kunstlyriklamauk


 
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Die Bundesministerin für Gerechtigkeit in der Kommunikation, Nancy Phaser, äußerste sich am vorvergangenen kommenden Dienstag zufrieden über das jüngst in den Urlaub verabschiedete Gesetz zur Regulierung der Medien und nichtmedialer Äußerungen in der Öffentlichkeit, das "Gute-Presse-Gesetz". Mit dessen Hilfe sollen Fake News, Hassbotschaften und delegitimierende Äußerungen der Vergangenheit angehören.

Fortan werden Kommunikationsbeiträge, die mehr als die im Hausgebrauch üblichen vier Rezipienten erreichen, unter Zertifizierungsvorbehalt gestellt werden. Unzertifizierte Kommunikationen können dann auf Schädlichkeit überprüft und im Falle eines positiven Befundes mit Geld- und Freiheitsstrafen geahndet werden.

Gemeinsame Lösung

Ganz deutlich soll werden, dass Äußerungen, die ersichtlich in der Absicht einer Schädigung getätigt werden, nicht unter dem Schutz der Meinungsfreiheit stehen. "Eine Lüge ist keine Meinung", so Phaser, "ebenso wenig wie Falschdarstellungen, Bildmanipulationen und die positive Darstellung gefährlicher Personen. Wer die Demokratie zerstören will, verwirkt die Rechte, die nur durch sie bestehen."

Ein parteiübergreifendes Bündnis aus SPD, FDP, Grünen und CDU/CSU ist dafür auch bereit, das Grundgesetz zu ändern. Gedacht ist an neuen Artikel, der mit den Worten "Jede_*r Bürger_*in der Bundesrepublik Deutschland ist der Wahrheit verpflichtet" eingeleitet wird.

Pressefreiheit sichergestellt

Angesprochen auf das Problem, dass Irrtümer und Fehleinschätzungen auch in der Berichterstattung seriöser Medien vorkommen können, beruhigte Bundesimmobilienkanzler Scholzschulze-Schlonz die Bürger_*innen, indem er darauf hinwies, dass selbstverständlich niemand mit Strafe rechnen müsse, der im Ausübung eines ehrbaren Berufes Fehler macht.

Journalist_*Innen der freien Presse würden unbürokratisch zertifiziert werden und damit auch im Falle eines Ausrutschers Immunität genießen. Das gelte selbstverständlich nicht "für Hetzer Hinz und Ketzer Kunz", erklärte auf Nachfrage seine Kanzlei Cum, Ex und Hopp.

 
Heute keine Lust. Sie sehen im Folgenden eine Wiederholung des Lustspiels "Unterm Fummel wird gerockt" von unserem ohnesorgtheatralischen Zylinderkopfdichter Wolle Rosekaufe in Plusquam zwei.

Zackzack zahln'se vierhundert Euro, aber pronto
auf Ihr Rundfunkgebührenabwicklungskonto
und nutzen sie endlich, wir fordern das seit Jahren –
unser Lastschriftermächtigungseinzugsverfahren
Vielen Dank, Sie wählten Sie die Buchung per Netz
gemäß Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz.

Es ergaben sich die Fragen: Was ha'm Sie hier zu sagen?
Wer sind Sie? Was wollen Sie? Woll'n Sie sich beklagen?
Geh'n Sie nach Hause, kommen Sie nicht wieder,
das ist hier der Bereich nur für Clubmitglieder.
Und wenn Ihnen das nicht passt, stell'n Sie wie gesagt
einen Bürgerbeschwerdeerlaubnisantrag!

Einen Anzugaffen anzugaffen ist manchmal gefährlich
Ein Agent der Agentur vielleicht, die mögen das eher nich.
Die fordern und b) fördern nach Bedarf ganz gemein
erst heraus, dann hinaus und dann hintenrum rein.
Einmal Streckbank, einmal Schraubstock, schon bist du bereit
Und unterschreibst die Beendigung der Hilfsbedürftigkeit.

