2025
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kunstlyriklamauk[36] Comments 26. Jun 2025 12:50

Mal wieder keine Idee. Im Fernsehen spielt Jan Josef Liefers wie immer Jan Josef Liefers. In einer Talkshow, die ich einmal gut fand. Inzwischen quakt dort eine gewisse Charlotte Roche ihr fürchterliches Quaken, grinst ihr gräßliches Grinsen und labert ihr fürchterliches Labern. Was Anne Will und nicht kann, was “ill Maibrit”, wie der Brite sagt, verbrät, ist nichts gegen diese talentfreie Inkarnation des Untergangs von Literatur und Kultur im hiesigen Lalaland. Da guck ich lieber meinen Zehennägeln beim Wachsen zu. Und weil die Welt das nicht besser verdient hat, poste ich heute auch sinnfrei, ein Geschwätz von vorgestern, das ich in meiner Rumpelkammer fand:
Der Kreter, der angeblich gesagt haben soll: „Alle Kreter lügen“, hat der Welt nicht etwa ein Paradoxon hinterlassen, sondern eine Lüge. Abgesehen davon, daß, hätte er wirklich diesen Spruch getan, das Problem mit einer simplen Fallunterscheidung gelöst wäre (er hätte dann eben gelogen), hat der Kreter dies so nie behauptet.
Er meinte vielmehr, und damit hatte er zweifellos Recht: „Alle Schweizer lügen“. Das gilt nicht nur für gewisse Banker, sondern sogar für Paola und Kurt Felix oder DJ Bobo, obwohl diese mangels Verstand kaum etwas hervorzuwürgen wissen, dem man einen Wahrheitswert zuordnen könnte. Gelingt es ihnen aber einmal, lügen sie. Immer.
So ist natürlich auch die Geschichte vom Wilhelm Tell erlogen. Der einfältige Friedrich Schiller, von Fischliebhabern seiner Locken wegen auch zärtlich „von“ Schiller genannt, ist den perfiden Alpensäcken natürlich auf den Leim gegangen und hat den ganzen Mist aufgeschrieben. Wie hieß der Sohn des Tell? Niemand weiß es, es ist auch völlig unwichtig, weil schon der Name „Tell“ aus alter Tradition erlogen sein dürfte. „Tell“ heißt schließlich im Englischen auch „Erzählen“, was ja schon so viel sagt wie „Wer’s glaubt, wird selig“. Neuere geomorphologische Studien haben ergeben, daß wahrscheinlich sogar der Teil der Alpen, in dem die Lochkäsefresser wohnen, eine Fake ist. Und dann diese angeblichen “Städte” Bern, Luzern, Zürich? Was soll das sein? Erstunken und erlogen, billig wie Bergisch-Bielefeld.
Doch zurück zum Tell: Der Vater, also Wilhelm, war tatsächlich einer, der es nicht ertragen konnte, daß ein gewisser Geßler Landvogt war, weil er einen Hut auf einen Stock hängen konnte. Ein Kunststück, das der Rest der gestutzten Bande eben nicht beherrschte. Also wollte der Tell auch ein tolles Kunststück zeigen, nämlich seinem Sohn einen Apfel von der Birne schießen. Unglücklicherweise traf er denselben zufällig genau in der Mitte, als sein Filius, nicht sonderlich klug, weil eben Schweizer, gerade hineinbiß. Der Pfeil sauste darob durch Apfel und Birne, trat hinterkopfs wieder aus und hinterließ einen qiuetschvergnügten Tell Junior.
Das Schauspiel wurde damals beobachtet von einem Badenser Braumeister, der schon aus Vorsicht und Erfahrung nicht glaubte, was er sah. Immerhin inspirierte ihn das dazu, ein Getränk durch Destillation herzustellen, das ähnliche Schmerzfreiheit hinterläßt (jedenfalls vorläufig) wie der Pfeil des Tell sen. beim Tell jun.. Daher heißt das Zeug auch „Apfel- und Birnenschnaps“. Es hat nie einen Apfel oder eine Birne gesehen. Es dient einzig dazu, sich selbst oder mißliebige Gäste wegzubeamen. Schaltet den Schmerz, den Spalt, den Gast ab. Alles andere auch. Sofort.
Ich muß an dieser Stelle spontan eingeschlafen sein oder sonstwie autoimmun reagiert haben. Einiges deutet darauf hin, daß ich rund um das hermetisch abgeriegelte Areal meines Denkschwamms, dem dieser Nonsens entsprang, die Schädelfliesen mit Ätznatron zu schrubben begonnen habe. Bis heute blitzblank, die Ecke. Ich kann mich nicht erinnern, wann, warum und in welcher Absicht ich zu dieser rüden Grätsche gegen mögliche Leser angesetzt habe. Was soll’s, irgendwer sollte wegen irgendwas bluten. Jetzt trifft es halt Blogleser. So ist das nun mal in der Gratisküche, liebe Agenturkunden: Hier wird gelesen, was auf die Tafel kommt. Wenn ihr euch auch partout den Qualitätsjounalismus aus der Oberstadt nicht leisten wollt.
(Irgendwann vor) 2009

