journalismus


 
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In den Anfangszeiten des Journalismus wurde bewusst berichtet. Man beschrieb, was geschah, wer handelte, wie und mit welchem Ausgang. Eventuell wurde noch etwas über die Beweggründe gesagt, sofern sie eindeutig bekannt waren. Man konnte dann auch darlegen, woher die Informationen genau stammten. Das klang dann ggf. so:

Der übländische Ministerpräsident Hübs erklärte am Montag vor dem Parlament in Schnübs, seine Regierung werde im Fall einer weiterhin hohen Inflation über drei Prozent ein Konjunkturpaket schnüren. Insbesondere die Erneuerung der Verkehrswege und der Bau neuer Kliniken sollen Beschäftigung und Konjunktur ankurbeln, hieß es in der offiziellen Regierungserklärung.

Seit der Übernahme der Verlage durch neoliberale Ideologen und nach amerikanischem Vorbild vor allem im Bereich Storytelling ausgebildeter Autoren hört sich das in etwa so an:

Üblands Regierungschef Hübs nippt noch einmal an seinem handgemahlenen Hochlandkaffee, bevor er aus der gepanzerten Limousine steigt, um schwungvoll die Stufen zum Parlamentsgebäude emporzusteigen. Er wird gleich eine schockierende Rede halten, mit der er entgegen eindrücklicher Ratschläge von Ökonomen und internationalen Partnern einen Haushalt auf Kosten kommender Generationen durchpeitschen will.

Nachdem die letzten Refugien von Verstand, Stil und Respekt vor dem Leser gefallen sind, muss der vollangepasste Mittelschichtsschreibautomat schon in die Vollen greifen, um weiterhin vom großen Journalistenpreis träumen zu dürfen, den er von seinesgleichen um den Hals geworfen bekommt:

Schon der teure, aber schlecht sitzende Maßanzug zeigt, mit wem man es hier zu tun hat: Üblands Machthaber Hübs ist eine Schande für sein Land, die sich aber dank undurchsichtiger Manöver im Sattel hält. Einige sagen, dass die Wahlen gefälscht wurden. Experten aus dem In- und Ausland bescheinigen ihm eine labile Psyche. Es gibt Berichte über Wutanfälle und Drohungen. Hübs geht ans Mikro und stellt das Parlament unbewegt und mit kalt polternder Stimme vor vollendete Tatsachen: Er wird Üblands Schuldenlast in irrwitzige Höhen steigern, um Prestigeprojekte zu finanzieren. Seine Hofschranzen applaudieren artig.

Und das war noch vor der Angst vor einer durch Lumpenpazifisten hervorgerufenen Kriegsmüdigkeit. In der nächsten Zukunft werden wir vermutlich direkt erfahren, was wir alle zu denken haben, wer unsere Freunde sind und wer als unwert zu betrachten ist. Eine neue Qualität wäre das nicht mehr.

p.s.: Man kann es freilich auch so machen.

 
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Chronistenpflicht: Ich habe vor einigen Tagen ganz allgemein darauf hingewiesen, wie Propaganda funktioniert, und angedeutet, was wir derzeit in deutschen Medien erleben. Im Folgenden habe ich nach den Regeln der Kriegspropaganda nach Arthur Ponsonby einige Beispiele aufgeführt, die ich auf die Schnelle fand – ein Kollege ist auch dabei.

Das ist weder vollständig noch repräsentativ, aber es dokumentiert, dass hier auf breiter Front Kriegspropaganda gemacht wird – von Medienschaffenden, die sich ernsthaft als objektiv und der Wahrheit verpflichtet betrachten. Q-Journalismus halt; dabei werte ich die Beispiele nicht, sondern zitiere sie nur. Da das Ganze dokumentarischen Charakter hat, dürft ihr gern eure persönlichen Highlights in den Kommentaren hinterlassen.

1. Wir wollen den Krieg nicht.
2. Das feindliche Lager trägt die Verantwortung.

Unprovoziert
Unschuldig
Russland will sich die Ukraine einverleiben
Ukraine-Konflikt: Putins Imperialismus
Putin-Stellvertreter will "bis Lissabon"
Großmacht-Vision ist eine Kampfansage


3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel.

