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2005-2013 (alle Artikel)
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Best of 12/2013-02/2021
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Best of 2005-2013

 
zara

Abb.: Arbeitsplätzchen hassischer Rucker

Die folgende Kollage besteht aus Zitaten des deutschen Qualitätsjournalismus. Kämpfen wir gemeinsam für die Wahrheit und gegen die feindliche Propaganda!

Als Machthaber Putin unprovoziert die brutale volle Invasion gegen das demokratische Nachbarland befahl, haben russische Hacker den hybriden Cyberkrieg ausgerufen. Unterstützt wird Russland vor allem durch das Regime von Machthaber Assad, die Diktatur des Kim Jong Un und Xi Jinping, dem Parteisekretär und überzeugten Kommunisten.

Mit dem Diktator von Belalalaruss, Machthaber Lukaschenko, ist Putin gar verbündet. Wer sind also die Getreuen des brutalen Zars von Moskau, was zeichnet sie aus? Dem mächtigsten unter ihnen, Xi, geht es vor allem um ideologische Treue und nationale Sicherheit. Dafür unterdrückt er Volksgruppen wie die Uiguren und will Taiwan annektieren. Der Reichtum in seinem Land ist höchst ungleich verteilt.

Who Is Who

Lukaschenko ist der letzte Diktator Europas. Regierungsgegner werden bei ihm von Polizisten und Gefängniswärtern geschlagen, misshandelt und gefoltert. Die Schreie sind bis auf die Straße vor dem Gefängnis zu hören. Man kann das Knirschen der Knochen hören.

Über Kim Jong Un ist nicht viel bekannt, da er sein Land aus einer Geheimbasis regiert. Er soll Gegner regelmäßig hinrichten lassen. Dazu bindet er sie vor Kanonen, lässt sie totschlagen oder verfüttert sie – sogar die eigenen Verwandten – lebendig an Hunde. Oft werden dabei auch die Familien der Opfer hingerichtet, einschließlich der Kinder, die er dabei zusehen lässt.

Die unheimliche Weltgefahr

Am wichtigsten aber sind Putins Hacker von der Cyberarmee, die sich für seinen Cyberkrieg gerüstet haben und die ganze Welt manipulieren wollen. Aber auch díe prorussische Hackermafia von Putins Gnaden gehört dazu. In ihrem weltweiten Cyberkrieg greifen die gefährlichsten Hacker der Welt Microsoft, den Bundestag, die SPD, deutsche Kommunen oder das Schienennetz an. Sogar mit DDoS und Phishing. Sie können auch die Strom- und Wasserversorgung lahmlegen. Das macht Angst, verständlicherweise.

Sie verbreiten außerdem als Putins Lügenmaschine Desinformationen, zum Beispiel, die Ukraine werde von einem Neonazi-Regime regiert. Dabei vertritt die demokratisch gewählte ukrainische Regierung mit einem Präsidenten jüdischer Herkunft keine neonazistische Ideologie. Mit solchen und anderen Verschwörungstheorien manipulieren sie sogar die Wahlen im Westen, einschließlich der US-Präsidentenwahl.

 
zara

Wir erinnern uns alle gern an den von Bürgelichen so genannten großen "Wortbruch", auch "Verrat", den Holger Börner als hessischer Ministerpräsident in den 80er Jahren zunächst in Form der Tolerierung durch die Grünen, dann in Form der Koalition mit den Nämlichen begangen hat. Hatte er zuvor beteuert, dies sei undenkbar, und wollte die Grünen gar "mit der Dachlatte" verprügeln, hat die Aussicht auf Macht ihn zügig korrumpiert.

Er scheiterte dann an seinem eigenen Projekt, denn schon 1986 wurde er durch die damals 29-Jährige Andrea Ypsilanti abgelöst, weil Börner seiner Koalition nicht radikal genug war. Durch geschickte Manipulation der öffentlichen Meinung und im Bund mit dem sowjetischen Geheimdienst gelang es den Verschwörern, nicht nur ihre Koalition fortzusetzen, sondern einen Flächenbrand zu entfachen.

