscheiden lässt, um sich selbst nicht im Spot der eigenen Inkompetenz verantworten zu müssen. Deshalb betreiben sie eine Kriegspolitik, die Befehlen folgt, welche längst nicht mehr gelten. Das Ganze verbinden sie dann noch mit einem Führungsanspruch. Begriffe wie "Farce" oder "Groteske" versagen angesichts des Befunds. Wir brauchen wohl eher etwas aus der Psychiatrie.

 
pn

Abb.: Dummköpfe beim "Ballern"

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich als Vierjähriger beschloss, mich zu bilden und klug zu werden. Es war ein prinzipieller Beschluss, da ich ein verantwortungsvolles Leben führen wollte. Viele Altersgenossen haben sich da lieber einen schlanken Fuß gemacht und andere für sich denken lassen. Als wissbegieriger und lernbereiter junger Mensch habe ich mich selbstverständlich über meine sogenannte "soziale Herkunft" hinweggesetzt. Ich brauchte und wollte keine halbgaren Ausreden, um lieber den kleinen Dummen zu spielen und mich verwöhnen zu lassen.

Letzteres war in meiner Generation schon bei vielen Kindern so und wurde danach zusehends schlimmer. Heute wissen Kinder aus Haushalten, deren Eltern nichts taugen, dass sie sich ebenfalls kein Stück anstrengen müssen, weil die Statistik ihnen alle Argumente an die Hand gibt, sich hängen zu lassen, keinen oder nur einen niedrigen Schulabschluss zu machen und auf die Entwicklung von Kompetenzen gänzlich zu verzichten.

Wie das System sie belohnt

Für diese Lebensentscheidung werden sie auch noch belohnt, indem sie mit Fett und Zucker gefüttert werden, sodass sie obendrein die besten Gründe haben, ihren körperlichen Verfall noch durch Bewegungsmangel zu optimieren.

Was an dieser Klientel auffällt, ist, dass sie nicht einmal versucht, irgendwie besser zu wirken oder von der Gesellschaft ernst genommen zu werden. Sie sind nichts mehr, werden nichts mehr und wollen auch nichts mehr sein. Ihr Versagen tragen sie noch wie einen Pokal vor sich her, lassen sich von Nützlichen Idioten als Opfer darstellen und kompensieren ihre mangelnde Äußerungsfähigkeit durch Gewalt.

Es ist aber nicht die Statistik, die den Menschen macht, es ist sein Wille. Ich weiß es ja selbst am besten, habe ich doch völlig aus einer Kraft meinen Geist gestaltet und meinen Körper gestählt, mich durch Zielstrebigkeit und stets waches Bewusstsein zu einem hochintelligenten sensiblen Menschen entwickelt. Ich gestehe niemandem zu, sich auf seiner Dummheit auszuruhen. Sie sind selbst schuld. Man sollte ihnen jede Form der Hilfe verweigern.

 
pn

Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041435-0028 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Die Afd ist also jetzt Hitler. Wie kömmt dem? Lesen wir nach: "Konkret betrachtet die AfD zum Beispiel deutsche Staatsangehörige mit Migrationsgeschichte aus muslimisch geprägten Ländern als nicht gleichwertige Angehörige des durch die Partei ethnisch definierten deutschen Volkes"

Bis zum 01.01. 2000 war die Abstammung das einzige Kriterium für eine deutsche Staatsbürgerschaft. Deutsche waren Blutsdeutsche. Diese Jahrzehnte lang gültige Regelung ging mithin weit über das hinaus, was die AfD etwa dazu an Gesetzentwürfen formuliert hat. Zudem wird aktuell von den verfassungshütenden Demokraten offen diskutiert, ob Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aufgrund von Äußerungen abgeschoben werden sollen.

