kunstlyriklamauk


 
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Der Deutsche geht auf die Straße. Der ganze Deutsche? Nein. Es ist, wen wundert’s, der Mittelschichtsdeutsche, der Deutsche der Mittelschichtsmischpoke. Als Mitte der Mitte der Mitte steht er auf gegen die Abweichler. Die von rechts. Die Bösen von der AfD, deren Speerspitze kürzlich Pläne ausgeheckt haben wie sie Rishi Sunak in UK gerade in die Tat umsetzt. Aber der ist Freund und Freund ist nicht rechts.

Schon gar nicht rechts sind die Freunde aus Israel, die das Ganze aus einem Anlass just tatkräftig und konsequent umsetzen. Aber da ist das mit der Abschiebung freiwillig. Sie müssen ja nicht nach Ägypten gehen, die millionen Terroristen. Das Meer ist doch auch schön. Oder die Wüste, die kürzlich noch eine Großstadt war.

Alles wird gut

Hatte ich nicht bei einigen Gelegenheiten vor der 'Solidarität' der Nazienkel mit den Nachkommen der Opfer der Schoah gewarnt? Nun heißt es da draußen, selbstverständlich müsse Deutschland Netanjahu unterstützen. Schließlich kenne man sich hier aus mit Massakern und Genoziden. Derweil gehen in Israel die Leute gegen Netanjahu auf die Straße. Krasses Ding, diese Solidarität. Endet immer auf derselben Seite. Hinweis: Es ist nicht die der Armen und der Arbeiter.

So lassen sich also hierzulande die Mimis (Mittelschichtsmischpokenmenschen) auf die Straße treiben von denen, die das, was die Bösen planen, gerade umsetzen: "endlich Abschiebungen im großen Stil", wie das solidarische Kanzlerwort lautet. Sie fordern das Verbot des Bösen. So wie auch die von der Leyens und der Digital Services Act. Man muss doch was tun gegen die Feinde der Demokratie, die einfach sagen wollen, was sie wollen!

Angekommen ist derweil nicht nur 'die Politik' auf den schwindelerregenden Höhen einer Komplettverblödung, wie man sie nur aus Phasen entsetzlichster Dekadenz kennt. Die Journaille, ja ja, Mimis, wohin man schaut, winkt ebenfalls vom höchsten Gipfel. Ihre Leistungsträger stellen sich vor und machen "etwas mit Internet". Buchstäblich. Meinen sie ernst. Das, meine Lieben, ist nichts anderes als ein faktisches Satireverbot. Ein weiterer vernichtender Schlag.

 
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Wenn die NATO ihre Plapperkäfer über die Welt herfallen lässt, ist Gegenteiltag. Man fährt ganz gut damit, das Gegenteil dessen anzunehmen, was sie sagen, das ist genau wie mit den Versprechungen deutscher Parteien im Wahlkampf.

So verhält es sich auch mit den Begriffen "Expansion", "Imperialismus", "Regeln" und "Ordnung". Man muss sich nur anschauen, wie sich das Gebiet der NATO verändert hat, seit sie das einzige große Militärbündnis ist. Dazu gehören nicht nur die Mitgliedsstaaten, sondern auch die US-Basen in aller Welt.

Die kommen immer näher

Während das aber metastasiert hat, wirft man Staaten, die ihre unmittelbaren Grenzen und Landsleute verteidigen, "Imperialismus" vor oder, wie das Plappermädchen, das sich dieser Staat anstelle eines Außenministers leistet, neulich sagte, "Expansion". Die nämlich sei es, wenn China weiterhin ein waches Auge hat auf einen Teil seines Territoriums, das selbst Deutschland als solches anerkennt.

Nicht Expansion ist es hingegen, wenn der Meister vom anderen Ende der Welt rund um China Militärbasen unterhält und den abtrünnigen Teilstaat Chinas bewaffnet. Das ist dann nämlich regelbasierte Ordnung®: Wenn mit Militär und Krieg die geltenden Regeln der UNO, OSZE und internationaler Gerichte mit Füßen getreten werden, stets eigene Interessen als für alle geltend betrachtet und ganze Regionen durch Bomben und Raketen ins Chaos gestürzt werden.