Die Permanente Revolution

Es gelang dem von Rotgrün gesteuerten neuen Außerparlamentarischen Zweig (AZ), die Straßen mithilfe alter SDS-Strategien unter ihre Herrschaft zu bringen und die bürgerliche Opposition einzuschüchtern. Von Hessen aus ging die Welle durch ganz Deutschland. Selbst der Versuch amerikanischer Truppen, die Situation zu beruhigen, scheiterte. Alte Kempen wie Joschka Fischer, Daniel der Rote und Thomas Ebermann führten ihre Schlägerbanden vor allem durch den Einsatz menschlicher Schutzschilde zum Sieg.

In der Folge wurde durch eine flächendeckende Enteignungswelle die gesamte Wirtschaft den revolutionären Garden unterstellt. Die Grünen stellten dabei die politischen Revolutionsführer, während sich aus den Reihen der SPD die Leiter der neuen Bürokratie rekrutierten. Seitdem gilt das Prinzip der Einfachen Produktion. Die Einheitskleidung, der Neue Volkswagen für alle und andere Errungenschaften verdanken sich der ersten Jahre unserer neuen Führung.

Das von den Bürgerlichen zuvor beschworene große "Chaos" bleib aus. Es gab kaum Widerstand, die Ordnung wurde stets gewahrt, dank der Weitsicht unserer großen Revolutionsführer und der Disziplin aller Deutschen. Hand in Hand mit den Genossen der Sowjetunion wurde dann die Wiedervereinigung mit der DDR vollzogen.

Lest in der nächsten Ausgabe von Feynsinn History, wie die Permanente Revolution unaufhaltsam fortgeführt wird.

 
zara

Kann man sich einen Meinungsaustausch vorstellen, der auf Moral und emotionalisierende Appelle verzichtet? Wohl kaum. Der Wissenschaftliche Diskurs, sofern er sich – was man im Betrieb wahrlich auch nicht durchgängig vorfindet – an die eigenen Regeln der Wissenschaftlichkeit hält, ist der Disput eben um das, was ist, was möglich ist, wahrscheinlich oder unwahrscheinlich. Darin besteht das Ziel des Austauschs.

Bei entsprechend strenger Auslegung der Regeln ist gesichert, dass vor allem stets geklärt ist, worin der Gegenstand der Betrachtung besteht, was es über ihn zu wissen gibt und was nicht. Es darf in diesem Diskurs keinen Vorteil versprechen, eine Beschreibung der Realität gegenüber einer andern vorzuziehen oder abzulehnen, und emotionale Prioritäten haben darin schon überhaupt nichts zu suchen. Wo derartiges auch nur toleriert wird, ist der wissenschaftliche Erkenntnisprozess am Ende.

Ereignis, Erkenntnis, Glaube

Produkte, die aus solchen Strukturen hervorgehen, können dann ggf. noch auf dem Meinungsmarkt verklappt werden, schlimmstenfalls entstehen sogar Zweige nur so genannter Wissenschaft, die nur darauf ausgerichtet sind, zumal in 'Geisteswissenschaften', in denen es als "Forschung" gilt, Texte auf Basis von politischen Glaubenssätzen zu produzieren. Ihnen ist gemein, dass sie entweder schon nicht falsifizierbar und damit hinfällig sind, oder sogenannte Wahrheiten behaupten, die sich nicht reproduzieren lassen. Insofern liefern sie eben statt Erkenntnissen selbst nur Meinungen.

Der Journalismus hatte sich – zumindest in seinen ideologischen Selbstbeschreibungen – Regeln auferlegt, die der Wissenschaftlichkeit ähnlich und an diese angelehnt sind. Im Fokus dieser Regeln lag vor allem das Berichten und Beschreiben von Ereignissen, die Wahrhaftigkeit und Prüfbarkeit der Reportage. Man kann also sagen, dass ein Journalismus der höchsten Qualitätsstufe dem Ereignis so viel Respekt zollt wie die Wissenschaft der Erkenntnis. Meinung und die mit ihr transportierte Moral – ebenso wie umgekehrt – machen solche Qualität zunichte und verkehren das Bemühen in sein Gegenteil.

