kunstlyriklamauk


 
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Lasst uns über Software reden. Ihr meint, davon versteht ihr nichts? Das ist nicht nur eine gefährliche Einstellung, weil sie euch von morgens bis abends und Nord- bis Südpol umschmeichelt, sondern auch, weil das etwas mit der Einstellung der 'Macht' gegenüber euch zu tun hat.

Okay, es wird sich auch hier am Ende wieder herausstellen, dass es nicht "The Force" ist, die mit uns ist oder auch nicht, und die Lichtschwerter schwingende Zenmeister uns nahebringen, sondern Ihr-wisst-schon-was. Ich will heute mal mit Design anfangen, der Gestaltung der Oberflächen und Bedienung von Anwendungen.

Alles so schön bunt hier

Aktuell geht mir mein Mailhandler auf die Murmeln. Wo immer zum Abrufen der Mails im globalen Posteingang ein "Abrufen" stand, neben dem sich ein Pfeil befand, auf den klickend man einzelne Konten abrufen konnte, ist jetzt ein Wölkchen. Ein fucking Wölkchen! Das will bitte gerechtsklickt werden, dann darf ich u.a. auch meine einzelnen Konten abrufen.

Notwendige Updates haben zudem dazu geführt, dass meine Taskleiste abgeraucht ist und alles, was irgendwie mit dieser korrespondierte, durchdrehte. Ich kann das alles reparieren, aber das ist nicht das Thema hier. Am Rande btw. ein bisschen was zur Karriere von Microsoft, das passt gerade so schön. (Via Hirnfick 2.0)

Die Ugrades von Billys Systemen sind ebenso wirr; von XP zu Vista, von 7 zu 8, auch von 10 zu 11; man fragt sich immer wieder: "Was soll das?!" Ich nutze Windows kaum, aber es gibt halt ein paar Sachen, dafür brauche ich das, dann kaufe ich das, und bei jeder neuen Version muss ich wieder alles Mögliche suchen.

Widerstand ist möglich

Nicht nur, dass es nicht besser wird, nie; nicht bloß, dass ich mich regelmäßig vereimert fühle wie bei dem Supersicherheitsfeature in Karren, bei denen man seinen Rücken unter den Sitz schinden muss, um den verdammten Tankdeckel zu entriegeln. Nein, was hier zutage tritt, ist die prinzipielle Verachtung alles Menschlichen zugunsten des Spieltriebs einiger bekokster Snowboarder-Affen und der Notwendigkeit, Schulungen für nichts abzuhalten, mit denen sich jedes Mal haufenweise Kohle schaufeln lässt.

Der Mensch ist, wenn eines, dann ein Gewohnheitstier. Die berühmte Macht der Gewohnheit wird jedes Mal überwunden, der Mensch unterworfen und die Energie, die sich dabei entlädt, ist Frust, Zorn und latenter Vernichtungswille. Ich! Will! Töten! Womit wir auch mitten in der Zeitenwende sind und dem geheimen Zweck des Ganzen: Sie wollen uns kriegstüchtig machen. Fügen wir uns doch endlich! Bewaffnen wir uns!

p.s.: Ceterum censeo Freiheit für Gonzalo Lira.

 
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Die Staatsräson von Grün bis Atlantisch-Links steht wie ein Mann; Motto: Jeder Schuss ein Russ. Die SPD steht dabei in der Mitte der Mitte, Feldherrenhügel, Augen in die Ferne gerichtet. Olaf hat als Führer und oberster Befehlshaber im phantasierten Krieg mit Russland schon einmal Stellung im Bunker bezogen, auf den sich auch Anjatanja schon freut wie Bolle, weil sie da immer so schön rumhüpfen kann.

An der Front die mit der harten Kante: Mehr Waffen, Sieg auf Sieg, allen voran der kommende Kriegskanzler Pistorius, der sein Volk ruckzuck zackig zur Kriegsertüchtigung antreiben wird. Ein Soze der neuen Zeit. Er hat gelernt: Alles falsch früher, das mit dem Frieden und der falschen Rücksicht auf Russland. Auch das ein Fanal der neuen Einigkeit: Alles Russenfreundliche, die guten Geschäfte, Respekt vor deren Sicherheitsbedürfnis war falsch. Sogar den Mützenich, einen der letzten Verirrten, haben sie endlich eingenordet.

