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Jeffrey Sachs beschreibt in diesem Artikel (TP) die Seilschaften der US-Politik, ihre Funktionen und wie sie von ihren Strategien profitieren. Ein Gedanke meiner Lektüre war: Das wird doch ganz sicher wieder als "Verschwörungstheorie" etikettiert, und wer Sachs zitiert, ist ein Troll.

Der entscheidende Begriff in der Einordnung oben ist der der Seilschaft. Selbstverständlich bilden sich solche immer und überall, ob im Kaninchenzüchterverein, im Weltkonzern oder in politischen Zirkeln. Auf politischer Ebene gibt es dafür auch den Begriff "Tiefer Staat".

Seilschaft vs. Verschwörung

Damit ist nicht gemeint, dass in finsteren Kellern Gestalten mit Kapuzen Rituale abhalten, sondern dass es unter der Oberfläche relevante Strukturen gibt, die oft Regierungen um Längen überdauern. Das ist nämlich einer der Schwachpunkte einer Gewaltenteilung: Während der Vorturner nur befristet im Amt ist, gibt es reichlich Personal, das Jahrzenhte an wichtigen Hebeln sitzt.

Zudem gibt es eben die Macht, die niemand kontrolliert, weil sie im Bürgerlichen Staat gehegt und gepflegt, aber nicht eingeschränkt wird: Das Kapital. Darüber gibt es eine sozialdemokratische Erzählung von einer "Sozialen Marktwirtschaft", die aber ein Phantom ist. Tatsächlich sorgt der Staat in diesem Konzept nur für Stabilität zugunsten des Kapitals, die liberale Konzepte nicht herstellen können. Spätestens 2008 sollte das jeder kapiert haben.

So ist es dann konsequent auch mit den Kriegen. Das "Gewinnen" heißt da nicht Siegen, sondern Profit; was sonst? Jeffrey Sachs liefert eine kompakte Beschreibung der Konglomerate, die sich darum kümmern. Man muss sich jetzt nur noch klarmachen, dass das eine Entwicklung ist, die von keinem Willen getrieben wird, sondern dass Kapitalismus solche Strukturen aus sich heraus schafft und die personelle Besetzung beliebig ist. Ganoven sind sie, ja. Verschwörer braucht es da aber keine.

 
pnQuelle: Pixabay

Wirtschaft, Ökonomie, ist nicht jedermanns Sache. Eher fast niemandes. Ein Symptom dessen ist zum Beispiel, dass kaum je die Entwicklung des BIP in den Medien erwähnt wird, geschweige denn die Entwicklung der Reallöhne, während ständig der aktuelle Stand des DAX durchgetrötet wird, eine 'Nachricht' ohne jeden Hauch von Nutzen.

Ökonomie, ja. Ich fühle mich bemüßigt, auch an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, was ich in den Kommentaren schon oft schrub: Wie hoch war die Summe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in Burkina Faso 1970? Ich halte es für einen Skandal, dass kaum jemand diese einfache Frage beantworten kann: Die Summe ist immer null.

Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen und umgekehrt. Wenn der Staat sich nicht verschuldet, müssen es die privaten Haushalte tun oder die Banken oder die Industrie. Oder aber alle profitieren von Außenhandelsüberschüssen, womit wir beim deutschen Modell sind, das mit der Sprengung von Nordstream symbolträchtig in Rauch aufging. Es war ohnehin asozial, denn das stellte die 'Partner' in der Eurozone stets vor große Probleme; aber das ist ein anderes Thema.

Schuldenbremsbirnen

Was Kapitalismus ist, warum er immer krisenhaft sein muss, was das mit (Welt-)Kriegen zu tun hat, will ja ohnehin niemand wissen. Systemisch bedingt fallende Profitraten führen immer wieder zu Rattenrennen, Gewalt, Unterdrückung, Unrecht. Gleichheit, Basis aller Demokratie und Rechtsmodelle, kommt dabei von Anfang an unter die Räder.

Faszinierend ist aber ebenfalls – wir haben das in den Frühzeiten dieses Blogs episch durchgekaut – dass die Verteidiger und Profiteure des Systems selbst innerhalb ihrer eigenen Ideologie völlig ahnungslos herumwurschteln. So meinte jüngst ein nicht genannter Milliardär Folgendes:

"Wenn das Geld verteilt wird, wird es nicht investiert, wird es ausgegeben. Die Deutschen sind kein Land der Eigenverantwortung."

Das ist schon reichlich Bingo und noch viel mehr Bullshit. Es erinnert an Hans-Werner Sinns schlimmste tiefreligiöse Phase und die Jünger der Heiligen Kirche Nützlicher Idiotie aka INSM. Das Erbärmliche daran ist vor allem die absolut destruktive Dummheit darin. Der Herr glaubt an 'Investitionen' als allein seligmachende Ausübung der Frömmigkeit, in einer Lage, in der alle Welt von Kapital überschwemmt ist und niemand mehr weiß, wohin damit.

