geostrategie


 
xx

Kapitalistische Wirtschaft ist seit ihrem Aufkommen ständig im Krieg. Es ging immer um Herrschaft, Hegemonie, die Sicherung der Interessen der Starken gegen die Schwachen. Kolonialisierung, Abhängigkeit, Ausbeutung – Globalisierung der Herrschaftsverhältnisse. Dabei sind sogenannte Kriege stets der militärische Teil des Wirtschaftskriegs.

Um diesen einzudämmen – nicht zuletzt, um die Sicherheit der Profiteure zu erhöhen – gab es eine Phase, in der internationales Recht durch ein dichtes Geflecht von Handelsbeziehungen die militärischen Phasen eindämmen konnte, vor allem der großen Nationalkapitale gegeneinander. Dies wird derzeit von Seiten der USA und ihrer Gefolgschaft zerstört.

Das Recht der Anderen

Eine chinesische Quelle zu ihrer Sicht auf die NATO:
"NATO was never meant to be a so-called regional security organization, but rather an aggressive military bloc and political instrument set up in Europe to help maintain US global hegemony."

(Die NATO sollte nie eine sogenannte regionale Sicherheitsorganisation sein, sondern vielmehr ein aggressiver Militärblock und politisches Instrument zur Aufrechterhaltung der amerikanischen Vorherrschaft.)

Dieselbe Quelle äußerst sich zu Sanktionen, Meta-Sanktionen quasi, weil sich Firmen aus China nicht dem Sanktionsdiktat des Westens anschließen. Es ist ein indirekter Hinweis auf die schon selbstverständliche Arroganz der USA, die von den NATO-Partnern unkritisch geteilt wird:

"The US' unilateral sanctions and long-arm jurisdiction have neither the basis of international law nor the authorization of the UN Security Council. They are completely illegal."

(Die unilateralen Sanktionen und weitreichende Jurisdiktion der USA stehen weder auf der Basis internationalen Rechts noch der Autorisierung des UN-Sicherheitsrats. Sie sind völlig illegal.)

Legal, illegal …

Die 'Sanktionen' sind illegal nach dem Verständnis des Nicht-Wertewestens. Sie sind, wie hier schon oft gesagt, Aggressionen in einem Wirtschaftskrieg. Ständig fabulieren die Westler etwas von "Rechten" und meinen dabei stets ihre Interessen, ihre Forderungen und dass der Rest der Welt sich dem gefälligst zu beugen hat. Es sind die 'Rechte' eines Potentaten.

Es führt hier zu nichts, die Quelle abzuwerten, weil sie ja nicht unabhängig sei von einem schlimmen diktatorischen Regime. Diese Ansicht wird in weiten Teilen der Welt geteilt, und wer die Konsequenzen absehen will, sollte sich anschauen, wie sich gerade die "BRICS" erweitern. Schon jetzt vertreten sie die Mehrheit der Weltbevölkerung.

Wirtschaftlich übertreffen sie das Potenzial des Westens bei Weitem und militärisch ist der einzige Vorsprung der USA ihre Flotte von Angriffsschiffen, vor allem Flugzeugträger. Das Imperium geht unter und es bildet sich etwas Neues. Die hiesige Arroganz, den Rest der Welt auszuschließen, ist so schlau wie eben jemand, der sich selbst isoliert, um alle anderen damit zu bestrafen.

So wie der Westen dabei gerade die Vertragssicherheit zerstört, indem er einfach Vermögen konfisziert, seinerseits Verträge nicht einhält, aber darauf besteht, dass die anderen pünktlich liefern, sah sich Russland ja schon dazu genötigt festzustellen, dass Verträge nichts mehr wert sind. Wenn das Schule macht und ggf. demnächst westliche Patente ignoriert werden (z.B. als Sanktion gegen den Westen oder zur Pandemiebekämpfung), was hat der Wertewesten dann noch? Ja richtig, Flugzeugträger.

 
xx

Bundesarchiv, Bild 183-1988-0318-312 / Häßler, Ulrich / CC-BY-SA 3.0

Große Worte. Pathos. Sätze, die glashart einteilen in Für, Wider, Freund und Feind. Totale Abwertung der Feinde – vor allem der im eigenen Land. Faschismus braucht Krieg, weil sein Vater, der Kapitalismus in seiner Endkrise, nicht mehr zu retten ist. Krieg braucht Mord und Mord braucht unwertes Leben. Die faschistische Propaganda bereitet den Boden dafür.