Putin macht den Stalin
Putin ist ein gefährlicher Narzisst
Mafiaboss und Blutsäufer
Putins Schuld und Merkels Beitrag
Das Böse
Der neue Hitler
Ein Verbrecher hat kein Mitspracherecht


4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.

Präsident Wolodimir Selenski sagte in der Nacht zum Mittwoch, in die Anstrengungen zu ihrer Rettung seien einflussreiche internationale Vermittler eingeschaltet.

Ukraine-Konzert: Mit Bob Dylan für die gute Sache
Die Ukraine kämpft auch für unsere Sicherheit und die demokratische Zukunft Europas.
Bundle for Ukraine: Gute Games für eine gute Sache
Charity-Konzert für die gute Sache

Prominente, die im Ukraine-Krieg Partei ergreifen
Prominente erzählen: So gehen wir mit dem Krieg in der Ukraine um
Ukraine: Von DiCaprio bis Maschmeyer – Promis spenden

5. Der Feind kämpft mit unerlaubten Waffen.

Indes fragt sich der Westen, ob Moskau auch chemische Waffen einsetzt.
Setzt Putin Giftgas ein?
Putins Phosphorbomben – darum sind sie so schrecklich
Putin soll bereits Phosphor-Waffen eingesetzt haben
Wladimir Putin: Schock-Video aus der Ukraine: Kreml-Tyrann setzt Phosphorbomben ein


6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.


Zahllose Kriegsverbrechen wurden unter Wladimir Putin begangen
Russland als Weltmeister der Kriegsverbrechen
Gliedmaßen werden einfach abgeschnitten
Ohne Grund erschossen
Russischer Soldat gesteht Kriegsverbrechen
auch Kriegsverbrechen von der ukrainischen Seite wurden vereinzelt gemeldet

[Zur NATO/US und ihren Kriegen:]
Untersuchungen von Kriegsverbrechen der US-Streitkräfte sollen derweil “depriorisiert” werden.
der präziseste Luftkrieg der Geschichte
Kollateralschaden einer humanitären Intervention
Terroristen mit Präzisionsbomben getötet
Unbeteiligte kamen nicht zu Schaden

7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.

Russischer Angriff stockt
Putins Offensive stockt
Wladimir Putin stinksauer: Invasion fehlgeschlagen
Mariupol kostet Russland viele Kräfte

Die Helden der Schlangeninsel
Totgeglaubte Helden von ukrainischer Schlangeninsel wohl noch am Leben Ihr Schicksal bewegte die ganze Welt
Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videoansprache, die Ukraine brauche ihre Helden lebend
Kiew will alle Soldaten aus Azovstal-Stahlwerk retten

9. Unsere Mission ist heilig.

Stoppt Putin jetzt
Mariupols Helden in Putins Gefangenschaft
Asow-Stahlwerk in Mariupol evakuiert: Diese Soldaten sind Helden
Kaum einer der Kriegsgegner leugnet, dass diesem Nato-Waffengang gute Absichten zugrunde liegen
Im ARD-Presseclub vom 27. März wurde auf Qualitätsunterschiede in der Kriegspropaganda hingewiesen; auf die Ziele russischer Desinformation, die den Angriff rechtfertigen wolle, während ukrainische PR als Mittel der Selbstverteidigung und zur Stärkung der Moral diene.


10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.


Lumpen-Pazifisten
Wie kann man da noch Pazifist sein?
Pazifismus muss man sich leisten können
Unreflektierter Pazifismus
Toxischer Pazifismus
Putinversteher
Hass auf die Nato, dafür Verständnis für Russland
Wer sind die deutschen "Putin-Versteher"?

 
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Dieser Zeit stinken die Früchte des narrativen 'Journalismus' zum Himmel. Wer Storytelling für eine schlimme Entwicklung hält, muss sich deutlich machen, dass die Schicht darunter bereits um eine entscheidende weitere Stufe kompostiert ist: Religion. In der Tat, man riecht den Haufen nicht mehr.

