Dekadenz: Der Fall Diana Kinnert
Posted by flatter under kollateralschaden[5] Comments
29. Mai 2022 18:33
Bildquelle: Pixabay
Diana Kinnert ist eine ganz normale junge Karrieristin, die einen Fehler gemacht hat, der nur im Falle des von allen gesuchten 'Erfolgs' passieren kann: Sie hat nicht einmal kapiert, dass man auf ganz großer Bühne nicht nur gesehen wird, sondern auch hinterfragt. Sich durchzupfuschen trägt nur so weit. Du kannst nicht zu Hoffmann und Campe gehen und zusammenkopiertes Zeugs veröffentlichen.
Es wäre ein Coup gewesen, hätte sie selbst die Veröffentlichung gestoppt und die skandalöse Schlamperei im Verlagswesen aufgedeckt. Selbst diese Möglichkeit entging ihr freilich, weil sie eben ganz normal ist und sich für den Mittelpunkt der Welt hält. Ihr Erfolg ist ihr Erfolg. Sie hat es sich verdient, denn sie wird ja wahrgenommen. Mit 17 in die CDU; Anfang zwanzig Saftschubse von wem Wichtigen. Jetzt noch einen Guttenberg pullen und ganz nach oben!
Symptome
Kinnert ist ein Symptom. Der Gesellschaft mit ihrem psychotischen Individualismus allemal, aber dazu hier nicht mehr als nötig. Ein Produkt, das sich als solches anpreist: "Jung, Lesbisch, konservativ". Selbstverständlich schon "Beraterin" und "Unternehmerin". Fehlt noch "self-made". Und zweifellos dummdreist.
Sie ist auch und gerade eines der Dekadenz eines Publizismus, der für sich Leistungen reklamiert, die er nicht erbringt, der sich Rechte nimmt, die ihm nicht zustehen, und der fleißig die Substanz zersetzt, von der er lebt. Hoffmann und Campe – wir sind noch zu doof zum Googeln. Haben wir auch nicht nötig. Wir sind nämlich wer.
Gewesen.
Diese Gesellschaft ist von der neoliberalen Dekadenz des Endzeitkapitalismus kulturell völlig zerstört worden. Journalisten sind Propaganda-Agenten und Kampagnenfahrer. Wo "Leistung" draufsteht, ist Protektion drin. Seilschaften und Familienbande entscheiden darüber, wer einer ist; derweil werden komplett produzierte Karrieren von hirntoter PR stets als großartige Eigenleistung angepriesen. Dasselbe gilt für geerbtes Eigentum.
Ideologiekollaps
Es ist ein einziger Rückfall in finstere Zeiten, wobei der Absolutismus und seine feudalen Vorläufer wenigstens noch ein quasi offizielles Gottesgnadentum im Wappen trugen und jeder wusste, dass man eben hochwohlgeboren war oder selbst Eigentum. Heute muss das alles mit noch üblerem Schwachsinn verkitscht werden.
Selbst die Kirchen, die schon immer auf Seiten der Reichen und Mächtigen standen, kugeln sich beim Spagat beide Beine aus, um Genderqueerquatsch und Militarismus mit steinzeitlichem Omm-omm zu Modernität zu verquirlen. Katholikentag 2022, my ass! Man könnte das alles lustig finden, aber solche Zeiten werfen ihre Schatten voraus – wo sie nicht bereits angekommen sind.