Flammneue Geschichte

Geschichte wird gemacht, und zwar alles neu: Schröder, bis kürzlich Held der sozialdemokratischen Marktertüchtigung, ein Putinfreund. Schande! Tiefer hätte man nicht sinken können, aber sie haben gelernt. Die Distanzierung ist aufrichtig und total. Auch das mit dem "Wandel durch Annäherung" ist in Arbeit. Noch will man Willy nicht verleugnen, aber die Säge liegt bereit an der Wilhelmstraße 140. Verhandeln mit den Russen? Ein historischer Fehler, den sie nie wieder® machen werden. Putin ist nicht Breschnew.

Vorbild Ukraine: Hier sind die Männer noch Helden, Patrioten, die ihr Land und Europas Demokratie verteidigen gegen die russische Barbarei. Im Übereifer hatte man sich von Lumpen und Linksextremisten einst entzweien lassen von den Brüdern und Schwestern im letzten Bollwerk an der Ostflanke. Ihre Folklore ist etwas rauh, das liegt am Wetter und den Umständen. Unter Freunden ist man nachsichtig. Die Sozen haben verstanden – und sind endlich in den Schoß der großen atlantischen Familie zurückgekehrt.

 
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Jeffrey Sachs beschreibt in diesem Artikel (TP) die Seilschaften der US-Politik, ihre Funktionen und wie sie von ihren Strategien profitieren. Ein Gedanke meiner Lektüre war: Das wird doch ganz sicher wieder als "Verschwörungstheorie" etikettiert, und wer Sachs zitiert, ist ein Troll.

Der entscheidende Begriff in der Einordnung oben ist der der Seilschaft. Selbstverständlich bilden sich solche immer und überall, ob im Kaninchenzüchterverein, im Weltkonzern oder in politischen Zirkeln. Auf politischer Ebene gibt es dafür auch den Begriff "Tiefer Staat".

Seilschaft vs. Verschwörung

Damit ist nicht gemeint, dass in finsteren Kellern Gestalten mit Kapuzen Rituale abhalten, sondern dass es unter der Oberfläche relevante Strukturen gibt, die oft Regierungen um Längen überdauern. Das ist nämlich einer der Schwachpunkte einer Gewaltenteilung: Während der Vorturner nur befristet im Amt ist, gibt es reichlich Personal, das Jahrzenhte an wichtigen Hebeln sitzt.

Zudem gibt es eben die Macht, die niemand kontrolliert, weil sie im Bürgerlichen Staat gehegt und gepflegt, aber nicht eingeschränkt wird: Das Kapital. Darüber gibt es eine sozialdemokratische Erzählung von einer "Sozialen Marktwirtschaft", die aber ein Phantom ist. Tatsächlich sorgt der Staat in diesem Konzept nur für Stabilität zugunsten des Kapitals, die liberale Konzepte nicht herstellen können. Spätestens 2008 sollte das jeder kapiert haben.

So ist es dann konsequent auch mit den Kriegen. Das "Gewinnen" heißt da nicht Siegen, sondern Profit; was sonst? Jeffrey Sachs liefert eine kompakte Beschreibung der Konglomerate, die sich darum kümmern. Man muss sich jetzt nur noch klarmachen, dass das eine Entwicklung ist, die von keinem Willen getrieben wird, sondern dass Kapitalismus solche Strukturen aus sich heraus schafft und die personelle Besetzung beliebig ist. Ganoven sind sie, ja. Verschwörer braucht es da aber keine.

 
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Liebes komisches Gitarrenforum, ich danke den Herren Todd Krause, Ron Thorn, Kyle McMillin und Austin MacNutt sowie dem ganzen Team. Ancho Poblano ist echt ein geiles Zeug, zuletzt haben es mir aber die MD-PUs angetan. Der eine sagt so, der andere "Perlen vor die Säue". Jeder nur ein Kreuz, immer eine Handbreit Scheiße unterm Kiel und möge der Preis des Autos nie in die Nähe des Wertes der Gitarren kommen, dann hast du nicht alles falsch gemacht.