Während die Nazis offen von Untermenschen und Vernichtung sprachen, ist die durch Orwell und professionelle PR geprägte Variante auf Double Binds angewiesen – auf Botschaften, die in sich paradox, widersprüchlich oder absurd sind. Krieg für Frieden, Folter für Menschenrechte, Diskriminierung für Gerechtigkeit. Am Ende fällt aber auch hier zwangsläufig die Maske, dann ist die Rede von "Defätisten und Kriegsmüden" (FAZ), "Lumpenpazifisten" und "Drückebergern" (Spiegel).

Der totale Krieg ist längst ausgerufen, diesmal im Gewand der 'Hilfe': "Die Ukraine muss gewinnen" ist die Losung des Kampfes bis zum letzten Ukrainer, die NATO spricht von einem "Krieg, der Jahre dauern kann" und hofft, dass es so kommt, denn nur so kann der Konkurrent Russland maximal geschädigt werden, Ziel: dessen "Ruin". Die Strategie, Russland von Resteuropa zu spalten, entfaltet ihre volle Wucht.

Die dunkle Bedrohung

Da stellt sich ein Kanzler hin und spricht von "Zeitenwende". Ein großes düsteres Wort, das meint: Schluss mit Pazifismus, mit Diplomatie, Verhandlungen, Entspannung. "Zeitenwende", so will es die Giffey, bedeutet auch Wiedereinführung der Wehrpflicht aka "Dienst für die Allgemeinheit". Wehrbereitschaft. Die Welt braucht wieder Kanonenfutter. Des Kanzlers Rede dazu ein Orwellscher Wahn mit Anleihen an klassische Propaganda.

Der Angriffskrieg entstand "aus einem einzigen Grund: Die Freiheit der Ukrainerinnen und Ukrainer stellt sein eigenes Unterdrückungsregime infrage." Ein einziger Grund sei diskutabel. Der besteht aus einer Unterstellung und der Dämonisierung eines Einzelnen. Das ist nicht mehr infantil, das ist schlicht schwachsinnig. Niemand aber soll auch nur die Geschichte der letzten acht Jahre betrachten. Es ist ein Urteil gefällt, die Schuld zugewiesen und jedes Hinterfragen Verrat.

Die Geschichtsklitterung geht auf dieser Basis weiter: "Mit dem Überfall auf die Ukraine will Putin nicht nur ein unabhängiges Land von der Weltkarte tilgen. Er zertrümmert die europäische Sicherheitsordnung, wie sie seit der Schlussakte von Helsinki fast ein halbes Jahrhundert Bestand hatte."

Geschichte wird gemacht

Gut, dass sich niemand erinnert, was die beinhaltet, so wie keiner das Minsker Abkommen liest. Die Schlussakte von Helsinki erklärt die "Achtung der souveränen Gleichheit und Menschenrechte, Unverletzlichkeit der Grenzen, friedlichen Konfliktlösung und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten." Am 24. März 1999 war es damit vorbei. Die NATO startete ihren Angriffskrieg auf Serbien und legte durch schiere Machtpolitik die Grenzen (Ex-)Jugoslawiens neu fest.

Geschenkt, dass der Diskurs auf Europa und seine weißen Menschen beschränkt wird. Außerhalb sind Mord, Folter, Bombenterror und Angriffskriege bekanntlich Standard. In der Schlussakte von Helsinki hatten sich die 35 Unterzeichnerstaaten übrigens auf eine gemeinsame Zusammenarbeit in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Umweltfragen geeinigt, in dem Wissen, dass Kooperation und gegenseitige Abhängigkeit Frieden sichern. Deshalb waren den USA die großenteils willkürlichen 'Sanktionen' gegen Russland auch so wichtig, die erst den Boden für den neuen Krieg bereitet haben.

Fragt man nach den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, nach den Prozessen, die zur heutigen Lage geführt haben, wird deutlich, wie der militärische Teil des Wirtschaftskriegs sich mit höchster Wahrscheinlichkeit genau so entwickeln musste. Damit das gar nicht erst so weit kommt, muss das monokausale Narrativ vom Russenhitler mit allen Mitteln verteidigt werden. In der Folge beraubt man sich jedes Zugangs zur Wirklichkeit und marschiert auf Befehl der USA willig ins Verderben. Wenn sich nicht irgendwie doch noch ein rationaler Diskurs entwickelt.

 
xx

Die Sanktionen sind im Wirtschaftskrieg gegen Russland das Wichtigste, wie die Rand Corporation schon 2019 festgestellt hat. Der Kollateralnutzen für den Militärisch-Industriellen Komplex der NATO, alte Rüstungsgüter an der Front zu verschrotten und neue zu verkaufen, wird gern mitgenommen.

