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Wollen wir leben oder profitieren? Alle relevanten Probleme, von der Erderwärmung bis hin zu regionalen Krisen, sind unlösbar, weil sie dem Vorrang des Profits zum Opfer fallen. In diesem Blog gibt es daher die Kategorie "Kollateralschaden", die Hinweise gibt auf 'Nebenwirkungen', die selbstverständlich hingenommen werden, weil man sich keine Alternative vorstellen kann.

Sozialdemokraten aller Färbungen setzen noch immer auf Strategien wie Steuern oder staatliche Maßnahmen, ohne dabei die kapitalistische Basis verlassen zu wollen. Damit nehmen sie keineswegs eine neutrale Position ein, sondern stellen sich entschieden auf die Seite des Kapitals, dessen Existenz und damit Dominanz nicht angezweifelt wird. Daher ist die Sozialdemokratie auch keine Arbeiterpartei, sondern eine Kapitalpartei und ihr vermeintlicher wiederholter Verrat nur die Konsequenz ihres Konzepts.

Wie oft noch?

Der vorgebliche Versuch, das Kapital zu bändigen, scheitert empirisch nicht nur im Alltag jedes einzelnen Staates an den jeweiligen Kapitalinteressen. Er scheitert auch daran, dass kein einziger Staat der Welt, zumal Europas, bislang aus dem kapitalistischen Zwang ausgestiegen ist. Das ist kein Zufall, denn es ist schon theoretisch unmöglich. Update: Gemeint ist damit der Zwang, den das Kapital entfaltet, nicht die Möglichkeit, den Kapitalismus zu überwinden.

In Europa gibt es nicht einmal die Freiheit, sich dem Weltwirtschaftskrieg in seiner heißen Variante gegen Russland zu entziehen, obwohl die Bevölkerung Europas das trotz andauernder Propaganda mit überwältigender Mehrheit will. Das Konzept einer Volksvertretung ist ebenso ersichtlich gescheitert wie andere Versuche, Demokratie durch Stellvertretung zu organisieren.

Keine Frage

Wenn also überhaupt Entscheidungen nach Vernunft oder auch nur Willen möglich sein sollen, muss der Kapitalismus überwunden werden, was nichts anderes als eine Revolution wäre. Wer also Veränderung denken will, muss Revolution diskutieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Dabei bedeutet Revolution eben nicht, wie von Märchenerzählern gern suggeriert, dass wütende Mobs durch die Straßen ziehen und Kapitalisten aufhängen.

Der Mob hat nur immer gewütet, weil längst gescheiterte Versuche – kapitalistische wie feudale – lange nach ihrem Scheitern noch von einer kleinen Herrscherkaste gegen die große Mehrheit mit Gewalt verteidigt wurden. Revolution war nie ein Akt der Gewalt, sondern immer einer der unausweichlichen Gegengewalt.

 
ds

Quelle: Pixabay

Die sogenannte "Zeitenwende" ist nichts anderes als ein Religionskrieg des protestantischen Kapitalismus gegen den Rest der Welt. Es finden sich hier alle Aspekte eines Glaubenskriegs. Auf der einen Seite steht der alte Hegemon, der westliche Kapitalismus. Er ist somit das reaktionäre Element, im Gegensatz zur Zeit seiner Entstehung. Er ist aber durch seine ideologische Dichte gleichzeitig ein Hort des Eifers und des Fanatismus.

Im letzten großen Glaubenskrieg, 1618-1648, bot die aufkeimende Renaissance die Möglichkeit, dass sich hinter den fanatischen Kämpfen der Mythologen eine neue Rationalität entwickelte. Diese floss erst 200 Jahre später auch in Gesellschafts- und Staatskonzepte ein – um weitere 200 Jahre später mit der Dekadenz des Imperiums wieder zu zerfallen. Wo einst rational argumentiert wurde, zumal in den Parlamenten, herrschen wieder Fanatismus, Kriegsgeschrei und Clanwesen.

Fanatismus, Aggression

Das Feindbild ist wie in jedem Glaubenskrieg das Fremde, Andere. Dieses qualifiziert sich heute durch zwei Merkmale: Es organisiert sich nicht neoliberal-bürgerlich, vor allem aber steht es dem westlichen Kapital nicht zur Verfügung. Es verweigert sich den Strukturen von IWF, G7, EU und USA oder wurde als gefährliche Konkurrenz davon ausgeschlossen. Schlimmstenfalls wendet es sich vom Dollar ab.