Eine fehlt noch, aber wie. Also im Doppeldeut jetzt. Erstes Jahr ohne Ani steht an, dafür mit Ani2Ani (kommt 2024), ausnahmsweise keine Strat, sondern eine Tele und einer der beiden letzten Befehle an ihren Hinterbliebenen – Kaufen: Thinline Tele mit Maple Neck, Humbuckers und, doch, ernsthaft: in Pink Paisley. Nächstes Jahr muss ich auch dieses Buch fertig schreiben. Dann kann ich mich zu ihr legen – sobald keine Einwände mehr dagegen formuliert werden.

Kein Thema

Was redet der Typ da? Nun, soll Oppa denn schon wieder vom Kriech erzählen? Von der unerträglichen Propaganda und der Kriegstüchtigkeit®, explodierenden Mieten, Inflation und Armenhass? Von Sieg zu Sieg eilend, erbarmungslose Solidarität mit Asow und den Freunden, die uns so selbstlos beim Altmetallhandel in der Nordsee geholfen haben? Dem Finanzminister, der den Ärmsten die Pfennige aus den Händen zerrt, bis er Kupferdraht in den seinen hält? Dem kommenden BlackRock-Kanzler, Herr über jede fucking AG im DAX?

Das macht doch alles keinen Spaß. Ich hätte gern einen Jahresrückblick mit dem geheimnisvollen Herrn Nulleinseinsnull gemacht, podcastenweise, aber der ist ins Ausländergebiet geflohen. Ich kann zwar auch gut mit mir selbst reden, aber nicht vor Publikum. Doch, selbst ich kenne Grenzen. Ich bin kein Erklärbär, ich bin Problembär, weswegen ich auch den Freistaat Bayern meide.

War sonst noch was? Könnt ihr mir ja erzählen. Oder singen. Tanzt euren verdammten Namen, was weiß ich. Ich hasse Youtube. Da singt sie noch immer. Grün war ihre Lieblingsfarbe. Kann ich mir nicht angucken, so viel kann kein Mensch flennen. Aber ihr vielleicht. Na dann … mal auf ein Jahr ohne Sterberei!

 
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Der erste neue Wehrpflichtige der Bundesrepublik Deutschland wird gemustert. Bei der Liveübertragung des EKG (Eierkontrollgriff) wird erstmals das deutsche Internet abgeschaltet. Pontius Pistorius stellt der Öffentlichkeit die "Leibstandarte 18" vor, die direkt dem Zentrum Liberale Moderne untersteht.

Das neue Haushaltsgesetz sieht vor, die Grundsicherung auf 300 Euro festzulegen, zukünftige Erhöhungen ausgeschlossen. Dafür werden Lebensmittel und Gebrauchswaren mit Preisbindung eingeführt, die Produktlinien "Billig und Nahrhaft" und "Kik" (Kartoffelsack ist kleidsam).

Am ersten Tag des Monats April wird das Grundgesetz geändert. In Artikel 0 steht künftig: "Hier könnte Ihr Gesetz stehen", abweichender Inhalt wird monatlich vom Google Adserver geliefert.

Bei den russischen Präsidentschaftswahlen belegt Vladimir Putin zum zehnten Mal die ersten drei Plätze. Das kann auch der "Spiegel" nicht verhindern, der kurz zuvor Putins Schuld am Tod der Queen beweist. Der Ausweis des Kremlchefs wurde im Buckingham Palace gefunden.

Im Sommer werden 44° in meinem Keller gemessen. Ich lasse mir von einem Escortservice Trockeneis und Vanille liefern.

Bei den Europawahlen erzielt die AfD einen großen Wahlsieg knapp vor der CDU. Wahlbeteiligung: 17%. Agnes Strick-Zimmerflak muss zurück in den Bundestag und feiert sich für ihr unter den Bedingungen (Kommunisten, Putin und Trump alle gegen sie) großartiges Abschneiden.

