Wollen wir leben oder profitieren? Alle relevanten Probleme, von der Erderwärmung bis hin zu regionalen Krisen, sind unlösbar, weil sie dem Vorrang des Profits zum Opfer fallen. In diesem Blog gibt es daher die Kategorie "Kollateralschaden", die Hinweise gibt auf 'Nebenwirkungen', die selbstverständlich hingenommen werden, weil man sich keine Alternative vorstellen kann.
Sozialdemokraten aller Färbungen setzen noch immer auf Strategien wie Steuern oder staatliche Maßnahmen, ohne dabei die kapitalistische Basis verlassen zu wollen. Damit nehmen sie keineswegs eine neutrale Position ein, sondern stellen sich entschieden auf die Seite des Kapitals, dessen Existenz und damit Dominanz nicht angezweifelt wird. Daher ist die Sozialdemokratie auch keine Arbeiterpartei, sondern eine Kapitalpartei und ihr vermeintlicher wiederholter Verrat nur die Konsequenz ihres Konzepts.
Wie oft noch?
Der vorgebliche Versuch, das Kapital zu bändigen, scheitert empirisch nicht nur im Alltag jedes einzelnen Staates an den jeweiligen Kapitalinteressen. Er scheitert auch daran, dass kein einziger Staat der Welt, zumal Europas, bislang aus dem kapitalistischen Zwang ausgestiegen ist. Das ist kein Zufall, denn es ist schon theoretisch unmöglich. Update: Gemeint ist damit der Zwang, den das Kapital entfaltet, nicht die Möglichkeit, den Kapitalismus zu überwinden.
In Europa gibt es nicht einmal die Freiheit, sich dem Weltwirtschaftskrieg in seiner heißen Variante gegen Russland zu entziehen, obwohl die Bevölkerung Europas das trotz andauernder Propaganda mit überwältigender Mehrheit will. Das Konzept einer Volksvertretung ist ebenso ersichtlich gescheitert wie andere Versuche, Demokratie durch Stellvertretung zu organisieren.
Keine Frage
Wenn also überhaupt Entscheidungen nach Vernunft oder auch nur Willen möglich sein sollen, muss der Kapitalismus überwunden werden, was nichts anderes als eine Revolution wäre. Wer also Veränderung denken will, muss Revolution diskutieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Dabei bedeutet Revolution eben nicht, wie von Märchenerzählern gern suggeriert, dass wütende Mobs durch die Straßen ziehen und Kapitalisten aufhängen.
Der Mob hat nur immer gewütet, weil längst gescheiterte Versuche – kapitalistische wie feudale – lange nach ihrem Scheitern noch von einer kleinen Herrscherkaste gegen die große Mehrheit mit Gewalt verteidigt wurden. Revolution war nie ein Akt der Gewalt, sondern immer einer der unausweichlichen Gegengewalt.
Januar 17th, 2023 at 20:23
Da möchte ich doch gleich noch einmal auf insbesondere den dritten Teil von 'Vulnerability as Ideology' verweisen, in dem es um Entwicklung und Niedergang des Liberalismus geht, dessen vorletzte Station eben der sozialdemokratische 'Wohlfahrtsstaat' war, der die immanenten Widersprüche des Kapitalismus eben auch nicht lösen konnte und inzwischen von dem zunehmend autoritären Liberalismus abgelöst wurde, in dem wir uns aktuell befinden: Individual freedom cannot be grounded in private ownership but only in democracy. Einer Demokratie freilich, deren materielle Grundlagen allerdings erst noch zu schaffen wären.
Januar 17th, 2023 at 20:52
Opener, letzter Absatz
– kapitalistische Versuche sind noch nie tatsächlich gescheitert, schrubst Du ja selbst @flatter
Gescheitert sind feudalistische Versuche, dadurch, dass die kapitalistische Verwertung maßgebliche ökonomische Basis war/ wurde und sich nur durch Entledigung der alten Herrschaftsform (Feudalismus) zur politischen Herrschaft des Kapitals (Kapitalismus) aufschwingen konnte.