An dieser Stelle steht dem Westen ein rationaler Diskurs nicht zur Verfügung, weil er sonst seinen ökonomischen Kern als einzig relevantes Kriterium für seine Politik und Geostrategie offenbaren müsste. Sein innerer Halt, die ideologische Beherrschung seiner Bürger, schließt das aber aus. Die Zwänge im Westen sind unsichtbar, weil sie den Einzelnen selbst auferlegt werden. Der Zwang ist so verinnerlicht oder monetarisiert, dass es keines ausdrücklichen Befehls bedarf. Wo aber Autorität noch sichtbar wird – bei der globalen Konkurrenz – wird das als Unfreiheit und 'Diktatur' markiert, die es zu bekämpfen gelte.

Während sich der Westen so immer fanatischer (und militanter) ideologisiert, haben die vermeintlichen Diktaturen im Rest der Welt gelernt, wie man lebt, leben lässt und kooperiert. Da die Restwelt von den alten Kolonialmächten inzwischen wirtschaftlich unabhängig wird, bleibt dem Westen nur mehr die Aggression oder der Niedergang. Dass Aggression das Mittel der Wahl ist, hängt auch mit der Zerstörung des Rationalen Diskurses zusammen und damit, dass der religiöse Kern nie überwunden wurde. Das bleibt noch immer eine große Aufgabe.

 
ds

Zwischen Zeitenwende und Stagnation – die Endphase des Kapitalismus-Modells in dieser globalisierten Ausprägung legt mustergültige Krisensymptome hin. Im Podcast plaudern wir über einige, ohne sie ausdrücklich in diesen Zusammenhang zu setzen, deshalb will ich ein wenig davon nachholen:

Die Vokabel "Zeitenwende" ergibt in dem von Scholz phrasierten Kontext überhaupt keinen Sinn – es sei denn, man interpretierte sie geopolitisch so, dass wieder jeder gegen jeden militärisch zuschlägt, in einem Europa der Feinde, auf eine Art und Weise, die endgültig hinter die Genfer Konvention zurückfällt. Die Propaganda ist ja schon wieder soweit. Es gibt jedenfalls keine mögliche positive Auslegung der "Zeitenwende".

Obwohl 2022 diese enorme Dynamik entfaltet hat, was den Rückfall in die Barbarei der Kriegstreiber angeht – bis hin zum Schrei nach dem Atomkrieg – kann man sich des Gefühls nicht erwehren, allmählich in einem zähen Brei zu versinken.

Rien ne vas plus

Dies verdankt sich dem Umstand, dass keinerlei Vision, keine Utopie, keine Bewegung zu erkennen ist, die dem Marsch in den Untergang etwas entgegenzusetzen hätte. Das Versprechen des Kommunismus, der nie verwirklicht wurde, verschwand mit dessen Vernichtung aus dem westlichen Diskurs.

Einzig der Blick nach außen birgt Hoffnung. Was der Wertewesten nur als Bedrohung und Konkurrenz erkennen kann, scheint derzeit eine Koexistenz ganz unterschiedlicher Kulturen und Lebenswelten zu ermöglichen. In den BRICS finden Ökonomien und ihre Gesellschaften zusammen, deren Konzepte sich in vielerlei Hinsicht widersprechen.

Hier ist aber ein Geist des Respekts und der Toleranz am Werk, der schlicht darauf beruht, auf Intervention zu verzichten – das heißt, die anderen je nach ihrer Fasson leben zu lassen und sie nicht assimilieren zu wollen wie die Borg eine andere Spezies. Dies ebnet den Weg für eine globale Kooperation. Leider ohne den Westen, der sich im Besserwissen seines Herrschaftsanspruchs isoliert hat.

Zum Podcast bitte hier entlang.

 
xx

Vor einigen Jahren noch wussten deutsche Medien, dass und wie Joe und Hunter Biden in die Angelegenheiten der Ukraine verstrickt waren. Sie steckten knietief drin, bis hin zu Personalentscheidungen auf höchster Ebene. Ohnehin pflegten sie beste Kontakte zu den Milliardären, die seit der Gründing der Ukraine den Staat ausgeplündert haben.

