journalismus


 
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Ab und an muss ich noch dort hineinschauen. Man kann sich das kaum vorstellen, selbst die Älteren wollen sich nicht mehr erinnern, dass man dafür einmal Geld ausgegeben hat und es informativ fand, das Sturmgeschütz der Demokratie. Der Landser- und Patriotendemokratie zum Mitmarschieren. Humba! Täterä!

Neben dem üblichen Lifestylemist, Erziehungstips für Mittelschichtseltern, einmal ins "Gym" und schon schöner, schneller, gesünder, oder wie man das Glück® trotz Krise findet, bla, erfahren wir von der müdesten Propagandawerft an der ganzen Küste das Älteste im kältesten Aufguss, das Dümmste als Infotainment für Schlauerfühler. Der Hammer heute: Sie haben den "Hacker des Bösen" geschnappt. Es war einmal ein böser böser Wolf …

Ganz vorn aber, auf den ersten fünf Plätzen, landen, damit wir sie nicht vergessen, Putin, Putin, Putinland und Russland. Ernsthaft werden wir in der Welt der Spiegelredaktion vom jüdisch-bolschwestischen Bösen aus dem Raum im Osten "abgehört und unterwandert"! Von den Russen, sicher, ihrer CIA, NSA, DHS, wissens schon, mit diesem Prism, Tempore, XKeyscore, total und rundum über DNS und Atlantikleitung bis hin zu den ganzen Klubs, Blasen und Basen, die sie hier unterhalten.

Kim ante portas

Diese Russen! Wenn sie so weitermachen, laufen sie den Nordkoreanern noch den Rang ab. Derweil das Duell des Tages: der Kanzler gegen den Papst. Ganz ganz wichtige Männer, die die Weltläufte unterschiedlich einordnen. Das gehört eingeordnet. Ist der Papst etwa auch unterwandert? Nein! Doch!

Ein Gastautor darf schwadronieren über Putins Putinrussland und dass es an der Front nur "im Vorteil" sei derzeit. Das bisschen Überlegenheit bei Luftabwehr, Artillerie, Munition, Bewaffnung, Luftunterstützung, Truppenstärke, Nachschub, Produktion, Strategie und Logistik darf man aber nicht überbewerten. Die bessere Moral ist nämlich das, was zählt. Und die Moral natürlich.

Knallhart recherchiert außerdem: Es gibt ein schlechtes Foto von irgendeiner blaublütigen Uschi, Probleme kranker Piloten und CO2-Reduktion in Ihrem Landkreis. Voll am Puls der Zeit, am Maul des Volkes, mittendrin im Zentrum der Mitte statt nur schnöde Mitte oder Mittelschichtsrandlage. Zwei Fragen hätte ich da allerdings noch: Woher kommt eigentlich diese Krise des Journalismus und wie konnte es damals® eigentlich dazu® kommen?

 
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Der Chefredakteur rückt ins Meeting vor, reckt die Faust und bellt: "Ave Relotius!" Vielstimmig erfolgt das Echo. Chef fährt fort: "Wir wollen, dass der Leser sich gut fühlt. Wir wollen, dass der Leser sich bestätigt fühlt. Wir wollen, dass der Leser weiß, was ihn erwartet und dass seine Erwartung nicht enttäuscht wird." Vielstimmige Antwort: "Yes, Chef!"

Jemand sagte mir neulich, es gebe Dinge, die er nicht vergisst. Ach was. Trotz unseres vorgerückten Alters? Nein, er hat ja Recht. Auch konkret. Was Sascha Lobo uns ins Gesicht gespuckt hat, bleibt unvergessen. Hier kommt tonnenschwer zum Tragen, dass die Hetzer, die Offiziellen, die Mittelschichtsmischpoke, die Extremisten des inneren Zentrums, keine Kriterien für gar nichts haben.

Hätten sie solche, müssten sie sich vor Scham in den Staub werfen, oder wie kann das Wort vom Lumpenpazifisten etwas anderes sein als Hass, Hetze und die unterste Schublade aggressiver Kriegspropaganda? Hängt irgendwo in der Nähe der Relotius, Verzeihung, Ericusspitze noch ein Spiegel? Werden dort die Straßen bei Regen mit dem Handtuch getrocknet, damit sie ihre Gesichter nicht mehr sehen müssen?