Unerlässlich für solches Gebaren ist dabei die Sprengung des Fundaments der eigenen Kultur, also der wertewestlichen. Der Bürgerliche Staat und seine Konglomerate beruhen nämlich auf einem Vertragswesen, das alle Parteien verbindlich zur Einhaltung geltender Vereinbarungen verpflichtet. Die Vertragspartner sind dabei Gleiche; ihre Herkunft oder Eigenheiten können ihnen diese Gleichheit nicht nehmen.

Überlegene Rasse

Während der Wertewesten aber inzwischen vom Gegenteil ausgeht, die Welt in Gut und Böse, würdig und unwert einteilt, haben die anderen, die im Süden und im Osten, gelernt, ihre Differenzen und Unterschiede beiseite zu schieben und Vereinbarungen zu treffen, die sie unabhängig von ihren religiösen, kulturellen und politischen Unterschieden zum gegenseitigen Vorteil nutzen.

Mithin ist es das bürgerliche Element der Vertragstreue, mit dem Schwarze, Asiaten und Mohammedaner der überlegenen weißen Rasse und ihren hohen Repräsentanten die Hacken zeigen. Das ficht uns aber nicht an, denn wir sind die Guten. Wir bestimmen dabei ganz am Rande, wie man Kolonialisierung und imperialistischen Rassismus definiert.

Wenn die Wilden und die mit dem zivilisatorischen Nachholbedarf das ganz anders sehen als der Weltliberalismus, zeigt das nur, das sie womöglich nie unseren kulturellen Stand erreichen werden. Für die Sicherheit der Welt aufgrund dieser ungebrochenen Überlegenheit bedarf es eben ganz spezieller Regeln. Das müssen sie da unten nicht verstehen.

 
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Lasst uns über Software reden. Ihr meint, davon versteht ihr nichts? Das ist nicht nur eine gefährliche Einstellung, weil sie euch von morgens bis abends und Nord- bis Südpol umschmeichelt, sondern auch, weil das etwas mit der Einstellung der 'Macht' gegenüber euch zu tun hat.

Okay, es wird sich auch hier am Ende wieder herausstellen, dass es nicht "The Force" ist, die mit uns ist oder auch nicht, und die Lichtschwerter schwingende Zenmeister uns nahebringen, sondern Ihr-wisst-schon-was. Ich will heute mal mit Design anfangen, der Gestaltung der Oberflächen und Bedienung von Anwendungen.

Alles so schön bunt hier

Aktuell geht mir mein Mailhandler auf die Murmeln. Wo immer zum Abrufen der Mails im globalen Posteingang ein "Abrufen" stand, neben dem sich ein Pfeil befand, auf den klickend man einzelne Konten abrufen konnte, ist jetzt ein Wölkchen. Ein fucking Wölkchen! Das will bitte gerechtsklickt werden, dann darf ich u.a. auch meine einzelnen Konten abrufen.

Notwendige Updates haben zudem dazu geführt, dass meine Taskleiste abgeraucht ist und alles, was irgendwie mit dieser korrespondierte, durchdrehte. Ich kann das alles reparieren, aber das ist nicht das Thema hier. Am Rande btw. ein bisschen was zur Karriere von Microsoft, das passt gerade so schön. (Via Hirnfick 2.0)

Die Ugrades von Billys Systemen sind ebenso wirr; von XP zu Vista, von 7 zu 8, auch von 10 zu 11; man fragt sich immer wieder: "Was soll das?!" Ich nutze Windows kaum, aber es gibt halt ein paar Sachen, dafür brauche ich das, dann kaufe ich das, und bei jeder neuen Version muss ich wieder alles Mögliche suchen.

Widerstand ist möglich

Nicht nur, dass es nicht besser wird, nie; nicht bloß, dass ich mich regelmäßig vereimert fühle wie bei dem Supersicherheitsfeature in Karren, bei denen man seinen Rücken unter den Sitz schinden muss, um den verdammten Tankdeckel zu entriegeln. Nein, was hier zutage tritt, ist die prinzipielle Verachtung alles Menschlichen zugunsten des Spieltriebs einiger bekokster Snowboarder-Affen und der Notwendigkeit, Schulungen für nichts abzuhalten, mit denen sich jedes Mal haufenweise Kohle schaufeln lässt.