Insbesondere galt ihr Augenmerk zumindest zeitweise der Ostukraine und deren Ressourcen, an die sie und ihre Kameraden dummerweise nicht herankamen, weil sich Lugansk und Donesk weder von Kiew regieren ließen noch von den mörderischen Nazis haben einschüchtern lassen, die tausendfach Russischstämmige abgeschlachtet haben.

Gehen Sie weiter

Es ist dies nur ein Detail, das völlig unter die Räder kommt, weist es doch auf Hintergründe, die gar nichts mit der Bosheit des Dämons von Moskau oder angeblichen Expansionsbestrebungen zu tun haben. Im Gegenteil erklärt es, warum Kiew das Minsker Ankommen nie umsetzen wollte – und mit hoher Wahrscheinlichkeit von den Bidens hartnäckig dazu gedrängt wurde, es eben zu unterlassen.

Ich schrub dazu vor exakt 5 Jahren:
Ah, ich sehe, es geht hier gegen die Bösen: "Korruption, Geldwäsche, Steuerhinterziehung". Wie machen die Russen das? Ah, hier: Über eine Steueroase. Auf den Jungferninseln. Warte, die sind doch britisch! Ach, und BP ist auch beteiligt. Und guck mal hier, der "unabhängige Aufsichtsrat" der Firma heißt Gerhard Schröder, genau wie der Exkanzler. Oops, das ist er ja höchstselbst!

Diese Russen, haben alles im Griff. Übrigens auch in der Ukraine, bei den Separatisten. Nein, warte, bei den anderen, den Guten, ihr erinnert euch? Joe Biden, sein Sohn und die lustige Seilschaft im Gasgeschäft? Nur mal so als Beispiel. Der Präsident des Landes ist übrigens Schokoladenmilliardär, so heißen Sieger. Alles klar so weit? Übersicht komplett verloren, Weltbild gefestigt? Mission accomplished.

To Be Continued

Man kann das nach Belieben veranstalten. Eurasien, Ozeanien, Russland, der IS, Juden, Türken, Aliens. Am Klang der Worte erkennt jeder Halbgescheite, auf welcher Seite er zu stehen hat. Kann sein, dass da mal einer auf dieser Seite auftaucht und dann wieder auf jener, aber das ist Inhalt, den merkt sich eh keiner. Na ja, und einiges hat ja doch Bestand – oder hat schon mal jemand was vom guten Russen gehört? Haha.

Aber werden wir mal nicht sachlich, so kann der atlantische Journalist nicht arbeiten und der Politclown schon gar nicht. Schnell ein-zwei Eimer Moral drüber, dann klappt’s auch mit dem Weltkrieg.

 
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Was derzeit in Großbritannien passiert, ist zugleich ein Ausblick auf die hiesige Entwicklung und die Essenz der politischen Strategien eines Kapitalismus im Endstadium. Ob da noch etwas zu retten ist, wird sich zeigen. Es wird um die Frage gehen, ob das Land wirtschaftlich und sozial stabilisiert werden kann oder beim Versuch scheitert und im Chaos versinkt. Die Alternative zu Letzterem ist Faschismus.

Die Trickle-Down-Ideologie des Thatcherism und der Reagonomics war von Anfang an zum Scheitern verurteilt und nur ein Gewand, in dem Profite gesichert werden mussten. Keynes war gescheitert, die Idee, die Mehrheit am Zuwachs der Produktivität zu beteiligen und Konsum anzukurbeln, wurde aufgegeben. Seitdem wird geplündert und ausgequetscht. Vor allem Infrastruktur ist der Renner. Energie, Wohnen, Wasser, eben alles, worauf niemand verzichten kann.

Flow up

Eine ganze Weile gelang es, Kapital an Börsen zu binden und den Zuwachs durch Gelddrucken zu sichern. Solange mehr dem Kapitalmarkt zuwächst, gibt es halt Zuwachs, mithin können Profite verbucht werden. Zudem wurden Modelle aufgesetzt, Phantasiekapital zu erzeugen wie zum Beispiel durch Immobilienkredite an mittellose Schuldner.