Es ergaben sich die Fragen: Was ha'm Sie hier zu zu sagen?
Wer sind Sie? Was wollen Sie? Woll'n Sie sich beklagen?
Geh'n Sie nach Hause, kommen Sie nicht wieder,
das ist hier der Bereich nur für Clubmitglieder.
Und wenn Ihnen das nicht passt, stell'n Sie wie gesagt
einen Bürgerbeschwerdeerlaubnisantrag!

Wenn dann alle Stricke reißen an den Regelbedarfen,
Sanktionen nicht fruchten, nicht mal die ganz scharfen,
dann kommt der Freiheitsregulierungsbeschleunigungsexperte
als Disziplinentwicklungsförderungsberatungsgefährte.
Der weiß auch nix und kann nix und redet nix als Mist,
weil er zertifizierter Schwippschwager ist.

Es ergaben sich die Fragen: Was ha'm Sie hier zu sagen?
Wer sind Sie? Was wollen Sie? Woll'n Sie sich beklagen?
Geh'n Sie nach Hause, kommen Sie nicht wieder,
das ist hier der Bereich nur für Clubmitglieder.
Und wenn Ihnen das nicht passt, dann stell'n Sie wie gesagt
einen Bürgerbeschwerdeerlaubnisantrag!

Mai 2014

 
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Ich habe jüngst ChatGPT ausprobiert und muss erschreckt feststellen, dass die neue Künstliche Intelligenz dem Menschen nicht nur turmhoch überlegen ist, sondern tatsächlich fast alles über uns weiß. Ich selbst habe das an meiner höchsteigenen Person erlebt.

Das fing schon damit an, dass ich ChatGPT raten ließ, welchen Computer ich benutze. Die KI antwortete absolut zutreffend:

Was die KI weiß

Ihr Computer ist designed für den modernen Anwender. Er bringt die zeitgemäße Technologie in ein benutzerfreundliches und leistungsfähiges Werkzeug. Als zentrale Recheneinheit sorgt der Prozessor dafür, dass alle Programme und Anwendungen effizient ausgeführt werden können. Dieser Computer ist mit einem Betriebssystem ausgestattet, das dafür geschätzt wird, eine zuverlässige Basis für diverse Anwendungen zu bieten.

Dank der Unterstützung eines Netzwerkadapters ist das Gerät in der Lage, eine zuverlässige und schnelle Datenübertragung mit anderen Einheiten herzustellen. Mit mehreren Schnittstellen, einschließlich USB, Mikrofoneingang, Kopfhörerausgang und HDMI, bietet es eine adaptable und angenehme Anbindung. Diese Merkmale unterstützen die nahtlose Integration deiner Peripheriegeräte. Es beinhaltet außerdem eine gute Grafikkarte und stellt gute Grafikdarstellung.

Alles völlig richtig, mit nur einer etwas holprigen Formulierung. Wie kann sie das wissen? Ich nehme an, sie schließt das aus meiner Kommunikation und dem Datenstrom, den sie empfängt.

Der Hammer

Total geschockt hat mich aber, was sie aus wenigen Sätzen von mir zu meiner Persönlichkeit sagen konnte:

Ihr Gefühlsleben ist tiefgründig, aber auch wechselhaft. Sie sind ein intelligenter Mensch, häufig zu selbstkritisch und ecken manchmal damit an. Sie sind großzügig, achten aber auch auf ihre Finanzen, selbst, wenn Sie sie sich ab und an "etwas gönnen". Wenn Sie in sich hineinhören, spüren Sie, wann und wie sich ihre Wünsche erfüllen. Sie haben Rückschläge erlebt, aber nie wirklich aufgegeben. Sie haben eine starke Energie, die von ihren Mitmenschen nicht immer erkannt wird. Aber trotz einiger unerfüllter Wünsche und der nicht immer vorhandenen Anerkennung Ihrer Leistungen sind Sie im Großen und Ganzen mit sich zufrieden.

