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Ich möchte es einfach einmal aufschreiben, weil es mich nervt. Es sind keine neuen Erkenntnisse, es ist nicht vollständig und auch nicht die Quintessenz, vielmehr sind es ein paar Binsenweisheiten, die man beachten muss, um sich nicht zum publizistischen Vollhorst zu machen. Kann aber scheinbar niemand mehr. Die Journaille, die sich für ihr grottiges Ejakulat noch mit Medaillen behängt, ebenso wenig wie die ach so alternativen Fuzzis aus jedem Krawallblog, die glauben, es genau so gut zu können. Dabei könnten die wenigstens an der Stelle, wo sie damit recht haben, einmal kurz innehalten.

Es gibt so einiges, das ist von der Sorte 'Tut man nicht', und das heißt so, weil man es nicht tut. Das ist zum Beispiel abschreiben. Tut man nicht. Niemals. Wenn ich eine Meldung lese, habe ich der gefälligst zu misstrauen. Wenn sie nicht in mein Weltbild passt, bin ich misstrauisch, weil ich mir das nicht zufällig zusammengebaut habe. Ich halte Dinge für wahr, möglich, wahrscheinlich, unwahrscheinlich, unmöglich oder unwahr. Was da weiter rechts angesiedelt ist, macht mich stutzig.

Cogito ergo sum

Wenn ich etwas erfahre, das mein Weltbild stark bestätigt, – HALLO, ZUHÖREN! – dann macht mich das stutzig. Weil ich mir nicht traue. Ich bin ein Mensch, ich habe Neigungen, die meinen Verstand beeinträchtigen. Kritisch bin ich, wenn ich mich selbst anzweifle. Was mich bestätigt, hat daher geprüft zu werden, als sei es unmöglich. Gibt es noch andere Quellen? Hat meine einen Grund, das so und nicht anders darzustellen? Haben die, auf die ich mich beziehe, schon einmal gelogen? Ja, das ist ein anderes Geschäft als irgendwen zu zitieren, nicht wahr? Da ist der Copy and Paste-Hanswurst schon lange fertig, wo die Arbeit eigentlich beginnt.

Propaganda zum Beispiel, macht man nicht! Wenn ich eine öffentliche Meinung verstärke, dann ist das Propaganda, nichts anderes. Wenn die Medien voll sind mit Meldungen, dass Loriot ein furchtbarer Schurke ist, dann habe ich alles Mögliche im Sinn, aber nicht zu erzählen, wie furchtbar der Superschurke Loriot ist. Ich schreibe keine Anti-Loriot-Appelle¹, niemals, denn das ist Propaganda. Ich äußere mich niemals über Schurkereien von Loriot, die ich nicht für zweifelsfrei bewiesen halte, denn das wäre üble Propaganda. Im Gegenteil habe ich den Anspruch, nur etwas zu sagen, wenn es eine Sache aus einer neuen Perspektive beschreibt oder neue Fakten enthält. Sei es auch nur mein Ärger, dann habe ich das aber genau so deklarieren.

Womit wir bei Transparenz sind: Das Einzige, das nicht zur Informationspflicht gehört, sind Quellen, deren Wohlergehen sonst gefährdet wäre. Alles andere wird offengelegt, vor allem von mir selbst: was mich bewegt, warum ich etwas sage, wie ich denke, wie ich dazu komme, was mich treibt, wer mich beeinflusst, wer mich bezahlt. Alles andere läuft auf Propaganda hinaus. Ich kann mich auch irren, dann sage ich auch das, und zwar sobald ich meinen Irrtum feststelle. Das ist ganz einfach, wenn man sich selbst nicht für wichtiger hält als die Nachricht oder den Kommentar.

Das Urteil

Womit wir abschließend bei dem sind. Ein Kommentar darf fast alles, aber nur, wenn das da oben beachtet wird. Sonst ist er Propaganda. Der Kommentar ist die höchste Kunst, die das höchste Risiko birgt, in miserabelste Propaganda abzurutschen. Ein Kommentar ist ein Urteil, meist sogar eine Sammlung von Urteilen. Die lässt man nicht ab, wenn man sich nicht in die blutigen Abgründe des Zweifels begeben hat. Was zweifelhaft ist, muss zweifelhaft bleiben, der Rest ist die Wahrheit. Wenn einer dann ein verurteilter Hanswurst ist, darf man ihn so nennen. Wenn etwas skandalös ist, darf man Konsequenzen fordern.