Sogenannte "Verkündigungssendungen" sind ein wichtiger Teil der Verflechtung von Kirche und Staat, die den Kirchen trotz aller kriminellen Machenschaften in ihren Reihen, ihrer gegenaufklärerischen Missionen und der millionenfachen Abkehr ihrer Schäfchen die Macht sichern. Was sie im Gegenzug dafür leisten, ist ebenso fatal wie unbezahlbar.

Halt du sie …

Die Kinder vergewaltigenden Moralhüter und ihre sexuell anders orientierten Kumpane impfen die Gesellschaft mit Magischem Denken und dem Gehorsam vor Autoritäten. Ihre vor allem asketischen Heilslehren und Hierarchien sind die sinnbefreite Blaupause für das auf Effizienz getrimmte Pendant in der Industrie und die ewige Selbstoptimierung. Ihr Bekenntnis wie ihr vormodernes Modell von Himmel und Hölle sind das Vorbild für lebensverachtende und mordlüsterne Ideologien aller Art.

So wie Putin seinen Patriarchen hofiert, auf dass der ihm heilige Weihen verleiht, ist die hiesige Landschaft von christlichen Fanatikern geprägt – von den amerikanischen Evangelikalen bis hin zu den eifernden Evangelen der deutschen Grünen. Sie stehen für erbarmungslose menschenfeindliche Moral, den Heiligen Krieg und die totale Unterwerfung unter einen festgelegten 'Willen'. Seit es nicht mehr der von Fürsten und Führern sein darf, ist es halt der einer 'Demokratie' – die Ideologie der politischen Herrschaft.

Exorzismus

Vor nichts hat diese Kirche mehr Angst als vor Rationalität, Wissenschaftlichkeit und Zweifel. Der rationale Zweifel, die Triebkraft des Wissens, die Neugier der Forschung ist der Tod des Glaubens, der Bekenntnisse und des Gehorsams. Selbstverständlich war den Kirchen die Idee der Demokratie im Innersten zuwider. Wie immer hat sie sich aber nach langem Widerstand angepasst und das Ganze von innen zerfressen.

Heute brüllen sie wieder die Bekenntnisse von den Kanzeln und in die Kameras, prangern die Ketzer an und führen Kreuzzüge gegen das Böse. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Das Konglomerat der kirchlichen Prediger und ihrer weltlichen Mitstreiter aus der Mittelschicht hat ein gemeinsames Ziel: Machterhalt oder Tod! Dabei kommt nicht einmal mehr die Frage auf, um wessen Macht es da geht. Der Tod scheint ohnehin attraktiver. Es ist dieselbe Untergangslust, die überkommene Ideologien schon immer ausgezeichnet hat – und die Kernkompetenz der Kirchen.

 
sn
 

Der selbsternannte Qualitätsjournalismus, hier liebevoll Q- oder auch Kuhjournalismus genannt, hat endlich eine wirklich eigene Qualität angenommen, nennen wir sie angemessenerweise "Journalismusqualität".

Dass ein Bildzeitungs-Büttel wie Blome zum Spiegel transferiert wurde und dort den endgültigen Untergang eines ehemaligen Nachrichtenmagazins zelebriert, ist das T-Stück mit Abschlusswiderstand eines Netzwerks, das sich nur mehr mit den eigenen Wahnbildern beschäftigt und einem für verblödet gehaltenen Auditorium Märchen erzählt.

Gruselmärchen

Dies ändert freilich nichts an dem Anspruch, die 'Wahrheit' zu verbreiten, der schon immer lärmend die Propaganda eingeleitet hat. Es sei da ein Gut und ein Böse, so Blome. Die Verteufelung eines Staates und seines Präsidenten, wortwörtlich, und bei der Gelegenheit dröhnt es gleich auch, 'wir', ausgerechnet die Angriffskrieger der USA und ihrer NATO, seien 'die Guten'. "Kristallklar", wie es aus der Güllepumpe eines jahrzehntelang eingeübten Tendenzjournalismus lautet.

Er schämt sich nicht einmal, ernsthaft, "Das Böse" zur Überschrift zu adeln. Aber es bleibt nicht bei diesem einen Nachweis seiner Unfähigkeit, mehr als ein Weltbild zu liefern, das über die Entwicklungsstufe eines Achtjährigen nicht hinausreicht. Es geht um nichts anderes als Identifikation – wir gut, die böse, Punkt.