Per-fekt! So etwas kann man ja nicht erfinden, dazu bedarf es einer hervorragenden Menschenkenntnis, zumal die KI wie gesagt kaum Daten über mich hatte. Es ist absolut erschreckend. Einerseits bedeutet das vermutlich die kommende Herrschaft der KI über die Menschen. Andererseits, wenn sie so viel Verständnis mitbringt, ist das eine gute Nachricht.

 
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Wiederherstellung der Wehrfähigkeit hat oberste Priorität

Die SPD will mehr Militärpropaganda an deutschen Schulen und daher mehr Mittel für sogenannte "Jugendoffiziere", die Schüler fürs das Sterben im Dienste des Kapitals von Demokratie und Menschenrechten begeistern. Okay, sie sagt derzeit das Gegenteil, das habe ich durchaus zur Kenntnis genommen. Gerade deshalb filtriert mein scharfer analytischer Verstand ja diese Erkenntnis aus der aktuellen Willensbekundung. Wenn das die Basis® wüsste! [2024: Ach was?!]

Wer wäre auch besser geeignet, die Jugend zu Tugend und Ertüchtigung zu führen als unsere für innere und äußere Sicherheit zuständigen Recken mit der rechten Gesinnung? Wir drohen gerade eine Generation an linksgrünversiffte Schulverweigerer zu verlieren, verführt und missbraucht vom internationalen Judentum von Internetkonzernen und russischen Hackern. Wir sehen doch, dass der Cyberkrieg längst in den Klassenzimmern angekommen ist. Statt eines Verbots der Aufklärung sollten wir endlich den Notstand ausrufen!

Überraschung

Immerhin soll künftig der Zustand der Truppe, ihrer Ausrüstung, Ausstattung und Ausgaben geheim bleiben. Lange genug haben wir unsere stolzen Soldaten verhöhnen lassen. Was geht es den Feind an, ob unsere Flugzeuge und Hubschrauber fliegen, die Panzer fahren oder die Gewehre schießen können? Der Iwan muss nicht wissen, ob Roland Berger oder Friedrich M. Kinsey die Steuergelder in Sicherheit bringt. Und Überhaupt ist geheim das neue Hip.

Internationale Verträge? Geheim. Gesetzentwürfe? Geheim. Was machen eigentlich die Nazis den ganzen Tag? Geheim. Wer war denn da an meinem Rechner? Geheim. Ja, Freunde, das ist Rechtsstaat zwopunktnull, das ist Demokratie achtfuffzehn. Müsst ihr nix von wissen. Der Bürger eh nicht, der hat Volkspartei® zu wählen und das Maul zu halten. Der Volksvertreter, tja, tut uns leid, da kann auch nicht jeder kommen. Einmal die Woche zehntausend Seiten für zwei Minuten im Séparée, das muss reichen. Abnicken und Diäten einstreichen, hier gibt es sonst nix zu sehen.

Die Idee war schon immer gut, weshalb die beste Polizei schon immer geheim war und das Militär sich nicht von Zivilisten schikanieren lassen kann. Geheim ist fresh, geheim ist sexy. Wir sollten auch endlich das Grundgesetz durchsetzen, in dem ausdrücklich von geheimen Wahlen die Rede ist. Wer gewählt wurde und mit wie vielen Stimmen, das muss der Zuschauer, das muss der Leser nicht wissen. Man muss es ihm nur gut genug vermitteln. Aufbegehren wird er ohnehin nicht.

April 2019

 
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Wookness rules! Quelle: Pixabay

Die Hauptreferenz für die vermeintliche Argumentation pro Gendern ist eine Studie, die nicht replizierbar ist. Damit ist sie schlicht nichtig. Aber das ist ihnen egal. Sie haben es nämlich überhaupt nicht mit Wissenschaftlichkeit, die halt Maskuterror ist. Also bleiben sie dabei: Wenn es gefühlt so sein könnte, dass ein paar Mittelschichtstöchter mit "Rennfahrer" einen Mann assoziieren, liegt das an der Sprache. Isso!