Der Mensch ist, wenn eines, dann ein Gewohnheitstier. Die berühmte Macht der Gewohnheit wird jedes Mal überwunden, der Mensch unterworfen und die Energie, die sich dabei entlädt, ist Frust, Zorn und latenter Vernichtungswille. Ich! Will! Töten! Womit wir auch mitten in der Zeitenwende sind und dem geheimen Zweck des Ganzen: Sie wollen uns kriegstüchtig machen. Fügen wir uns doch endlich! Bewaffnen wir uns!

p.s.: Ceterum censeo Freiheit für Gonzalo Lira.

 
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Die Staatsräson von Grün bis Atlantisch-Links steht wie ein Mann; Motto: Jeder Schuss ein Russ. Die SPD steht dabei in der Mitte der Mitte, Feldherrenhügel, Augen in die Ferne gerichtet. Olaf hat als Führer und oberster Befehlshaber im phantasierten Krieg mit Russland schon einmal Stellung im Bunker bezogen, auf den sich auch Anjatanja schon freut wie Bolle, weil sie da immer so schön rumhüpfen kann.

An der Front die mit der harten Kante: Mehr Waffen, Sieg auf Sieg, allen voran der kommende Kriegskanzler Pistorius, der sein Volk ruckzuck zackig zur Kriegsertüchtigung antreiben wird. Ein Soze der neuen Zeit. Er hat gelernt: Alles falsch früher, das mit dem Frieden und der falschen Rücksicht auf Russland. Auch das ein Fanal der neuen Einigkeit: Alles Russenfreundliche, die guten Geschäfte, Respekt vor deren Sicherheitsbedürfnis war falsch. Sogar den Mützenich, einen der letzten Verirrten, haben sie endlich eingenordet.

Flammneue Geschichte

Geschichte wird gemacht, und zwar alles neu: Schröder, bis kürzlich Held der sozialdemokratischen Marktertüchtigung, ein Putinfreund. Schande! Tiefer hätte man nicht sinken können, aber sie haben gelernt. Die Distanzierung ist aufrichtig und total. Auch das mit dem "Wandel durch Annäherung" ist in Arbeit. Noch will man Willy nicht verleugnen, aber die Säge liegt bereit an der Wilhelmstraße 140. Verhandeln mit den Russen? Ein historischer Fehler, den sie nie wieder® machen werden. Putin ist nicht Breschnew.

Vorbild Ukraine: Hier sind die Männer noch Helden, Patrioten, die ihr Land und Europas Demokratie verteidigen gegen die russische Barbarei. Im Übereifer hatte man sich von Lumpen und Linksextremisten einst entzweien lassen von den Brüdern und Schwestern im letzten Bollwerk an der Ostflanke. Ihre Folklore ist etwas rauh, das liegt am Wetter und den Umständen. Unter Freunden ist man nachsichtig. Die Sozen haben verstanden – und sind endlich in den Schoß der großen atlantischen Familie zurückgekehrt.

 
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Jeffrey Sachs beschreibt in diesem Artikel (TP) die Seilschaften der US-Politik, ihre Funktionen und wie sie von ihren Strategien profitieren. Ein Gedanke meiner Lektüre war: Das wird doch ganz sicher wieder als "Verschwörungstheorie" etikettiert, und wer Sachs zitiert, ist ein Troll.

Der entscheidende Begriff in der Einordnung oben ist der der Seilschaft. Selbstverständlich bilden sich solche immer und überall, ob im Kaninchenzüchterverein, im Weltkonzern oder in politischen Zirkeln. Auf politischer Ebene gibt es dafür auch den Begriff "Tiefer Staat".

Seilschaft vs. Verschwörung

Damit ist nicht gemeint, dass in finsteren Kellern Gestalten mit Kapuzen Rituale abhalten, sondern dass es unter der Oberfläche relevante Strukturen gibt, die oft Regierungen um Längen überdauern. Das ist nämlich einer der Schwachpunkte einer Gewaltenteilung: Während der Vorturner nur befristet im Amt ist, gibt es reichlich Personal, das Jahrzenhte an wichtigen Hebeln sitzt.

Zudem gibt es eben die Macht, die niemand kontrolliert, weil sie im Bürgerlichen Staat gehegt und gepflegt, aber nicht eingeschränkt wird: Das Kapital. Darüber gibt es eine sozialdemokratische Erzählung von einer "Sozialen Marktwirtschaft", die aber ein Phantom ist. Tatsächlich sorgt der Staat in diesem Konzept nur für Stabilität zugunsten des Kapitals, die liberale Konzepte nicht herstellen können. Spätestens 2008 sollte das jeder kapiert haben.