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journalismus ,
politik[85] Comments 20. Jun 2025 12:22

Fangen wir mit einem Rückblick an: Die Nuller und 2010er Jahre waren 'Agenda'-Jahre. Spätestens in dieser Zeit begann die Fusion des Journalismus mit dem Kanzleramt, vermittelt über Lobbyisten, PR-Clubs und Trommelschläger. Der Deutsche war zu faul, ihm mussten Beine gemacht, will heißen: die Löhne gekürzt werden.
Um den ausufernden Armutsmissbrauch der nämlichen Zeit unter Kontrolle zu bringen, ersann der Topmanager Puff-Peter eine Handvoll Änderungen im Sozialgesetzbuch, die vor allem vom Sprachrohr der Ausbeuter aus der Metallbranche bejubelt wurden. Ich habe das seinerzeit eng begleitet und häufig davon berichtet.
Derzeit ist bekanntlich ein anderer Trend vorn. Zwar arbeitet das faule Pack immer noch zu wenig fürs Geld, aber vor allem gilt es derzeit, eine friedliche Verständigung mit den Feinden im Osten zu verhindern. Kollege Küppersbusch hat das exemplarisch herausgearbeitet und eine feine Veranstaltung gewürdigt, in der sich die Besten der Besten aus den Reihen der Atlantiker und Rüstungslobbyisten gegenseitig die richtige "Erzählung" erzählen.
Die Frohe Botschaft
Das ist nämlich Journaill vier null: Auf die Erzählung kommt es an – vor allem, wenn die gängige trotz allergrößter Mühen nicht verfangen will, dann muss sie noch reiner, ungestörter und alternativloser zelebriert werden. Alles andere ist Drecksarbeit®.
Da kann es keine zwei Meinungen geben – parteiübergreifend. Woran erinnert mich das bloß? Ach ja:
"Bei den Leitern entspricht dem eine eine Mentalität der allseitigen Rückversicherung, die das Abwarten begünstigt, mitunter auch einfach Inkompetenz. […] Das machtvollkommene Äquivalent der Apathie der Unteren bildeten bei der Führung konservative Haltungen, Trägheit, das Bestreben, alles vom Tisch zu wischen, was nicht in die gewohnten Schemata passte."
Das Zitat ist aus W.F. Haug: Gorbatschow und betrifft die gescheiterten Versuche der Perestroika. Als die Sowjetunion zerfiel und mit ihr ihr Einflussbereich, war sie grob 80 Jahre alt. Ein guter Zeitraum für eine nicht mehr korrigierbare Verkrustung. Und jetzt kommt auch noch der Russe.

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politik[15] Comments 17. Jun 2025 12:07