Leseschwache Schüler und Arbeitslose werden zur Bundeswehr eingezogen. Die Aktion "Patrioten gegen Pisa" führt zu einem Ausflug der Brigade Beppo Boppel gen Italien, die auf dem Brenner wegen schlechten Wetters (Sonne, 20°) aufgehalten wird. Der Schienenersatzverḱehr der Deutschen Bahn kapituliert wegen fehlender Bergluftfilter.

Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls werden die Parteien "Irgendwie auch Links" und "Zeugen Wagenknechts" verboten. Frontex stattet die Südgrenze der EU mit Selbstschusswaffen und automatischen Drohnen aus. "Freiheit und Demokratie brauchen Schutz", kalauert Flintenuschi vom Elferrat.

Zum 45. Jahrestag des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan erinnert Grüßaugust Frank-Dingens Steindadler an die Brutalität des damaligen Überfalls und die Schuld Putins an der Herrschaft der Taliban. Faktenchecker entlarven Einwände gegen diese Darstellung geschichtlicher Daten vonseiten extremistischer Netzaktivisten als Verschwörungstheorien.

Die USA marschieren in Togo ein. "Die haben doof geguckt", erklärt Außenminister Donald Trump Junior. Tatsächlich wurde das Angriffsziel Taiwan mit dem anderen Land verwechselt. Das hat ja auch diesen komischen Buchstaben am Anfang. Das konnte niemand wissen. Anjatanja Borbeck wird für ihre Erklärung, nur so sei die Sicherheit der Welt weiterhin vor Putin sicher, von der Presse frenetisch gefeiert.

Wegen einer Verkettung widriger Umstände müssen die Feierlichkeiten zum Jahresende für die Spezies ausfallen. Todd macht einen Fallrückzieher und hämmert die Erde ans Lattenkreuz. "Das nächste Mal weniger Arschlöcher", murmelt Geufel. Ich weise die beiden zurecht, dass das immer noch die völlig falsche Analyse sei. Sie lassen mich dafür auf einem Exoplaneten bei Beteigeuze die Supernova gucken. Kurz vor dem Ende schicken sie mich ohne Essen ins Bett.

 
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Der Machthaber erhebt sich aus dem Bett. Wie jeden Tag fühlt er sich schlecht und verflucht die Welt dafür. Sein Körper schleppt sich ins Bad. Er ignoriert das von jahrzehntelangem Suff und Hurerei gezeichnete Gesicht im Spiegel, um seine dunkle Stimmung nicht an Depression zu verschwenden. Tod ist sein Thema, aber eine Frage des Stils.

Es hat schon extrem grauenhafte Selbstmorde gegeben, da muss er sich etwas einfallen lassen, wenn es für ihn soweit ist. Einfach nur unvorstellbar verstümmelt in der Diele herumliegen wäre seiner nicht würdig. Es würde ein Fest werden, aber nicht heute. Es gibt viel zu tun. Nach einem Frühstück, das nur die Hunger-Agonie in den von Selbsthass zersetzten Magen hineintreibt, steigt er also in seine Staatskarosse, um sich in den täglichen Verkehrskrieg zu begeben.

Sie sind nicht wie wir

Das ganze Land ist voller zum Völkermord entschlossener Verkehrsterroristen, die versuchen, sich gegenseitig auszuradieren. Wenn sie könnten, würden sie die ganze Welt in den Schlund ihres Wahnsinns ziehen, aber ihr gnadenloser Hass reicht nur bis zur Staatsgrenze. Deshalb gibt es auch so viele Freiwillige, die sich an den Überfällen des Imperiums auf harmlose friedliche Nachbarstaaten beteiligen.

Auf dem Weg zum Flughafen befiehlt er schnell ein paar Massaker, es sollen dabei so viele Kinder wie möglich sterben. Vor seinen leeren Augen türmen sich Kinderleichen. Er mag sie am liebsten tot, geschunden oder in Senfkruste. Zu bedauern weiß er nur, dass seine Horden nicht die Disziplin aufbringen für einen richtigen Holocaust. Auch dass er den Atomkrieg nur einmal befehlen kann, frustriert ihn. Kurzentschlossen befiehlt er ein weiteres Massaker. Das fühlt sich gut an.