 
Neunzehn Jahre ist mein Blog jetzt schon Opfer meiner gemeingefährlichen Tiraden, gebe ich mich ganz meinem Hass hin und ziehe immer mehr Verführte in den Bann meiner irrelevanten, aber magischen Texte, die zu lesen als nicht weniger gefährlich gilt, denn ein Bad im Abklingbecken bei Tepcos unterm Sofa. Dieses Jahr gebe ich einen aktualisiserten Einblick in die Geschichte des Blogs, mit bunten Sammelbildern und schrecklichen Geständnissen:

ff022002 habe ich meinen ersten Gehversuch in Sachen Homepage gemacht, in der Absicht, eine Art satirisches Tagebuch zu führen. Hätte ich damals schon gewusst, dass es "Blogs" gibt, wäre ich heute sicher berühmt und würde angerufen. Andererseits müsste ich eine doofe Frisur spazieren tragen und mich dauernd am Sack kratzen. Mir ist also einiges erspart geblieben.
 

Schon damals war mein Charme betörend, und ich lege seit jeher größten Wert darauf, everybody's Darling zu sein. Damals war das aber eh wurscht, denn da ich keine Ahnung hatte (und offenbar auch nicht so furchtbar motiviert war, mir eine draufzuschaffen), wie man sich vernetzt, um nicht sein einziger Leser zu bleiben, habe ich ein paar Texte und Bilder eingestellt und sie verrotten lassen.

frdwBis ich dann 2005 erfuhr, was ein Blog ist, mich schlagartig erinnerte, dass das genau das war, was ich schon immer machen wollte und loslegte, zunächst bei blogg.de.
 

Der Laden ging mir aber schon bald ziemlich auf die Murmeln, sodass ich die damals schon gut 300 Artikel von Hand kopiert und mit in die neue Domain genommen habe. Dabei gingen leider sämtliche Kommentare flöten. So irrsinnig viele waren das allerdings auch nicht.
 
 
org1Dem folgten bekanntermaßen inzwischen in Addition mehr als 3500 Artikel und über 100.000 Kommentare. Ich hatte 2010, als ich die Gelegenheit hatte, ein Jährchen ohne Lohnarbeit zurecht zu kommen, den bislang höchsten Output und mir dadurch die Basis für eine Menge Arbeit geschaffen. Einige Artikel haben mehrere hundert Kommentare bewirkt, was mir große Freude bereitet hat, an einigen Tagen aber auch puren Stress. Seit geraumer Zeit schreibe ich deutlich weniger, weil mir zur aktuellen Lage nur noch selten etwas einfällt, das nicht bloß Depressionen vertieft.

org2 Bis hierher ist der Text von einem aus 2013 abgekupfert. Seitdem ist einiges passiert. Uena ist morgen schon acht Jahre tot. Überhaupt haben uns einige verlassen. Jochen Hoff, Vera Bunse, Mechthild Mühlstein, Klaus Baum – um nur die zu nennen, die auf meiner Blogroll standen. Das Leben endet meist tödlich.

orgaltIch kann mich tatsächlich an manches nur schlecht erinnern, zumal mir die Aktualisierung meiner damaligen Tätigkeit fehlt. Politik? Da wird mir übel. Aber nicht zuletzt dafür habe ich diese Chronik angelegt. Deshalb heißt es ja "Log", wie in "Tagebuch".
 

org2Nicht verschweigen kann ich auch – und wehe, einer schlägt jetzt auf und hält das wieder für eine Aufforderung, das 'Thema' zu besetzen – das Corona. Es hat zu großen Verwerfungen geführt, weil viele nicht kapieren, dass es nie um die Richtung ihrer 'Meinung' ging, sondern um Dimensionen der Dummheit, die mir unerträglich sind. Wir haben uns getrennt, das Leben geht weiter.

Einige von euch haben mir den Arsch gerettet, als es mir in jeder Hinsicht dreckig ging, andere wenden mir nach wie vor zu, damit ich weiterhin in Luxus und Prasserei schwelgen kann. Gold sind mir eure Kommentare, auch wenn ich mal gar nicht derselben Meinung bin, vor allem dafür: Danke! Ich vermisse auch einen hier, der mir ein sehr wichtiger Begleiter war. Ich grüße dich hiermit. So, genug Nostalgie. Wir haben eine Zeitenwende zu schlagen.

 
zara

Ich hatte lange Zeit hier eine bewegte Diskussion mit vor allem einem Kommentator über die Frage, wie man es wohl mit einem Staatssozialismus hielte. Aus aktuellem Anlass (Anmerkungen in den Kommentaren) greife ich das noch einmal auf.