So ist es dann konsequent auch mit den Kriegen. Das "Gewinnen" heißt da nicht Siegen, sondern Profit; was sonst? Jeffrey Sachs liefert eine kompakte Beschreibung der Konglomerate, die sich darum kümmern. Man muss sich jetzt nur noch klarmachen, dass das eine Entwicklung ist, die von keinem Willen getrieben wird, sondern dass Kapitalismus solche Strukturen aus sich heraus schafft und die personelle Besetzung beliebig ist. Ganoven sind sie, ja. Verschwörer braucht es da aber keine.

 
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Liebes komisches Gitarrenforum, ich danke den Herren Todd Krause, Ron Thorn, Kyle McMillin und Austin MacNutt sowie dem ganzen Team. Ancho Poblano ist echt ein geiles Zeug, zuletzt haben es mir aber die MD-PUs angetan. Der eine sagt so, der andere "Perlen vor die Säue". Jeder nur ein Kreuz, immer eine Handbreit Scheiße unterm Kiel und möge der Preis des Autos nie in die Nähe des Wertes der Gitarren kommen, dann hast du nicht alles falsch gemacht.

Eine fehlt noch, aber wie. Also im Doppeldeut jetzt. Erstes Jahr ohne Ani steht an, dafür mit Ani2Ani (kommt 2024), ausnahmsweise keine Strat, sondern eine Tele und einer der beiden letzten Befehle an ihren Hinterbliebenen – Kaufen: Thinline Tele mit Maple Neck, Humbuckers und, doch, ernsthaft: in Pink Paisley. Nächstes Jahr muss ich auch dieses Buch fertig schreiben. Dann kann ich mich zu ihr legen – sobald keine Einwände mehr dagegen formuliert werden.

Kein Thema

Was redet der Typ da? Nun, soll Oppa denn schon wieder vom Kriech erzählen? Von der unerträglichen Propaganda und der Kriegstüchtigkeit®, explodierenden Mieten, Inflation und Armenhass? Von Sieg zu Sieg eilend, erbarmungslose Solidarität mit Asow und den Freunden, die uns so selbstlos beim Altmetallhandel in der Nordsee geholfen haben? Dem Finanzminister, der den Ärmsten die Pfennige aus den Händen zerrt, bis er Kupferdraht in den seinen hält? Dem kommenden BlackRock-Kanzler, Herr über jede fucking AG im DAX?

Das macht doch alles keinen Spaß. Ich hätte gern einen Jahresrückblick mit dem geheimnisvollen Herrn Nulleinseinsnull gemacht, podcastenweise, aber der ist ins Ausländergebiet geflohen. Ich kann zwar auch gut mit mir selbst reden, aber nicht vor Publikum. Doch, selbst ich kenne Grenzen. Ich bin kein Erklärbär, ich bin Problembär, weswegen ich auch den Freistaat Bayern meide.

War sonst noch was? Könnt ihr mir ja erzählen. Oder singen. Tanzt euren verdammten Namen, was weiß ich. Ich hasse Youtube. Da singt sie noch immer. Grün war ihre Lieblingsfarbe. Kann ich mir nicht angucken, so viel kann kein Mensch flennen. Aber ihr vielleicht. Na dann … mal auf ein Jahr ohne Sterberei!

 
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Der erste neue Wehrpflichtige der Bundesrepublik Deutschland wird gemustert. Bei der Liveübertragung des EKG (Eierkontrollgriff) wird erstmals das deutsche Internet abgeschaltet. Pontius Pistorius stellt der Öffentlichkeit die "Leibstandarte 18" vor, die direkt dem Zentrum Liberale Moderne untersteht.

Das neue Haushaltsgesetz sieht vor, die Grundsicherung auf 300 Euro festzulegen, zukünftige Erhöhungen ausgeschlossen. Dafür werden Lebensmittel und Gebrauchswaren mit Preisbindung eingeführt, die Produktlinien "Billig und Nahrhaft" und "Kik" (Kartoffelsack ist kleidsam).

Am ersten Tag des Monats April wird das Grundgesetz geändert. In Artikel 0 steht künftig: "Hier könnte Ihr Gesetz stehen", abweichender Inhalt wird monatlich vom Google Adserver geliefert.