Ein kaltes Grinsen umspielt unsichtbar die Speichelfäden in seinen Mundwinkeln. Er freut sich darauf, wie er schon bald wieder der freien Welt und ihren demokratisch gewählten Repräsentanten die abscheulichsten Lügen auftischen wird. Niemand wird ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Auf Nachfrage bestätigt ihm sein Fahrer, dass sie später noch den im Volk extrem beliebten Oppositionsführer besuchen werden. Kneifzange und Lötkolben liegen bereit. Das wird ein schöner Tagesausklang werden. Wodka, Kokain und verzweifelte Schreie. Russenherz, was willst du mehr!

Fortsetzung am Montag. Am Kiosk.

 
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Vladimir Selenski, das wird leider selten deutlich im hiesigen Medientheater, ist Schauspieler. Immer schon gewesen. Weil er und sein Mäzen Igor Kolomojski verstanden hatten, dass Politik in der Ukraine nur eine Bühne ist für eine allgegenwärtige Korruption, haben sie korrekt erkannt, dass ein Schauspieler die beste Besetzung für das Amt des Präsidenten ist. Zunächst ein Wort zu dieser Korruption:

Wenn ich von Fällen offensichtlicher Korruption erfahre, zucke ich längst nur noch mit den Schultern. Für die auch nur virtuelle Abschaltung von Kohlekraftwerken, die nicht annähernd so gewinnträchtig sind wie die Erneuerbaren, erhält ein Konzern 'Entschädigungen', der gerade Rekordprofite eingefahren hat. Schulterzucken. Die Lokführergewerkschaft, eine der letzten, die noch für Arbeiterinteressen kämpft, wird gedisst, während sich der Versagervorstand der Bahn die Taschen vollstopft. Schulterzucken.

Von etwas muss man leben

Wie soll es dann erst in einem Land wie der Ukraine aussehen, die auf Korruption gebaut ist, aus Korruption besteht und von Korruption lebt? Wie würde irgendwer von uns in einem solchen Klima bestehen? Ich bin sicher, selbst ich würde da hemmungslos korrupt, obwohl ich immer sage, dass ich dafür zu teuer bin. Die Ukraine steht seit ihrer Gründung im Jahr 1991 unter Einfluss. Russischer Einfluss, immer stärker EU- und US-Einfluss, mithin Schmiergeld, Raubgeld, Schutzgeld. Bis 2014 war das Allgemeinwissen, dann wurden die Huren zu Heiligen und die Mafiosi zu Musterdemokraten.

Selenski war ein Profi. Seine Aufgabe war es, seinem Herrchen die Stöckchen zu bringen. Dann kam etwas dazwischen, womit beide nicht gerechnet hatten: Statt Frieden mit Russland zu machen und gemütlich das Land auszuplündern, kam die NATO in Gestalt des Boris Johnson und machte ein Angebot, das Selenski nicht ablehnen konnte. Vor ihm die Billionen des Wertewestens, um ihn herum deren Freunde, die Zeugen Banderas: Asow, Ajdar, Rechter Sektor, Schachtjorsk, Dnjepr, Donbass, Swoboda und andere Banden der Ukronazis.

Kann gehen

Für den frisch gewählten Präsidenten war das ein Schock, der Schauspieler hat sich fix umgezogen und ist in die neue Rolle geschlüpft. Retter, Held, Kämpfer, Sieger. Ein Stratege war er nie; er hat bestenfalls geahnt, worauf er sich einließ. Wie dem auch sei, die Rolle hat er gespielt, umso pathetischer, je mehr Heldenmut die einzige Ressource war, um wenigstens den Medienkrieg zu gewinnen. Inzwischen ist er der Letzte, der die Mission noch zu erfüllen versucht – weil es für ihn keine Option zum Rückzug gibt.