Doch das Aufpumpen von Blasen und das Ausquetschen von vitalen Bedürfnissen kommt auch an seine Grenzen. Zudem schläft die Konkurrenz nicht. Fatal, wenn man bei der auch noch Energie und unverzichtbare Waren wie Platinen einkaufen muss. Ganz dumm, wenn man dann auch noch meint, man käme ohne die Handelspartnerschaft aus, die einem jahrzehntelang genützt hat, und z.B. die EU verlässt.

In UK hat die neoliberale Religion die eifrigsten Jünger, mithin die inkompetentesten Verwalter der Krise. Nur unter diesen gibt es noch solche, die ernsthaft an Trickle-Down glauben und sprichwörtlich zu dumm sind, aus dem Fenster zu gucken. Die Zeiten sind vorbei, da man völlig ungeniert die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer machen kann. Nicht bloß, weil das auf der Straße explodiert, sondern, weil das Kapital längst andere Strategien fährt.

Voll im Trend

Es geht ökonomisch schon lange nur mehr darum, irgendwie noch mehr Geld auf die großen Haufen zu schaufeln und dafür vermeintlich gute 'Gründe' zu finden, damit sich die Kannibalen nicht gegenseitig fressen. Politisch geht es nur mehr darum, irgendwie die Ordnung aufrecht zu erhalten, mithin einen dauernden Ausnahmezustand. Der Krieg mit Russland ist ein Mittel dazu.

Liz Truss wäre in anderen Zeiten eine heißgeliebte Nützliche Vollidiotin gewesen. Ihr Vorgänger war noch so einer, der Superreiche wortwörtlich heiligsprechen wollte. Aber diese Zeiten sind vorbei. Es braucht wieder einmal starke Männer mit einem direkten Draht zum Kapital und der Fähigkeit zu erstklassiger Demagogie. Woher kenne ich das nur?

 
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Rezession gibt es nur im Kapitalismus. Und schon schreit er auf, der Fachexperte 'Ökonom'. Wohl, wohl, wohl habe es doch im Sozialismus schlimme Rezession gegeben und Schlimmeres. In welchem Sozialismus? Dem mit Geldwirtschaft, Lohnarbeit und kapitalistischem Außenhandel? Gemach!

Lassen wir einmal beiseite, dass sogenanntes "Wirtschaftswachstum", aka steigende Profitraten, ein rein kapitalistisches Ziel, vielmehr der Systemzwang, sind und daher Rezession als sinkende Profitraten ein kapitalistisches Phänomen. Fokussieren wir auf das, was passiert:

Alle Räder stehen still

Aus welchen Gründen auch immer stellt sich in einer kapitalistischen Wirtschaft ein stabiles Wachstum ein, d.h. es werden Profite gemacht, das Inlandsprodukt steigt, es gibt reichlich Lohnarbeit, die Steuereinnahmen reichen aus, Vermögen steigen. Dass das bis hierher schon nur funktioniert, wenn sich irgendwer dafür verschuldet (siehe volkswirtschaftliche Gesamtrechnung), sei auch noch geschenkt.

Es arbeiten alle für Geld, die einen für ihres, die anderen für das der anderen, es wird produziert, verkauft und als Nebeneffekt(!) die Bevölkerung versorgt. Was aber passiert, wenn die Profite einbrechen?

Es ist immer noch genug da, vor allem für das Wichtigste, nämlich Energie, Nahrung, Gesundheitsversorgung, Mobilität. Nicht auf dem Niveau und in der Art wie bei profitorientiertem Wirtschaften mit Millionen verzichtbarer Produkte, aber auf jeden Fall für das Wichtigste und sogar mehr. Oft sind sogar reichlich Ressourcen für Luxus übrig.

Kein Geld, kein Brot

Es wird aber nicht mehr produziert, weil kein Profit mehr möglich ist. Bäckereien, Geschäfte, Nahrungsproduktion, Energiewirtschaft, Versorgung, die ganze Arbeit, die das Überleben sichert, wird eingestellt, weil nicht mehr genügend Geld da ist. Die Eigentümer melden Konkurs an, weil sie es nach dem Gesetz sogar müssen. Wer clever ist, hat sein Geld vorher rausgezogen und woanders gebunkert.