Man weiß bei der Garnierung durch Pseudoargumente gar nicht, wo anfangen. Hier, ebenfalls schon eingangs, "alle Grenzen Europas … seit 1945". Was soll das? Die Ukraine gab es vor und nach dem Weltkrieg nicht als Staat und sie ist ein Produkt von Zerfall und Separatismus. Alles andere ist Rumgeeiere zwischen überspezifischen tendenziösen Differenzierungen, die von 'unseren' Verbrechen und Angriffskriegen ablenken, oder gleich plumpe Lüge.

Teufel, Dämon, Helden

Mythologie, Religion, persönliche Zuschreibungen statt auch nur eines Funkens Rationalität. "Exorzismus" nennt der Boulevardschreier gar Schröders Abstieg im Ansehen der ehemaligen Partei. Der Helfer des Teufels ist ein Dämon, klar. Solche Machwerke würde ich hier in den Kommentaren löschen und den Autor sperren. Nicht wegen der Meinung; wegen der Qualität.

Was kann man verlangen von einem Artikel, der aufklären, informieren oder wenigstens den einfachsten Kriterien an ein Minimum von Sachlichkeit entsprechen soll? Argumentiere nicht ad hominem, vereinfache nicht zu grob, unterstelle niemandem Motive, die er nicht selbst einräumt, ergreife nicht Partei, unterschreite nicht das intellektuelle Niveau eines durchschnittlichen Erwachsenen.

Das wären nur einige und nur die allernötigsten. Was Blomes Spiegel da hingegen abliefert, ist ein Faustschlag ins Gesicht jedes Lesers. Ich wünsche ihnen das verdiente Absaufen in der selbst geschaffenen Gosse und bin vorsichtig optimistisch, dass es genau so enden wird.

 
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Seit behinderte Sportler nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen dürfen, weil sie Russen sind, mache ich auch mit. Ich finde das großartig, dass man endlich wieder sagen darf, was ist. Über den Russen zumindest. Der ist nämlich ein Viech, uneuropäisch und überhaupt unser Unglück.

Konsequent: Ein Kollege feiert, dass seine Firma Geschäfte mit Russland einstellt. Ich fände es auch super, wenn Franzosen und Engländer Deutschland wirtschaftlich isolierten und die Leute ins Elend stürzten, weil eine Regierung Höcke/Merz irgendwo Krieg führt. Ich wäre umso stolzer, wenn es diejenigen täten, die bislang Kriege in jedem Winkel der Welt als „Freiheitskampf“ begrüßt hätten.

Jetzt mitsterben

Ich liebe Krieg, Tod und Propaganda. Ich sammle jetzt auch Spenden für Somalia, damit wir da weiter die Küsten leer fischen und Leute, die auf unsere Schiffe losgehen, abknallen können. Komm, das sind keine Europäer, das sind Wilde, die unsere Handelswege stören. Ich spende auch gar nicht für Waffen, nur für Leichensäcke.
#humanitaer

Eine der Wochenschauen fragt unter Tränen: "Und wenn Tschernobyl sich wiederholt?: Das droht Deutschland, wenn Russland einen ukrainischen Reaktor beschädigt". Ja, was dann, du geographisch desorientierter Funktionsschwachmat? Wohin zieht der Fallout dann? Die Russenbestien werden ja wohl nicht die AKWs gesichert haben, damit genau das nicht passiert? Pah!

Eine kurze Unterbrechung für die relevanten Probleme, die gleich nach der Kriegsbegleitung kommen: Fragt ein anderes Kuh-Journal: "Wie sexistisch ist Künstliche Intelligenz?" Was soll man dazu sagen? Diese digital Neuronalen sind perverse Säue, die haben nix weg von LGBTQAJEINDZFWP. Teufelszeug. Wir brauchen dringend mehr künstliche Tugendwächt:_Innen*xe!

Mit allen Mitteln

Zurück zum Durchhalten: Unter den entlarvten Wehrkraftzersetzern ragt einer besonders hervor, von dem man sich endlich einmal Besseres erhofft hätte. Meint der, die Guten sollten aufgeben, weil chancenlos und daher tendenziell tot. Und so etwas war mal Bundesrichter.