Aber gerade hier gilt: Wenn ich mich geirrt habe, muss ich meinen Irrtum lauter beklagen als ich vorher andere angeklagt habe. Ich muss deutlich machen, dass, worin und warum ich mich geirrt habe. Ich muss mir und anderen die Gelegenheit geben, aus solchen Fehlern zu lernen, und ich selbst habe die verdammte Pflicht dazu.

So, und dann sagt mir mal, wo diese Maßstäbe gelten? Ich weiß, es ist traurig, aber wenn wir sie aufgeben, bleibt irgendwann nichts mehr außer Hetze und Geschrei.

¹: Für Schlaumeier ergänzend angemerkt: selbstverständlich schreibe ich auch keine Pro-Appelle oder Elogen jedweder Art. Muss ich erwähnen, dass das Propaganda wäre?

November 2014

 
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Ein Blogger schrieb vor Jahren einmal, wenn die Bioläden im Kiez auftauchen, sei es Zeit, seinen Umzug zu planen. Als nächstes kommen die Schwaben Lastenfahrräder, dann die Grünen und die Linken, dann die Mieterhöhungen und dann die Säuberung von den Ureinwohnern. Wer von denen noch bleibt, wird rausgeekelt, weil sie alle rechts® sind.

Ein ähnlicher Prozess betrifft die Redaktionen, bei denen, die die Stirn haben, sich Journalist:*_Innen zu nennen. Man kann das derzeit mit adäquatem Ekel bei Telepolis beobachten, wo nicht nur zunehmend Atlantiker ihren Propagandamüll auskippen, sondern sie jetzt auch noch Lifestyle-Gülle verklappen: "Joggen leicht gemacht: So überwinden Sie mentale Blockaden" R.I.P.

Wenn die Lastenräder kommen

Nun, wie kömmt derartiges? Einen deutlichen Hinweis gibt eine Umfrage unter Journalisten, in der 41% der Befragten sich als Grünen-nah bezeichnen und weitere 16% als SPD-nah. Fast zwei Drittel hängen also den atlantisch-woken Umfallerparteien an. Dabei muss man noch beachten, dass die 23% der Überparteilichen mit Vorsicht zu genießen sind, da diese Antwort aus Opportunismus gegeben worden sein kann.

Auch der Altersschnitt (46) ist interessant. Er liegt mitten im Spektrum der Spanne zwischen 25 und 67. Gehen wir von einer Normalverteilung aus, liegt das Gros also ebenfalls zwischen 40 und 50. Selbst die Ältesten aus dieser Gruppe kennen die Grünen nur mehr als Mix aus Ost-Protestanten und Atlantiker-Wessis; inhaltlich als die Partei der Laufzeitverlängerung, Angriffskriege und Hartz IV.

Ich weise immer wieder darauf hin, dass es keine gute Idee war, den Kannkeinmathes und verwöhnten Mittelschichtsgören den Journalismus zu überlassen. Das sind übrigens keine Linken, auch das in Endlosschleife: Links ist Klassenkampf für unten, nicht das Gegenteil.

Kein Wünschdirwas

Würde ich mir als linker Klassenkämpfer eine Redaktion unter Leitung des säzzers backen, hätte ich natürlich zuerst diejenigen, die schreiben können – prägnante, stilsichere Texte, aus denen ich etwas lerne oder nach deren Lektüre ich mir zumindest Fragen stelle. Sicherlich keine Geschichten, die mich einlullen. Eine Seltenheit in der echten Welt.

Politisch würde ich sie eher mit Konservativen besetzen, die mich von ihrer Sicht überzeugen oder es zumindest versuchen müssten. Was niemand braucht, sind Schwurbler, die schreiben, was die Chefs hören wollen, und die ihre Leser mit Geschichten für Kleinkinder versorgen.

So viel zum Wünschdirwas. Wieder in der echten Welt, hat das BVerfG just geurteilt, dass das BAföG nicht den Lebensunterhalt sichern muss. Die Praxis hält schon lange die Proleten von den Unis fern und wird in Zukunft noch zuverlässiger dafür sorgen. Deren Interessen kennen wir dann als die von Nichtsnutzen und Faulpelzen.