Die Brotfabrik wird abgeschlossen, die Mühlen auch. Privateigentum hat nicht die Aufgabe, die Bevölkerung zu versorgen. Es kann das nicht einmal, weil alle Strukturen – einschließlich der Gesetzgebung – auf Profit basieren. Wenn es so weit kommt, ist die Revolution unausweichlich, denn niemand wird aus Treue zum Gesetz und den Eigentumsrechten freiwillig verhungern.

 
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Wer internationale Politik verstehen will, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Die erste, für uns längst selbstverständliche, ist, dass es immer um Geld geht. Geostrategische Interessen folgen wirtschaftlichen. Im Kapitalismus herrscht das Recht des Stärkeren, was heißt: Der Starke diktiert dem Schwachen die Regeln. Daher auch das Wort von der "regelbasierten Ordnung".

Die zweite ist ideologischer Natur: Die politische Verfasstheit, kulturelle Ausprägung und ideologische Ausrichtung von Staaten darf nicht Gegenstand internationaler Konfrontationen sein. Sie ist das wichtigste Mittel von Propaganda und Moralisierung, mithin eine Waffe. Kein Land aber hat das Recht, einem anderen die Ordnung vorzuschreiben. Das ist oft schwer erträglich, aber die Alternativen sind desaströs.

Leben lassen

Daraus ergibt sich drittens im politischen Austausch das Primat der Diplomatie. Wer dieses missachtet, ist ein offener Aggressor, der ein friedliches Zusammenleben aktiv verhindert. Selbst, wo er durch undiplomatisches (beleidigendes, demütigendes, bevormundendes) Handeln nicht unmittelbar aggressive Gegenreaktionen erzeugt, zwingt er den Gegner, innenpolitisch auf die Feindseligkeit zu reagieren.

Die Globalisierung durch Kapital und Geostrategie der zuletzt einzigen Weltmacht USA hat dazu geführt, dass sie allein für die von ihr beherrschte Hemisphäre (NATO, EU) die ideologische Ausrichtung bestimmt. Ihre Regeln, ihr politisches System, ihre (neoliberale) Wirtschaftsordnung hat auf der ganzen Welt zu gelten. In ihrer Einflusssphäre hat sie die nationalen Regierungen so indoktriniert, dass die gesamte politische Elite diese Doktrin aggressiv vertritt – politisch, ökonomisch und zunehmend militärisch.

Ich hatte bereits darauf aufmerksam gemacht, dass im 'Westen' die letzte Opposition gegen diese Gleichrichtung nationalistisch ausgerichtet ist. Da die Eliten in Europa amerikanische Interessen gegen die eigenen vertreten, bleibt die rechte Schmuddelecke. Die Kommunisten und radikalen Sozialisten wurden erfolgreich vernichtet. Das Resultat sehen wir in immer mehr Staaten mit Rechtsextremen in der Regierung. Aber auch global verschärft sich dieser Trend, nicht nur in "MAGA", wie ich anhand von Putins jüngster Rede festgestellt habe:

Die Reaktion

Er wendet sich mit dieser Rede an die Russen, mithin zieht er alle Register eines religiös untermauerten Nationalismus, der die wichtigste ideologische Basis seiner innenpolitischen Macht sein dürfte. Interessant ist auch hier, dass die (in dem Fall internationale) Konstellation ebenfalls Nationalismus vs. Wertewesten ist. Die Globalisierung (Putin spricht von "Kolonialisierung") durch den Dollar, den IWF und die NATO erzeugt eine Art überschießende Immunreaktion.

Wenn man versucht zu verstehen, wie Formationen (politischer) Macht entstehen und sich stabilisieren, sind solche Entwicklungen Gegenstand der Betrachtung. Konkret ergeben sich daraus alternative Optionen. So z.B. ein reflektierter bürgerlicher Interessen-Nationalismus, wie ihn Klaus von Dohnanyi befürwortet, oder eine revolutionäre Abkehr vom Kapitalismus und den bürgerlichen Stellvertreter-Hierarchien. Ersteres ist realistisch, Zweiteres wäre wünschenswert.