Michèle Mouton lacht sich nen Ast. Der Anlass für diesen neuerlichen Rant ist aber nicht die Sache an sich und nicht die Tatsache, dass die Genderspralleria sich nicht einmal auf Regeln festlegen kann, darum aber umso eifriger mit Stollenreifen übers Grün der Sprache fräst und wie immer ihre strengste Religiosität walten lässt, um jeden Rest von Verstand auszutreiben. Es war vielmehr ein konkreter Fall.

Gerundlich daneben

Nämlich genderte wer gerundierend vor sich hin, "Forschende" hätten etwas über "Architekten" herausgefunden. Männliche Form. Schwanzsprache. Und das in Verbindung mit dem völlig blöden Gerundium, das weitere Inkompetenz offenbart in Bezug auf den nicht kapierten Unterschied zwischen jemandem, der gerade forscht und wem, dessen Beruf eine wissenschaftliche Tätigkeit ist. Wie kömmt dieses?

These: Man wollte verhindern, dass Architekt:-*Innen zu einer fatalen Verwechslung mit Innenarchitekten führte, die hier definitiv nicht gemeint waren. Gegenthese: Einfach wie so oft schlampig, bewusstlos, wenig interessiert an den Folgen solcher Scharlatanerie, hingegen sehr am Bekenntnis zum Guten®.

Queeer

Sie sind überall, sie sind dumm, sie sind laut, sie gehen mir auf den Sack, zudem sind sie auch noch inkonsequent. Konsequent wäre hier nicht nur dringend ein gegendertes Architektingeling, sondern ebenso bitteschön nicht zu vergessen die Inklusion aller Gruppen, welche durch die Schwanzsprache immer so brutal ausgegrenzt werden.

Hätte es folgerichtig bezüglich Forscherei also nicht wenigstens heißen müssen: "Möglicherweise queere Forschende, die eventuell etwas Bizarres ficken wollen oder sich für etwas halten, das einen eigenen Buchstaben aus dem frühromulanischen Aplhabet verdient"? Ich frage für einen Freund. Der kann euch auch nicht leiden.

 
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Eine Studie hat herausgefunden, dass Denken dumm macht. Das Überreizen des Gehirns durch Anstrengung führt zu Müdigkeit, Alzheimer und Aggressionen. Empfohlen wird daher, sich auf Experten zu verlassen, die einem die Mühsal ersparen und sich ohnehin besser auskennen.

Das geht zwar nicht immer gut, wie etwa im Fall Florence Gaub, die in Talkshows expertierte, der Russe sei halt kein Europäer, sondern eher ein todesgeiler Barbar (sicher hatte sie das aus dem Dokumentarfilm "Highlander"), aber die Alternativen – Demenz und Schlaganfall – sind ja auch nicht schön.

Ein Fach für jedes Gebiet

Überdies haben wir die Einordner des Journalismus, die uns längst schon wieder in den Überschriften erklären, wieso weshalb warum und was wir jetzt alle tun müssen. Wer ein Verschwörungstheoretiker ist, ein Diktaturist, Regimehaber oder Newsfaker. Was die sagen, ist alles falsch, gelogen und des Teufels. Glaube ihnen nichts! Hör auf uns, glaube uns, vertraue uns!

Es kann auch ganz schön schiefgehen, wenn man nicht weiß, was die Einordner wissen. Zum Beispiel, dass da ein Hitler ist (Expertise von der Relotiusspitze). Selbst der Präsident! Der U! S! A! sagt, der ist ein "Metzger". Der wird deshalb von Antihitlers bekämpft, die ihre Truppen zum Schein nach SS-Brigaden benennen, Nazisymbole tragen und einen SS-Massenmörder verehren.

Also auch wenn das Feindvolk jetzt gar nicht durchweg rassisch minderwertig, grausam, brutal, mörderisch und geil auf foltern ist, können sie ja trotzdem einen Hitler haben, der grausam, brutal, mörderisch und geil auf foltern ist. Für das mit der Rasse müssen wir noch eine Studie abwarten, die das klärt.