Bei den russischen Präsidentschaftswahlen belegt Vladimir Putin zum zehnten Mal die ersten drei Plätze. Das kann auch der "Spiegel" nicht verhindern, der kurz zuvor Putins Schuld am Tod der Queen beweist. Der Ausweis des Kremlchefs wurde im Buckingham Palace gefunden.

Im Sommer werden 44° in meinem Keller gemessen. Ich lasse mir von einem Escortservice Trockeneis und Vanille liefern.

Bei den Europawahlen erzielt die AfD einen großen Wahlsieg knapp vor der CDU. Wahlbeteiligung: 17%. Agnes Strick-Zimmerflak muss zurück in den Bundestag und feiert sich für ihr unter den Bedingungen (Kommunisten, Putin und Trump alle gegen sie) großartiges Abschneiden.

Leseschwache Schüler und Arbeitslose werden zur Bundeswehr eingezogen. Die Aktion "Patrioten gegen Pisa" führt zu einem Ausflug der Brigade Beppo Boppel gen Italien, die auf dem Brenner wegen schlechten Wetters (Sonne, 20°) aufgehalten wird. Der Schienenersatzverḱehr der Deutschen Bahn kapituliert wegen fehlender Bergluftfilter.

Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls werden die Parteien "Irgendwie auch Links" und "Zeugen Wagenknechts" verboten. Frontex stattet die Südgrenze der EU mit Selbstschusswaffen und automatischen Drohnen aus. "Freiheit und Demokratie brauchen Schutz", kalauert Flintenuschi vom Elferrat.

Zum 45. Jahrestag des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan erinnert Grüßaugust Frank-Dingens Steindadler an die Brutalität des damaligen Überfalls und die Schuld Putins an der Herrschaft der Taliban. Faktenchecker entlarven Einwände gegen diese Darstellung geschichtlicher Daten vonseiten extremistischer Netzaktivisten als Verschwörungstheorien.

Die USA marschieren in Togo ein. "Die haben doof geguckt", erklärt Außenminister Donald Trump Junior. Tatsächlich wurde das Angriffsziel Taiwan mit dem anderen Land verwechselt. Das hat ja auch diesen komischen Buchstaben am Anfang. Das konnte niemand wissen. Anjatanja Borbeck wird für ihre Erklärung, nur so sei die Sicherheit der Welt weiterhin vor Putin sicher, von der Presse frenetisch gefeiert.

Wegen einer Verkettung widriger Umstände müssen die Feierlichkeiten zum Jahresende für die Spezies ausfallen. Todd macht einen Fallrückzieher und hämmert die Erde ans Lattenkreuz. "Das nächste Mal weniger Arschlöcher", murmelt Geufel. Ich weise die beiden zurecht, dass das immer noch die völlig falsche Analyse sei. Sie lassen mich dafür auf einem Exoplaneten bei Beteigeuze die Supernova gucken. Kurz vor dem Ende schicken sie mich ohne Essen ins Bett.

 
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Der Machthaber erhebt sich aus dem Bett. Wie jeden Tag fühlt er sich schlecht und verflucht die Welt dafür. Sein Körper schleppt sich ins Bad. Er ignoriert das von jahrzehntelangem Suff und Hurerei gezeichnete Gesicht im Spiegel, um seine dunkle Stimmung nicht an Depression zu verschwenden. Tod ist sein Thema, aber eine Frage des Stils.

Es hat schon extrem grauenhafte Selbstmorde gegeben, da muss er sich etwas einfallen lassen, wenn es für ihn soweit ist. Einfach nur unvorstellbar verstümmelt in der Diele herumliegen wäre seiner nicht würdig. Es würde ein Fest werden, aber nicht heute. Es gibt viel zu tun. Nach einem Frühstück, das nur die Hunger-Agonie in den von Selbsthass zersetzten Magen hineintreibt, steigt er also in seine Staatskarosse, um sich in den täglichen Verkehrskrieg zu begeben.

Sie sind nicht wie wir

Das ganze Land ist voller zum Völkermord entschlossener Verkehrsterroristen, die versuchen, sich gegenseitig auszuradieren. Wenn sie könnten, würden sie die ganze Welt in den Schlund ihres Wahnsinns ziehen, aber ihr gnadenloser Hass reicht nur bis zur Staatsgrenze. Deshalb gibt es auch so viele Freiwillige, die sich an den Überfällen des Imperiums auf harmlose friedliche Nachbarstaaten beteiligen.