Es ist wieder eine Zeit des Feindrechts, der Feindpolitik, der Feindpropaganda. Jedes Verbrechen der eigenen Partei, und derer sind es ebenso viele wie erschreckende, wird gutgeheißen. Jede Verfehlung des vermeintlichen Feindes aufgebauscht zum Skandal, der ihn entwertet, entwürdigt, zur Unperson macht. Die Personalisierung gehört zum Programm. Russland ist böse, weil Putin böse ist, weil Russland Putin ist. Wer gegen den Russen ist, ist gut, sei er auch ein Faschist übelster Sorte. So schlimm ist er dann nicht, sie tragen ja nicht alle SS-Runen und Hakenkreuze.
Trotz des schon Jahre währenden Trommelfeuers der Propaganda, unhaltbarer Beschuldigungen, manipulierter Berichte und einer geradezu infantilen Feindseligkeit der NATO-Politiker wollen sich die Deutschen aber noch immer nicht einreihen und gegen den Iwan marschieren. Die Russen sind nicht unsere Feinde.
Wir wollen selbstverständlich auch mit ihnen reden, wie mit allen anderen, mit denen man in Frieden leben will. Wir wollen uns keineswegs von der NATO in einen hirnrissigen Krieg treiben lassen. Es ist eigentlich nicht zu fassen, dass der Marsch in den Millionenfachen (Selbst-)Mord als "Freundschaft" etikettiert wird. Sperrt diese Irren weg, wo sie in einem Sandkasten weiter 'Gut gegen Böse' spielen und die Welt nicht anzünden können!
Das Böse®
Nachdem ich mich neulich über eine ganze Reihe von Propaganda-Artikeln geärgert habe, in denen blutrünstige Idioten, die für die Westukraine Ostukrainer töten wollten, als heldenhafte Patrioten dargestellt wurden (die Guten), lese ich heute erfreulich anderes. Nein, sie wollen nicht kämpfen, die Ukrainer, weder Ost noch West. Auch die Russen nicht.
Genau so wie die Syrer, Afghanen, Iraker, Iraner, Kurden oder sonstwer. Sie wollten nicht unsere Waffen und nicht unseren Krieg. Sie wollten weder von der NATO ins Chaos gestürzt werden noch von Russen oder sonstwem. Und wenn sich ein brutaler Verein von Menschenschindern nicht beschweren darf, ist das die NATO. Neuestes Detail aus der Abteilung Folter, Mord und Unrecht: Die Killerkommandos. Das sind sie, die 'Guten', sogar die Besten der Besten. Freunde? Das nennt ihr "Freunde"?
Das sind die "Freunde" der Merzens und Steinmeiers, der Bidens und Trumps, aber doch nicht meine! Das sind die Freunde derer, die es gern feudal haben. Die das Prinzip des Rechtsstaats nicht ausgehöhlt haben, sondern pervertiert. Wenn es irgendwo einen Sinn ergibt, den Begriff "Unrechtsstaat" anzubringen, dann hier, wo mit den Mitteln des verfassten Staates die Gewalt gegen Bürger von einer freidrehenden Exekutive ausgeht.
Unter Kontrolle
Die Regierung reißt daher konsequent die Kontrolle über die Geheimdienste an sich. Das ist kein schlechter Witz, Herr Prantl, das ist er, der Putsch. Was bisher fast unkontrolliert zur Totalüberwachung, zur Förderung von Terrorismus und zum Aufbau von Nazinetzwerken geführt hat, soll künftig direkt zum Instrument der Regierung werden. Nutzen statt Kontrolle. Beliebig einsetzbar gegen jedermann. Das sind übrigens nicht einmal Notstandsgesetze, das soll der neue RechtSStaat werden.
Niemand will das. Niemand hat das gewählt. Es funktioniert, weil du hier wählen kannst, was du willst. Du kannst auch in eine Partei gehen. Du kannst dort sogar Mehrheiten zustande bringen, die werden dir einfach von oben weggekauft. Ganz weit vorn wie immer die 'Sozialdemokraten'. Die können etwas beschließen, an der Basis, in den Landesverbänden, dann versprechen es ihre Spitzenfunktionäre und dann machen sie – genau, das Gegenteil. Weil sie nicht Volk sind und nicht Wähler oder Demokraten, sondern etwas Besseres. Und was macht das Bessere? Tut sich zusammen mit den Guten und den Besten der Besten. Denen stehst du besser nicht im Weg.
Juni 2015
p.s.: Das hier ist kein Schmierzettel: das ist das komplette 'Gesetz' über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes. Keine weiteren Fragen.

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geostrategie[27] Comments 14. Jun 2025 14:05