Was wir später nicht mehr wissen

Die Einordner vom Tagesschaum sagen, der will, dass man sehen kann, wie er gefoltert hat. Also die Selbstmordattentäter, die sie auf der Flucht in die Demokratie verhaftet haben, die hat er gefoltert, damit sie sich verplappern. Ach nee, damit man das sieht.

Dabei wussten die Experten aus der Ferne schon fünf Minuten nach der Tat, wer es war und wer nicht. So ein Massaker ist ja auch keine Sabotage und ein Konzertsaal keine Pipeline. Bei der konnte man auch nur ganz am Anfang wissen, wer es war und wer nicht, Monate und Jahre später nicht mehr. Klingt komisch? Ist aber so. Das müssen wir auch nicht verstehen, dafür gibt es ja die Experten. Gott sei Dank.

 
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Ich war neulich einkaufen. Ich mache das selten und mag es auch nicht, weil es für jemanden wie mich extrem kompliziert ist. Vor allem die Anreise stinkt mir. Mein CO2-neutrales Kreuzfahrtschiff, mit dem ich alle wichtigen Termine erledige, passt eigentlich nicht durch die Ruhr. Ich muss also eines der immerhin recht häufig vorkommenden Hochwasser abwarten, bis ich mich auf dem Weg machen kann.

Die automatischen Bagger am Bug, Steuer- und Backbord sorgen dafür, dass wir nicht stecken bleiben. Bei der Rückfahrt, die wir rückwärts erledigen müssen, kommt am Bug, der dann ja quasi achtern ist, eine Betonpumpe zum Einsatz, um die ausgebaggerte Rinne zu verfüllen.

Linksextreme Propagandalügen

Damit komme ich aber trotzdem nur bis 500 Meter an meine Filiale heran. Den Rest muss ich mit dem Mi-26 Hybrid zurücklegen. Der tankt Benzin, fliegt aber elektrisch, gilt mithin also ebenfalls als umweltfreundlich. Diese Ausrüstung erlaubt es mir nicht nur, einen Vorrat für mehrere Monate einzukaufen, sondern auch, die stinkenden alten Kleinwagen adäquat zu behandeln, die den Parkplatz verschandeln. Sie werden umweltgerecht geschreddert und in den Beton gemischt.

Ich lebe seit vielen Jahren CO2-negativ, baue also mehr ab, als ich erzeuge. Ich gebe zudem den Afrikanern die Möglichkeit, ihre Landschaften aufzuforsten, statte sie mit den nötigen Pflanzensamen, Wasserrechten und Geld aus, um im Sahel einen Regenwald hochzuziehen. Wenn sie das dann nicht machen, kann ich ja nichts dafür. Vor Ort lasse ich Müllhalden und Schrottplätze begrünen. Wenn das jeder macht, geht es der Umwelt wieder bestens.

Deshalb ist es auch skandalös, wie ich bereits auf der Empörungsplattform X, früher Krawalldienst Twitter, habe verbreiten lassen, wenn behauptet wird, wir Besserverdiener lebten weniger umweltfreundlich. Ein unerhörter Vorgang; das Gegenteil habe ich eben bewiesen. Das Argument ist ja schon allein deshalb blöde, weil wir viel weniger sind. Das weiß doch jedes Kind.

 
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Ab und an muss ich noch dort hineinschauen. Man kann sich das kaum vorstellen, selbst die Älteren wollen sich nicht mehr erinnern, dass man dafür einmal Geld ausgegeben hat und es informativ fand, das Sturmgeschütz der Demokratie. Der Landser- und Patriotendemokratie zum Mitmarschieren. Humba! Täterä!