Unvergessen

Und was ist eigentlich legal und legitim im Umgang mit solchen Typen? Darf man sie "blöde Wichser" nennen oder ist die darin implizierte, eher harmlose Unterstellung schlimmer? Ist es hilfreich sie aufzufordern, gefälligst an die Front zu gehen und sich in Stücke schießen zu lassen, immer und immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die Hetzer selbst nie zum Sterben losgeschickt werden?

Wäre es nicht wenigstens als erzieherische Maßnahme richtig und angemessen, zumal das auch psychohygienisch guttäte, ihnen mit einem trockenen Schlag in die Visage ein Jota der Schmerzen zuzufügen, die die verstümmelten Erfolge ihrer Kommunikationsbeiträge an der Front erleiden? Das sind keineswegs nur rhetorische Fragen. Es geht um die Werteorientierung.

Während dergleichen also aus allen Rohren journalistischer Schaumkanonen geballert wird und ihre Artilleristen noch das ganze Verrecken und Elend leugnen, das damit verbunden ist, ist ihre Kamarilla auf der Jagd nach Hassbotschaftern im Internet. Damit ist nicht etwa jemand wie der Nazi Melnyk gemeint, dem der Bundestag stehend applaudierte. Damit sind wohl eher Beiträge wie dieser hier gemeint. Etwas stimmt nicht in diesem Land.

 
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"Krankenstand drückte Deutschland wohl in Rezession", orakelt Tagesschaum.de auf seiner Hauptseite und belegt den hohen Standard seiner journalistischen Qualität schon nach einem Klick, wo es dann heißt: "Drückte Krankenstand Deutschland in Rezession?" Spekulation, Weißmannicht, aber für die Propaganda reicht es auf jeden Fall noch.

Es ist schon bemerkenswert dumm, einen einzigen Parameter aus dem Wirtschaftsjahr zu isolieren, so zu tun, als wäre der beliebig variabel und diesen dann, je nach Wert, allein für die Tendenz verantwortlich zu machen. Das hieße nämlich, dass, selbst wenn alle Werte schlechter sind als in Vergleichsjahren, man jeden einzelnen beliebig herauspicken und dann so tun könnte, als hätten alle anderen Faktoren nichts damit zu tun.

Was hätten wir denn sonst noch für Erklärungen? Sinkende Exporte? Hohe Energiepreise? Sinkende verfügbare Einkommen und damit sinkende Nachfrage? Wirtschaftlicher Schaden durch Sanktionen gegen Russland? Ach was, das ist alles nichts. Die Blaumacher sind schuld. Die Würstchen, die neuerdings eine Erkältung zum Anlass nehmen, es sich bequem zu machen.

Keine weiteren Fragen

Erwähnte ich, dass das erbärmlich dumm und ebenso durchsichtig ist? Und dass es keineswegs dadurch besser wird, dass andere Mimi-Medien denselben Unsinn verzapfen, wie eben immer alle Mimi-Medien denselben Unsinn verzapfen? Der Pluralismus® der Mitte der Mitte der Mitte halt.

Das Schlimme an solchen ehemaligen Nachrichten ist die Offensichtlichkeit der Absicht. Man will glauben und glauben machen, was man da verbreitet. Jeder, der sich auch nur laienhaft mit Wirtschaft befasst, kennt die Probleme, vor allem jene, die uns in den kommenden Jahren bis Jahrzehnten noch gewaltig auf die Füße fallen werden, und diese Trommelschläger kommen uns mit Krankenständen. Das ist eine Beleidigung für jede Normalintelligenz.

Aber selbst, wenn man sich auch nur mit diesem Faktor beschäftigen will, fällt doch auf, dass nicht einmal der hinterfragt wird. Wie kommt es, dass er so hoch ist? Wo ist der Vergleich zu den Zahlen weltweit? Was haben die Krankenstände mit Arbeitsbedingungen zu tun? Warum sind diese offensichtlich so schlecht? Was muss man tun, um das zu ändern? Ist das überhaupt möglich?