Bekanntlich meide ich Postings zu allem, was Israel betrifft, weil ich als Nazienkel keine Meinung dazu haben muss. In knapp 200 Ländern der Erde gibt es kluge Leute, die ungetrübt ihren Senf dazugeben können. Allerdings gibt es da einen Komplex, wo die Nazienkelkollegen geifernd ein "Existenzrecht Israels" einfordern und damit dessen Existenz infrage stellen.
Die Politik der Regierungen Netanjahu, ihre Ideologie und die Mordmaschine, die sie dazu einsetzen, würden jedem Staat der Welt außer Israel und den USA als Faschismus ausgelegt. Das ist ein ideologisches Problem, zu dem ich keine Meinung haben muss, aber im Zusammenhang mit der Existenz des nämlichen Staates provoziert sie den Rest der Welt zu Reaktionen, die dazu führen können, dass er in Kürze aufhören wird zu existieren.
Die Claqueure unter den Nazienkeln stützen mithin ideologisch eine Entwicklung, die das vollendet, was ihre Großeltern begonnen haben. Das widert mich nicht weniger an als die Kriegsgeilheit Bibis, des Lieblings aller blutrünstigen Think Tanks, und seiner Hintermänner. Bei der Gelegenheit sei ein Hinweis erlaubt auf das Netzwerk von Kriegsplanern, die an den Aktionen der Militärmaschinerie beteiligt sind.
Gottundvaterland
Im Falle Netanjahus genügten ein paar Minuten Recherche, um zum Beispiel diese hier ausfindig zu machen: Institute for Advanced Strategic and Political Studies, Misgav Institute for National Security and Zionist Strategy, Kohelet Policy Forum, Jonathan Institute, Foundation for Defense of Democracies, Chatham House, Brookings Institution. Wohlgemerkt sind das nur solche, die dem Kriegsherrn oder Nützlichen Idioten persönlich eine relevante Rolle zugedacht haben.
Was derzeit geschieht, der Krieg Israels mit beinahe allen anderen Staaten der Region, kann nur fanatischen Zionisten oder Neocons gefallen. Beiden ist nämlich vollkommen egal, ob am Ende noch irgendwer lebt in der Region. Beiden Fraktionen ist gemein, dass sie sich für gottgewollte Herren und unbesiegbar halten.
Spätestens, wenn sich ein regionaler Bodenkrieg entfalten sollte, wird Israel schlicht überrannt werden. Dann wird der Überfall der Hamas auf die Grenzregion wie ein Kindergeburtstag aussehen. Das ist das absehbare Ende eines Existenzrechts Israels auf Kosten seiner Nachbarn. Feiern werden dann die fanatischen Muslime, unsere neuen Freunde in Syrien zum Beispiel, und die alten wie neuen Nazis wie unsere Freunde in der Ukraine. Das ist aber offenbar moralisch alternativlos, denn wir sind ja die Guten.

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politik[43] Comments 11. Jun 2025 12:45

Dass er solche Mittel hatte, die das von ihm gegen Russen und Juden geführte 'Reich' in den Stand versetzte, den Weltkrieg zu entfachen, konnte Hitler kaum selbst gewusst haben. Eher ahnten das schon die Sponsoren der Nazis, die Kapitäne der deutschen Industrie. Was die an Rüstungsproduktion rausgehauen haben, wurde damals nur von den USA im gleichen Maße erreicht.
Ganze Produktionsstädte wurden aus dem Boden gestampft, vor allem die "Stadt des KdF-Wagens", heute Wolfsburg, und die "Reichswerke Hermann Göring", heute Salzgitter. Krupp, Thyssen, Hösch, die Ruhrkohle, IG Farben, Degussa und wie die Traditionsunternehmen nicht alle heißen, nutzten die in Deutschland reichlich vorhandenen Ressourcen zur Kohle- Stahl- und Munitionsproduktion. Während des Krieges wurden weitere erbeutet, u.a. im Donbas.
Derselbe Traum
Heute wird derselbe Traum wieder geträumt. Den Krieg gegen Russland "gewinnen" und das Land "ruinieren" wollen sie alle, nicht nur das Plappermädchen. Merz, Pistorius, ihre allzu begeisterten Claqueure und Kriegshetzer sowie die beinahe gesamte Gefolgschaft wollen mehr als alles aufbringen, um Deutschland wieder zur "Führungsmacht" und "stärksten Militärmacht in Europa" machen. Da freut sich Europa aber. Und der Rest der Welt erst!
Wo ist der Unterschied? Wille? Check. Feindbild? Check. Einsatz aller Mittel? Check. Fähigkeit, Ressourcen, Know How? Aua. Dass sie dieses Projekt so angehen, ist bereits ein deutlicher Hinweis auf das fehlende Know How aka Inkompetenz. Sie können nicht nur nicht rechnen, sie wissen nicht einmal, dass das dazugehört.
Zudem der Geldfetisch: Die lautesten Flachpfeifen und Trommelschläger des Kapitalismus sind gern diejenigen, die ihn am wenigsten kapiert haben. Geld erfüllt keine Wünsche, egal, wie viel man davon hat. Es fehlt in Deutschland (und Europa) an allem. Zudem steigen die Preise für all das, was man kaufen will, exponentiell, je mehr man davon auf den Tisch legt.
Was fehlt
Man kann nicht mal eben Kompetenz, Material und Produktionsstätten kaufen. Man kann vor allem nicht überholen ohne einzuholen, schon gar nicht die Entwicklung einer Konkurrenz, die meilenweit vorn ist, über alle Ressourcen verfügt und ihrerseits nicht stillsteht.
Ja, der Wille ist da. Während der aktuelle Welthitler über Hyperschallwaffen und das größte Nukleararsenal der Welt verfügt, möchte Fritzchen aus Brilon auch mal so ein großes Ding haben. Größenwahn? Check. Wenn sie könnten, wie sie wollen, wären wir längst wieder so weit. Können sie aber nicht.