Letzteres ist Revolution, erstes doch wohl nur Revolte(n).
usw. usf. etc. pp
:-P
Januar 17th, 2023 at 21:29
Selbstverständlich sind kapitalistische Versuche gescheitert. Staatspleiten, faschistische Revolutionen, Kriege, Failed States. Wenn es danach trotzdem kapitalistisch weitergeht (Reset), ist das Scheitern dadurch doch nicht neutralisiert.
Januar 17th, 2023 at 21:41
Ich habe oben noch einen Satz eingefügt (Update).
Januar 18th, 2023 at 08:21
Zur SPD: "Rechte Genossen" von Peter Kratz – 326 Seiten
Vollständiger Text hier: http://www.bifff-berlin.de/buch3.htm
Januar 18th, 2023 at 16:20
Moin Ihr Lieben:-)
Sangen die bots nicht schon in den 80er Jahren:
"Wir wollen ne Revolution hier, aber wer will schon, das dabei Blut fließt….."
Januar 19th, 2023 at 07:57
Arnold Schötzel, jW: Wird Moral statt Politik inszeniert, hat das vor allem eine Konsequenz: Es gibt keine Eskalationsgrenze. Man steht mit jeder Waffe auf der Seite der Guten.
Januar 19th, 2023 at 21:28
@5 krasser Text. Siehst du das selbst auch so?
Januar 19th, 2023 at 23:56
Weil der Text "nur" eine deutsche Sicht aufzeigt, Europa noch leicht streift.
Kapitalismus kann man aus meiner Sicht nur korrekt verstehen, wenn man sich den Globus in seiner Gesamtheit anschaut. Der US- und EU-Kapitalismus beutet die ganze Welt aus und das meint, zwingt Menschen weltweit zu armseligen Löhnen und Arbeitsbedingungen zu arbeiten und eignet sich so Wohlstand an.
Diese regelbasierte Ordnung, die natürlich auf vergangenen Kriegen und ständiger Gewaltandrohung basiert, ist eine US-Ordnung und in deren Windschatten läuft Deutschland mit und beutet ebenso weltweit aus.
Wenn man jetzt fragt, warum handeln deutsche Politiker so, wie sie handeln, dann bin ich schon sicher, dass man auch Gründe wie persönliche Verbindungen, Inkompetenz und andere individuelle Dinge findet. Aber man kann doch so nicht erklären, warum in ALLEN Parteien, fast ALLE Politiker in der gesamten EU so einheitlich Stellung beziehen: Waffen liefern, Sanktionen.
Aus meiner Sicht kann das nur aus direkten ökonomischen Abhängigkeiten heraus entstehen: weil man weiß, dass man abhängig ist von dieser von den USA angeführten Ausbeutungsordnung, also abhängig in dem Sinne, dass man so von der Weltausbeutung profitieren kann, nur deswegen geht es so einheitlich zu. Eine Diebesbande muss nicht immer einer Meinung sein, aber dass alle zusammen stehlen wollen, das ist allen Dieben klar.
Kommen wir zu den deutschen Sozialdemokraten. @5 hat ja einen schönen Text verlinkt: den Anführern der großen Parteien ist durchaus klar, wie die Weltwirtschaft funktioniert, also wie weltweiter Diebstahl funktioniert.
Kommen wir zur Revolution: ja, in Deutschland wird die Arbeiterschaft zunehmend verarmt und der Prozess ist in unserem System auch mehr oder minder angelegt. Aber dennoch verfügt ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland über einen Wohlstand, der weltweit überdurchschnittlich ist und zwar weil jeder deutsche Arbeiter vom weltweiten Diebstahl der reichsten kapitalistischen Länder profitiert.
Würde man also jedem deutschen Arbeiter den Wohlstand nur zukommen lassen, den er selbst direkt erwirtschaftet, dann würde man den zuverlässig massiv verarmen.
Also wäre ja die Frage, was für eine Revolution man denn will: innerhalb von Deutschland weniger Ausbeutung, aber dafür weiter 10 Mio. Hungertote jedes Jahr? Oder doch lieber gleich eine gerechte Welt, also auch Wohlstandssenkung in Deutschland?