Die Kriegsbereitschaft hilft dabei der politischen Möblierung, dass angesichts der Alternativlosigkeit keine Fragen gestellt werden. Warum war und ist für Sozialhaushalte und Infrastruktur nicht genügend Geld da, warum gab es eine Schuldenbremse, es kann aber unbegrenzt Geld für den Kauf amerikanischer Rüstungsgüter gedruckt werden?

Ewiger Krieg

Der Hauptnutzen liegt im Weltwirtschaftskrieg aber nach wie vor in den 'Sanktionen', um dem Konkurrenten Russland so weit wie möglich zu schaden und eine Blaupause für den kommenden Krieg mit China zu schaffen. Dabei geht die Strategie bislang voll auf: Russland soll den Krieg unbedingt verlieren, kann aber nicht gestoppt werden. Die angebliche 'Hilfe' in Form von Rüstungsspenden an die Ukraine eskaliert den Krieg aber trotz russischer Fortschritte.

Durch die Eskalation mit immer schwereren Waffen ist Russland gezwungen, den Krieg doch in Richtung Westen auszubreiten, um Lieferungen an die Front – zuletzt Raketen mit einer Reichweite von über 80 Kilometern – zu verhindern. Dazu muss Infrastruktur in der Ukraine zerstört werden, die selbstverständlich auch zivil genutzt wird. Schon das wird zu weiterem Gebrüll im 'Westen' über das grausame Vorgehen der Russen führen.

Mehr Tote, mehr Gründe

Sollte die Situation weiter erfolgreich eskaliert werden können – unter anderem, indem westliche Scharfmacher sich Verhandlungen verbitten oder ernsthaft die Kapitulation Russlands verlangen – wird es zu weiteren, womöglich schweren Zerstörungen kommen, damit verbunden immer mehr zivile Opfer.

Dieses Kalkül schadet den Menschen in der Ukraine ungemein, es nützt aber den Wirtschaftskriegern des Westens ebenso, während die ausführenden Vasallen – der Komiker und seine Kumpane – sich um ihre Zukunft irgendwo anders ohnehin keine Sorgen machen müssen. Wer hätte das ahnen können, dass die Waffenlieferungen gar nicht den Menschen in der Ukraine helfen?

 
xx

Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg. Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.

Hermann Göring 1946

 
 
"Russische Soldaten sollen auch Männer und Jungen vergewaltigt haben."

Ehemaliges deutsches Nachrichtenmagazin 2022
 
"Auf der anderen Seite steht ein substanzieller Teil der Friedensbewegung, die ich den deutschen Lumpen-Pazifismus nennen möchte."

ebenda
 

"Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben."

Joachim Gauck, Pfarrer und ehemaliger Bundespräsident

xx
 
 

‘We do not target civilians’, says Nato spokesman Jamie Shea. Yet it stretches credibility to describe all Nato attacks on civilians as ‘accidents’. The bombs that hit Nis marketplace on 3 May, for example, were cluster bombs designed to kill and maim people with shrapnel, although the stated target was an airport runway. Similarly, when Nato hit a bus on 1 May, killing 47 people, was it also an accident that Nato aircraft returned for a second strike, hitting an ambulance and injuring medical staff at the scene? It is certain at least that the attack on the television building in Belgrade was carried out in the full knowledge that civilians were inside. Nato’s definition of a ‘legitimate military target’ is flexible enough to include homes, schools and hospitals.

Übersetzung:

"Wir zielen nicht auf Zivilisten", sagt Nato-Sprecher Jamie Shea. Dennoch ist es unglaubwürdig, alle Nato-Angriffe auf Zivilisten als Unfälle zu bezeichnen. Die Bomben, die beispielsweise am 3. Mai den Marktplatz von Nisch trafen, waren Streubomben, die dazu bestimmt waren, Menschen mit Granatsplittern zu töten und zu verstümmeln, obwohl das erklärte Ziel die Landebahn eines Flughafens war. Als die Nato am 1. Mai einen Bus traf und dabei 47 Menschen tötete, war es ebenfalls ein Unfall, dass Nato-Flugzeuge für einen zweiten Angriff zurückkehrten, einen Krankenwagen trafen und Mediziner verletzten?
Sicher ist zumindest, dass der Angriff auf das Fernsehgebäude in Belgrad im vollen Wissen um die Anwesenheit von Zivilisten durchgeführt wurde. Die Nato-Definition eines "legitimen militärischen Ziels" ist flexibel genug, um Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser einzuschließen.