Neben dem üblichen Lifestylemist, Erziehungstips für Mittelschichtseltern, einmal ins "Gym" und schon schöner, schneller, gesünder, oder wie man das Glück® trotz Krise findet, bla, erfahren wir von der müdesten Propagandawerft an der ganzen Küste das Älteste im kältesten Aufguss, das Dümmste als Infotainment für Schlauerfühler. Der Hammer heute: Sie haben den "Hacker des Bösen" geschnappt. Es war einmal ein böser böser Wolf …

Ganz vorn aber, auf den ersten fünf Plätzen, landen, damit wir sie nicht vergessen, Putin, Putin, Putinland und Russland. Ernsthaft werden wir in der Welt der Spiegelredaktion vom jüdisch-bolschwestischen Bösen aus dem Raum im Osten "abgehört und unterwandert"! Von den Russen, sicher, ihrer CIA, NSA, DHS, wissens schon, mit diesem Prism, Tempore, XKeyscore, total und rundum über DNS und Atlantikleitung bis hin zu den ganzen Klubs, Blasen und Basen, die sie hier unterhalten.

Kim ante portas

Diese Russen! Wenn sie so weitermachen, laufen sie den Nordkoreanern noch den Rang ab. Derweil das Duell des Tages: der Kanzler gegen den Papst. Ganz ganz wichtige Männer, die die Weltläufte unterschiedlich einordnen. Das gehört eingeordnet. Ist der Papst etwa auch unterwandert? Nein! Doch!

Ein Gastautor darf schwadronieren über Putins Putinrussland und dass es an der Front nur "im Vorteil" sei derzeit. Das bisschen Überlegenheit bei Luftabwehr, Artillerie, Munition, Bewaffnung, Luftunterstützung, Truppenstärke, Nachschub, Produktion, Strategie und Logistik darf man aber nicht überbewerten. Die bessere Moral ist nämlich das, was zählt. Und die Moral natürlich.

Knallhart recherchiert außerdem: Es gibt ein schlechtes Foto von irgendeiner blaublütigen Uschi, Probleme kranker Piloten und CO2-Reduktion in Ihrem Landkreis. Voll am Puls der Zeit, am Maul des Volkes, mittendrin im Zentrum der Mitte statt nur schnöde Mitte oder Mittelschichtsrandlage. Zwei Fragen hätte ich da allerdings noch: Woher kommt eigentlich diese Krise des Journalismus und wie konnte es damals® eigentlich dazu® kommen?

 
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Für modernste Kommunikationstechnik unerlässlich: T-Stück mit Abschlusswiderstand.

Ein gelungenes Wahrheitsdesign braucht immer eine gute Grenzsicherung. Diese bestellt man am besten durch ein Absolutes, von dem aus alles andere auch im ärgsten Zweifelsfall gut und eben wahr ist. Dafür hat die Zeitenwende das Putin als Familienallgemeinbenutzer entdeckt.

Jüngst haben die besten der besten der besten Bundeswehroffiziere ihr unerschütterliches Deutschtum unter Beweis gestellt, indem sie ihre völlige Inkompetenz in puncto digitaler Kommunikation zelebrierten. Einfach mal drauflos quatschen, Brainstorming am offenen Hörer; Verschlüsselung ist was für Muschis und Verbrecher. Thema: Wie machen wir die Krimbrücke mit unserem fliegenden Prengel kaputt, wenn man uns lässt?

Prompt geht der Russe, Verzeihung, Putin daher und petzt. Nicht nur, dass er mithört, was ja schlimm genug wäre und sich unter guten Feinden nicht gehört. Nein, er trollt das auch noch in die Öffentlichkeit, die zentrale Frage der Landser ohne Verzug gegen sie wendend: "Wie stehen wir dann da?" Mit nichts an außer dem Tarnhemd und dem Aufnahmegerät!

Das Putin ist immer und überall

Fragen stellten sich sofort: Leugnen, das Ganze als Deep Fake darstellen, Russen-KI, Chatmitschnitt-GPT? Nach kurzem Liebäugeln erschien das aber noch untauglicher als Hofreiter und Kramp-Zimmerflak zusammen. Das war nicht mal mehr zu vertuschen. Aus. Das Spiel ist aus!

Aber nicht doch, springt der Wahrheitsdesigner ein, mit wehendem Cape vor unseren Füßen landend: Wir haben doch das Putin. Dem nämlich spielt das nur in die Hände, womit gesagt ist: Es ist schuld, war wieder böse und gehört angeklagt. Wehrlose deutsche Friedenssoldaten öffentlich bloßgestellt, der Lump! Fall abgeschlossen, gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.