Anständigen Journalismus erkennt man daran, dass er offene Fragen stellt, aus denen man etwas lernen kann. Propaganda erkennt man daran, dass sie einfache Antworten auf komplexe Probleme im Sinne bestimmter Interessen liefert. Diese durch Zwangsabgaben finanzierte Form ist dabei das größte Übel, weil sie nicht einmal in den verdienten Konkurs entlassen werden kann.

 
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Identitäre mögen Fantasy, weil es da noch einfach und geordnet zugeht: Fantasy, das ist Pferde, Schwerter, Burgen und Fabeltiere. Und im Norden ist es immer kalt. Verkitschtes Mittelalter, europäische Gemütlichkeit und ein Kult der Härte, wo das Wetter eben immer grimmig ist, und egal, auf welchem Planeten oder in welcher Parallelwelt das stattfindet, es ist eben wie im Wertewesten, als die aus Süd und Ost noch Barbaren genannt werden durften.

Die komplexe postmoderne Welt überfordert die Menschen. Die Anpassungsprozesse sind stets in Beschleunigung begriffen. Nehmen wir mal die Arbeit: Die 40er Jahrgänge hatten noch einen Job fürs Leben, die 50er mussten am Ende ihres Arbeitslebens noch einmal umlernen, die 60er/70er kennen nur mehr Unsicherheit und die später Geborenen machen sich keine Vorstellung mehr davon, wie ihr Leben in zehn Jahren aussehen wird. Da braucht es Orientierung, und die findet man wohl am Besten in radikaler Weltflucht.

Wo Gott dich hinstellt

Hartmut Finkeldey (Grüße!) hat einmal wunderbar auf den Punkt gebracht, was Konservativismus ausmacht: "Alles ist an seinem Platz." Jeder weiß, wohin er gehört und stellt das nicht infrage. Niemand muss nach Höherem streben und keiner wird gestürzt (es sei denn, er bedroht die Ordnung, indem er sich an ihr versündigt).

Die Identitären von rechts bis pseudolinks haben das inhaliert. Rechts ist der Revanchismus und die Restauration, die Pseudolinken stellen eine neue Hierarchie auf, aus der ebenfalls kein Entrinnen ist. Hie die Guten, die Opfer, da die bösen Täter. Wird ein bisschen komplizierter, wenn definierte Opfergruppen in Konflikt geraten, aber da diese Ideologie sich in keiner Praxis bewähren muss, kann sie nach belieben zündeln und weiterziehen, bis sie sich endlich überall unmöglich gemacht hat.

Dabei profitieren diese identitären Strukturen vom Bedarf der Neocons und Neoliberalen, der Kapitalisten und Kriegstreiber, die es gern moralisch und unumstößlich haben. Jeder an seinem Platz: Die Guten, die Bösen, die Faulen und die Leistungsträger. Die Ordnung ist gottgewollt oder doch zumindest aus der Warte höherer Gerechtigkeit in Kraft. Kein Zweifel, keine Differenzierung.

Zu viel Stress

Wo die Moderne mit ihren tief in die Geschichte reichenden Erzählungen gescheitert ist, weil alle die Ziele, alle die Enden der Geschichten, sich als unzutreffend erwiesen haben, hat sich nicht etwa ein Materialismus durchgesetzt, der seinerseits auf ein Ende der Geschichte verzichtet hätte – wie etwa ein Marxismus ohne das Versprechen einer Befreiung des Proletariats.

Es hat sich kein wissenschaftlicher Blick etabliert in der öffentlichen Wahrnehmung, die Frage nach dem, was ist, wie es wurde und welche Optionen sich daraus ergeben. Das würde ja in permanenten Stress ausarten. Vielmehr hat sich Narrativ noch von Historie getrennt und erzählt uns wieder was vom Pferd. Folgerichtig ging Journalismus längst vom Storytelling zum Fairytaling über.