Die Regeln der Kriegspropaganda nach Arthur Ponsonby:

1. Wir wollen den Krieg nicht.

2. Das feindliche Lager trägt die Verantwortung.

3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel.

4. Wir kämpfen für eine gute Sache.

5. Der Feind kämpft mit unerlaubten Waffen.

6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.

7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.

8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.

9. Unsere Mission ist heilig.

10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

 
xx

Foto: Kathrin Möbius / Münchner Sicherheitskonferenz

Diese Russen beflaggen nicht nur das ganze Land mit dem Banner weißrussischer Kriegstreiber; sie zensurieren nicht bloß allgemein alles, was sie "Hassbotschaften" nennen, und durchsuchen private Wohnungen von 'Trollen', sie stellen inzwischen sogar die Benutzung einzelner Buchstaben unter Strafe. Brutal, diese Russen! HELFT DEN OPFERN DES DIKTATORS!

Versprecherfehler, bedauerlicher, bundeskanzlerischer: Nur Verschwörungstheoretiker nehmen wörtlich, was ein Scholzomat ausplaudert, wenn er ins Schwärmen gerät: "Über Monate hinweg" hätten sie die Sanktionen geplant, die atlantischen Menschenrechtler und ihre Freundesfreunde, um den schrecklichen Krieg zu beenden, der noch gar nicht begonnen hatte. Und wenn der Verschwörungstheoret einmal in Schwung ist, liest er womöglich noch Pläne des wichtigsten Think Tanks der weltweit obersten Demokratieverteidiger.

Nur mal so angedacht

Dieser hat 2019 einen Plan vorgelegt, dessen quasi penible Umsetzung derzeit abzuhaken ist. "Russland überstrapazieren und ins Ungleichgewicht bringen" ist das Ziel der Veranstaltung. Besonders delikat: Es ist dort die Rede von Sanktionen, möglichst "umfassend und multilateral". Warum, wofür oder wogegen, das ist offenbar egal. Es ist nicht die Rede von einem Anlass, sondern ausschließlich von der erwünschten Wirkung.

Einen feinen Kollateralnutzen wittert derweil Heil, Hubertus, nach dem Ausscheiden von Andy Scheuer die Speerspitze der Intellektuellen in der deutschen Politik:
Der Herr Arbeitsminister betont, in der Krise dürfe man "nicht Rente gegen Rüstung ausspielen". In dieser Reihenfolge. Das ist sicher auch so ein Sprechfehlerchen wie bei Scholzens, aber wir sind hier so, wir lesen wörtlich. Demnach soll niemand auf die Idee kommen, Rentenerhöhungen zu erwarten, die auch nur annähernd an die Spendierfreude der 100 Mias für die (amerikanische) Rüstungsindustrie herankommen. Wir wollen positiv bleiben:

"Die Menschen bräuchten als erstes Soforthilfe, aber auch eine Bleibeperspektive. Dafür müssen und werden wir einen Zugang zum Arbeitsmarkt schaffen". Pflege, Erziehung, Drecksjobs – da können wir jeden brauchen, der nicht unangenehm auffällt (dunkle Haare, Augen, Haut). Sollte der Krieg, was entsetzlich wäre, schnell zu Ende gehen, sollten wir sie keinesfalls einfach wieder gehen lassen.

p.s., Disclaimer, für Idioten: Wer aus diesem Text eine "Rechtfertigung" liest, soll sich bitte etwas unappetitlich Großes südlich einführen. säzzer

 
xx
 

Der folgende Beitrag ist aus August 2010.

Noch vor zwanzig Jahren war es völlig undenkbar, dass sich Deutschland an Kriegen beteiligt. Jüngeren Menschen mag das lang vorkommen, es ist aber in geschichtlichen Dimensionen nicht einmal ein Wimpernschlag. Und während es der Mehrheit der politischen Funktionäre nicht zu billig ist, Linke noch immer mit der damals schon nicht mehr existierenden DDR in Verbindung zu bringen, haben sie längst verdrängt, was über Jahrzehnte unantastbar war: Dass die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee zu sein hat.