Und wen überzeugt man eigentlich mit dem letzten Punkt, abseits von ein paar Idealisten?
Wer sich nochmal was zur Weltwirtschaft geben will, Peter Decker hat mal wieder kürzlich die Bude gerockt – Chefredakteur vom Gegenstandpunkt:
https://youtu.be/2bCTQbuAfMo?t=269
Januar 20th, 2023 at 06:46
Wenn mann jedem (deutschen) Arbeiter den Wohlstand zu kommen ließe, den er selbst erarbeitet, dann würde das Kapital, sprich die Kapitalisten, verhungern. Die sind es schließlich, die von fremder Arbeit leben!
„zu kommen ließe“ hieße allerdings, dass sie dafür einen anderen durchfüttern…
@osch@d – in Deinem Post ist so viel inhaltlicher Bullshit über ökonomische Zusammenhänge.
Vielleicht solltest Du weniger Sekundärliteratur lesen. Der Gegenstandpunkt mit P. Decker macht Dich anscheinend nicht wissender.
Nichts für ungut!
Januar 20th, 2023 at 10:40
@10 Du bist ja sehr freundlich und lieferst selbst keinen Inhalt.
Ob du freundlicher sein kannst, Interessiert mich recht wenig. Aber ob du Inhalte liefern kannst schon.
Also mal ein paar Fragen
Wenn die arbeitende Bevölkerung in Deutschland nicht durch Kapitalisten ausgebeutet würde: wie würden sich deiner Meinung nach die Löhne schätzungsweise verändern?
Wenn für alle Importwaren Löhne wie in Deutschland zahlen würde: wie würden sich die Kosten der Importe verändern?
Wenn Gewinne aus dem Finanzsystem wegfallen würden, wie würden sich Löhne in Deutschland verändern?
Januar 20th, 2023 at 10:58
Ich bin allerdings auch etwas überrascht von deinem Lohnfetisch. Als sei das Lohnverhälltnis etwas Natürliches und nicht eines, das sich aus gegebenen Machtverhältnissen in einem kapitalistischen Subsystem ergibt. Bekäme der Arbeiter, was ihm zukommt, müsste er den Profit und Mehrwert nicht hergeben, wäre mithin also wesentlich reicher.
Dass woanders die Verhältnisse noch brutaler sind und der Lohnarbeiter als Konsument einen Vorteil davon hat, hat ja absolut nichts mit seiner Arbeit zu tun. Änderte sich das, würde übrigens ja nicht weniger produziert, sondern anders, ohne geplante Verschwendung und Bullshitprodukte. Da wäre niemand ärmer.
Was also bedeutet überhaupt "zukommen"? Weltmoralischer Anteil?
Januar 20th, 2023 at 11:35
@12 Ich lass mich gerne kritisieren und korrigieren.
Ich wollte auf die Quantitäten hinaus. Ich kann mir übrigens auch eine Welt ohne Geld vorstellen. Lohnfetisch habe ich keinen.
Andere Fetische sind hier ja nicht Thema.
Januar 20th, 2023 at 12:29
Als Ergänzung: ich stimme zu, dass wir das Weltwirtschaftssystem auf eine Nicht-kapitalistische Basis umstellen sollten, was mit den jetzigen Staaten nicht zu machen ist, denn das sind strukturell kapitalistische Staaten, also in ihren kleinsten Teilen so "kodiert". Die meisten Gesetze beschreiben Eigentumsfragen, die Behörden sind dafür da Eigentumsfragen zu behandeln, die Ministerien verwalten Eigentumsfragen. Wenn man das Element "Eigentumsfrage" herausnimmt, bleibt von dem Staat ja kaum was übrig.
Ich stimme auch zu, dass Geld und Lohn kapitalistische Größen sind und in einer nicht-kapitalistischen Welt so keinen Sinn machen.
Ich bin aber der Meinung, dass die Ausbeutung fremder Völker in Deutschland und noch schlimmer in den USA generalstabsmäßig durchgeführt wird und zu einem erheblichen Anteil des nationalen Wohlstands beiträgt.