Vorab: Staatssozialismus, zumal der Leninscher Prägung, ist ein komischer Kapitalismus. Es gibt vor allem eine Geldwirtschaft und Lohnarbeit. Den Mehrwert, den die Arbeiter erwirtschaften, verwaltet der Staat, der auch plant und beschließt, was wie wo produziert wird.

Lenins Kapitalismus

Der Unterschied zum 'normalen' Kapitalismus besteht also darin, dass der Staat anstelle der Eigentümer entscheidet und über alle Mittel verfügt. Die Lohnabhängigen bleiben von der Gnade Dritter abhängig, und obwohl sie offiziell – als Staatsbürger – eigentlich Eigentümer sind, bleiben sie entmündigt.

Wirklich demokratische Gegenmodelle müssen also davon abweichen, indem endlich die Arbeiter selbstbestimmt produzieren und planen. Niemand vertritt sie, sie bestimmen mithin, was wie und wo produziert wird. Komplexer wird das Ganze dadurch, dass nicht beliebige Ressourcen überall vorhanden sind, die Arbeiter sich also regional und überregional solidarisch koordinieren müssen.

Damit sind zwar weiterhin politische Instanzen an den Prozessen beteiligt, aber durch imperative Mandate und direkte Beteiligung an überregionalen Entscheidungen (z.B. per Internet) kann leicht verhindert werden, dass die Koordination wieder zu einer Machtballung führt. So viel in extremer Kürze zu Modellen, welche die Aneignung des Mehrwerts durch Staat oder Eigentümer verhindern.

Der andere Weg

So etwas kann man nicht aus dem Boden stampfen; es muss sich entwickeln. Ich persönlich halte es für ausgeschlossen, dass solche Selbstbestimmung sich innerhalb eines kapitalistischen Systems entwickeln kann. Sobald derartige Modelle erfolgreich wären, würden sie durch die Konkurrenz der Eigentümer zunichte gemacht werden.

Die Gefahr, aus welcher Not auch immer, in einer nicht mehr zu beherrschenden Krise des Kapitalismus eine staatssozialistische Lösung zu wählen, ist mehr als real. Diese ist die Regel etwa in Kriegs- oder Nachkriegsphasen, in denen der Staat über die Verteilung er lebensnotwendigen Ressourcen entscheidet und nach einer Phase der Stabilisierung die künftige Struktur festlegt. Das ist oft ein Reset des Kapitalismus, einschließlich der Beibehaltung privaten Grund- und sonstigen Eigentums.

Die Frage, die sich mir stellt, ist die – denn das wäre das Maximum an Einigkeit dessen, was sich 'links' bislang entwickelt hat – ob es denkbar wäre, über einen Staatssozialismus in die Gegenrichtung zu wandern: Enteignung von Grund- und Privateigentum* sowie die Einrichtung ökonomischer und politischer Entscheidungsstrukturen unter Maßgabe allgemeiner Selbstbestimmung. Ohne Herren oder Sklaven.

*Für Spezialexperten: "Privateigentum" meint das Eigentum an Produktionsmitteln wie Fabriken, nicht das selbst bewohnte Reihenhaus oder die Zahnbürste.

 
zara

Es ist eine Frage des politischen Willens, die Wirtschaft zu gestalten. Das ist der zentrale Glaubenssatz der Reformatoren vor allem Keynesianischer Schulen. Man müsste nur dies und das ändern, es so und so wollen. Dazu müsste man nur den und den informieren, hier und da überzeugen und dann tun, was einzig vernünftig wäre. Keynesianer sind die Könige des Konjunktivs. Aber nicht nur die, ich will mich schon gar nicht auf welche beschränken, die sich so nennen. Jeder, der glaubt, man könne mit dem nötigen Willen die Welt verändern, hat sich als Wissenschaftler disqualifiziert.