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kunstlyriklamauk[42] Comments 08. Jun 2025 13:38

In meiner Heimatstadt gab es eine Straße, recht zentral gelegen, in der gearbeitet wurde. Die Fahrbahndecke wurde erneuert. Dann wurden Kabel verlegt. Kaum war das fertig, wurden die Schienen erneuert. Eine neue Fahrbahndecke war also fällig.
Die Kanalisation musste saniert werden. Dann neue Fahrbahndecke. Wasserleitungen. Fahrbahndecke. Noch mehr Kabel. Fahrbahndecke. Nach zehn Jahren war kaum mehr ein Laden dort, dafür hatte sich ein Verein ehemaliger Anwohner gegründet.
Eine besondere Ressource
Ich zog dann in eine andere Stadt, und hier geht es auch immer gut vorwärts. Kaum eine Woche ohne Baustelle. Zuletzt Glasfaserkabel. Kurz darauf verzweifeltes Schrauben an den Verteilerkästen. Alles wieder aufreißen, da war wohl was schiefgegangen. Deutschland normal. Zwei Dinge können wir perfekt: Baustellen und Pfusch an denselben.
Na und? Man kann mit jeder Ressource arbeiten. In Wendezeiten der Kriegstucht der End-win-win. Wer sich einmal Luftbilder der Ostukraine von 2020 anschaut, wird dort hunderte Kilometer feiner Linien entdecken. Da haben unsere Brüder von Asow, Aidar, Svoboda und Co gezeigt, wie es geht: Einfach mal offen lassen, die Gruben.
Baustellen zu Schützengräben! Gerade an der Ruhr eine weitere Synergie: Unter Tage und blauem Himmel – gleichzeitig. Da kann erst mal jeder reinwerfen, was er für nötig hält, und wenn dann unprovoziert der Russe kommt, sind wir bereit. Millionen Arbeitsplätze im Ballungsgebiet, Spaten schultern, schon mal üben, den ersetzen wir später durch die Knabü.
In Stadt und Land
Ein weiteres Konjunkturprogramm für die Mittelgebirge komplettiert das Konzept: Die malerischen Burgruinen an der Mosel etwa können durch aktivierte Geförderte wieder aufgebaut und militärisch genutzt werden. Das haben sie dunnemals ja auch geschafft, die Steinquader da hochzurollen. Wer essen will, wird da nicht nein sagen können.
Man muss also nicht immer alles düster sehen im Land der Bauarbeiter. Wohlan, frischauf, Arbeit adelt! Für die Fleißigsten und Besten gibt es Ende des Monats sogar ein Stück Butter und ein Ei. Zukunft. Aufschwung. Führungsmacht.

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moral ,
politik[67] Comments 04. Jun 2025 14:36