Aus dieser Ecke weht dann wohl auch der Wind, der gute Taten blockiert. Fragt der nächste Jubelperser: "Eigentlich sollten die Vermögen Putin-naher russischer Oligarchen im Westen schnell eingefroren werden. Auch in Deutschland. Doch das hakt offenbar. Warum eigentlich?" Ja, warum eigentlich?

Das kann doch nur dieser verweichlichte Rechtsstaat sein mit seinen Gerichten und Gesetzen und dem ganzen unnötigen Tinnef für Verlierer. Ich bin – und jetzt mal Spaß beiseite – auch dafür, dass man jedem Milliardär ohne Rechtsgrundlage sein ergaunertes Vermögen spontan abnehmen darf, ohne dafür auch noch einen Richter anrufen zu müssen. Das wäre ganz nach meinem Geschmack – und die allermeisten Kriege obsolet.

 
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Ich hatte heute eine unschöne Auseinandersetzung hier in den Kommentaren. Dergleichen kommt vor, vor allem, wenn jemand moralisch unterwegs ist und mir dasselbe vorwirft. Nein. Ich denke nicht moralisch. Schon gar nicht, wenn es um Krieg geht. Niemals. Krieg ist das beste Beispiel überhaupt für die fatale Wirkung und den Nutzen von Moral.

Um das bürgerliche Ritual der Begründung zu bedienen, schießen die moralischen Stalinorgeln aller Seiten vor jedem Krieg unentwegt ihre Rechtfertigungsgranaten den künftigen Opfern realer Waffen um die Ohren. So auch jetzt vor dem Einmarsch in die Ukraine. Die Atlantikerpresse hat, so sie denn Einfluss hätte, das Ereignis hysterisch herbeigeschrien – und tut dann noch überrascht, wie umfassend absurd!

Die Guten

Was die hiesige Presse veranstaltet hat, ist die giftigste Mischung, die man anrühren kann: Die aus Geheimdienst-Impfung, Moral und Propaganda. Resultat: Putin ist böse, böser, am bösesten und täglich noch bösester, darum will er Krieg. Kinderkacke, die nur zur Eskalation beiträgt. Wo war je auch nur ein gefärbtes Verständnis für Geostrategie, das unvermeidlich dazu hätte führen müssen, anders zu handeln oder das ganz nüchtern kommen zu sehen?

Diejenigen, die Machtspiele spielen, wie die USA und ihre NATO das mit aller Brutalität vor allem seit dem Niedergang der Sowjetunion tun, haben ein Faible für Moral. Dies ist Teil der Demonstration: Wir töten, bomben, foltern, unterwerfen für Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Wir bekämpfen ja das Böse, das geht nicht anders. 'Gut und Böse', das definiert Moral. Zum Teufel damit!

In der Welt der Erwachsenen sind andere Fragen relevant: Welches Ziel verfolgt wer, wie wichtig ist es ihm und welche Ressourcen hat er, um das durchzusetzen? Wir hören von ihm und vor allem seinen Stiefelleckern viele Worte über Rechte, Pflichten und Gründe; das ganze Zeugs eben, das die Medien der Kapitale so fleißig in den Ventilator schaufeln. Kinderkacke halt. Werdet erwachsen!

p.s.: Im Übrigen hätte dieser Rant von Fefe auch von mir sein können.

 
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Es ist schon lustig, wie über einzelne Messenger und deren Techniken im Laufe ihrer Geschichte berichtet wurde. Ich kann mich noch an IRC und ICQ erinnern, die in den 90ern der heiße Scheiß waren. Auch in diesem Bereich hat sich das Beste nicht durchgesetzt. Wer kennt schon Jabber – oder zahlt satte 2,99 Euro für Threema?

Zuletzt ging alles durcheinander, weil sich ein paar Angebote durchgesetzt haben, die auch öffentliche Formate vorhalten – die dort nicht so 'moderiert' werden wie bei Facebook. Berüchtigt wurde (hierzulande) vor allem Telegram, weil sich dort diverse Sprallos zu Haterclubs zusammengeschlossen haben.