Die nötigen Belege dazu hat die Geisteswissenschaft erbracht, und zwar in ihren Sternstunden wie in ihrem Versagen. Eine wissenschaftliche Betrachtung des Wirtschaftens, von Anfang bis Ende durchgedacht, hat sie seit Marx nicht mehr hingelegt, Nicht einmal den Zottelbart auf den Stand einer kommunizierbaren Sprache gebracht. Interessiert sie nicht mehr. Sie hat vor dem Ökonomischen vielmehr kapituliert und sich selbst zur Hure der herrschenden Ideologie gemacht.

In ihren guten Tagen hat sie die Erklärungen geliefert und dargelegt, was Macht ist. Schon Kant lieferte eine brauchbare Blaupause mit einer einzigen Formulierung: Als er nämlich von der „Bedingung der Möglichkeit (der Erkenntnis)“ sprach. Was muss gegeben sein, um bestimmte Möglichkeiten zu verwirklichen? Foucault hat das ergänzt durch seine Diskursanalyse, die akribische Darstellung von Machtverhältnissen und Denkmustern. Er musste dabei weder erklären noch voraussetzen, dass die einen von den anderen abhängen, es ergibt sich einfach durch die Beschreibung des Gegebenen.

Was Wissenschaft wusste

Die Vorstellung, der Wille sei entscheidend für die Wirklichkeit, das Bewusstsein könne das Sein in eine beliebige Form zwingen, ist die Wahnvorstellung einer Zeit, die nicht zufällig in Weltkriege mündete. Nicht zufällig, weil der 'Wille', umgemünzt in den Volkswillen, nur eine bestimmte soziale Basis formt, die mit den Mitteln der Zivilisation die Barbarei organisiert. Der Wille folgt nicht der Vernunft, er formuliert keine Ziele, er marschiert nur, wohin auch immer die Macht ihn führt – niemals umgekehrt.

Daher kann auch kein Wille die Macht verändern. Diese bildet ihre eigenen Strukturen, sie macht das eine möglich und das andere unmöglich; das eine leicht und das andere schwierig.

Die Macht im Kapitalismus hat das Kapital. Es drängt zur Vermehrung. Alle machen mit, weil es für die Mehrheit die Notwendigkeit zum Leben bedeutet und für die Minderheit den Erhalt ihrer Position. Wo soll da ein Wille etwas verändern? Doch wohl nicht bei Bilderbergers und Atlantikern? Zumal, wenn es für die Mächtigen immer schwieriger wird, ihr Kapital noch zu vermehren, wenn sie befürchten müssen(!), dass ihr Imperium zusammenbricht und mit ihm eine globale Ordnung? Für jeden Dollar, der umgesetzt wird, warten weltweit drei Dollar auf Vermehrung. Marx hat beschrieben, dass das so kommen muss – in jeder Form von Kapitalismus.

In die nächste Runde?

Warum soll wer also jetzt diesen Kapitalismus reformieren? Die Minderheit, die davon profitiert und doch bemerkt, dass das Spiel ein Ende hat? Die Mehrheit, die nicht ahnt, wie das Spiel läuft und es nicht versteht? Oder vielleicht eine intellektuelle Minderheit, die es versteht und wissen muss, dass 'Reform' nur bedeutet, dasselbe Spiel noch einmal aufzusetzen, das Elend vielleicht zu verlängern? Und dann? Wird dann jeder, der Profit macht, auf eine Obergrenze festgelegt? Wird das dann täglich streng kontrolliert und sofort bestraft? Wird es einen Staat geben, der so viel Macht hat und sie nicht mehr mit der Wirtschaft teilt? Das wäre genau der Brutal-Pseudosozialismus, von dem die Neoliberalen ihre Albträume ableiten.

Wer nicht will, dass es immer wieder so endet, muss die Struktur der Macht ändern und nicht von einer Kontrolle durch den Willen schwadronieren. Wenn es so weit ist – zweifellos nach einem Zusammenbruch, man weiß nur nicht, dem wievielten – müssen sich die Menschen entscheiden, die Macht des Kapitals nicht mehr zuzulassen. Sonst wird es sie immer wieder immer schneller in die Knie zwingen.

September 2014

 
Nach einem halben Jahr Pause – irgendwer war immer in einem Ausland oder es gab andere Gründe, anderes zu tun – taten wir, was nahe lag: Einen Rückblick auf die letzten Monate. Es wurde ein recht launischer Rant, der gar in einem neuen Untertitel für den Podcast mündete.