Über Schuld wurde viel geschrieben und diskutiert. Im Zusammenhang mit Moral ist sie der Dreh- und Angelpunkt sozialer Beziehungen, auf denen Moral aufsetzt. Schuld ist vor allem ein archaisches Machtverhältnis. In jemandes Schuld zu stehen, wird heute zumeist als Folge einer Handlung gesehen, eine Art Pflicht zur Wiedergutmachung. Das ist aber schon eine mehr oder minder moderne Abstraktion eines simplen, u.a. feudalen Machtverhältnisses.
Die Pflicht gegenüber einer Person oder Institution, dem Fürsten etwa, ist ursprünglich nicht abhängig von eigenen Taten. Das Vergehen in diesem Kontext besteht schon in jeder Form des Aufbegehrens oder auch nur Anzweifelns des Machtverhältnisses. Jemand macht sich mithin schuldig, indem er das Grundverhältnis seiner Schuld nicht anerkennt.
Schuldgefühle, das 'schlechte Gewissen', Erröten und Ähnliches, werden oft als unmittelbar mit Schuld korrespondierende Phänomene betrachtet, quasi als Beweis für die Existenz von Schuld. Schon allein aber, dass Peinlichkeiten aller Art sensibleren Menschen mehr zu schaffen machen als die übelsten Ränkespiele dem routinierten Intriganten, ist ein deutlicher Hinweis darauf, das der Atavismus keinen Zugang zur Wirklichkeit hat.
Tragende Säule
Hier reagieren Menschen mit Reflexen aus fernster evolutionärer Vorzeit auf Situationen, in denen jene ganz nutzlos sind. Schuld ist in der Moderne nur mehr eine durch religiöse Vorläufer überlieferte Konstruktion ohne Realitätsgehalt. Erst als Angriffsfläche für das Management der Macht wird sie wieder zu einem relevanten Phänomen.
Wer nicht schuldig ist, kann nicht auf die damit verbundene komplexe Weise beherrscht werden. Einen Schaden kann man oft nicht wiedergutmachen, worin die moralische Abhängigkeit im Machtverhältnis besteht. Das vermeintliche Opfer wird in der moralischen Hierarchie über den Täter gestellt wie generell die mit höherem Status über die mit niedrigerem. Das kann kompliziert werden, wenn sich Erstere an zweiteren schuldig machen.
Damit das nicht zu kompliziert wird, hat sich die Struktur der Klassenjustiz etabliert, ohne die eine auf Moral basierende Hierarchie nicht aufrecht zu erhalten wäre. Insofern ist Klassenjustiz eine tragende Säule in einer solchen Gesellschaft, zumal im Kapitalismus.

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politik[37] Comments 31. Mai 2025 18:53