 
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Ich stehe am Rand des Ballsaals in der Ericusspitze, gleich am Eingang zum Relotius-Raum. Das Licht fällt durch die hohen viktorianischen Fenster auf die Kristallanhänger der Lüster und wird von dort auf das edle Antlitz meiner Gesprächspartnerin, Petti Kelli, reflektiert.

Sie hat sich von der Tochter eines sehr einfachen Erziehers mit ihrer eigenen Hände Arbeit hochgedient zur Keynote-Speakerin und Duftdesignerin. Für das Poesiealbum des Verlags verfasste sie jüngst den legendären Aphorismus: "Journalisten sind die Philosophen unserer Zeit". Befragt, was sie zu diesem genialen Einfall inspirierte, erzählt sie, wie sie bei ihrer langen und intensiven Recherche deutsche Philosophen aufgesucht hat.

Worauf es ankommt

Bei der Bildersuche wurden ihr unter anderem Adorno, Habermas, Sloterdijk und Precht angezeigt. Mit ihrem verschmitzten Lächeln erklärt sie der gebannten Zuhörerschaft, dass sie analysieren konnte, bestenfalls "Slotterdick", wie sie ihn zärtlich nennt, habe "wenigstens ein tinimini bisschen Stil" gehabt und erst "der Richie Precht" sei annähernd sexy gewesen. Hier vor Ort aber sehe sie die Zukunft, in den Gesichtern der jungen strammen Kerle, die sich ihre ersten Meriten verdienen.

"Vom Tellerwäscher zum Storyteller", merkt ein schlecht angezogener Gast an, den sie mit einem Zucken ihrer Mundwinkel und einer kurzen Kopfbewegung hinaus auf dem Hamburger Asphalt schleifen lässt. Manche Neider können es einfach nicht lassen. Sie schnippt mit dem Finger, die Kapelle spielt auf.

Nach einem furiosen Kurzauftritt, der mit dem wohlverdient tosenden Applaus endet, gesellt sie sich noch einmal kurz zu mir und stellt fest: "Diese Leute sind gut. Richtig gut. Der Hammer diese Woche war das Ding mit der Orgasmusgerechtigkeit." Dabei greift sie sich an die Dose und schiebt mindesten zwei Finger bis zum Anschlag hinein. "Sagen, was geil ist, ne?" Sie packt mir in den Schritt und zerrt mich hinter einen Vorhang. Lesen Sie nächste Woche, warum, wie und was.

 
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Herrn Lindners Zuträger haben ihm eine Idee gegeben: einfach weniger Miete zahlen – für die Faulpelze, die dem Staat auf der Tasche liegen. Jene Faulpelze, die sich ausgerechnet immer dann wie wild vermehren, wenn die Konjunktur eine Delle hat. Kann man mal sehen, wie asozial diese Leute sind.

Also: Nur noch eine Pauschale zahlen. Bei wem die nicht reicht, der muss halt hungern oder umziehen. Da draußen gibt es doch sicher Hunderttausende kleine Wohnungen, in denen man billig leben kann, und die Schmarotzer lassen sich ihre 400 m² in Mitte vom Staat zahlen.

Was das spart

Wenn das alles so klappt, wie sich seine liberalen Hassprediger das vorstellen, kann man sicher auf zehn Jahre gerechnet einen chicen Tarnkappenbomber mehr kaufen, (den keiner sehen kann, weil er nicht fliegt und im Hangar verschimmelt). An dem ist jede Schraube mehr wert als so ein Parasit aus der Faulenschicht.

Die etwas Intelligenteren unter den Vertretern einer biegsamen Menschenwürde begrüßen das, weil es eine widerwärtige Foltermethode ist, mit der man dem Prekariat drohen und es auf diese Art sinnlos, aber einfach stressen kann. Sie sollen Angst haben, von morgens bis abends. Sie sollen sie nicht aushalten können. Sie sollen sich besaufen und bekiffen, um das noch zu ertragen und damit man sie erst recht bespucken kann.

Die Depression der Arbeitslosen ist dabei wiederum nur Mittel zum Zweck, denn es geht um die aktuell noch Versklavten, die beißen und treten, um sich ihr Leben zu verdienen und die auf diese Weise ihre eigene Angst kompensieren. Wir brauchen Sklaven, die Angst um ihr Sklaventum haben. Dass auch die irgendwann anfangen zu saufen, ist eingepreist. Hält das Rad schon auf Touren.