Wenn man sich allein den Rohstoffbedarf Deutschlands so anschaut und die Lohnkosten der Länder, aus denen die Rohstoffe stammen, dann kommen da recht erhebliche Summen zusammen. Es treiben sich europäische Soldaten ja nicht vor Spaß in Afrika herum.
Wenn man sich anschaut, was aus China geliefert wird – und die haben ein echt schlechtes Lohnniveau und daher rührt auch ihr Erfolg – dann erahnt man vielleicht, was ein gerechter Lohn weltweit bedeuten würde.
143 Mia. Euro Import 2021 aus China. Nimm mal den Preis x10 – bei einem internen BIP in DE von 3,3 Bio.
Die Summe der deutschen Bevölkerung profitiert von diesem Ausbeutungssystem aus meiner Sicht massiv. Auch wenn die Summe der Bevölkerung dies nicht bestellt hat, geschweige denn versteht.
In einer gerechten Welt, müssten wir ja unsere Produktivitätswerkzeuge mit dem Rest der Welt teilen, also unseren Produktivitätsvorteil verschenken. Und dann könnte man vom Rest der Welt nur das bekommen, was man ihr gibt. Also eine Arbeitsstunde in China beziehen heißt eine Arbeitsstunde nach China exportieren.
Ich wäre total dafür. Aber ich bin auch einer der Idealisten, denen ein gutes Miteinander wichtiger ist, weil das die Welt schön macht. Schön heißt, ich kann mit anderen Menschen viel wertvolle Zeit verbringen, da sie über Ressourcen verfügen und nicht die ganze Zeit an der Grenze ihrer Kapazitäten sind. Ich hab sehr viel Freude an anderen Menschen.
Der Mensch ist als soziales Wesen genau dafür konzipiert: im Rudel es gut miteinander zu haben.
Januar 20th, 2023 at 12:55
"Die Summe der deutschen Bevölkerung profitiert von diesem Ausbeutungssystem aus meiner Sicht massiv."
Das sehe ich nach wie vor völlig anders. Was ist das denn für ein Profit, wo du zu dümmlichen Arbeiten gezwungen wirst, die am Ende ein paar Superreiche noch reicher machen, damit man so tun kann, als sei das ein funktionierendes Wirtschaftssystem ("Wachstum")? Wo du Zeugs konsumieren kannst, das kein Mensch braucht, das ständig kaputtgeht, damit man mehr davon verkaufen kann? Die Ressourcen, die heute ausgebeutet werden, braucht man in einer vernüntigen Welt ja nur zu enem Bruchteil. Also gilt, dass nur in unserem Kapitalismus, so, wie er sich konkret entwickelt hat, der Westarbeiter der Mittelschicht besser gestellt ist. Das wird sich btw sogar ändern, wenn sich der Kapitalismus erhält, und zwar drastisch. Es ändert sich bereits.
Januar 20th, 2023 at 13:22
Ich stimme dir zu, dass die Gebrauchswerte gerade nicht Teil der Rechnung sind. Ich kann es aber auch mal andersherum formulieren: sozialistische Systeme haben bisher nicht gut abgeschnitten, wenn es darum ging über Grundbedürfnisse hinausgehende Versorgung herzustellen.
Kann ja sein, dass die alle blöd waren. Aber vielleicht macht ja auch einfach "professionelle" Ausbeutung haben oder nicht haben einen großen Unterschied. Man hat als Sozialisten gerade nicht die Ausbeutung der eigenen Bevölkerung maximiert und man hat gerade nicht die Ausbeutung im Ausland maximiert.
Ich kann mit dem aus sozialistischen Systemen entstehenden sozialen "Kapital" viel mehr anfangen, als mit dem Konsumterror, der eh ja nur Ersatzbefriedigung ist. Menschliche Bedürfnisse werden ja so vielfach gar nicht gestillt.
Bei allem, was man der DDR politisch anlasten kann, so haben die Leute einen Frieden empfunden, den es heute nicht mehr gibt. Und dieser Frieden, der macht was mit einer Gesellschaft.