Auf dem Weg zum Flughafen befiehlt er schnell ein paar Massaker, es sollen dabei so viele Kinder wie möglich sterben. Vor seinen leeren Augen türmen sich Kinderleichen. Er mag sie am liebsten tot, geschunden oder in Senfkruste. Zu bedauern weiß er nur, dass seine Horden nicht die Disziplin aufbringen für einen richtigen Holocaust. Auch dass er den Atomkrieg nur einmal befehlen kann, frustriert ihn. Kurzentschlossen befiehlt er ein weiteres Massaker. Das fühlt sich gut an.

Ein kaltes Grinsen umspielt unsichtbar die Speichelfäden in seinen Mundwinkeln. Er freut sich darauf, wie er schon bald wieder der freien Welt und ihren demokratisch gewählten Repräsentanten die abscheulichsten Lügen auftischen wird. Niemand wird ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auf Nachfrage bestätigt ihm sein Fahrer, dass sie später noch den im Volk extrem beliebten Oppositionsführer besuchen werden. Kneifzange und Lötkolben liegen bereit. Das wird ein schöner Tagesausklang werden. Wodka, Kokain und verzweifelte Schreie. Russenherz, was willst du mehr!

Fortsetzung am Montag. Am Kiosk.

 
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Vladimir Selenski, das wird leider selten deutlich im hiesigen Medientheater, ist Schauspieler. Immer schon gewesen. Weil er und sein Mäzen Igor Kolomojski verstanden hatten, dass Politik in der Ukraine nur eine Bühne ist für eine allgegenwärtige Korruption, haben sie korrekt erkannt, dass ein Schauspieler die beste Besetzung für das Amt des Präsidenten ist. Zunächst ein Wort zu dieser Korruption:

Wenn ich von Fällen offensichtlicher Korruption erfahre, zucke ich längst nur noch mit den Schultern. Für die auch nur virtuelle Abschaltung von Kohlekraftwerken, die nicht annähernd so gewinnträchtig sind wie die Erneuerbaren, erhält ein Konzern 'Entschädigungen', der gerade Rekordprofite eingefahren hat. Schulterzucken. Die Lokführergewerkschaft, eine der letzten, die noch für Arbeiterinteressen kämpft, wird gedisst, während sich der Versagervorstand der Bahn die Taschen vollstopft. Schulterzucken.

Von etwas muss man leben

Wie soll es dann erst in einem Land wie der Ukraine aussehen, die auf Korruption gebaut ist, aus Korruption besteht und von Korruption lebt? Wie würde irgendwer von uns in einem solchen Klima bestehen? Ich bin sicher, selbst ich würde da hemmungslos korrupt, obwohl ich immer sage, dass ich dafür zu teuer bin. Die Ukraine steht seit ihrer Gründung im Jahr 1991 unter Einfluss. Russischer Einfluss, immer stärker EU- und US-Einfluss, mithin Schmiergeld, Raubgeld, Schutzgeld. Bis 2014 war das Allgemeinwissen, dann wurden die Huren zu Heiligen und die Mafiosi zu Musterdemokraten.

Selenski war ein Profi. Seine Aufgabe war es, seinem Herrchen die Stöckchen zu bringen. Dann kam etwas dazwischen, womit beide nicht gerechnet hatten: Statt Frieden mit Russland zu machen und gemütlich das Land auszuplündern, kam die NATO in Gestalt des Boris Johnson und machte ein Angebot, das Selenski nicht ablehnen konnte. Vor ihm die Billionen des Wertewestens, um ihn herum deren Freunde, die Zeugen Banderas: Asow, Ajdar, Rechter Sektor, Schachtjorsk, Dnjepr, Donbass, Swoboda und andere Banden der Ukronazis.

Kann gehen

Für den frisch gewählten Präsidenten war das ein Schock, der Schauspieler hat sich fix umgezogen und ist in die neue Rolle geschlüpft. Retter, Held, Kämpfer, Sieger. Ein Stratege war er nie; er hat bestenfalls geahnt, worauf er sich einließ. Wie dem auch sei, die Rolle hat er gespielt, umso pathetischer, je mehr Heldenmut die einzige Ressource war, um wenigstens den Medienkrieg zu gewinnen. Inzwischen ist er der Letzte, der die Mission noch zu erfüllen versucht – weil es für ihn keine Option zum Rückzug gibt.