Menschenwürde

"Äußerungen und Positionen der Partei und führender AfD-Vertreter verstoßen gegen das Prinzip der Menschenwürde", stellt der 'Schutz' fest, was ja durchaus eklig ist. Aber rechtsextrem? Gehen wir einmal nicht zu weit zurück, in die Zeit etwa, als Linke für Franz-Josef Strauß "Ratten und Schmeißfliegen" waren, aber vielleicht wenigstens in die Zeit der großen Asyldebatte?

Ein paar Beispiele für die Äußerungen beteiligter Diskutanten:

"Was soll ich den Leuten sagen, wenn in der Nähe eines Asylantenheimes ein junges Mädchen vergewaltigt wird?"

"Die Stadt wird nicht zulassen, daß [hier] die Zigeuner tanzen."

"Ausländer sind Gäste, nicht Bürger, und daher auch nicht Mitbürger."

"Vergleiche mit einem Heuschreckenschwarm, der überall, wo er durchzieht, eine Wüste hinterläßt, sind keinesfalls übertrieben. Die Lösung kann daher nur lauten: konsequente Abschirmung Europas vor der Zuwanderung aus den Entwicklungsländern."

Demokraten gegen Rechts

Zum weiter Durchekeln bitte hier entlang. Mit stolzen Grüßen ihrer CDU/CSU vom Anfang der 1990er. Das sind übrigens nicht nur Zitate irgendwelcher Hinterbänkler, sondern u.a. des damaligen Innenministers Alfred Dregger, hochgeehrt bis heute. Wer diese Herren damals als Faschisten bezeichnet hätte, wäre als Verfassungsfeind verurteilt worden. Wer es mag, kann diese Sauce noch durch Zitate von Thilo Sarrazin (SPD) anreichern.

So viel also zu den 'rechtsextremen' Inhalten, die von der AfD verbreitet und weitgehend von den aufrechten Demokraten in Gesetze gegossen werden. Diese Partei ist derzeit diejenige, welche die größte Zustimmung in der Wählerschaft auf sich vereint. Das Wahlvolk ist also gesichert rechtsextrem. Zieht irgendwer nachvollziehbare Schlüsse daraus?

Was mag den Verfassungsschutz dazu veranlassen, die AfD jetzt so anzugehen? Womöglich , dass die aus den falschen Gründen das Richtige tun und diesen überflüssigen Haufen von Rechtsauslegern auflösen könnte. Der 'Schutz' hat immer auf die 'Beobachtung' der ganz Harten (NPD, NSU etc.) gesetzt und damit nichts erreicht, während die AfD den Job einfach erfolgreich gemacht hat. Damit entziehen sich ausgerechnet die Gesinnungsgenossen seiner Kontrolle.

Man darf aber darauf setzen, dass dieser Theaterdonner recht zügig verhallt, wenn die AfD erst ein bisschen Macht ausüben darf. Dann werden sie sich sicher schnell wieder vertragen und an einem Strang ziehen. Für unsere Demokratie, die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte unseres geliebten Deutschland, einer jungen aufstrebenden Führungsmacht®.

 
nl

Wenn Propaganda zum Teil der Medienarbeit wird – erst recht, wenn sie sie dominiert – driften der Anspruch auf Wahrheit und die Glaubwürdigkeit auseinander. In einem stabilen autoritären System, in der gegenseitige Kontrolle bis in den privaten Bereich hinein wirkt, kann die Herrschaft durch Propaganda einspeisen, was die Untertanen zu glauben haben. In einem System, das Meinungsfreiheit auch nur behauptet, wirkt sie zersetzend.

Die westliche Medienproduktion ist aktuell in einem Cluster von Lügen und Propaganda gefangen, indem sie gleichzeitig Wahrheiten produziert, Inhalte als Wahrheit markiert und sich dabei selbst als kritisch labelt. Mit Letzterem wird also das Gegenteil dessen behauptet, was ihre Produktion ausmacht.