 
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Ich lese jeden Tag zuerst tagesschau.de. Warum? Weil ich dort die jüngste Westpropaganda, atlantische Geopolitik, neoliberale Wirtschaftspläne und aktuelle Ereignisse erfahre. Warum Tagesschau? Weil ich dort nicht in Mittelschichtsmüll versinke wie gesunde Ernährung, gesundes Leben, Häuslebau und Hecke Schneiden. Ein paar Beispiele dafür von heute, aus drei Webauftritten großer Medienhäuser:

"Größte Fehler beim Joggen" "Kann man in 45 Minuten 1000 Kalorien verbrennen?". "Kraftzuwachs schon nach drei Sekunden", fehlt nur noch "Diese Übung für Rentner macht ihren Orthopäden sauer". Weiter geht es mit "83 Männer in 17 Jahren" (irgendwas mit Sex – soll mich das beeindrucken?) und "Saufen ist keine Rebellion". Ach was? Hätte ich das nur früher gewusst, ich hätte mir den Alkoholismus gespart. Nächste Woche erfahre ich, dass der Booze nicht mal gegen Burnout hilft.

Gesund und munter

Zum Thema "Flut" gibt es beim nächsten Kandidaten Tips zur Versicherung. Einfach gut versichert sein, dann ist der Klimawandel gar nicht mehr schlimm. Spocht auch hier, mit Zen gar: "Beim Tennis bin ich ganz im Hier und Jetzt". "Sechs Rezepte für Faule" folgen. Der 'faule' Mittelschichtler spart in der Freizeit an Kochzeit, da bleibt er fit fürs Roboten. Außerdem: was wir immer schon über Wärmepumpen, Fettleber und Muskellähmung wissen wollten. Nachrichten®, die man einfach kennen muss, wenn man mitreden will.

Eins noch, reicht dann: Immobilienstress bei der Scheidung, Aktien mit Rendite, KI in Las Vegas, "Bin ich gut genug im Bett?". Das ist dann die 'konservative' Variante. Allüberall geht es Tag für Tag um dasselbe: das wohlverdiente höhere Gehalt gut anlegen, sich körperlich stählen, dem Bösen (Müßiggang, ungesunder Genuss) abschwören und meinen, was alle meinen.

Das Ende vom Lied: Obwohl sie doch schon so geschickt ihre Werbekunden im sogenannten Inhalt bedienen (Versicherungen, Immobilienbranche, Autohersteller, Freizeitindustrie), reicht es nicht vorn und nicht hinten. Ein Vögelchen flüstert mir dann und wann, dass die Sorgen groß sind in den Verlagen und selbst bei den Werbekunden. Seriös wollen sie sein, relevant und attraktiv, aber kaum jemand zahlt noch für ihren hart erarbeiteten Content. Woran kann das nur liegen?

 
pn

Man könnte etwas wissen von der einen oder anderen Operation, die NATO-Geheimdienste so an den Start bringen. Ist es nicht gar so, dass wir häufig direkt aus deren Kreisen – vom Musterdemokraten Maaßen bis hin zum GCHQ – direkt erfahren, was wir zu denken haben? Warum also erfahren wir dann nichts über den Filz zwischen CIA und dem ukrainischen Nazinetzwerk aka "SBU"? Eine rhetorische Frage.

Nach all den Geländegewinnen, Durchbrüchen und den horrenden Verlusten der Russen ist die Frühjahrs-Sommer-Herbstoffensive der Banderas also jetzt "misslungen", wie ich aus denselben Quellen erfahre, die zuvor permanent jene Erfolgsmeldungen vertröteten. Wie kommt das nun? Richtig, auch eine rhetorische Frage.

Alles paletti

Komm, bleiben wir einfach im Modus und hauen die nächste raus: Joe Biden. Tattern, mümmeln, murmeln. Warum fragt eigentlich nur das alte Schandmaul von RT, wie ganz Europa sich zum Spielzeug eines dementen Wracks machen kann? Bleiben wir mal bei Scholzens: Wenn der Greis pfeift, kuscht das Olafchen.

Nimm mich hart, Amerika! Die Alternative Pussygrabscher reloaded scharrt derweil schon mit den Hufen. Da sagst du doch nicht nein oder vielleicht, richtig? Da bückst du dich und stöhnst lächelnd: "Sir, Yassir!" Klare Sache.