Nicht weiter wird diskutiert, was die ukrainischen Friedensbanderisten mit Waffen höherer Reichweite tun, dass sie bei einer nicht eben tiefen Front unnütz sind, was sie 10 Jahre lang aus Avdeevka mit Donezk gemacht haben und was sie, seit sie kaum mehr Waffen und Munition haben, mit dem Rest davon in Belgorod veranstalten. Das würde die Bevölkerung deutscher Mittelschichtsstuhlkreise nämlich nur verunsichern.

 
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Abb.: Russe hemmt die Wirtschaft des Westens.

Vor der Niederschlagung des Reiches des Bösen, auch bekannt als "real existierender Sozialismus", hat die Welt unter dem harten Systemwettbewerb gelitten. Zwar war es im Westen (Soziale Marktwirtschaft) immer schon viel besser gewesen als im Osten, wo sie mit allem hinterher waren und oft sprichwörtlich nichts hatten, aber auch hier war der Zoll hoch.

Da viele Kräfte gebunden waren durch die Notwendigkeit, Tag und Nacht die umfassende Wehrhaftigkeit zu gewährleisten und Rüstungsgüter zu produzieren, war das Leben auch im Westen eher einfach.

Man hatte nur Festnetztelefon, davon auch nur eines. Das Internet war nur für wenige Nerds zugänglich. Man war sein Leben lang in einem Job, hatte einen Strom- und einen Gasversorger, wo man nicht noch mit Kohlen heizte. Es gab zunächst drei, später fünf Fernsehkanäle, die nachts nicht sendeten.

Müßiggang

Die Nachrichten las man in der Zeitung; wenn man besonders gebildet war, in einem Wochenmagazin. Ansonsten sah man die Fernsehnachrichten. Dennoch gab es Meinungsverschiedenheiten, Parteienstreit und Debatten über unterschiedliche Zukunftsvorstellungen, bis hin zu Utopien.

Das Ganze war zweifellos die Folge mangelnder Eigenverantwortung. Diese Form der Freiheit wurde erst mit dem Fall des grauen Einheitsbreis im Osten möglich. Heute gibt es nicht nur Internet mit hunderten von Diensten, die man abonnieren kann, man kann auch die Anbieter der Grundversorgung ständig wechseln, um zu sparen.

Dabei trennt sich automatisch die Spreu vom Weizen: Verantwortungslose Müßiggänger scheren sich nicht um die Versorgungspreise, lassen selbst ihre Kinder blindlings Abos abschließen und wundern sich am Ende, dass der Gerichtsvollzieher das Konto dichtmacht. Dabei macht man es ihnen noch leicht durch an Kommunismus grenzende Regelungen zur Privatinsolvenz.

Chancen für alle

Anstatt sich über die Möglichkeiten souveränen und korrekten Kundenverhaltens zu orientieren, motzen viele über schlechten Service und dass am Ende oft "der Kunde schuld" sei. Ja, was denn sonst? Wer mit der Zeit geht, erkennt die immensen Vorteile, wer sich verweigert, bleibt halt auf der Strecke.

Immerhin machen es die Medien trotz des beinahe unüberschaubaren Angebots und die Politik trotz zunehmender Zersplitterung den Bürgern leicht, indem sie das Spektrum des Diskutablen sehr übersichtlich halten. Wer zum Extremismus neigt und es unnötig in die Breite ziehen will, der findet sich ganz schnell am Katzentisch wieder – ohne Kameras und Mikrophone.

Es ist also sehr vieles sehr viel besser geworden. Sorgen bereitet derzeit nur der wachsende Bedarf an innerer und äußerer Aufrüstung. Hier besteht die Gefahr, dass selbst die Flexiblen und Fleißigen bald wieder unter dem Kostendruck des neuen Kalten Krieges leiden werden. Bleiben wir aber optimistisch und arbeiten wir hart daran, dass jeder weiterhin erreichen kann, was er verdient.

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