Bitte hier entlang!

Viel Spaß!

 
lt

So etwas wie Aufmerksamkeit, Rücksicht oder gar Umsicht ist dem Deutschen nur per Gesetz und Verfügung beizubiegen. Das dürfte auch der Grund sein, warum auf der anderen Seite die vermeintlichen Vertreter meinen, man könne per Gesetz alles regeln und in ihrem neuen Autoritarismus freidrehen.

Einfaches Beispiel: An der Supermarktkasse. Ich kann es nicht leiden, wenn mir Fremde auf die Pelle rücken. Eine Zeitlang haben sie Abstand gehalten, aber nur, weil ihnen sonst wer zu Recht vorgeworfen hätte, die obrigkeitliche Verfügung zu verletzen. Buckeln und treten können sie ja.

Wiederstand!

Wenn einer nun ein Depp ist, kann man von ihm keine Einsicht erwarten und ebenso wenig vernuftgesteuertes Handeln. Daraus folgt logisch, dass er vernünftig begründete Regeln nicht versteht und insbesondere sinnvolle Vorschriften als Unterdrückung und Einschränkung seiner Freiheit erkennt. Freiheit nämlich bedeutet, sich folgenlos dumm und asozial verhalten zu dürfen.

Also rücken sie mir an der Kasse auf die Pelle. Es ist ihnen extrem wichtig, so weit wie möglich vorn zu stehen. Daher muss der Typ hinter mir auch neben meinen Waren herschleichen und mir seinen Rachengammel zuteil werden lassen. Ich muss einen Einkaufswagen nehmen, auch wenn ich nur einen Kaugummi kaufe, um dieses Gewürm auf Abstand zu halten – und selbst dann schaffen es einige Spezialisten, plötzlich neben mir zu stehen. Dann sind sie nämlich schneller dran. m(

Ich fände es übrigens auch angenehm, wenn man zum Beispiel die Flugkilometer pro Person drastisch einschränken würde. Auch und gerade die juristischer Personen, deren Managements 2024 noch immer nicht kapiert haben, dass physische Anwesenheit fast immer verzichtbar ist. Ich sage das nicht, weil ich Umweltschützer wäre oder Leute gern gängele, sondern weil ich wie Millionen andere in einer fucking Einflugschneise wohne.

Geht kacken

Diese dämliche Spezies aber, der es nichts ausmacht, wenn ihresgleichen ob fehlender Dokumente ersäuft, die es für "Hilfe" halten, Hunderttausende von Minen und Granaten zerfetzen zu lassen oder allen anderen alles verbieten lassen wollen, das sie selbst nicht kennen, würde sofort gegen eine Diktatur auf die Barrikaden gehen, die ihnen diese Freiheit® nähme.

Dafür gehen sie nämlich arbeiten, was so viel heißt, wie dass sie sich von morgens bis abends zu Tätigkeiten zwingen lassen, denen für ein paar Wochen zu entkommen wiederum – von ihrem Geld® – die große Freiheit® ist, für die sie leben.

 
lt

Das ausgehende Mittelalter, die aufkommende Neuzeit, brachte in Europa Umwälzungen aller Art mit sich, die wiederum einen religiösen Fanatismus auslösten, der bis heute nachwirkt. Im aktuellen Zeitalter der extremen Mitte wiederholt sich das, reimt es sich zumindest auffällig.

Die Zeit selbst wird beschworen und reiht sich ein in die großen Narrative der Wenden. Bekenntnisse sind gefragt und werden in die Welt gebrüllt, Ketzer markiert und verurteilt, die Restkultur implodiert in einem Kampf gegen das Böse, den Feind.

Putinhuren

Zu den Lumpenpazifisten, Russenfreunden und Feindpropagandisten gesellt sich jüngst laut 'Der Spiegel' und seinem "Satiriker" Schröder ein "Putin-Klatschvieh" hinzu – im Osten, dem man die Demokratie® jetzt aber endlich mit aller Macht einbläuen sollte. Da das keine Menschen sind, empfiehlt sich wohl Notschlachten. Hahahaha, Satire!