Keine weiteren …

Derweil haben sie während meiner Rekonvaleszenz noch herausgefunden, dass es jetzt nämlich ganz sicher dieser ukrainische Geheimdienstmann aus dem ukrainischen Geheimdienst war. Er hat mit seiner wilden Bande Nordstream gesprengt. Rhetorisch: Deshalb muss die BRD der Ukraine also jetzt mehr Geld und Waffen schicken? Klingt komisch, ist aber so.

Und niemand stellt in diese Richtung irgendwelche Fragen, sei es für den Anfang auch nur eine rhetorische? Die Freie Presse®, dieser stramme Vierte Gewalttäter, hält das alles für ausrecherchiert und nicht weiter relevant? Aha. Eigentlich geht es mir heute durchaus besser. Ich gehe trotzdem wieder ins Bett.

 
pn

sind vor allem Feinde. Ein toter Feind ist ein guter Feind. Punkt. Es gibt ohnehin keine Bomben, Granaten oder Raketen, die Kinder leben lassen und Erwachsene töten. Was ist Krieg? Krieg ist Massenmord als Mittel der Politik. Wen interessiert es, wie viele Kinder dabei draufgehen?

Die Appelle mit dem Inhalt "Aber die Kinder" sind derweil nicht einfach dumm. Sie sind kontraproduktiv. Warum? Weil sie in einer Kette wirksamer Kommunikation stehen, an deren Ende die Zustimmung zum großen Morden hängt. Niemand stoppt einen Krieg, weil Kinder sterben, aber alle halten ihn für gerecht, weil Kinder sterben.

Minibabys total zerstört

Die übelste Greuelpropaganda arbeitet am liebsten mit Kinderopfern. Gern Leichen, aber besser noch lebend, leidend, mit großen Kulleraugen. Bilder von toten Säuglingen sind schwer zu kriegen, oft unglaubwürdig und versauen die positive Stimmung. Daher optimal, aber im Grunde verbraucht: Die Story von Brutkastenbabys (krasser geht es nicht mehr), auf dem Boden zerschmettert. Glückwunsch, Hill & Knowlton, das war noch deutlich besser als echt.

Überhaupt nicht zufällig plappert Anjatanja auch ständig von Kindern – denen, die von Russen gesprengt werden und denen, die "die NATO wirklich mögen". Es ist der dreckige Bodenbelag unter der letzten Schublade, aus dem das kriecht. Wer Krieg mit Kindern in Verbindung bringt, ist dumm, impertinent und betreibt das Geschäft der Kriegspropaganda. Bei der Gelegenheit: Schon die Geschichte der "unschuldigen Kinder" und Herodes, dem Putin der Bibel, war gelogen.

Sehr hilfreich

Ja richtig, daher ist es vollkommen egal, wer in welcher Absicht dieses Pik As zieht; es hilft nur den Kriegstreibern, den Lügnern, den Mördern. Nehmen wir zum Beispiel die blöde Frage, ob so und so viel angeblich getötete Kinder eine kriegsstrategische Einschätzung im Nachhinein ändert.

Echt jetzt? Das Einzige, das alle daraus verlernen, ist der rationale Blick aufs Geschehen. An dessen Stelle treten Assoziationen, Emotionen, Moral und Rachedurst – auf allen Seiten. Fürs Geschäft mit der Aufmerksamkeit aber allemal probat. Glückwunsch!

pn

Wie ich als gut Unterrichteter aus Kreisen weiß, gibt es mehrere Anstalten, den Geist eines seriösen Journalismus zu beschwören. Das Problem: Nachrichtenformate finanzieren sich sehr schlecht und Werbung braucht Medien. Der Ganze milliardenschwere Biz hängt davon ab, dass ihr Bullshit beim Bingopartner ankommt, und einer der Klassiker – zumal im Zeitungsformat – siecht kaum mehr. Das atmet nicht, das modert schon.

Die Geldgeber hätten gern die eierlegende Wollmilchsau oder besser gesagt die Hure beim Sex und Heilige in der Beziehung. Werbung macht sich schlecht neben schlechter Laune wie Krieg, Katastrophe, Problembär. Erstes Problem: Das ist das Gros der Nachrichteninhalte. Zweites Problem: Das Niveau. Überall dasselbe, mehr Gekreisch als Argument, einseitig bis zur plumpen Propaganda.