Böse ist unsicher

Die in Sachen Inkompetenz bestens geschulten Vertreter deutscher Behörden und Medien, die im Grundstudium lernen, wie man technische Plattform und Inhalte verwechselt, finden hier eine wunderbare Spielwiese für krude Behauptungen, Dumlall, Unsinn, Verdächtigungen und eifrige Forderungen nach mehr Überwachung, autoritären Praktiken und zensurähnlichen Gesetzen.

Weil sie alles herauskriegen, haben sie auch knallhart recherchiert, wie unsicher Telegram ist. Money Quote: "Sicher ist, dass alle Chats und selbst Tastatureingaben auf Telegram-Servern landen und ausgewertet werden können." Nein! "Intime Inhalte [können] in sehr dubiosen Ecken der Welt landen." Ohgott! Heise spricht gar von "böswilligen Dritten", die Daten abschnorcheln können.

Bis hierhin alles wie gehabt. Da draußen sind sie böse, die unbekannten Russen suggerieren bloß Datensicherheit und auf ihrer Plattform tummeln sich Hater. Wie gut ist da doch Facebook mit seiner E2E-Crypto, an deren Hintertür nur die Guten® mithören. Und wo sie deine Daten schützen, indem eine Künstliche Dummheit alles filtert, was aussieht wie Titten oder wen Wichtiges stört.

Härter verbieten

Das alles aber ist ja noch immer Schale, kommen wir also mal zum Kern: Facebook, Google, Amazon, Ebay, Instaa, das ganze Geraffel, bei dem eure Leser, mit denen ihr das Kompetenzniveau so innig teilt, ihr Leben, ihr Inneres und Äußeres, Wünsche, Gewohnheiten, Bewegungsprofile et cetera et cetera bereitwillig abkippen – das ist also gut, sicher und prima? Da macht es einen Unterschied, was sie auf einem fucking Messenger mit angeschlossener Asocial Media palavern?

Ach ja, die sind ja nicht die Guten. Da hören die Bösenrussen® mit, so wie bei TicTac die Chinesen. Das. Ist. Gefährlich einself. Da muss man aufklären und nebenbei ganz neutral informativ gleich mal fragen, ob und wie man es "verbieten" kann. So wie er das halt macht, der Qualitätsjournalist*_:in.
Ich geh dann wieder ins Bett.

 
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Wie immer hetzt die hier nicht genannte 'Zeitung' allen voran und will Deutschlands Freiheit in der Ukraine verteidigen. Der Hindukusch ist ja jetzt frei von deutschen Musterdemokraten, die sich Hakenkreuze tätowieren und auf Leichen pissen; außerdem war das kein Gegner. Der Iwan muss wieder bluten. Dafür unterstellt die freiheitlich demokratische NATO ihm unisono die Absicht, ein potentielles NATO-Land okkupieren zu wollen.

Anjatanja pirscht sich derweil an Waffenlieferungen ins nämliche, von Faschisten und Milliardären regierte Halbland heran. Das ist auf jeden Fall gut für den DAX. Wir erinnern uns überdies, wie Russland schon zweimal deutsches Territorium zurückerobert hat. Diesmal aber sind wir mit den Guten im Bunde, die seit Jahrzehnten für Sicherheit und Freiheit sorgen, in Korea, Ägypten, Libanon, Laos, Vietnam, Kambodscha, Bolivien, Jordanien, Angola, El Salvador, Nicaragua, Libyen, Iran, Kuwait, Jugoslawien, Irak, Haiti, Afghanistan, Panama, Jemen und Syrien – gern auch mehrmals.

Friedenundfreiheit

Die Presse jubelt: FAZ, Tagesspiegel, Atlantik-Zeit sowieso, der Spiegel – alle wollen sie hart sein gegen den Russen, den Diktator, den Aggressor, der überall Krieg führen wolle. Das muss dieser Trick sein, nach dem die Vorbereitung eines Angriffskrieges strafbar ist, der Angriffskrieg selbst hingegen nicht – und die Guten vom Völkerrecht ausgenommen sind, wenn es Friedenundfreiheit® dient.