Der Kollege vom Biokiez hat einen inspirierenden Artikel über Europa geschrieben, dem ich meinen Senf hinzufügen will. Ehe ich auf etwas komme, was ich mir ggf. unter "Europa" vorstelle, werde ich von einer Begegnung in Griechenland vor vielen Jahren berichten:
Ich war Anfang 20 und mit ein paar Leuten irgendwo auf dem Peloponnes unterwegs. Wir sind getrampt und wollten von einer Straße zum Strand hinunter, dazwischen aber lag die Mutter aller Barrieren: Ein Privatgrundstück, mit Haus, und zwar offenbar bewohnt. Wir haben also versucht, möglichst ungesehen um das Haus herum zu schleichen und uns zu trollen. Der Besitzer hat uns aber sofort erwischt und getan, was ein Grieche damals tat, wenn jemand unbefugt sein Grundstück betrat, zumal wenn die Eindringlinge ziemlich abgerissen aussehen: Er lud uns zum Essen ein. Der Mann konnte gut deutsch, weil er lange an der Ruhr gearbeitet hatte, was ihm unter anderem sein Häuschen finanziert hatte. Es gab einen wunderbaren Gemüseeintopf, kaltes Bier und Geschichten aus unserer gemeinsamen Heimat.
Gepflogenheiten
Noch eine andere Anekdote, eine, die nicht ganz so schwelgerische Erinnerungen weckt: Einige Jahre zuvor war ich in England gewesen. Ich ging damals einmal auf einen kleinen Supermarkt zu und sah schon aus ca. 100 Metern Entfernung eine Frau, die die Tür zum Laden aufhielt. Ich konnte das nicht einordnen, war aber recht verwundert, dass sie die ganze Zeit dort stand. Als ich den Laden betrat, sie mich grüßte und die Tür schloss, wurde mir klar, dass sie mir, einem langhaarigen Schnösel, die Tür aufgehalten hatte. Sie war übrigens keine Angestellte, sondern eine Kundin. Britische Höflichkeit scheint manchmal keine Grenzen zu kennen. Wir hatten damals einen dabei, der es nicht drauf hatte mit "please" und "thank you", und jedesmal, wenn er ein Pint bestellte und mal wieder den Satz nicht voll kriegte, halfen wir mit einem dreistimmigen "Please!" aus. Kann ich nur empfehlen, danach waren wir gern gesehene Gäste.
Ich musste sowohl in England als auch in Griechenland Geld umtauschen, was keine Riesenkunst ist und eben seine Vor- und Nachteile für Reisende hat. Der Vorteil lag im Fall Griechenlands im billigen Urlaub. Ich fuhr aber nicht herum, um möglichst billig möglichst hohe Ansprüche zu stellen. Ich wollte Land sehen und mit Leuten reden. Die meisten Europäer, so konnte ich schnell feststellen, waren freundlicher als die meisten Deutschen. Carabinieri waren mindestens so miese Arschlöcher wie unkontrollierte Bullen anderswo. Geschäftemacher sind überall eklig. Wenn man erst mal mit Leuten einen trinkt, verträgt man sich mit den meisten und versteht sich mit vielen, und das bereichert ein Leben ungemein. Das ist meine Welt, das ist mein Europa, und was ich an ihm liebenswert fand, war, dass es nicht so deutsch ist. Nicht akkurat, nicht rechnend, nicht deklassierend, nicht diskriminierend. So habe ich es erlebt.
Der Herrenmensch spricht
Und was haben wir heute? Super, ich muss kein Geld mehr umtauschen. Umtausch ist kein Thema mehr, dafür ansonsten nur noch Geld. Der Ton ist nicht zufällig der vom deutschen Kasernenhof, autoritär und herablassend. Es wird akkurat gezählt, aufgerechnet, bilanziert und präsentiert. Es herrscht der Zwang der stummen Askese. Dieselbe Akkuratesse, die politische Gerichtsvollzieher bei der Auflistung ihrer Forderungen walten lassen, dieselbe Gnadenlosigkeit beim Vollzug, kennen wir noch von damals. Unsere Pflicht, eure Pflicht, da kann man nichts machen, das ist der Befehl, der muss vollstreckt werden. Hätten sie halt rechtzeitig ihre Hausaufgaben® machen müssen. So deutsch ist Europa.
Es ist auch so deutsch, dass es wieder Feinde gibt. Ich meine hier einmal nicht den Spuk des Terroristen, sondern den in Europa. Den Russen und alle, die ihm zur Seite stehen. Mit dem darf man nicht reden, den darf man nicht verstehen, und wer es doch tut, ist kein Europäer, sondern ein Versteher. Ein Verräter. Aber das ist das Europa des Kapitals und seiner Hetzer. Sie haben sicher ihre Mittel, vielen Menschen die Köpfe zu verdrehen und ihre Parolen nachzuäffen. Stellt denen aber mal einen Griechen vor oder einen Russen, stellt was zu essen und zu trinken auf den Tisch, dann hat sich das ganz schnell. Nichts in Europa ist so, wie es seine Herrenmenschen trommeln lassen. Es ist an der Zeit, sich das wieder zu erzählen.
Juli 2015

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geostrategie[13] Comments 29. Mai 2025 17:52

Unsere Freunde von der RAND-Corporation haben ein Interview mit einem ihrer Denkpanzerfahrer veröffentlicht, das wie immer tief blicken lässt. Diese Leute verharren in ihrem mechanistischen Weltbild und betrachten Geopolitik in militärischen Kategorien, sprichwörtlich als ein Spiel, in dem man sich stets die beste Ausgangsposition sichern und im Großen die Regeln vorgeben muss.
"Wargaming" heißen dabei Planspiele, in denen sie Konflikte simulieren und sich dabei anschauen, wo sie womöglich auf nicht vorhergesehene Ereignisse reagieren und wie sie am besten das eigene Militär den Anpassungen der Feinde anpassen. Nicht überraschend ist der Ukrainekrieg dafür ein schönes Freiluftexperiment.
Interessant ist aber vor allem die Denkweise, die sich da eröffnet. Das beginnt damit, dass der Feind stets als "Aggressor" gedacht wird, obwohl die Beispiele für US-Kampfeinsätze, die David Ochmanek nennen kann, allesamt aus Konflikten stammen, in denen die USA Angriffskriege geführt haben.
Kriegsspiele
Und selbst die Szenarien, die ihm sonst einfallen, sind zumindest zweifelhaft, wie in dem der "Bedrohung der NATO im Baltikum". Was will die denn da, wenn sie nicht bedroht werden möchte? Wer rüstet dort gerade auf? Wer bedroht also wen? Völlig eindeutig ist derweil die "Bedrohung der Partner in Taiwan". Are you kidding me?
Selbst die USA betrachten, wie fast alle anderen Staaten der Erde auch, Taiwan als Teil der Volksrepublik China. Die US "verteidigen" dort völkerrechtlich also ungefragt China gegen sich selbst. Jeder Depp weiß hingegen, dass die USA dort faktisch eine Sezession betreiben und ein souveränes Land für den Fall bedrohen, dass es wirksame Maßnahmen dagegen trifft.
Ochmanek stellt fest, dass der Rest der Welt inzwischen kooperiert, und zwar ohne die USA zu fragen, ob sie das dürfen. Dies wiederum betrachtet er als Verstärkung der Bedrohung. Es gilt also nach wie vor, obwohl er richtig feststellt, dass der Wertewesten aktuell (und vermutlich auch für alle Zukunft) nicht mehr unangefochten ist, jede Abweichung von der Hegemonie der NATO als "Bedrohung" zu labeln.
Finale Vorwärtsverteidigung
Diese abzuwehren, egal wie, ist demnach Verteidigung, was den Feind wiederum automatisch zum Aggressor macht. Da man den in aller Regel nicht mehr beliebig in die Wehrlosigkeit bomben kann, soll die Lösung künftig darin liegen, schneller reagieren zu können, die Vorwarnzeit jeglicher Kriegshandlungen also zu verkürzen.
Leute wie Ochmanek sind dabei offenbar wirklich so dämlich, dass ihnen jede Vorstellung dafür fehlt, die NATO könne ihrerseits als Bedrohung betrachtet werden, womit das Potential beschleunigter Eskalationen zwangsläufig in weitere Kriege führen muss. Das sind die Experten, auf denen die Neocons ihre Geostrategie stützen.