Derweil sind sie überall auf der Suche nach Fake News und ihren verbrecherischen Urhebern. Wenn man sich anschaut, was die 17 Verfassungsschutze in Deutschland an Kohle verpulvern, um jede linke Splittergruppe zu beobachten und völlig irrelevante Datenbewegung im Internet zu analysieren [Link geht zum bayrischen Verfassungsschutz], fällt nicht nur der FDP ein, dass da drignend etwas eingespart werden muss im Staatshaushalt.

1618 Reloaded

Selbst angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA wird nichts als wichtiger betrachtet denn das Credo zur aktuellen Politik der Neocons und ihrer unprovozierten NATO: Ob er denn der Ukraine den Sieg wünsche, wurde Donald Trump gefragt, und eifrig wird er hier denunziert, tue er es doch angeblich nicht.

Nun ist Trump zunächst einfach nicht durch den Reifen gehüpft, den ein Dompteur ihm hingehalten hat, und es ist schlicht falsch zu behaupten, damit sei ein entsprechendes Statement abgegeben. Die Inquisition backt sich folgefalsch aber gar die Behauptung, Trump unterstütze Putin. Ein "Wunsch", jemand möge "siegen", ist so irrelevant wie albern und geostrategisch betrachtet infantiles Geschwätz.

So wie dereinst Vulkanausbrüche, Sturmfluten und Missernten ein Werk des Teufels und seiner Helfershelfer war, gegen die nur Frömmigkeit und inniges Gebet (sowie eifriges Foltern und Hinrichten) halfen, sind es heute mangelnde Führungstreue und falsche Bekenntnisse, die dem alles vernichtenden Dämon in die Hände spielen. Das ist keine Metapher; es ist ja kaum mehr ein Vergleich. Es ist dasselbe in Grün.

 
lt

Es gibt selbstverständlich menschliches Verhalten, das keineswegs durch den Kapitalismus verursacht wird. Viele der unangenehmen Varianten werden freilich in diesem System gefördert. Dazu gehört das Geschleime vieler Claqueure, die sich einen kleinen Vorteil versprechen oder oder sich im vermeintlichen Status anderer sonnen wollen.

Ich habe vor vielen Jahren einen Abend mit einer Gruppe verbracht, der u.a. Uwe Lyko angehörte. Der hatte sich in der recht langen Zeit, die ich mit den Leuten verbracht hatte, zum eigentlich Zweck der Treffen nie eingefunden, erschien dann aber zu einer kleinen Feier.

Meiisteer

Wie sich verschiedene Herren bei dieser Gelegenheit benahmen, war zum schmerzhaftesten Fremdschämen. Er selbst hat nichts dazu beigetragen, beweihräuchert zu werden, sondern sich ganz normal verhalten, er war ja dort unter alten Bekannten – und eben neuen Unbekannten. Die mussten bei jedem Wort, das dem Meister entfleuchte, laut und künstlich lachen, obwohl seine Beiträge weder lustig, noch so gemeint waren.

Es ist mir schleierhaft, was solche Kreaturen antreibt. Zwar gibt es – siehe oben – Ansätze, mit denen man sich das erklären kann, aber dieses Gebaren erfordert ja nicht nur den Impuls, der Prominenz gefallen zu wollen, sondern auch völlige Ignoranz bezüglich des Maßes, in dem man sich dabei zum Brot macht.

Unappetitlich

Nicht nur dürfte es die meisten der so Angesabberten gar nicht positiv beeindrucken – es gibt ja auch die Zeugen solcher Akte, deren Gesichtszügen man eigentlich ansehen müsste, dass sie einen gerade überrollen. Zudem dürfte es wenige Herrchen geben, die einem dafür ein Leckerli zustecken. Häufiger gar wurde mir gewahr, dass der Held seinem Möchtegern-Knappen einen verbalen Tritt gab, um sich den Schnodder von Bein zu halten.

Besonders widerlich sind dabei die Zeitgenossen, deren opportunistische Sekretproduktion jederzeit spontan in bösen Tratsch und Verachtung umschlagen kann. Man kennt solche Charaktere sonst aus Kitschfilmen und zugrundeliegender Literatur. Eigenartig, dass es so wenig Schamgefühl gibt, das einen doch davon abhalten sollte, in solche Rollen zu schlüpfen – selbst wenn man nicht kapiert hat, dass das Leben eben keine Bühne ist.

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