Was sie vorhaben, diese atlantischen Kettenhunde aus den Young Leaders-Programmen oder dem Vorstand der 'Brücke', man muss es sich fragen. Ihre Hetze ist so plump, dass es quietscht, und sie werden trotz aller Bemühungen nicht herbeischmieren, dass die Deutschen wieder "Ja!" schreien, wenn die Panzer rollen. Selbst wenn es den Michel kratzte, dass der Russe bös ist – wer soll denn glauben, dass er sich fröhlich verdampfen ließe für die fucking Ukraine?

Westliche Werte

Die hirnlosen Kapitalroboter wissen vielleicht selbst nicht, was sie tun und wozu, und folgen sicher wieder nur vorauseilend Befehlen. Die Lösung ist aber nicht so schwierig: Die USA führen einen Weltkrieg, weil sie an der Klippe stehen. Hegemoniestreben werfen sie ernsthaft Russland vor, es ist zum … Schießen. Der Krieg ist längst im Gange, es geht nur noch um die Frage nach der nuklearen Option.

Dass am Ende allerdings sehr reale Bomben, selbst die ganz dicken, fliegen können, scheinen die widerlichen Hetzer nicht zu bedenken, oder ihre faschistische Gesinnung geht tatsächlich wieder so weit, dass sie die totale Vernichtung anstreben. Und während sie die Panzer an die Grenzen Russlands heranrollen, droht auf der anderen Seite Donald Trump, der auch nur eine Variable für jeden anderen durchgeknallten Faschisten ist. So sieht es aus 2022, und das ist der Qualitätsjournalismus, der ihn uns erklärt.

p.s.: Hier noch einmal eine Übersicht über die Ausweitung des russischen Imperiums seit 1999.

 
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Seit fast zwei Wochen warte ich darauf, dass mein Bekannter mein Auto repariert. Es ist irgendwas mit der Lichtmaschine. Er hatte mir zugesagt, sich kurzfristig darum zu kümmern, dann aber den Termin schon zweimal abgesagt. Ich brauche die verdammte Karre und bin völlig mit den Nerven runter.

Ich muss damit zur Arbeit fahren, das ist schon eigentlich gar nicht machbar, da mit den Öffentlichen hinzugurken. Klar meint mein Arbeitgeber®, ich hätte pünktlich da zu sein und wartet nur darauf, mich abzumahnen, wenn ich es nicht hinkriege. Das ginge ja vielleicht noch irgendwie, aber ich muss nachher meine Tochter aus der Schule abholen. Geht nicht. Völlig unmöglich.

Ich bin also davon abhängig, dass sich entweder jemand um die Kleine kümmert oder mir jemand einen Wagen leiht. Eine Reparatur in einer Werkstatt kann ich mir nicht leisten, also bin ich von meinem unzuverlässigen Bekannten abhängig. Ich stehe völlig neben mir. Und wenn ich das Unmögliche nicht hinkriege, verliere ich entweder meinen Job oder meine kleine Tochter steht stundenlang vor der Schule und wartet.

Wie Sie jetzt von Ihrer Ausbeutung profitieren

So ungefähr könnte die Beschreibung eines Alltags aussehen, die Schilderung von Problemen, die für Millionen relevant sind. Was hören, sehen, lesen wir davon? Bürgerlicher Journalismus, die Bezeichnung sagt schon alles, ist ein schrumpfender Mikrokosmos. Er ist fast durchgängig Symbolpolitik, Konsumanreiz und Selbstoptimierungskult. Für die Ausgebeuteten hat er nur Zynismus übrig, gern in der romantisierenden Art.

Da werden die Frühaufsteher®, die Sozialberufe und Sympathieträger noch einmal ausgebeutet, als sei die Hetze des rechtsgerichteten Boulevards eine Wohltat, für die man obendrein noch einen satten Euro hinlegen soll. Und selbst die gemäßigte Journaille hält es ernsthaft für angemessen, Menschen, die sich kaputtschuften, dafür mit Applaus zu entlohnen.