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kunstlyriklamauk[52] Comments 26. Mai 2025 17:15

Abb.: Was glotzt du so blöd, du Penner?
Oder? Na? Das ist ja wohl die Headline des Jahrhunderts, danach kann eigentlich nichts mehr kommen. Alle auf einmal getrollt, und sie können sich nicht einmal beschweren, sind ja ihre Worte. Leute, ich. bin. der. Geilste.
Kurz mal ernsthaft? Okay. Dieser identitäre Dung wirkt ersichtlich in Kombination noch besser. Fangen wir mal ganz rechts an: Die Kombination "Ausländer" und "kriminell" ist der Gassenhauer im Milieu seit Jahrzehnten. Muss man nur oft genug wiederholen, dann wird er wie von Zauberhand zur Wahrheit.
Immer und überall
Ein Ausländer, der etwas Illegales tut, ist nämlich ein solcher. Es ist dann das, was die Kombination sagt. Nichts anderes. Nicht Vater, Sohn, Skifahrerin oder Bäcker, nein. Das Pendant in Form des Deutschen oder Inländers gibt es derweil nicht. Ein Dieb ist ein Dieb, ein Mörder ist ein Mörder, das sind keine Deutschen.
And just a jump to the left: "Toxisch" ist er, der Mann in seiner Männlichkeit. Die Kombination muss man nur oft genug wiederholen, dann wird sie wie von Zauberhand zur Wahrheit. Männlichkeit gibt es auch nur in toxisch. Das Pendant einer ebensolchen Weiblichkeit existiert nicht auf diesem Planeten. Es gibt keine gute, schöne oder hilfreiche Männlichkeit, es sei denn als Transmännlichkeit, und die ist keine.
Alles so weit verstanden? Wie jetzt, "nein"? Und was jetzt, nur die eine Hälfte, nur die andere oder gar nichts? Wir können uns ja mal an der kompletten Kombination versuchen, vielleicht hilft das. Ist es toxische Männlichkeit, die den Ausländer kriminell macht? Oder ist es vielleicht ausländische Kriminalität, die den Mann toxisch …? Nein, das führt auch zu nichts.
Macht mich krank
Fragen wir doch Experten: Die AOK hat eine wunderbare Büttenrede zum Thema zusammengestellt, weil nämlich "toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schaden kann" und erklärt, wie Wokies sich die Welt von uns unwoken Schwanzträgern vorstellen. Süß. Zum Knuddeln. Seht ihr, kaum wird mein Toxin aktiviert, sprudeln die Vergewaltigungsphantasien aus mir raus. So ist er, der Cis.
Leider konnte ich keinen Rentenversicherungsträger finden, der mir das mit den Ausländern erklärt. Da besteht offenbar noch Forschungsbedarf. Tja, die Mittelschicht muss Prioritäten setzen. Aber wir bleiben dran. Alta, isch schwör!

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