Der geistige Kriegszustand, den heute alle permanent haben, beraubt einem unheimlich vieler Ressourcen im Miteinander und in der Selbstfürsorge.
Ich bin einfach dafür eher den Teil zu bewerben, wir tauschen materiellen Wohlstand gegen sozialen Wohlstand, wenn man Kapitalismus abschafft, anstatt so zu tun, als würde man mit einem sozialistischen Ansatz materiell reicher, als vorher.
Januar 20th, 2023 at 14:20
PS: im Hinblick auf unsere Biosphäre wäre eine Halbierung der Weltproduktion sowieso sinnvoll. Und die müsste man dann noch über alle Völker gerecht verteilen.
Januar 20th, 2023 at 15:03
Ich kenne kein "sozialistisches System" in diesem Sinne. Der Leninismus (Osteuropa) war ein Kapitalismus, in dem der Staat den Mehrwert einhielt. Zudem muss man diese Erscheinung ja auch unter den historischen Bedingungen betrachten.
Die chinesische KP pflegt ein ähnliches System, das im Übrigen hervorragned 'funktioniert'.
Ein Sozialismus, in dem die Produzenten selbst über den von ihnen erzeugten Mehrwert bestimmen, hat es noch nicht gegeben. Das aber ist m.E. die einzige Lösung.
Januar 20th, 2023 at 15:56
@18 Ich sehe den Reichtumsaspekt im alten sowjetisch geprägten Sozialismus nicht. Der Staat hat nicht Vermögen angehäuft, wie das ein Kapitalist tut. Zwar war der Staat der, der die Produktion steuert und zwar in jeder Hinsicht. Das muss man nicht tun und vielleicht aus unserer heutigen Sicht sollte man das auch nicht tun. Aber dennoch fand da keine Akkumulation statt.
Aus der Sicht eines Arbeiters hat sich aber nicht immer erschlossen, was denn am herumgeschubst werden vom sozialistischen Vorarbeiter soviel besser war, als am kapitalistischen Vorarbeiter. Man war in beiden Fällen fremdbestimmt.
Andererseits braucht es auch einen ganz schönen gesellschaftlichen Unterbau, damit so ein demokratischer Ansatz funktioniert. Trivial ist das sicher nicht. Man kann ja erst sinnvoll mitreden, wenn man das System versteht.
Das sieht man hier übrigens in der Schweiz: die Leute stimmen in einer Volksabstimmung für eine Rentensenkung (verklausuliert in längerer Einzahlungszeit). Sie haben die "Bedürfnisse" der Kapitalisten verstanden und ziehen mit denen an einem Strang, der um ihren Hals liegt. Wenn das der Macron wüsste.
Januar 20th, 2023 at 16:16
Wir haben offenbar ein stark abweichendes Verständnis von Kapitalismus. Der hat nämlich m.E. mit Reichtum im Kern nichts zu tun. Es geht um Aneignung.
Januar 20th, 2023 at 16:26
@21 Wenn ein Staat sich Mittel aneignet, z.B. via Steuern oder als Besitzer eines Staatsbetriebs, dann macht es schon einen großen Unterschied, was er mit diesen Mitteln tut.
Werden diese Mittel eingesetzt für den Wohlstand der Bevölkerung oder wird es eingesetzt für Privatvergnügen.
Mal als Extrembeispiel: eignet sich ein Staat 100% alles Reichtums direkt an, um nächsten Schritt all das den Leuten zur Verfügung zu stellen, was sie wollen. Ist das dann das gleiche, als wenn man eine Sklavengesellschaft macht und die Sklaven in einer Hundehütte wohnen und an Infektionskrankheiten verrecken?
Im ersten Fall entzieht man somit der Gesellschaft keine Mittel, da der Staat nur Treuhänder ist. Im zweiteren Fall werden die Mittel wirklich entzogen.
ergo: Treuhänder sind was anderes, als Kapitalisten.
Januar 20th, 2023 at 17:25
@osch@d # 21
Dann ist es ein Sozialstaat.