Die anderen ziehen ihr Kapital ab, schreiben das Projekt ab, ziehen weiter, zündeln woanders, schaden Russland auf kleinerer Flamme, orientieren sich neu. Nur der Frontrenner kann nicht anders. Sie haben ihm gesagt, es gibt keine Verhandlungen. Ihr müsst gewinnen. Du bist die Galionsfigur des Endsiegs. Selenski hat das geliefert und ist geliefert. Man will ihn jetzt loswerden und nichts mehr wissen vom Geschwätz von gestern. Der Fanatiker hat den Verstand verloren. Er muss weg. Der Held war immer nur eine Rolle. Der Märtyrer ist real.

 
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Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041435-0028 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Ein weiterer Landesverband der AfD wird als "gesichert rechtsextrem" eingestuft. Dafür ist der Verfassungsschutz zuständig; jener Verein, der von NSU bis Breitscheidplatz bei jeden Terroranschlag seine Leute im Spiel hat und am liebsten dafür sorgen würde, dass in den nächsten 1000 Jahren niemand genau erfährt, was die damit zu tun haben.

Das sind also diejenigen, die beurteilen, wer rechtsextrem ist und wer nicht, und man muss mutmaßen, dass jene, die rechtsextrem genug sind, geschützt werden, während im europäischen Maßstab 'normal' Rechtsnationale als Gegner betrachtet werden. Die Rechtsnationalen, die sich anschicken, stärkste Partei zu werden – nicht nur in den Bundesländern, in denen sie jetzt als neue Nazis gelten.

Guter Nazi, böser Nazi

Der zuständige Landeschef des VS gibt zu Protokoll:
"Eine derart rassistische Ausprägung des Volksbegriffs, wie ihn die AfD Sachsen öffentlich vertritt, hat seine Wurzeln im historischen Nationalsozialismus" und meint damit Begriffe wie "Ethnopluralismus", den die AfD diskriminierend verwendet. Wenn diese Behörde nichts qualitativ Besseres zu leisten weiß als Godwin-Kommentare, ist ihre Expertise entsprechend einzustufen. Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil stimmt.

Völkisch ist das sehr wohl und damit rassistisch in der Tendenz. Die Nazis aber haben den Genozid an Millionen nicht nur ausdrücklich im Programm gehabt, sondern ihn verübt. Erkennt ihr den Unterschied? Zudem ist diese völkische Tendenz in Europa aktuell überall zu erkennen, und vor allem: Deren Anhänger sind keine Extremisten. Das ist die bürgerliche Mitte, gern protestantisch; das ist allerdings dieselbe Klientel, die die Nazis gewählt hat.

Die sind im Kern nach wie vor gut angesehen in der Gesellschaft. Von Globke, Gehlen und Filbinger über die Ausländerfeinde der 90er Jahre bis hin zu den besorgten Bürgern. Die Amerikaner – das ist das einzig Gute, das ich an deren Wirken erkennen kann – haben den Deutschen den Judenhass ausgetrieben. Keineswegs trifft das aber fürs Völkische zu, für den Hass auf alles Linke, Zigeuner und Asylschmarotzer. Diese Haltungen docken direkt an an den Common Sense an und sind allemal gesellschaftsfähiger als wirksame Kapitalismuskritik.

Ende Gelände

Die AfD zu diskriminieren, heißt die Wutbürger der Mitte weiter aufzuheizen. Wenn obendrein deren politische Ziele von den Versagern der neoliberalen Atlantiker hektisch umgesetzt werden, machen diese sich endgültig überflüssig. Hält man die Verfassungsschützer nicht für komplette Deppen, könnte man dahinter gar ein Konzept erkennen, zumal sie professionell "konspirativ" arbeiten. Verschwörung ist mithin ihr Metier.

Der Wertewesten kollabiert. Wer die hiesigen Zustände alarmierend findet, mag etwa in die USA schauen. Donald Trump muss der nächste Präsident werden. So wie die Umfragen laufen, glaubt kein Wähler der GOP, ein Sieg Bidens könnte etwas anderes sein als Wahlbetrug. Ein Bürgerkrieg ließe sich dann kaum mehr verhindern. Mal schauen, ob unsere Spezialisten den Laden hier auch so abrocken werden.

 
pn

Quelle: Pixabay

In Deutschland, einem ehemals reichen Land, noch unter den Bedingungen eines solchen, läuft es, wie es soll. Das mit der Bildung, so wusste schon Humboldt, ist etwas für Leute, die sie sich leisten können, so gut sie es sich eben leisten können:

Bei der aktuellen "Pisa-Studie" hat das deutsche Bildungssystem 2022 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Ein neuer Rekord! In Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erreichten die 15-jährigen Schüler aus Deutschland die schlechtesten Werte, die jemals im diesem Rahmen gemessen wurden. Besser noch: Der Schulerfolg hängt in Deutschland mehr als in fast allen anderen Staaten der OECD vom Einkommen ab.