Massenhaft einzigartig

Zielgruppe? Die Mitte der Mitte der Mitte. Produzenten: dito. Ideologie: auch so. Zu produzierendes Image: Du bist etwas extrem ganz Besonderes. Atmosphäre: seriös, aber unterhaltsam. Eben Aufsehen erregend. Na dann: Viel Glück!

Ein Beispiel ist die Kooperation von Microsoft und Reporter ohne Grenzen. Das Mittel: Irgendwie dann jetzt doch aber echt ein Kodex, eine Art journalistischer. Vielleicht ein Pressekodex. Okay, man hätte dessen Kriterien ja einfach schon in der Vergangenheit beachten können, aber da hat man lieber tendenziöse Hetze und Fairytailing à la Relotius mit Preisen behängt. Man könnte auch so etwas wie Neutralität ausprobieren, aber das verträgt sich gerade nicht nicht mit atlantischer Kriegspropaganda. Schade.

Schon immer so

So wird man also weitere Jodeldiplome und Jubelpreise erfinden, um so zu tun als ob und zu hoffen, damit einen Happen vom Budget zu ergattern. Bis irgendwer erkennt, dass Porn Hub genau so seriös ist und mehr Reichweite hat. Ich würde dort investieren. Die meisten Wichser fahren Autos. Ich finde, das passt viel besser als ein verstorbenes Nachrichtenmagazin.

Vor ziemlich genau 15 Jahren habe ich mal geguckt, wie schmutzig ich mich machen will. Es hat für eine Einladung beim "Freitag" gereicht und einen Erfahrungsbericht, der lange in der Wikipedia zitiert wurde. Das war damals schon die absolute Speerspitze der Innovation. Erzählt mir nichts; ihr wollt weder Seriosität noch halbwegs objektiven Journalismus oder auch nur Pluralismus. Ihr wollt Money for Nothing. Good luck with that.

 
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WTF? Ihr hattet mich schon bei "Institut für Digitale Resilienz". Das ganze Bullshitbingo schon im Firmenschild, damit ist man ganz weit vorn! Dann noch fresh die Leser duzen, schon bist du auch noch hip. Du hast es allen gezeigt. Wow!

Worum geht es? Sogenannten "Journalismus", und zwar "non profit". "Qualitativ hochwertige journalistische Produkte" – die zu etikettieren selbstverständlich denen überlassen bleibt, die das bislang für Profite machen – oder im Fall der doch durchaus existenten öffentlich Finanzierten für unverschämte Gehälter im Rahmen kreativster Korruption.

Was wollt ihr? Kommen wir doch direkt zum Schuss am Schluss: zweitens eure Leute gar nicht mehr bezahlen und erstens Steuern sparen. Spiegel, FAZ und TAZ sind doch eigentlich gemeinnützig, oder? Sagen, was sich gehört, marschieren brav in der Reihe und kennen das Wetter von morgen. Dafür kann man doch keine Umsatzsteuer erheben!

Non rettet den Profit

Und, um es nicht zufällig gleich noch einmal zu wiederholen: Es gibt bereits einen riesigen Nonprofitsumpf. Die ARD mit all ihren Regional- und Spezialabteilungen, ZDF, arte, Film, Funk und Fernsehen. Dafür gibt es eine Kopfsteuer in diesem Land, die zu entrichten nicht nur mich erheblich schmerzt. Ihr wollt mich also vereimern, okay. Versuch macht kluch. Geht wieder spielen!

Ich bin ja noch übrig aus der digitalen Retrozeit und erinnere mich nur zu gut, wie der Q-Journalismus gegen die schlimme Bedrohung durch die bösen Blogs und ihre Betreiber aus der Hölle gekeilt hat. "Digitale Klowände" haben sie das genannt und sich bitterlich beschwert, da mache ja jeder, was er wolle. Gut, dass die wirklich geschäftstüchtige Konkurrenz von Twitter über Facebook bis Instagram euch die Hacken gezeigt hat und ihr ihnen seitdem hinterhechelt.