Aus dem Ganzen spinnt sie schließlich eine Metawahrheit, denn die Medien selbst halten obendrein die Diskurshoheit über die Frage, was Wahrheit sei und was nicht, was "Fake News" und was seriös®. Sie gerieren sich als "Vierte Gewalt" und fungieren dabei selbst als Ankläger, Richter und Komplize der Exekutive, die gegen von ihr als Unwahrheit erkannte Inhalte und deren Urheber vorgeht.

Wir sind wir

Möglich ist das, indem sowohl Medien als auch Politik von derselben, schrumpfenden soziologischen Charge besorgt werden: Angehörige der Mittelschicht, die das Narrativ verbreiten, unter dem sie selbst sozialisiert wurden; 'erfolgreich' genug, um keine Not zu leiden, daher überzeugt, jener beruhe auf ihrer eigenen Leistung, liberal wie die Ideologie, die dieses Narrativ transportiert, systemtreu in Innen- und Außenpolitik.

Es ist eine Identität, der identitäre Ideologie entspringt. Ursprünglich war identitäre Ideologie als solche der Rechten vorbehalten, da die Linke im Gegensatz zur reaktionär-nationalen Identität internationalistisch und offen war, für Veränderungen und fremde Kulturen.

Der Sündenfall der Linken besteht darin, dass sie einzelne Inhalte, die aus ihrer Haltung hervorgingen (Frauenrecht, Minderheitenschutz, Internationalismus) moralisch aufgeladen und durch den Zwang zum Bekenntnis kritische Theorie durch Gruppenidentität ersetzt haben. Die Werte, die dabei zum Tragen kommen, stehen keineswegs zufällig völlig im Einklang mit transatlantischer Geostrategie.

Der Uneinsichtigen Zähmung

Die einstmalige Radikalität, die linker Politik in kapitalistischen Systemen zwangsläufig zueigen war, wurde zunächst systemkompatibel geschleift, dann reaktionär. Minderheitenschutz wurde zum Angriffsmittel gegen beliebige Mehrheiten, Umweltschutz Profitinteressen untergeordnet und Pazifismus schlicht umgedreht. Die Arbeiterklasse wurde ideologisch zerlegt in Leistungsträger und Faulpelze.

Die nach innen identitätstiftend wirkende Propaganda wirkt nach außen lächerlich oder autoritär. Wer daran nicht glauben will, ist durch sie nicht erreichbar. Wie in allen dogmatischen Ideologien versucht die Propaganda, ihr Versagen durch mehr von demselben zu kompensieren. Wo auch das scheitert, müssen die unmoralischen Ungläubigen bestraft werden.

Die liberale Ideologie ist unerhört dumm. Ihre Adepten verstehen nicht, dass ihre Ansprüche nur mehr mit den Mitteln des autoritären Staates durchsetzbar sind, die sie längst selbst nutzen, und dass weder die Nationalstaaten im Inneren noch der große Hegemon im Äußeren mehr die Macht haben, ihren Willen durchzusetzen. Ihr Glaube an die eigene moralische Überlegenheit ist ein weiteres Symptom dieser Dummheit.

 
nl

Bildquelle: Helfmann

Nachdem hier zuletzt zur Sprache kam, dass es Bereiche gibt, in denen der Einsatz von LLMs oder anderer datentechnisch neuronalen Netze verheerend wirken muss, will ich heute ein paar weitere Probleme aufzählen, die nicht nur drohen oder sich andeuten, sondern bereits unbeherrschbar sind.

Zuvor sei auf eine schöne, wenn auch durchaus langatmige Zusammenfassung dessen hingewiesen, was sogenannte 'KI' kann und was sie vor allem nicht kann. Die scheinbare Verwechslung von Intelligenzleistungen und statistischen Methoden, die absolut nichts damit zu haben, ist dabei gewollt. Sonst würde es nämlich aufhören, Zillionen zu regnen, die angesichts einer kaputten Weltwirtschaft ja irgendwo hin wollen.