Schade eigentlich

Einzig eine relevante Gruppe könnte das Ganze sehr unschön finden und erfolgreich dagegen opponieren, was ein Kompetenzhänfling wie Lindner auch nicht kapiert: Die Immobilieneigentümer. Obdachlosigkeit ist nämlich ein übles Verlustgeschäft. Nicht nur, weil die schönen Daueraufträge vom Amt ausbleiben, sondern auch, weil das die Mieten drückt. Geht’s noch?

Daher wird also nichts aus der eigentlich doch so kreativen und wundervollen Idee der neoliberalen Leistungsträger und ihrer selbst verschuldeten Vertretung. Dann bleibt ihnen wenigstens auch erspart, dass irgendein dahergelaufener Senat des BVerfG ihnen doch noch erfolgreich erklärt, was Artikel 1 bedeutet. Das wäre nämlich das Ende der FDP.

 
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Als wir mit der Podcast-Reihe "Keine Ahnung" anfingen, dachten wir zunächst an ziemlich eingegrenzte Themen, zu denen wir mehr oder weniger wussten, gern eben auch so gut wie nichts, um einmal auszuloten, was es braucht, um sich als Ahnungsloser auszuzeichnen. In wenigen Fällen war es dann auch so, dass wir dem so weit gerecht wurden und die Sendung quasi rund werden konnte. Meist kam es anders und wir haben nur ein paar Brocken zusammengetragen, etwa zu "Freiheit" "Wahrheit" oder "Realität".

Von allen Themen, an denen wir uns bislang verhoben haben, ist das Thema "Bildung" definitiv dasjenige, dem man auch mit beliebiger Überlänge nicht annähernd Herr wird. Viele Jahre habe ich mich daher dagegen gewehrt, aber zuletzt wurde der Übermut größer und endlich hat Keine Ahnung einmal in unübertrefflicher Deutlichkeit bewiesen, dass wir uns gern und heillos vergaloppieren, kurzum: Wir haben die Versiegelung der Oberfläche nur ein klein wenig angekratzt.

Von der Wissenschaft zur Kunst

Nun könnte man selbstkritisch zur Kenntnis nehmen, dass die Wahl derart weitreichender Themen zwangsläufig zu willkürlichen Ausschnitten und Schwerpunkten führt. Es mag deswegen sogar zu einer stark anekdotischen Betrachtung kommen – einer der ärgsten Feindinnen der Wissenschaft. Wie konnten wir das nur zulassen?

Aber halt, wartet, ihr macht einen Fehler. Lasst mich erklären! Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit im Hause Keine Ahnung gilt ausschließlich für das Denken der Sprecher; keineswegs für deren Beiträge. Fresst das!

Vielleicht aber, was durchaus mehr als bloß ein Trost sein dürfte und worin eine gar nicht so weit hergeholte Wahrheit liegt, haben wir ja eine neue Kunstform erschaffen: das radikal fragmentierte Mäandern. Aber ist das wiederum nicht ein ganz billiger rhetorischer Trick? Keine Ahnung.

Zur großen Show Bitte hier entlang!

Viel Spaß!

 
xx

Abb.: Synapsenparty

Kollege Tux0r weist freundlicherweise darauf hin, dass sich heute vor 100 Jahren der Surrealismus erstmals manifestierte, unter dem gleichnamigen Titel aus der Tastatur von André Breton. Das epische, mit Verlaub, Gelaber des Herrn blieb dabei weit weniger einflussreich als eine grobe Idee, die aus der Taumtänzerei im Folgenden die Bildende Kunst beeinflussen sollte.

Banausen wissen heute: Surrealismus, das ist das mit den zerfließenden Uhren. Das war dieser Dali. Hochgebildete Partygänger hingegen kennen gar René Magritte und können akzentfrei "Pyrenäeenschloss" sagen. Das ganze Gewusel zwischen Traum, Realität und Psychoanalyse, das als Nebel der Assoziation darum herum wabert, ist schließlich nur mehr Kunstkennern bekannt oder halt jenen, die ihre Bildung nur dazu angehäuft haben, andere mit ihren vermeintlichen Analysen auf die Murmeln zu gehen.

Wirres, Irres, res

So etwas muss ich schreiben – nicht nur um des Zeilenschindens willen, auch, um nicht ohne Verzögerung in die deprimierende Realität eintauchen zu müssen. Wozu haben wir schließlich die Kunst, wenn nicht, um im Duft ihrer Aura den Schaum etwas zu dämpfen, in den man zu derselben Depression hinabtaucht? Tröster, Dichter und Narr.