In nur zwei Jahren, zwischen 1999 und 2001, wurde das auf den Kopf gestellt, unter maßgeblicher Beteiligung der bis dahin "pazifistischen" Grünen. Seitdem ist sich das Establishment einig, dass man Angriffskriege führt. Im Kosovo-Krieg wurde noch Auschwitz beschworen, für den Einmarsch in Afghanistan reichte dann schon die totale, Pardon, "uneingeschränkte Solidarität" mit der Bush-Administration, die eigentlich "Nine Eleven" zum sofortigen Krieg gegen den Irak nutzen wollte. Tony Blair hat dann darauf gedrängt, zuerst die spontan für schuldig befundenen "Taliban" anzugreifen. Der Rest ist bekannt.

Vom Frieden zum Krieg in zwei winzigen Schritten

Seitdem gibt es keine Atempause, die Wahrheit starb mit dem Marschbefehl und wurde den Ereignissen angepasst, die 'Argumente' verdreht und nach Belieben ausgetauscht. Der Logik des Krieges folgend, wurde aber nicht nur dessen Möglichkeit der Diskussion entzogen, sondern jedes dreckige Detail in eine Spirale von Vertuschung und nachgeschobener Rechtfertigung eingebunden. Krieg ist das Ende der Zivilisation, alles, was im Frieden als Verbrechen gilt, ist irgendwie einem höheren Zweck folgend dann doch gut und richtig. Wer das hat wissen wollen, hat es kommen sehen.

Am heutigen Tag gibt es zwei Meldungen, die illustrieren, was schon als Gewohnheit gelten soll. Mord, Folter, Unrecht – das sind die Methoden, die wir erst unseren 'Freunden' zubilligen, um sie dann selbst anwenden. Der deutsche Außenminister heißt gezielte Morde gut, wohl wissend, dass damit Terroranschläge verbunden sind, die Zivilisten töten. Kein Prozess, keine Wahrheitsfindung, keine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Keine Rechtsstaatlichkeit, keine demokratischen Prinzipien. Früher wussten wir das: Entweder wir sind ein Rechtsstaat oder wir führen Krieg. Beides ist nicht zu haben.

Dabei wissen wir sehr gut, was wir da mordend verteidigen: Eine Doktrin, in deren Folge Kinder jahrelang in Folterlagern gehalten und gequält werden. Wohlgemerkt: Wir kämpfen für diese entsetzlichen Zustände, nicht etwa dagegen. Bis heute kein Innehalten, keine Anklage gegen die Verbrecher, die dafür verantwortlich sind, die die Befehle dazu gegeben haben. Nicht einmal eine wirklich öffentliche Diskussion darüber, wie eine Bundesrepublik Deutschland so tief sinken konnte. Im Gegenteil hören wir Durchhalteparolen und immer lautere Zustimmung zu weiteren Verbrechen.

Am Hindukusch nichts Neues

Ich habe nie einen Krieg erlebt, gehöre aber noch einer Generation an, die wusste, dass von deutschem Boden die Hölle auf Erden ausging. "Nie wieder" war das Motto der Nachkriegszeit, kultiviert und in Staatsräson gegossen von Sozialdemokraten und ihren "Grünen" Nachfolgern. Wenn es eines gab, das mir das Land, in dem ich lebe, einmal bedingt sympathisch gemacht hat, dann war es die Lehre, die wir scheinbar aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts gezogen hatten. Wer keine Nazivergleiche mag, kann sich ja einmal deutlich machen, wie es zum Alptraum des Ersten Weltkriegs kommen konnte. Vor ein paar Jahren war das noch Common Sense. Heute soll niemand das mehr wissen dürfen.

Am Hindukusch nichts Neues, wir haken das ab, als sei es schon immer so gewesen, schlimmer noch: als sei es "alternativlos". Es wird von einem "Verteidigungsbündnis" NATO schwadroniert, als hätte die sich nicht heillos in Kriegsverbrechen verstrickt, weil sie eben Kriege führt. Als "Pazifismus" gilt alles, was gestern noch der Stolz wenigstens der europäischen Zivilisation gewesen ist. "Gutmenschen" nennen unisono Rechtsradikale und losgelassene bürgerliche Bellizisten uns, die wir gehofft hatten, es gäbe eine friedlichere Welt als die, für die sich immerhin die Deutschen einmal zurecht in Blut und Boden geschämt haben. "Linke und 68er" sind das Feindbild, nicht etwa die blutrünstigen Vorwärtsverteidiger einer kapitalistischen Leitkultur. Das ist nicht alternativlos, nicht akzeptabel und nicht zivilisiert. Das ist blanke postmoderne Barbarei.