Ausbeutung richtet sich nach Mittelherkunft und nicht nach Mittelverwendung.
Der Staat DDR hat sich nichts angeeignet, was nicht der Planungsbehörde von vornherein gehörte.
Er mußte das tun, weil die Arbeitenden sich nicht selbst koordinierten.
Was sie im übrigen bis heute nicht können, dreist, wenn sie dürften.
Btw. Du ziehst weiter oben Zeit als Äquivalent heran. Damit bist Du dann immer noch beim Tausch!
Ich schrieb Dir Inhalt, bin auch bereit (mich) zu erklären. Dazu nehme ich gern Fragen an, die konkreter sind als: Häääh?!
Januar 20th, 2023 at 17:34
@oschad: Du machst mich irre. Wenn ich in Bezug auf Kapitalismus und den ihn definierenden Umgang mit Mehrwert sage, es gehe um Aneignung, kommst du mir mit "Steuern", die überhaupt nichts damit zu tun haben. Wenn der Staat sich Mehrwert aneignet (Resoz) ist das etwas völlig anderes als Steuern zu erheben. Er kann beides, nix davon oder je eines.
Lohnarbeit ist die Aneignung des Mehrwerts der Arbeitenden durch eine ihn ob seiner Macht bestimmenden Partei (Eigentümer oder Staat). Diese Aneignung ist typisch für Kapitalismus, nicht die, etwas einfach mitzunehmen, wen zu berauben, Steuern zu erheben oder zu erben. Die kapitalistsiche Aneignung ist sein Grundprinzip. Ein weiteres ist die berühmte Dynamik Geld-Ware-Geld, in allen Abstraktionen, mithin der Zwang, aus Geld mehr Geld machen zu müssen.
Januar 20th, 2023 at 17:44
@22 Ich habe 3 konkrete Fragen aufgeschrieben. Wenn du die beantworten magst, freue ich mich.
Januar 20th, 2023 at 19:44
Die drei Fragen in @10 sind von mir beantwortet.
… und auch flatter hat sie beantwortet.
Was verstehst Du daran nicht?
(Vielleicht versuche ich es dann später noch einmal (anders))
Januar 20th, 2023 at 20:59
Ich denke, das @Oschad ein ähnliches Problem hat wie ich.
Ich bin seit über 40 Jahren ehrenamtlich tätig und das absolute Minimum, zu dem Mensch bereit ist sich zu bewegen, ist Anerkennung, in der Gruppe, in der Gesellschaft. Ob sich das jetzt Geld nennt oder "Anerkennungspunkte" oder was auch immer, wer hindert denn jetzt A daran seine 7 Punkte für 8-Uhr-morgens gegen 12 Punkte 16-Uhr-nachmittags einzutauschen?
Ob pawlowsche Hunde, Schimpansen oder Human Ressources, das Problem ist doch nicht, dass sich alle auf das Glöckchen dressieren lassen, das Problem ist doch, dass sie ausnahmslos damit zufrieden sind.
Und dafür braucht es nicht mal Kapitalismus.
Den Scheiß kriegen, wissenschaftlich erwiesen, 3 Monate alte Babys, ohne jede ökonomische Kenntnisse, aus dem Stand hin.
Januar 20th, 2023 at 23:26
@25 Ich sehe auf diese 3 Fragen keine Antworten:
Wenn die arbeitende Bevölkerung in Deutschland nicht durch Kapitalisten ausgebeutet würde: wie würden sich deiner Meinung nach die Löhne schätzungsweise verändern?
Wenn für alle Importwaren Löhne wie in Deutschland zahlen würde: wie würden sich die Kosten der Importe verändern?
Wenn Gewinne aus dem Finanzsystem wegfallen würden, wie würden sich Löhne in Deutschland verändern?
Januar 20th, 2023 at 23:36
@26
Ich habe das hier gelesen (http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Venezuela/sozialismus6.html) und fand folgenden Abschnitt sehr eindrucksvoll:
Der Bolívar sollte an den Arbeitswert, nicht an den Lebenshaltungskostenindex gebunden werden. Dafür gibt es zwei Gründe.