 
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Dass der Wirtschaftskrieg von Bob Habeck ausdrücklich so genannt wird, ist zunächst ein weiteres Highlight seiner Unfähigkeit, durchbricht es doch die teuer aufgefahrene PR des Wertewestens. Nun, wer lesen kann, weiß das eh schon länger und erkennt, dass die Vorteile der aktuellen Phase bei den USA liegen, während selbst Russland noch wesentlich besser dasteht als Westeuropa. Nicht zu vergessen das erste Opfer der NATO und ihres treuen Vasallenregimes: die Ukraine.

In Deutschland geht der Wirtschaftskrieg längst in die Form der Kriegswirtschaft über, die den Übergang vom Endkapitalismus in seine Verfallsform markiert, gemeinhin eine Variante des Faschismus. Eine kleine Schicht politischer Günstlinge hat es dabei noch gut, das Gros der Bevölkerung blutet ökonomisch aus, und produziert wird zunehmend auf Pump in der Rüstungsindustrie.

Dienende Führer

Besonders absurd, dass diesmal obendrein nicht einmal die eigene vornehmlich profitiert, sondern die Milliarden in die USA fließen, von denen ohne ersichtlichen Nutzen Flugzeuge gekauft werden, die nichts verteidigen und selbst zur Abschreckung kaum taugen. Das strunzdumme Wort von der "dienenden Führung" begeistert selbst alteingesessene Verschwörungstheoretiker: Die Befehle kommen aus dem Ausland und ein autoritäres Regime setzt sie im Inneren um – oder was soll dieser Stuss sonst bedeuten?

Am Rande besteht ein kondebiler Finanzmini darauf, eine sogenannte "Schuldenbremse" einzuhalten. Wie sollen denn dann die hunderte Milliarden finanziert werden, wenn nicht durch das Auswringen längst trockener Bürger? Nach der Explosion der Mieten, der Energiekosten und einer Gasumlage®, die direkt Profite erzeugen soll – ohne Gegenleistung – werden die Steuern der Privathaushalte also angehoben für einen Krieg. Dieser schadet allen Europäern und wurde von vornherein so geplant, dass er möglichst großen ökonomischen Schaden anrichtet.

Das alles wird mit der Begleitmusik einer infantilen Moral für alternativlos befunden – wegen des bösen Russen. Die Spitzen der PR-Abteilungen werden bestens bezahlt und ihre Fußtruppen halten am Leistungsmythos fest, der sie leistungsgerecht über die Probleme der anderen stellt. Sie produzieren nichts außer giftiger Propaganda und halten sich für die Elite der Menschheit. Da sie an allen strategisch wichtigen Stellen im System sitzen, ist Veränderung nahezu unmöglich. Dabei braucht es nur im absoluten Ausnahmefall einen Stiefeltritt. Es ist doch etwas besser geworden seit dem letzten Mal.

 
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Was für ein erbärmliches Wortungeheuer. "Übergewinne"! Was soll das sein? Angesichts einer Welt, die sich im Eigentum einer Handvoll Familien und superreichen Einzelaffen befindet, die bis in den hintersten Winkel durchkapitalisiert und auf Profitzwang gepolt ist, in der es absurden Reichtum neben bitterer Armut gibt, was bitte soll das sein, ein Übergewinn?

Das ist der letzte unwürdig rasselnde Atemzug einer Sozialdemokratie, die in ihrer historisch lächerlichen Rolle stets zwischen Kapital und Arbeit vermittelt hat, indem sie diese unterdrückt und jenes vor dem Zorn der Arbeiterklasse geschützt hat. Dieselben Taugenichtse, die seit Jahrzehnten quieken, Vermögens- und Erbschaftssteuern seien ein schlimmes Gift, tun mal wieder so als ob.

Schlotz rettet die Welt

Warum tun sie das so laut und vernehmlich? Weil ihnen der kalte Angstschweiß durch die Ritzen perlt. Die Ausgebeuteten hier – nicht irgendwo im Busch bei den Schwarzen – werden nicht mehr bloß Jahr für Jahr in schlechtere Arbeitsbedingungen gepresst; sie sollen zum Wohle des Kapitals der atlantischen Brüder frieren. Sie werden auf die Straße gesetzt. Sie werden hungern.