p.s.: Kaum verständlich, warum Russland nicht in die NATO aufgenommen wurde. Das Tor zur Weltherrschaft wäre offen gewesen und der Herr Präsident hätte alle charakterlichen und politischen Voraussetzungen bestens erfüllt.

 
sn

Ich muss hier einmal einen Kommentar wiederholen, in dem ich eine schöne Verschwörungstheorie entwickelt habe. Diese haben es ja so an sich, dass sie immer im Nachhinein aus dem Hut gezogen werden, weswegen sie inhaltlich so gut wie nie zutreffen. Andererseits können sich Entwicklungen ergeben, die niemand geplant hat, weil etwas, das eigentlich völlig anders geplant war, neue Gelegenheiten hervorruft, die dann genutzt werden.

Russland überfällt die Ukraine, provoziert damit die 'Sanktionen' und lockert so die Bindungen zwischen Europa und den USA – indem es diese nämlich überstrapaziert und Europa zur Aufrüstung provoziert, was es wiederum unabhängiger von den USA macht. Die EU muss sich fragen, was sie noch mit der NATO will, wenn diese nur US-Interessen dient oder Europa als Vasall in militärische wie wirtschaftliche Zwänge und Abenteuer verwickelt.

Feedbackschleife

Vor allem aber erzeugen die Sanktionen einen enormen Druck, Alternativen zum Handel in Dollars zu entwickeln. Russlands Geldflüsse zu stören, der Ausschluss von SWIFT oder auch nur die ernsthafte Drohung damit schließen auch andere Länder vom teils lebenswichtigen Handel mit Russland (und der Ukraine) ab. Zu viele sind abhängig von Öl und Getreide, und allein Indien und China können nur profitieren, wenn sie sich unabhängig vom Dollar machen.

Es ist vielleicht die Gelegenheit, die die USA Kopf und Kragen kostet, weil sie ohne die Vorherrschaft des Dollars auf den Weltmärkten nicht überleben können. Zu instabil ist längst deren 'Markt', der kaum mehr etwas produziert, was wirklich wer braucht. Ihr Exportschlager ist allein der Dollar. Jetzt gibt es obendrein auch noch Konkurrenz auf dem Kriegsmarkt.

Nur kein Neid

Derweil stützt Russland Leute wie Trump und ähnliche Hasardeure, um die USA zu destabilisieren. Russland hingegen ist in Sachen Lebensmittel und Energie autark und durch die autoritäre Ordnung mit Putin an der Spitze stabil. Das bringt mich zum letzten Punkt: Den Neid des Westens auf die Stabilität in China und Russland.

Träte Putin in den USA gegen Biden an, wen würden die Amerikaner wohl wählen? Ich wäre bereit, eine Menge Geld zu verwetten. Und selbst diejenigen, die ihn so eifrig verteufeln, bekämen wohl feuchte Höschen, träte er für die CDU an und verspräche eine wehrhafte Demokratie® unter seiner Führung. Es ist jedenfalls nicht ausgemacht, dass Russland wirklich etwas verliert durch diesen Krieg, und je hysterischer die Sanktionen, desto größer die Erfolgswahrscheinlichkeit.

 
xx
 
Ich hatte heute eine unschöne Auseinandersetzung hier in den Kommentaren. Dergleichen kommt vor, vor allem, wenn jemand moralisch unterwegs ist und mir dasselbe vorwirft. Nein. Ich denke nicht moralisch. Schon gar nicht, wenn es um Krieg geht. Niemals. Krieg ist das beste Beispiel überhaupt für die fatale Wirkung und den Nutzen von Moral.

Um das bürgerliche Ritual der Begründung zu bedienen, schießen die moralischen Stalinorgeln aller Seiten vor jedem Krieg unentwegt ihre Rechtfertigungsgranaten den künftigen Opfern realer Waffen um die Ohren. So auch jetzt vor dem Einmarsch in die Ukraine. Die Atlantikerpresse hat, so sie denn Einfluss hätte, das Ereignis hysterisch herbeigeschrien – und tut dann noch überrascht, wie umfassend absurd!