Lawinen

Wie bereits gesagt, sind die Suchmaschinen kaputt und das Internet mit Milliarden von Texten ohne Sinn und Zweck zugespammt, die einzig dem Zweck dienen, brauchbare Texte zu verdrängen, um an deren Stelle das Fähnchen auf die Müllhalde zu pflanzen und dafür zu kassieren. Datenschutz bleibt nur insofern wirksam, als dass die rücksichtslos verwursteten Daten zumeist in der Masse untergehen.

Ein Urheberrecht findet nicht statt. Da das ganze Geschäftsmodell vor allem von denen – Staaten – wie immer in der Hoffnung auf 'Wachstum' aka Profit gefördert wird, anstatt es zu verbieten, ist auch niemand mehr verantwortlich für irgendetwas, das die Maschinen in ihrem Zombiecrawl durch die Datenhalden von den Hängen rollen.

Jüngst fiel mir noch etwas auf: Wenn man seine Texte korrigieren will, gibt es dafür diverse Tools, von denen einige auch recht ordentlich funktionieren. Allerdings muss man dafür seine unveröffentlichten Texte in den Rachen eines LLMs werfen. Aber das ist nicht der Clou: Man kann nämlich auch niemanden mehr damit beauftragen, der das professionell und persönlich macht. Warum? Richtig, weil der sich seinerseits der Maschinen bedienen kann.

Zombieapokalypse

Es ist schon strukturell nicht mehr aufzuhalten, dass die Qualität fast jeder Arbeit, die irgendwie mit EDV zu tun hat, vor die Hunde gehen wird. Das liegt einfach daran, dass jeder, der rechnen kann, Einsatzgebiete sieht, in denen LLMs u.ä. Prozesse deutlich günstiger bearbeiten können als Menschen. Der Haken: Eigentlich können sie es überhaupt nicht, aber niemand wird mittelfristig überleben, der stur auf Qualität setzt, die man auf den ersten Blick kaum erkennen kann.

Für die anderen besorgt dieselbe Armada von Verblödungskisten noch gratis die PR, die sie als Extralawine von ihren Datenmüllhalden rollen. Derweil frisst diese Zombieapokalypse noch Energie in einem Maße, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Aber hej, was nützten uns Kultur, Verstand und Überleben, wenn wir uns von den Chinesen abhängen lassen?

 
nl

Es gibt einen geschätzten Kollegenden, den ich bei der Gelegenheit grüße, aber selten verlinke, weil ich keinen Bock habe, mich als Betreiber für die herzliche Offenheit Anderer zu verantworten. Regelmäßig sind bei ihm keine guten, aber wie ich finde angemessene Wünsche zu lesen, die nach meiner Rechtsauffassung die Grenze zum Kostspieligen überschreiten. Vor allem Journalisten haben es ihm angetan, denen er ein ungemütliches Ableben zu wünschen pflegt, mit sehr viel deutlicheren Worten und gern garniert mit weiteren Schmähungen.

Was sollen wir also tun mit denen? Abgesehen davon, dass sie uns ja nicht den Gefallen tun werden, nicht einmal den, um den ich einstweilen bat, dass ihnen unter Umständen die Hand auf der Tastatur abfaulen möge. Zumal, was dem Ganzen ja die Krone der Albernheit aufsetzt, da draußen immer noch Massen von Dödeln aka Normalintelligente herumlaufen, die den ganzen Quatsch auch dann noch glauben, wenn die ersten Kühe sich angewidert abwenden.

Geistesfahrer

Auf der Gegenfahrbahn: Es gibt ein paar Bereiche, da weiß ich was. Gravitation zum Beispiel oder das lustige Gehopse der Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Davon weiß ich je genug für eine sehr klare Ahnung davon, wie unfassbar wenig ich darüber weiß. Käme ich also auf die Idee, Artikel darüber zu verfassen, weil viele da draußen nicht so weit kommen und ich sie mit einem Quark füttern könnte, den sie sicher eindrucksvoll fänden, ohne sich jemals etwas davon zu merken?