Was lernen wir daraus? Unterschichtskinder sind einfach dumm. Die Eltern sind dumm, die Großeltern sind dumm. Wer dumm ist, wird Unterschicht und bleibt Unterschicht. Die SPD wollte das in den 70er Jahren einmal ändern und hat zum überbordenden Sozialstaat noch das BAFöG addiert. Seitdem haben auch ein paar Doofe promoviert, aber solche Pannen sind selten.

Läuft

Wie schon Humboldt erklärte, ist die Mittelschicht für Mittelschlaue, die eine Art Mittelschule besuchen sollten. Nun hat die SPD ja aus Rache, weil die Kooperative Schule verhindert wurde, Gesamtschulen installiert, die eigentlich Hauptschulen sind, das Niveau der Realschulen gleich mit herabgezogen und das Gymnasium zu einem Tummelplatz der Mittelschicht gemacht. Das kann man so weit tolerieren.

Oberschichtskinder sind die klügsten. Man weiß schon beim Schuleintritt: Oberschichtskinder machen einen Doktor. Auch Mittelschichtskinder dürfen einen machen, wenn sie sehr gut sind. Das macht sie zwar keineswegs zur Oberschicht, aber man kann sie gebrauchen. Viele von ihnen werden Exosoziologen, Parapsychologen und Kognitionshömöopathen, manche auch Ökonomen oder Wissenschaftler. Diese werden gern als Experten herumgereicht.

Die Unterschicht wird man in der Zeitenwende® gerade als Dummies dennoch sehr gut gebrauchen können. Für ihren Daseinszweck müssen sie nicht selber denken können; im Gegenteil, das würde nur stören. Der Stolz der Soldaten und ihrer gleichnamigen Mütter ist allenfalls eine Frage der Herzensbildung. Die wächst unter den schwierigsten Bedingungen und jenseits der Schulweisheit besonders gut. Es gibt also absolut nichts auszusetzen am Bildungssystem. Genaugenommen ist es nachgerade perfekt.

 
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Lächle doch mal! Sei nicht so negativ! Trink doch einen mit, stell dich nicht so an! Sieh doch mal das Schöne im Leben! So schlimm wird es schon nicht sein. Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben! Kopf hoch, sonst fällt das Krönchen …

Ja genau. Wieso zur Hölle bin ich eigentlich noch nicht selbst darauf gekommen? Mannmannmann, da kullert doch mein Krönchen, weil ich Dummie wieder vergessen habe, das Köpfchen hochzunehmen! Das Geilste an vielen Mutmachern ist ja, dass sie nicht nur zu doof sind, sich Gründe auszumalen für die schlechte Stimmung, die ihnen aus einem Gesicht entgegenschlägt.

Nicht nur, dass sie einem nicht einmal die Depression gönnen, nein. Sie sind dann auch noch empört, wenn sie es mit der aggressiven Variante der Bewältigung zu tun bekommen. Dabei muss jeder, der mich länger als 5 Minuten kennt, ahnen, wie nah ich am Tourette gebaut bin. Das ist doch dann ganz einfach: Nicht reinsprechen, kein Echo.

Ruhedonnerwetternochmal

Früher wollte ich Busfahrer werden. Ich war auf der Stelle verliebt in den Job unter dem Schild über dem Paradies: "Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen!". Ich hätte den Fahrgästen jeden Tag aufs Neue deutlich gemacht, was “Gast” bedeutet und dass sie NICHT MIT DEM FAHRER zu SPRECHEN haben. Denn "Fahrt", das wär’ wohl, wenn ich da wäre. Niemand hätte mich aufgemuntert. Niemand hätte gemuckt. Nicht auf meiner Route.