Da die Arbeitsproduktivität auch in dieser Phase der Entwicklung zum Sozialismus steigt, wird ein an Arbeitsstunden gebundener Bolívar jedes Jahr gegen mehr Güter austauschbar sein und die Lebenshaltungskosten senken.
Sobald der an Arbeitszeit gebundene Wert des Bolívar stabil ist, sollte der Arbeitswert auf den Bolívar-Banknoten in Stunden und Minuten angegeben werden. (Ein Rechenexempel: Für die Bundesrepublik entspricht der Wert eines Euros bei einer Ausbeutungsrate von 65 Prozent und einem Durchschnittslohn von 19,50 Euro zwei Arbeitsminuten — d. Übers.) Dieser Schritt wäre ein Akt revolutionärer Pädagogik. Den Unterdrückten würde eindeutig dargelegt, wie das bestehende kapitalistische System in Venezuela sie betrügt. Nehmen wir an, eine Arbeiterin arbeitet wöchentlich 45 Stunden, für die sie Bolívar erhält, und sieht, daß die aufgedruckte Arbeitszeit auf den einzelnen Geldscheinen zusammen nur 15 Stunden ausmacht. Dann wird ihr bewußt werden, daß sie jede Woche um 30 Arbeitsstunden betrogen wird. Dies wird das sozialistische Bewußtsein der Menschen erhöhen und eine günstige öffentliche Meinung für weitere sozialistische Maßnahmen der Regierung schaffen.
Januar 20th, 2023 at 23:53
@23 Irgendwie kommt das alles recht dogmatisch: nutzt man Triggerworte, explodiert es.
Also versuche ich es mal in deiner Denkweise:
1) Es muss gar keinen Mehrwert in einem Betrieb geben. In einem kapitalistischen Betrieb gibt es den strukturell immer. Als sozialistischer Staat kann man Betriebe so oder so führen. Solange man Waren hat, darf man den Warenwert auszahlen (z.B. mittels Arbeitszeitwertpapiere)
2) Wenn sich ein sozialistischer Staat entscheidet einen Mehrwert zu erzeugen (also weniger Lohn auszuzahlen, als Warenwert erzeugt wird), dann hat das den Charakter einer Treuhand, denn dieser Mehrwert wird in die Gesellschaft ausgezahlt – durch Subventionen, Sozialleistungen, Bildung, …. Das unterscheidet den Mehrwert in einer kapitalistischen Gesellschaft, der zur privaten Konsumption und Reichtumsvermehrung Einzelner eingesetzt wird. Ein sozialistischer Staat würde dies ähnlich wie Steuern nutzen und daher auch mein Vergleich mit den Steuern. Es wird in einem sozialistischen Staat das gleiche sein, nur anders erhoben. Hätte man Arbeitszeitwertpapiere, würde aber dem Arbeiter auffallen, dass es einen Mehrwert gibt. Er arbeitet 40 Stunden die Woche, aber auf seinen Wertscheinen stehen nur 30 Stunden.
Januar 21st, 2023 at 10:41
@osch@d
Du redest, auch wenn Du das nicht wissen solltest, von Staatssozialismus.
Das ist was völlig anderes als Sozialismus!
Staatssozialismus ist eine Gesellschaftsform mit gesellschaftlicher Produktion wie im Kapitalismus, allerdings ohne doppelt freie Lohnarbeiter. Diese sind dort nur einfach frei, also frei davon Eigentum an Produktionsmitteln zu haben. Sie sind nicht frei davon Produktionseigentum zu sein.
Sozialismus ist/ wäre ein völlig anderes Produktionsverhältnis. Die Arbeitenden entscheiden selbst und gemeinsam was sie produzieren, womit sie produzieren und wofür und für wen sie produzieren.
Mehrwert ist damit ausgeschlossen.
Sie produzieren die von ihnen gemeinsam vereinbarten Notwendigkeiten.
Da gäbe es keine Plan- und Koordinierungsstelle und demzufolge auch keine wie auch immer gearteten Äquivalente.