Dergleichen findet aber permanent statt, nur eben drölf Niveaustufen weiter unten. Journalist/:_*Innen und ähnlich akademisch verblödetes Volk erklärt die Welt. Keine Ahnung von gar nichts, keine Vorstellung davon, dass der eigene Level von Wissen und Fähigkeiten noch vor dreißig Jahren nicht für eine Realschule gereicht hätte, kompensiert durch überschäumendes Selbstwertgefühl.

Einfach mal die …

Wieso lässt man es denen durchgehen, dass sie einen Rotz verklappen, bei dem man entweder erkennt, dass es nichts zu verstehen gibt oder gleich, dass sie keine Ahnung haben, wovon sie quatschen? Wie kann man noch in einen Spiegel glotzen, wenn man nichts gelernt hat, außer seine Inkompetenz in einem stinkenden Nebel von Buzzwords zu verstecken?

Dieses PR-Gelulle, ein einziger kakophonischer Lärm, von dem ich aus erster Quelle weiß, dass er selbst denen auf den Sack geht, die ihn aus der Jauche heben, füllt jede Ritze zwischen den Verdächtigen der betroffenen Berufsgruppen Irgendwas mit Werbung, Irgendwas mit Medien, Irgendwas mit Politik und Irgendwas mit Beraten. Wenn ich so etwas lese, möchte ich sie töten. Alle. Davon ausgehend, dass ich damit gar nicht ganz allein bin, wäre es also in unser aller Interesse, wenn wir zivilisiert blieben. Friedlich. Besser nicht den Lumpen im Pazifisten wecken.

 
nl

Quelle: Pixabay

In unserer beliebten Serie "Märchen, die man auch anders vorlesen kann" möchte ich heute einmal ein Buch besprechen, das die Älteren unter euch noch kennen. Der Titel sagt mir überhaupt nichts, aber da kann man mal sehen, dass nicht alle Bestseller "Spiegel"-kompatibel oder sonstwie reißerisch sein müssen.

"Bibel" also, ein ähnlich komischer Titel wie "Du den", unter dem man sich zwar etwas vorstellen kann, aber sicher nicht das, was dann geliefert wird. Okay "Bi Belle" verspricht auch etwas, dem kommt unser Werk aber immerhin genremäßig nahe. Um nackte Weiber und Kerle, Lug, Betrug, Schande und Strafe geht es da von Anfang an; reichlich Sex and Crime, was stark anhebt ("Sodom und Gomorrha") im Verlauf aber stark nachlässt. Ja, bis auf die Offenbarung des Johannes selbstverständlich. Ganz am Ende geht es dann doch noch einmal steil.

Sex, Drugs and Crime

Ich bin als Atheist selbstverständlich relativ bibelfest, habe auch "Mein Kampf" und die "Texte der RAF" gelesen. Es ist sehr traurig, dass im Christlichen Abendland® des Hetzers Luther kein Mensch dessen Bibel liest. Nicht einmal die verdammte Bergpredigt, die ich sogar mit meiner satanistischen Tochter gelesen habe. Dabei ist das echt ein Trip; der Autor hat gekifft, was die Birne abkann – eher sogar das entscheidende Quentchen drüber. Aber das ist absolut nix gegen dem Hans seine Apokalypse. Was der Typ sich an Pilzen eingeworfen hat, ist noch als Suizidversuch zu brutal. Lesen!

Schon wieder abgeschwiffen. Eigentlich wollte ich ja auf etwas ganz anderes hinaus: Judas, der alte – nein, eben weder "Verräter" noch Sozialdemokrat, sondern nach unserer Zeitrechnung der erste Träger des "Balls of Steel-Award". Während Jesse verständlicherweise noch rumpusste, vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen wäre, hat der Mann mit den Stahleiern Nägel mit Köpfen gemacht. Kein Tod, kein Märtyrer. Kein Märtyrer, keine Religion. Judas wusste, was er tat und hat nicht gezögert, den Grundstein unserer Kultur zu legen.