Weil nämlich, ja doch, ich komme ja schon zur Sache, mir bei der Überschrift spontan nur einfiel: "Ja." So fühlt es sich an, wenn einem das Geschwätz des Politisch-Medialen Komplexes das Blut aus den Ohren treibt. Parallelwelt, Wünschdirwas, Albtraum und Wirrvision – wohlgemerkt als ernsthafte Beiträge zur vermeintlichen Realität feilgeboten und nur mit einem Maß am Drogen zu ertragen, das keinen Spaß mehr macht.

Der Beispiele sind es ja Hunderte, aber der wohltemperierte Deprimeur genießt eines nach dem anderen, der meisterlich gute Menschenverstand bewacht sich gar derart, dass er es bei einem pro Tag belässt. Wohlan, das zum heutigen Jahrestag:

Einer reicht

Friedensfazilität. Welch ein gar vorzüglich albtraumhaftes Ungetüm einer Sprachkreatur, Ausgeburt aus Gegenteiltag und abgründigen Hass auf alles, was den Bezug zur Realität noch nicht endgültig vernichtet und vergessen hat. Die letzte "Faszilität", von der wir heimgesucht wurden, war die "Finanz-Stabilisierungs-Faszilität", ein Vehikel für willkürliche Maßnahmen zur Rettung von Vermögen und Profiten. Aber so kann man das ja nicht nennen.

Jetzt haben wir die mit dem Frieden®. Wo kein Freud je hinkam, haben wir immerhin den Orwell, der uns einmal mehr aushilft. Es geht um Krieg, Mordmaschinen und – Fasziliät eben – um Profite. Der Weltkapitalismus ist im Arsch, im Westen noch im ärscher, also entledigen die Amis sich zuerst der Konkurrenz durch ihre Vasallen. Schüss Europa! Vorher darf dieser unterentwickelte Kontinent aber noch reichlich Kabumm-Plunder kaufen, am liebsten beim Hegemon. Dafür braucht er Geld oder halt eine Fasziliät, die zumindest welches übern großen Teich buchen kann.

Und jetzt alle: Frieden! Freiheit! Menschenrechte! Arbeitsplätze! Werte! Moral! Tugend! Gott! Vaterland! Treue! Ehre! Blut! Boden! Raum im Osten! Wolgograd! Moskowien! Gegen Nazis! Na? Kommt, dagegen ist die Lyrik von Hans Arp doch der reinste Beamtenjargon.

 
xx

Es muss eine dieser Reden gewesen sein, die ich nur ausschnittsweise durchlitten hatte. Jedenfalls hatte mich das Plappermädchen in eine seltsame Trance geschwafelt, sodass ich mich verfuhr. Eigentlich kenne ich jeden Stein auf diesen Wegen, aber es verschlug mich auf eine Lichtung, die mir völlig unbekannt war und die mir dennoch sehr vertraut erschien.

Ich stand an einem Flussufer und schaute hinunter, wo allerlei vorbeigetrieben wurde. Irgendwie friedlich. Ich fühlte mich von einigen Bürden befreit und setze mich hin. Nicht weit von meinem Platz saß eine Ente, die von einem merkwürdig glitzerndem Staub berieselt wurde. Sie breitete die Flügel aus.

Aus dem Staub erschien allmählich ein Schwan, der über sie herzufallen schien. Das ging eine Weile so, bis der Schwan plötzlich verschwunden war und sie auf einem Stier saß. Ich wurde von seinem Schnauben aufgescheucht und befürchtete für einen Augenblick, er könnte mich bemerken und auf mich zustürzen. Doch wo er eben noch gestanden hatte, schnäbelte die Ente jetzt mit einem … Kuckuck.

Wahnvorstellungen

Es schien eine Art Drogenwahn zu sein. Nicht nur hatte ich Visionen von all diesen Tieren, auch von einer Schlange, einem Adler und einer Ameise. Nicht nur waren da auch eine Wolke und ein Feuer. Sie schien es mit all diesen zu treiben und wand sich vor Wonne. Als ich endlich wieder etwas klarer sehen konnte, saß sie aber tatsächlich bei einer Ente.