Sei doch mal positiv! Bin ich doch, oder zählt mein HIV-Test etwa gar nicht?! Wo ist dein Optimismus? Meiner? Das ist deiner. Ich habe irgendwann nach meiner Geburt einmal nachgedacht. Seitdem bin ich Realist, also Pessimist. Nachdem ich damit also schon kein Glück mehr hatte, kam noch Pech dazu. Tut mir also leid, wenn meine eingefrorene Visage dir Kummer bereitet. Soll ich mich töten für dich? Ich könnte das gleich hier tun. Ich meine, wenn das wirklich so schlimm für dich ist …

Seien wir doch mal ehrlich. Die besten Zeiten haben wir hinter uns, wenn wir merken, dass wir sie vielleicht mal hatten. Okay, jetzt kann man in alten Zeiten schwelgen und sich schon morgens besaufen, um nicht zu merken, dass es nie mehr so wird. Werden die Zeiten dann aus irgend einem Grund noch schlimmer, vielleicht die nächste Droge on top, das wird aber teuer, macht’s nicht besser und ist wirtschaftlich für viele auch einfach nicht zu stemmen. Bleibt also was? Richtig: Depression. Wie gesagt, in unterschiedlichen Varianten.

So, jetzt sind da draußen aber permanent Haufen von Hohlfrüchten unterwegs, die einem das verleiden. Wisst ihr, wie ich das nenne? Diskriminierung, übelste Sorte. Vergräbst du dich zuhause, locken sie dich raus, gehst du raus, kommst du keine fünf Meter weit ohne auf ein Rudel Gurken zu stoßen, aus dem mindestens zwei Scheiben dir mit ihrer zur Schau gestellten Lebensfreude auf die Eier gehen. Diese Zuchtmeister der Schunkelstimmung, die all ihren hasserfüllten Optimismus darauf verwenden, harmlose Autisten in den Suizid zu umarmen.

Schluss mit der Unterdrückung

Diese Psychorassisten wollen dabei nicht nur die schlechte Laune, die Depression und den Zorn liquidieren. Der Völkermord an der einstmals hohen Kultur des Fluchens, Nörgelns und Keifens schreckt selbstverständlich nicht vor der totalen Vernichtung unserer Sprache zurück. Warum muss etwa ein Jurist sich hinter der Floskel: "Hochachtungsvoll" verstecken, wenn er "Leck mich am Arsch" meint? Oder "Mit vorzüglicher Hochachtung" anstelle des ehrlichen “Du blöder Wichser!”? Warum heißt es "Guten Morgen", wenn einem bestenfalls egal ist, wie ein irrelevanter Mitinsasse dieses verschwendeten Planeten den Vormittag findet?

Damit wie gesagt nicht genug; wenn man nur gerade der Norm der fröhlichen Heuchelei entspricht, findet sich immer, überall und sofort ein Weltverblöder, der mehr Begeisterung verlangt (hier sollte es doch wenigstens auffallen, dass ein Mangel an Geist zwar notwendige Bedingung ist für diese Haltung, aber eben gerade nicht dadurch kompensiert werden kann). Ich hingegen verlange eine Aufnahme der Stimmungsautisten, Depressiven und Entnervten ins Antidiskriminierungsgesetz. Fortan soll, wer anderer Menschen Stimmung aufzuhellen versucht oder sie gar selbst dazu auffordert, ihre Stimmung zu wechseln, sanktioniert werden wie jeder andere miese Stalker.

Außerdem erwarte ich eine Anpassung der Regeln des offiziellen Schriftverkehrs dahingehend, dass ein Idiot auch "Idiot", Scheiße "scheiße" und überhaupt jede der vorgeblichen Neutralität entzogene Empfindung der dunklen Seite beim Namen genannt wird. Wer dies als ungebührlich, zu 'negativ' oder pessimistisch empfindet, ist aufgefordert, dergleichen fortan uneingeschränkt lustig® zu finden. Lach doch mal drüber! Hab dich nicht so! Stell dich nicht so an! Ey, du hast es doch gut!

März 2015

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