Inhaltlich siehe oben, wird die Trommel für Kriege geschlagen, Wirtschaftsmythologie für Aktienbesitzer zelebriert und Wellnessmüll für die Mittelschicht verklappt. Wo aber ist die Realität der Arbeitslosen, Alleinerziehenden, Ausgebeuteten, Gegängelten, Abgehängten, der Ausländer, der Kleinstselbständigen, der Verlierer, kurz: der Mehrheit? Lasst doch mal einen 'Freien', dem ihr ein paar Hundert Euro im Monat zahlt, aus seinem Alltag berichten anstatt von der bunten Scheinwelt hinter der Möhre vor seiner Nase.

 
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Vor exakt soundsoviel Jahren schrub ich Folgendes:

Endstadium Kapitalismus, Endstadium Verlagspresse, Endstadium Demokratie. Wie der Faschismus noch den Staat vernichten muss, mit dessen Mitteln er die Menschen unterjocht, so ist die Propaganda noch um vieles schneller fertig mit der Wahrheit. Es bleibt etwas, dass sie zu glauben aufgibt, am Ende mit Gewalt, aber das bringt dann schon niemand mehr mit Wahrheit in Verbindung. Die Wahrheit der Partei ist keine, sei es die der NSDAP, die der KPdSU oder die der transatlantisch-neoliberalen Einheitsfront.

Was da jetzt 'kommuniziert' wird, ist Metagetrolle. Wie die Trolle werfen sie ihren Feinden vor, was sie selbst tun. Wie bei Trollen bleibt ihr Wissen pures Selbstverständnis ohne Beleg und gegen jede Vernunft. Wie bei Trollen geht es darum, eine Agenda zu setzen und das Resultat zu bestimmen. Sie trollen also, was das Zeug hält, und werfen allen, die sich dem nicht anschließen wollen, vor, Trolle zu sein. Sie haben sich ganz offiziell davon verabschiedet, jemanden überzeugen zu wollen oder nach der Wahrheit zu suchen. Die soll vielmehr jetzt von Staats wegen festgelegt werden.

Abweichungen sind bestenfalls zu zensurieren, und wenn das einmal durch ist, muss der Delinquent spätestens im Wiederholungsfall bestraft werden. Als die allerersten Bücher gedruckt wurden, hat exakt dies der Klerus versucht, und obwohl die Zahl der Werke äußerst übersichtlich war, ist er damit gescheitert – genau so wie jede andere Diktatur mit ihren Dogmen. Aber jetzt wollen sie es mit dem Internet versuchen. Der Justizminister höchstselbst hat da seine faschistische Gesinnung offenbart, und – welche Überraschung! – es ist ein Sozialdemokrat.

Verschwörungsleugner

Zudem hatte man just herausgefunden, "Populismus" sei "die größte globale Gefahr". Der Weg, den die Medienblase schon vor Jahren gegangen war, hat sie von der Gesellschaft gespalten, nachdem sie sich längst von der Wirklichkeit getrennt hatte, wo nämlich das Narrativ (bestes Beispiel: das atlantische, zumal in Bezug auf Russland/Putin) stets Vorrang vor jedem Zweifel hatte.

Auf die Abweichung des Meinungsbildes in 'Sozialen Medien' reagierte nun unisono der (vermeintliche) Mainstream mit wüsten Vorwürfen, weil die Abweichung von der Realität dort eine andere war als die auf ihrer Seite. Das waren schon in der harmlosesten Form (die obendrein der Wahrheit näher sein konnte) "Verschwörungstheorien". Heute, wo solche eine relevante Verbreitung finden, ist das Pulver verschossen und der Vorwurf des Realitätsverlust geht da, wo er zutrifft, ins Leere.

Das alles verdankt sich, wie oft genug erklärt, der Filterblase eines Mittelschichts-Journalismus, der seinerseits keinerlei Berührungsängste hat mit Geisterglauben und krudestem Unfug; Stichwort: Steiner/Waldorf, Homöopathie und Astrologie. Wer so etwas hegt und pflegt, ist als Disksurswächter, 'Gate Keeper', so qualifiziert wie ein Pfaffe als Babysitter. Euch kann keiner mehr etwas glauben, und das ist die furchtbare Wahrheit am Wort "Lügenpresse".

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