Die anderen ziehen ihr Kapital ab, schreiben das Projekt ab, ziehen weiter, zündeln woanders, schaden Russland auf kleinerer Flamme, orientieren sich neu. Nur der Frontrenner kann nicht anders. Sie haben ihm gesagt, es gibt keine Verhandlungen. Ihr müsst gewinnen. Du bist die Galionsfigur des Endsiegs. Selenski hat das geliefert und ist geliefert. Man will ihn jetzt loswerden und nichts mehr wissen vom Geschwätz von gestern. Der Fanatiker hat den Verstand verloren. Er muss weg. Der Held war immer nur eine Rolle. Der Märtyrer ist real.

 
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Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041435-0028 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Ein weiterer Landesverband der AfD wird als "gesichert rechtsextrem" eingestuft. Dafür ist der Verfassungsschutz zuständig; jener Verein, der von NSU bis Breitscheidplatz bei jeden Terroranschlag seine Leute im Spiel hat und am liebsten dafür sorgen würde, dass in den nächsten 1000 Jahren niemand genau erfährt, was die damit zu tun haben.

Das sind also diejenigen, die beurteilen, wer rechtsextrem ist und wer nicht, und man muss mutmaßen, dass jene, die rechtsextrem genug sind, geschützt werden, während im europäischen Maßstab 'normal' Rechtsnationale als Gegner betrachtet werden. Die Rechtsnationalen, die sich anschicken, stärkste Partei zu werden – nicht nur in den Bundesländern, in denen sie jetzt als neue Nazis gelten.

Guter Nazi, böser Nazi

Der zuständige Landeschef des VS gibt zu Protokoll:
"Eine derart rassistische Ausprägung des Volksbegriffs, wie ihn die AfD Sachsen öffentlich vertritt, hat seine Wurzeln im historischen Nationalsozialismus" und meint damit Begriffe wie "Ethnopluralismus", den die AfD diskriminierend verwendet. Wenn diese Behörde nichts qualitativ Besseres zu leisten weiß als Godwin-Kommentare, ist ihre Expertise entsprechend einzustufen. Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil stimmt.

Völkisch ist das sehr wohl und damit rassistisch in der Tendenz. Die Nazis aber haben den Genozid an Millionen nicht nur ausdrücklich im Programm gehabt, sondern ihn verübt. Erkennt ihr den Unterschied? Zudem ist diese völkische Tendenz in Europa aktuell überall zu erkennen, und vor allem: Deren Anhänger sind keine Extremisten. Das ist die bürgerliche Mitte, gern protestantisch; das ist allerdings dieselbe Klientel, die die Nazis gewählt hat.

Die sind im Kern nach wie vor gut angesehen in der Gesellschaft. Von Globke, Gehlen und Filbinger über die Ausländerfeinde der 90er Jahre bis hin zu den besorgten Bürgern. Die Amerikaner – das ist das einzig Gute, das ich an deren Wirken erkennen kann – haben den Deutschen den Judenhass ausgetrieben. Keineswegs trifft das aber fürs Völkische zu, für den Hass auf alles Linke, Zigeuner und Asylschmarotzer. Diese Haltungen docken direkt an an den Common Sense an und sind allemal gesellschaftsfähiger als wirksame Kapitalismuskritik.

Ende Gelände

Die AfD zu diskriminieren, heißt die Wutbürger der Mitte weiter aufzuheizen. Wenn obendrein deren politische Ziele von den Versagern der neoliberalen Atlantiker hektisch umgesetzt werden, machen diese sich endgültig überflüssig. Hält man die Verfassungsschützer nicht für komplette Deppen, könnte man dahinter gar ein Konzept erkennen, zumal sie professionell "konspirativ" arbeiten. Verschwörung ist mithin ihr Metier.

Der Wertewesten kollabiert. Wer die hiesigen Zustände alarmierend findet, mag etwa in die USA schauen. Donald Trump muss der nächste Präsident werden. So wie die Umfragen laufen, glaubt kein Wähler der GOP, ein Sieg Bidens könnte etwas anderes sein als Wahlbetrug. Ein Bürgerkrieg ließe sich dann kaum mehr verhindern. Mal schauen, ob unsere Spezialisten den Laden hier auch so abrocken werden.

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