Die Guten

Was die hiesige Presse veranstaltet hat, ist die giftigste Mischung, die man anrühren kann: Die aus Geheimdienst-Impfung, Moral und Propaganda. Resultat: Putin ist böse, böser, am bösesten und täglich noch bösester, darum will er Krieg. Kinderkacke, die nur zur Eskalation beiträgt. Wo war je auch nur ein gefärbtes Verständnis für Geostrategie, das unvermeidlich dazu hätte führen müssen, anders zu handeln oder das ganz nüchtern kommen zu sehen?

Diejenigen, die Machtspiele spielen, wie die USA und ihre NATO das mit aller Brutalität vor allem seit dem Niedergang der Sowjetunion tun, haben ein Faible für Moral. Dies ist Teil der Demonstration: Wir töten, bomben, foltern, unterwerfen für Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Wir bekämpfen ja das Böse, das geht nicht anders. 'Gut und Böse', das definiert Moral. Zum Teufel damit!

In der Welt der Erwachsenen sind andere Fragen relevant: Welches Ziel verfolgt wer, wie wichtig ist es ihm und welche Ressourcen hat er, um das durchzusetzen? Wir hören von ihm und vor allem seinen Stiefelleckern viele Worte über Rechte, Pflichten und Gründe; das ganze Zeugs eben, das die Medien der Kapitale so fleißig in den Ventilator schaufeln. Kinderkacke halt. Werdet erwachsen!

p.s.: Im Übrigen hätte dieser Rant von Fefe auch von mir sein können.

 
Aus Anlass eines aktuellen Ärgernisses, das ernsthaft Völkerrecht durch "Moral" rhetorisch aushebelt, nämlich die der NATO und ihrer Propagandisten, wiederhole ich mich: Hier einen beliebigen anstehenden Krieg einfügen, im Originalartikel war es der Kanonendonner zu einer möglichen Intervention im Iran.
 
Wir sollen das jeweils glauben, so wie die Geschichte mit den Brutkästen vor dem Golfkrieg 1991:
 
 xx

Wir sollen das glauben wie die Erklärungen Colin Powells in der UNO vor dem Golfkrieg 2001. Später sah er darin übrigens einen "Schandfleck in seiner politischen Karriere" – nicht etwa eine Schuld am Tod Hunderttausender.
Wir sollen das glauben wie die Erklärungen der Bundesregierungen, "unsere Freiheit am Hindukusch" müsse verteidigt werden, deutsche Soldaten leisteten nur "Aufbauhilfe", Fischers Kampf gegen die Auschwitz-Nazis in Serbien oder Schröders "uneingeschränkte Solidarität" vor dem Angriffskrieg auf Afghanistan.

Wir sollen das glauben wie Rudolf Scharpings Erklärungen zum "Massaker' von Rugova:
 xx

Folgendes gab der damalige Kriegsminister zu Protokoll:

"Sie zeigen Fotos, die äh ein äh Massakrieren äh am 29. äh in der Nähe von Rugova äh deutlich machen, und äh sie belegen im Übrigen, dass der Plan zur Vertreibung der Kosovaren äh schon im Januar in die Tat äh umgesetzt worden ist. […]"Äh das macht auch deutlich, dass äh Armeekräfte, Spezialpolizei, später dann auch äh äh im Fortgang äh äh nicht nur äh diese, sondern auch äh regelrechte Banden äh, freigelassene Straf…, äh Strafgefangene und andere an solchen Mordtaten beteiligt sind."

Dabei wartet man nur darauf, dass er aus Langeweile über sein eigenes erlogenes Geschwätz einschläft. Ich erwähne dies, um deutlich zu machen, dass die selbst für Scharping grenzwertige Tranigkeit, mit der er diese Pflichtübung absolviert, eine unerhörte Gleichgültigkeit gegenüber den Konsequenzen seiner Lügen demonstriert. Er erscheint vollkommen unbeteiligt, als erledige er da den Job eines anderen. Und genau das wird es sein, was solche Kriegstreiber denken: "Was geht's mich an? Tue ich's nicht, tut's ein anderer". Ein anderer hat das mal so ausgedrückt: "Ich habe nur meine Pflicht getan."