Coole Typen aus der Vintagezeit

Dass er sich dabei ganz en passant auch selbst geopfert hat, und zwar gleich mehrfach, darf der verblödete Christenmensch nicht zur Kenntnis nehmen. Im Gegenteil hat das Präsidium, damit bloß niemand diesen Märtyrer als solchen ehrt, das freiwillige Ausscheiden aus der großen Tretmühle gleich komplett zur Todsünde® erklärt. Niederträchtig.

Damit ist Ju der zweite wirklich coole Typ, dem sie erst die Karriere und dann für alle Ewigkeit den Ruf versaut haben. Vorher war da ja schon dieser fünfte Erzengel, der keinen Bock hatte, sich von einem launigen Weltherrscher kritiklos herumschubsen zu lassen. Von vornherein war der in diesem Film schon gebrandmarkt, war er doch der Einzige, dessen Namen nicht auf "-el" endete. Billig. Erstaunlich, wie sich solche Narrative halten, obwohl jeder Verstand und der elaborierte Geschmack dagegen eigentlich auf die Barrikaden gehen müssten.

2018

 
dt

Längst ist es für die gesamte westliche Politik, die bis zur Ununterschiedbarkeit mit ihren Medien verwoben ist, wichtiger, Geschichten zu erzählen als Ereignisse zu beherrschen. So wie der Kapitalismus nur das Ziel Profit kennt und dem alles unterordnet, ist das Geschäft der Medien, vor allem unter der Ägide der Atlantiker und Neocons, das, Wahrheit zu produzieren – ohne Rücksicht auf die Realität.

Die kann man aktuell oder rückwirkend kurz- und mittelfristig darstellen, wie es einem gefällt, und die langfristige Geschichtsschreibung, die diese Fraktion immer(!) beim Lügen erwischt hat, ist in diesem Spiel keine relevante Kraft. Bemerkenswert, dass selbst das Wissen um diese Lügen (Brutkastenlüge, Saddams Chemiewaffen, Massaker von Rugowa) nicht dazu führt, dass die Lügenproduktion als solche erkannt wird.

In diesem Zusammenhang braucht man keine Verschwörungstheorie, um am Ende doch wieder nach Henne oder Ei zu fragen, um zu erkennen, wie fatal das Standard gewordene "Storytelling" im Restjournalismus wirkt. Dass einer der größten Lügner des Journalismus – Klaas Relotius – einer der meist ausgezeichneten ist, ist jedenfalls kein Zufall. Information und Wahrheit werden zwischen den Mühlsteinen Profit und Ideologie zerrieben.

Geschichtenerzähler

Nicht weniger klar wird das anhand der inzwischen längst völlig üblichen Praxis, Geheimdienste als Quellen zu verwenden. Deren Kernaufgabe, egal, welchen es betrifft, ist ausdrücklich Desinformation. Die Dilettanten in den Redaktionen bilden sich vermutlich ein, das beträfe deren Abwehr. Nein, die 'Dienste' sind Propagandaschmieden, und jeder, der sich mit deren Geschichte auch nur wenige Minuten lang beschäftigt, weiß das.

Wir werden also ganz ungeniert mit netten Geschichten und Desinformation beliefert. Das reicht aber ja noch nicht. Es wird, wie in jeder Religion und jeder Sekte der Vergangenheit, unter Drohung der Exkommunikation aufgefordert, dem Glauben beizutreten und ihn zu verbreiten. Die schlimmste Blasphemie ist dabei die, einem anderen anzuhängen. Das tun nur Ketzer und Lumpen.

Politik und Journalismus sind wie alle Kulturphänomene bisher religiösen Ursprungs und radikalisieren sich in Krisenzeiten. Die Begleiterscheinungen sind Aggression, Fanatismus und Barbarei. Die reaktionären Kräfte, denen die Anpassung an Veränderungen nicht mehr gelingt, treiben mit Eifer den Untergang voran und erkennen wie immer zu spät, dass es ihr eigener ist.

Nächste Seite »