Dafür schicken sie sie in den Ring, die Schulzes, Scholzes, Schlotz und Schlutz, Superhelden aus Superheldenersatzstoff, große Pose, Versprechen und Fanfaren. Damit die da draußen bloß stillhalten, so lange wie irgend möglich. Aber es stinkt. Nicht mehr nur nach Angstschweiß. Das ist schon der Boden der Heldenhose, aus dem das kriecht.

Aber was tun? So viel Zorn, aus dem so viel Wut zu werden droht. Weit und breit kein Licht in Sicht, kein Zeichen an der Wand, keine stärkste der Partei’n. Nur Abstieg, Asche und Raserei. Nicht einmal der große Krieg ist die Lösung, in dem bliebe auch von den Palästen nur mehr Schutt übrig. Zündeln ja, aber nur für das Sterben der Anderen. Zeit gewinnen.

Wo bleibt bloß diese Arbeiterklasse, wenn die Welt verzweifelt nach ihr schreit?

 
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Die große Koalition der Nazileugner hat dem Erzfaschisten Andrij Melnyk stehend applaudiert. Sie alle können nicht mehr leugnen, dass sie wissen, wen sie da bejubelt haben. Gab es jedwede Erklärung dazu? Wie sähe die aus? Es muss richtig gewesen sein, dem Nazi zu applaudieren, weil sonst das Böse Recht hätte? Es war ein bedauerlicher Einzelfall? Es war falsch und wir müssen unsere Haltung überdenken?

Letzteres verbietet sich für die längst offene Kriegspartei. Blöde muss der Kurs aufs Riff beibehalten werden, wie auf einen unhörbaren Befehl hin. Die 'Sanktionen' Europas nützen den USA und vor allem Russland. Das ist widersinnig, aber am Beschluss wird festgehalten, weil er das Böse magisch bannen soll.

Die Ameise muss gewinnen

Die militärische 'Unterstützung' der Ukraine ist in das Stadium übergegangen, wo unausgebildete Menschen mit ihren Körpern Granaten abfangen. Es ist die Rede von einem "riesigen Fleischwolf". Hier hört man Fanfaren von der großen Gegenoffensive, derweil rückt die russische Armee an allen Fronten vor und zermalmt die wehrlose ukrainische Restarmee in ihren Bunkern. Der Vorteil für den 'Westen': Es sterben nur Ukrainer, und für Russland ist eine Ukraine, in der jede Familie Opfer verzeichnet, unregierbar.

Der Große Bruder tourt derweil durch Asien und geht nach demselben Muster vor, das in der Ukraine zum Krieg geführt hat: Die Nachbarn einer konkurrierenden Macht militärisch ausrüsten, ihre Innenpolitik manipulieren und zu einem Kampf aufhetzen, den sie nicht gewinnen können. Völkerrecht ist ihnen egal. Da wird gern auch mal eben eine Insel, die sie selbst nicht als Staat anerkennen, behandelt wie einer. Politische Treibsätze abladen und nachher von "unprovozierter Aggression" faseln. Politics made in USA.

Verdammte dieser Erde

Der Pöbel in Europa soll derweil hungern und frieren, damit der Pöbel in Russland und China frieren und hungern muss. Das geht nicht einmal auf, ist aber ja die Forderung der höheren Moral, der Exorzismus gegen das Böse (Putin, Kommunisten). Realitätsabgleich nicht erwünscht. Hier sei aufgemerkt!

Wenn der Kurs für jeden Verstand offensichtlich die behaupteten Ziele nicht erreichen kann, dient er einem anderen Zweck. Er dient vor allem einem nicht: irgendeinem Volk, den Menschen diesseits oder jenseits von Grenzen. Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter. Arbeiter hungern nicht, damit Arbeiter hungern müssen. Hier hetzt die Funktionselite in Dienste eines Kapitals am Rande des Zusammenbruchs.

Und jetzt zu dir, Putinerkenner, Unterstützer, solidarischer, nimmer kriegsmüder: Du selbst fragst, auf welcher Seite ich stehe. Ich biete dir ausnahmsweise eine Antwort an: Auf der der Arbeiter. Der Ausgebeuteten. Der Verheizten. Des Menschenmaterials. Meinesgleichen. Und du so?

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