Seltsam: Der Erpel war gelb wie eine Quietscheente und sie war schwarz wie die Nacht. Das war immerhin nur seltsam und nicht völlig verrückt, wie die anderen Produkte meiner wahnhaften Phantasie. Gerade wollte ich mich beruhigen, als der Irrsinn doch wieder mein Hirn zermarterte. Die Ente sprach zu mir, ich konnte jedes Wort deutlich verstehen:

"So, mein Lieber, ich hoffe, du hattest deinen Spaß. Normalerweise wärst du jetzt in irgendeinem meiner finsteren Spielzimmer und würdest die Unverfrorenheit büßen, an meinem Fluss zu sitzen – und das, während wir uns hier vergnügen. Aber Toddy hat ein Herz für dich. Dein Glück. Und jetzt verpiss dich, säzzer!"

 
zara

Abb.: Arbeitsplätzchen hassischer Rucker

Die folgende Kollage besteht aus Zitaten des deutschen Qualitätsjournalismus. Kämpfen wir gemeinsam für die Wahrheit und gegen die feindliche Propaganda!

Als Machthaber Putin unprovoziert die brutale volle Invasion gegen das demokratische Nachbarland befahl, haben russische Hacker den hybriden Cyberkrieg ausgerufen. Unterstützt wird Russland vor allem durch das Regime von Machthaber Assad, die Diktatur des Kim Jong Un und Xi Jinping, dem Parteisekretär und überzeugten Kommunisten.

Mit dem Diktator von Belalalaruss, Machthaber Lukaschenko, ist Putin gar verbündet. Wer sind also die Getreuen des brutalen Zars von Moskau, was zeichnet sie aus? Dem mächtigsten unter ihnen, Xi, geht es vor allem um ideologische Treue und nationale Sicherheit. Dafür unterdrückt er Volksgruppen wie die Uiguren und will Taiwan annektieren. Der Reichtum in seinem Land ist höchst ungleich verteilt.

Who Is Who

Lukaschenko ist der letzte Diktator Europas. Regierungsgegner werden bei ihm von Polizisten und Gefängniswärtern geschlagen, misshandelt und gefoltert. Die Schreie sind bis auf die Straße vor dem Gefängnis zu hören. Man kann das Knirschen der Knochen hören.

Über Kim Jong Un ist nicht viel bekannt, da er sein Land aus einer Geheimbasis regiert. Er soll Gegner regelmäßig hinrichten lassen. Dazu bindet er sie vor Kanonen, lässt sie totschlagen oder verfüttert sie – sogar die eigenen Verwandten – lebendig an Hunde. Oft werden dabei auch die Familien der Opfer hingerichtet, einschließlich der Kinder, die er dabei zusehen lässt.

Die unheimliche Weltgefahr

Am wichtigsten aber sind Putins Hacker von der Cyberarmee, die sich für seinen Cyberkrieg gerüstet haben und die ganze Welt manipulieren wollen. Aber auch díe prorussische Hackermafia von Putins Gnaden gehört dazu. In ihrem weltweiten Cyberkrieg greifen die gefährlichsten Hacker der Welt Microsoft, den Bundestag, die SPD, deutsche Kommunen oder das Schienennetz an. Sogar mit DDoS und Phishing. Sie können auch die Strom- und Wasserversorgung lahmlegen. Das macht Angst, verständlicherweise.

Sie verbreiten außerdem als Putins Lügenmaschine Desinformationen, zum Beispiel, die Ukraine werde von einem Neonazi-Regime regiert. Dabei vertritt die demokratisch gewählte ukrainische Regierung mit einem Präsidenten jüdischer Herkunft keine neonazistische Ideologie. Mit solchen und anderen Verschwörungstheorien manipulieren sie sogar die Wahlen im Westen, einschließlich der US-Präsidentenwahl.

 
zara

Wir erinnern uns alle gern an den von Bürgelichen so genannten großen "Wortbruch", auch "Verrat", den Holger Börner als hessischer Ministerpräsident in den 80er Jahren zunächst in Form der Tolerierung durch die Grünen, dann in Form der Koalition mit den Nämlichen begangen hat. Hatte er zuvor beteuert, dies sei undenkbar, und wollte die Grünen gar "mit der Dachlatte" verprügeln, hat die Aussicht auf Macht ihn zügig korrumpiert.