Im Nachhinein erweist sich, dass offenbar kein einziger Krieg seit Vietnam ohne großangelegte Manipulationen und vorgeschobene Gründe im Vorfeld begonnen wurde. Haarsträubende Propagandalügen standen am Beginn der Kriege, die inzwischen von allen großen Parteien in Deutschland außer der Linken befürwortet werden. Bislang war trotz aller Manipulationen und Fehlinformationen die Mehrheit der Deutschen stets gegen diese Kriege. Sie wurden dennoch geführt, und noch keiner der Beteiligten wurde dafür je zur Rechenschaft gezogen – sei es auch nur, dass er abgewählt worden wäre. Ihre nachgewiesenen Lügen werden ebenfalls ohne Folgen für sie bleiben.

Und wenn ich jetzt eines nicht brauche, sind es weitere Rechtfertigungen des Ausbaus der NATO-Kriegsmaschinerie durch eine höhere "Moral", die zudem von historischer Einäugigkeit, Unkenntnis und Naivität nur so strotzt. Das kriege ich schon von den Atlantikern geboten, die dafür bezahlt werden.

 
xx

Wie immer hetzt die hier nicht genannte 'Zeitung' allen voran und will Deutschlands Freiheit in der Ukraine verteidigen. Der Hindukusch ist ja jetzt frei von deutschen Musterdemokraten, die sich Hakenkreuze tätowieren und auf Leichen pissen; außerdem war das kein Gegner. Der Iwan muss wieder bluten. Dafür unterstellt die freiheitlich demokratische NATO ihm unisono die Absicht, ein potentielles NATO-Land okkupieren zu wollen.

Anjatanja pirscht sich derweil an Waffenlieferungen ins nämliche, von Faschisten und Milliardären regierte Halbland heran. Das ist auf jeden Fall gut für den DAX. Wir erinnern uns überdies, wie Russland schon zweimal deutsches Territorium zurückerobert hat. Diesmal aber sind wir mit den Guten im Bunde, die seit Jahrzehnten für Sicherheit und Freiheit sorgen, in Korea, Ägypten, Libanon, Laos, Vietnam, Kambodscha, Bolivien, Jordanien, Angola, El Salvador, Nicaragua, Libyen, Iran, Kuwait, Jugoslawien, Irak, Haiti, Afghanistan, Panama, Jemen und Syrien – gern auch mehrmals.

Friedenundfreiheit

Die Presse jubelt: FAZ, Tagesspiegel, Atlantik-Zeit sowieso, der Spiegel – alle wollen sie hart sein gegen den Russen, den Diktator, den Aggressor, der überall Krieg führen wolle. Das muss dieser Trick sein, nach dem die Vorbereitung eines Angriffskrieges strafbar ist, der Angriffskrieg selbst hingegen nicht – und die Guten vom Völkerrecht ausgenommen sind, wenn es Friedenundfreiheit® dient.

Was sie vorhaben, diese atlantischen Kettenhunde aus den Young Leaders-Programmen oder dem Vorstand der 'Brücke', man muss es sich fragen. Ihre Hetze ist so plump, dass es quietscht, und sie werden trotz aller Bemühungen nicht herbeischmieren, dass die Deutschen wieder "Ja!" schreien, wenn die Panzer rollen. Selbst wenn es den Michel kratzte, dass der Russe bös ist – wer soll denn glauben, dass er sich fröhlich verdampfen ließe für die fucking Ukraine?

Westliche Werte

Die hirnlosen Kapitalroboter wissen vielleicht selbst nicht, was sie tun und wozu, und folgen sicher wieder nur vorauseilend Befehlen. Die Lösung ist aber nicht so schwierig: Die USA führen einen Weltkrieg, weil sie an der Klippe stehen. Hegemoniestreben werfen sie ernsthaft Russland vor, es ist zum … Schießen. Der Krieg ist längst im Gange, es geht nur noch um die Frage nach der nuklearen Option.

Dass am Ende allerdings sehr reale Bomben, selbst die ganz dicken, fliegen können, scheinen die widerlichen Hetzer nicht zu bedenken, oder ihre faschistische Gesinnung geht tatsächlich wieder so weit, dass sie die totale Vernichtung anstreben. Und während sie die Panzer an die Grenzen Russlands heranrollen, droht auf der anderen Seite Donald Trump, der auch nur eine Variable für jeden anderen durchgeknallten Faschisten ist. So sieht es aus 2022, und das ist der Qualitätsjournalismus, der ihn uns erklärt.

p.s.: Hier noch einmal eine Übersicht über die Ausweitung des russischen Imperiums seit 1999.

« Vorherige SeiteNächste Seite »