PS – Für Staatssozialismus, egal in welcher Farbe, stehe ich nie wieder zur Verfügung!
Januar 21st, 2023 at 11:33
@30 Ich kenne durchaus die Unterscheidung zwischen Staatssozialismus und damit auch Herrschaft und Abwesenheit von Herrschaft.
Wir kommen hier im Fred aber von meinem Einwand, dass der Lebensstandard in Deutschland beruht auf weltweiter Ausbeutung. Das war meine Behauptung. Dem hast du widersprochen mit einigen Herabsetzungen meiner Person.
Ich habe dann nachgefragt, wie hoch du die Ausbeutung quantifizieren würdest, in der Annahme, dass du die Ausbeutung an sich siehst.
Jetzt arbeitest du dich an Unschärfen ab,obwohl ich konkret nachgefragt habe, was den Eindruck bei mir hinterlässt, dass du auch nicht viel zu sagen hast, also dein Geschriebenes den Zweck hat deine Eitelkeit zu befriedigen.
Auf so einer Ebene kommt man dann auch nach 2 Wochen Diskussion nicht weiter. In sofern stelle ich einfach mal meine Bemühungen inhaltlich mit dir zu sprechen ein, bis du mir das Gegenteil signalisierst.
Januar 21st, 2023 at 12:46
Du sprichst selbstsicher von Löhnen.
Wenn Du diese Kategorie benutzt, darf ich doch auch davon ausgehen, daß Du weißt, was Lohn ist und muß doch dann nicht auf die Kategorienklärung eingehen.
Fühlst Du Dich jetzt wieder herab gesetzt?
Worauf hast Du denn gesessen?
Januar 21st, 2023 at 16:49
Systemic Sponsors of Self-Interest, das jüngste Patreon Q&A mit Michael Hudson.
Januar 22nd, 2023 at 02:20
@32 Provokationen verfangen bei mir nicht, denn schon deine herablassende Art im Eingangsbeitrag habe ich nicht aufgenommen. Kannst du noch jahrelang probieren. Eine sinnlose Debatte beenden ist für alle hier angenehmer. Den Subtext, den du meinst wahrzunehmen, ist nur in deinem Kopf. Werd erwachsen.
Januar 22nd, 2023 at 07:46
@osch@d – Geh spielen!
Januar 22nd, 2023 at 14:17
Das Konzept einer Volksvertretung ist ebenso ersichtlich gescheitert wie andere Versuche, Demokratie durch Stellvertretung zu organisieren. Wieso? Die Stellvertreter schwören doch! (Nutzen mehren … Schaden abwenden … und so'n Zeusch)
Ich versteh' das Gemecker nich, iss doch alles gut! mC
Januar 22nd, 2023 at 14:22
Das ist im Prinzip richtig. So wie das Niveau sich entwickelt, erwarte ich in absehbarer Zeit folgendes Zeremoniell:
"Ey, bist du gut für Volk, ne?
Alter, isch schwör!
Cool, du biss jetz Kabinett."
Januar 22nd, 2023 at 15:35
„Haste nen Schwippschwager? Der is dann Vize! Kommilitonen? Werden Staatssekretär! Bekannte? Werden Assistenz- und Bürokraft! Klaro werden die alle ordentlich bezahlt!“
Ach, das ist jetzt schon Praxis? Dann hab ich nix gesagt.
Januar 22nd, 2023 at 19:58
"Merr kennt sich, merr hilft sich!" So iss dess, gell!
Januar 23rd, 2023 at 19:15
[..] Overall, the results provide significant evidence that the disciplining effects of personal indebtedness and the corresponding default risk are strongly associated with the decline in strike activity rates. This becomes particularly evident in economies where debtors are less protected and/or social norms about indebtedness increase the vulnerability of workers. These results suggest that industrial relations scholars should research more thoroughly how household financialisation negatively affects labour militancy and workers' compliance with managerial pressures on the fear of defaulting. Building on this study, individual-level survey data analysis and semi-structured interviews can provide further insights into underlying causal relationships. (What do indebted employees do? Financialisation and the decline of industrial action)