Er scheiterte dann an seinem eigenen Projekt, denn schon 1986 wurde er durch die damals 29-Jährige Andrea Ypsilanti abgelöst, weil Börner seiner Koalition nicht radikal genug war. Durch geschickte Manipulation der öffentlichen Meinung und im Bund mit dem sowjetischen Geheimdienst gelang es den Verschwörern, nicht nur ihre Koalition fortzusetzen, sondern einen Flächenbrand zu entfachen.

Die Permanente Revolution

Es gelang dem von Rotgrün gesteuerten neuen Außerparlamentarischen Zweig (AZ), die Straßen mithilfe alter SDS-Strategien unter ihre Herrschaft zu bringen und die bürgerliche Opposition einzuschüchtern. Von Hessen aus ging die Welle durch ganz Deutschland. Selbst der Versuch amerikanischer Truppen, die Situation zu beruhigen, scheiterte. Alte Kempen wie Joschka Fischer, Daniel der Rote und Thomas Ebermann führten ihre Schlägerbanden vor allem durch den Einsatz menschlicher Schutzschilde zum Sieg.

In der Folge wurde durch eine flächendeckende Enteignungswelle die gesamte Wirtschaft den revolutionären Garden unterstellt. Die Grünen stellten dabei die politischen Revolutionsführer, während sich aus den Reihen der SPD die Leiter der neuen Bürokratie rekrutierten. Seitdem gilt das Prinzip der Einfachen Produktion. Die Einheitskleidung, der Neue Volkswagen für alle und andere Errungenschaften verdanken sich der ersten Jahre unserer neuen Führung.

Das von den Bürgerlichen zuvor beschworene große "Chaos" blieb aus. Es gab kaum Widerstand, die Ordnung wurde stets gewahrt, dank der Weitsicht unserer großen Revolutionsführer und der Disziplin aller Deutschen. Hand in Hand mit den Genossen der Sowjetunion wurde dann die Wiedervereinigung mit der DDR vollzogen.

Lest in der nächsten Ausgabe von Feynsinn History, wie die Permanente Revolution unaufhaltsam fortgeführt wird.

 
zara

Kann man sich einen Meinungsaustausch vorstellen, der auf Moral und emotionalisierende Appelle verzichtet? Wohl kaum. Der Wissenschaftliche Diskurs, sofern er sich – was man im Betrieb wahrlich auch nicht durchgängig vorfindet – an die eigenen Regeln der Wissenschaftlichkeit hält, ist der Disput eben um das, was ist, was möglich ist, wahrscheinlich oder unwahrscheinlich. Darin besteht das Ziel des Austauschs.

Bei entsprechend strenger Auslegung der Regeln ist gesichert, dass vor allem stets geklärt ist, worin der Gegenstand der Betrachtung besteht, was es über ihn zu wissen gibt und was nicht. Es darf in diesem Diskurs keinen Vorteil versprechen, eine Beschreibung der Realität gegenüber einer andern vorzuziehen oder abzulehnen, und emotionale Prioritäten haben darin schon überhaupt nichts zu suchen. Wo derartiges auch nur toleriert wird, ist der wissenschaftliche Erkenntnisprozess am Ende.

Ereignis, Erkenntnis, Glaube

Produkte, die aus solchen Strukturen hervorgehen, können dann ggf. noch auf dem Meinungsmarkt verklappt werden, schlimmstenfalls entstehen sogar Zweige nur so genannter Wissenschaft, die nur darauf ausgerichtet sind, zumal in 'Geisteswissenschaften', in denen es als "Forschung" gilt, Texte auf Basis von politischen Glaubenssätzen zu produzieren. Ihnen ist gemein, dass sie entweder schon nicht falsifizierbar und damit hinfällig sind, oder sogenannte Wahrheiten behaupten, die sich nicht reproduzieren lassen. Insofern liefern sie eben statt Erkenntnissen selbst nur Meinungen.

Der Journalismus hatte sich – zumindest in seinen ideologischen Selbstbeschreibungen – Regeln auferlegt, die der Wissenschaftlichkeit ähnlich und an diese angelehnt sind. Im Fokus dieser Regeln lag vor allem das Berichten und Beschreiben von Ereignissen, die Wahrhaftigkeit und Prüfbarkeit der Reportage. Man kann also sagen, dass ein Journalismus der höchsten Qualitätsstufe dem Ereignis so viel Respekt zollt wie die Wissenschaft der Erkenntnis. Meinung und die mit ihr transportierte Moral – ebenso wie umgekehrt – machen solche Qualität zunichte und verkehren das Bemühen in sein Gegenteil.

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