Was habt ihr daraus gelernt? Nichts. Noch mehr Stellenabbau, Schwafelbots und am Ende Blockwarte, die für euch aufschreiben, was ihr ihnen auftragt. Für lau. Das wird jetzt ganz sicher den Kahn wieder flottmachen für euch Experten von FAZ bis SPD. Tut mir doch einen Gefallen und erzählt das auf einer Bühne. Als Comedy ist es nämlich gar nicht so schlecht.

 
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Heute ist es Palästina, morgen wird das irgendein anderes Land sein. Der zionistische Plan kennt keine Grenzen. Nach Palästina werden die Zionisten ihr Gebiet vom Nil bis an den Euphrat ausdehnen. Wenn sie die ganze Region verdaut haben, die sie übernommen haben, werden sie sich weiterer Expansion zuwenden, und so fort. Ihr Plan ist in den ‚Protokollen der Weisen von Zion‘ verkörpert, und ihr gegenwärtiges Verhalten ist der beste Beweis für das, was wir sagen.

Hamas-Charta

Putin will aus diesem Land einen Teil seines Imperiums machen. Aber geht es ihm wirklich nur um die Ukraine oder doch um viel mehr? Wer Putin genau zuhört, dem ist längst klar, was dieser Mann will: Zurück in den Imperialismus der russischen Zarenzeit, durch die Unterdrückung der Opposition im eigenen Land und Kriege gegen jeden souveränen Staat, den er als Teil seines Reichs und seiner Kultur begreift. Das ist Putins Ideologie, das ist sein geostrategisches Kalkül. Das alles hat er oft genug gesagt und oft genug getan.

Georg Restle

Strategien

Letzterer ist einer in einem riesigen Chor von Kriegspropagandisten, die sich einer der primitivsten Strategien der Kriegshetze bedienen: Der Projektion angeblicher und nicht nachweisbarer Motive auf einen Feind. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er das schlechthin Böse will. Es kennt kein Ende, will die Welt total unterwerfen und kennt keine Rationalität. Diese benutzt das Böse nur, um seine Pläne zu kaschieren.

Das funktioniert tadellos. So wie die 'Protokolle' unter Judenhassern und Faschisten überall auf der Welt eine große Anhängerschaft finden, finden die Märchen von Redakteuren des Wertejournalismus noch immer Abnehmer – wenn auch immer weniger. Dabei haben die meisten von uns in der Schule eigentlich noch gelernt, wie man unbelegte Behauptungen und manipulative Techniken erkennt.

Das menschliche Hirn hat eine große Schwachstelle, wenn es um die Konstruktion von Wirklichkeit geht: Es folgt keineswegs rational entwickelten Einsichten, wenn es zu Überzeugungen kommt, sondern bildet auf verschiedenen Ebenen seine Orientierungsmuster. Frühere evolutionäre Phasen verbinden sie mit Belohnungsmustern und vor allem mit Wiederholungen.

Die Entscheidung

So ist es durchaus richtig zu diagnostizieren, dass vor allem die Techniken der Kriegspropaganda primitiv sind; das macht sie aber keineswegs wirkungslos, im Gegenteil. Die schiere Gewalt der Wiederholung von Kopplungen im gut/böse-Schema wirkt ebenso mächtig wie der Glaube an die Institutionen, die solche Überzeugungen produzieren. Wörtlich habe ich neulich als Reaktion auf den Zweifel an der Propaganda zu hören bekommen: "Die können doch nicht alle lügen!"

Das Bemerkenswerte daran ist, dass Muster, die dieselben Gläubigen der wertewestlichen Religion sonst (und bei anderen) leicht erkennen, für sie in solchen Zeiten nicht mehr erkennbar sind. Sobald erfolgreich in ein 'Die oder wir' polarisiert wird, ordnet der Verstand alles der Zugehörigkeit unter. Die Aufforderung, den Verstand zu nutzen, verpufft, weil damit die Entscheidung verbunden ist, aus dem Wir ausgeschlossen zu werden.

Ceterum censeo Freiheit für Gonzalo Lira.

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