Gnädige Verblödung

Derweil verrottet die Basis, der Massenkonsum, von dem die Mimis in den Schreibstuben stets glauben, er folge einer "Kauflaune" und versiege wegen der Unlust seinesgleichen. Dass dahinter die schiere Not stecken könnte, fällt ihnen auf dem Weg vom SUV zum Bioladen nicht ein.

Inzwischen glauben vermutlich die Profiteure dieses Unsinns ihrer eigenen Propaganda. Geld ausgeben ist pfui. Höchstens fürs Nötigste wie Flüge zu wichtigen Terminen im Privatjet oder eben Investitionen, wie der Bau einer Villa mit Golfplatz. Aber keineswegs für Konsum, Kippen und Pils oder dergleichen. Sie kapieren nicht einmal, dass der stete Fluss von unten nach oben irgendwann versiegen muss.

Dem Pöbel Geld zum Konsumieren lassen ist Teufelszeug. Das glauben sie wirklich. Ihm gleichzeitig die Löhne zu drücken, die Mieten zu erhöhen, die Preise für Energie und Lebensmittel hochzutreiben, das sind alles Investitionen. Das kann nur gut sein. Das schärft den Sinn für Eigenverantwortung. Eine Voraussetzung für revolutionäre Situationen war stets die Verblödung der am Ende völlig weltfremden Herrschaft. Wir sind auf einem guten Weg.

 
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Einer der Besten der Besten der SPD, der im Soge des freien Falls kognitiver Kapazitäten in der politischen Kaste heute tatsächlich wie ein Genie dasteht, hat sich aus dem Off gemeldet. Wenn die Sonne tief steht, werfen Zwerge lange Schatten. Peer Sparbrück stellt fest, dass "seine" Schuldenbremse, die ihren Gummigeruch bis ins Grundgesetz verbreitet, vielleicht doch nicht nur eine Superidee war.

Nullen unter sich

In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass ich viel zu selten wiederholt habe, wie es mit diesen Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aussieht, bestehend aus Privathaushalten, Unternehmen, Banken/Versicherungen, Öffentlichen Haushalten und dem Außenhandelssaldo.

Die Summe ist nämlich immer eine schlanke runde Null. Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen. Verschuldet sich niemand, gibt es auch kein Vermögen. Verschuldet sich der Staat also ums Verrecken nicht, wird es sehr eng, zumal in Zeiten schwindender Außenhandelsüberschüsse. Bis dahin konnten die Großen komfortabel auf Kosten der Kleinen leben. Hätte uns doch bloß wer gewarnt:

Auf Kosten künftiger Generationen

(12/2019) Die Schuldenbremse tritt in Kraft. Das ist der glorreiche Sieg der Schwäbischen Hausfrauenhirne über jede Form ökonomischen Sachverstands. Selbst Marc Beise würde sich im Grabe drehen. Keine Schulden bei Nullzins, keine Investitionen der öffentlichen Hand, das ist Teufelszeug! Lang lebe das Schlagloch, hoch das digitale Mittelalter!

(12/2020, Corona) Geschockt von der Schuldenbremse aufs Subventionsgas umgestiegen, haben die Nützlichsten getan, was getan werden musste, und auf den größten Haufen geschissen. Autoindustrie, Lufthansa, Banken müssen sich keine Sorgen machen. Die mit den vielen Arbeitsplätzen werden jetzt auch versorgt – vom JobCenter. Es ist, wie es immer war. Großkapital lobbyiert sich in die Rettungskapseln, der Plebs wird durch die Luke entsorgt. Im Westen nichts Neues.

Gib dir die Kugel

(12/2022, "Russlandkrieg" ©Plappermädchen) Besonders absurd, dass diesmal obendrein nicht einmal die eigene vornehmlich profitiert, sondern die Milliarden in die USA fließen, von denen ohne ersichtlichen Nutzen Flugzeuge gekauft werden, die nichts verteidigen und selbst zur Abschreckung kaum taugen. Das strunzdumme Wort von der "dienenden Führung" begeistert selbst alteingesessene Verschwörungstheoretiker: Die Befehle kommen aus dem Ausland und ein autoritäres Regime setzt sie im Inneren um – oder was soll dieser Stuss sonst bedeuten?

Am Rande besteht ein kondebiler Finanzmini darauf, eine sogenannte "Schuldenbremse" einzuhalten. Wie sollen denn dann die hunderte Milliarden finanziert werden, wenn nicht durch das Auswringen längst trockener Bürger? Nach der Explosion der Mieten, der Energiekosten und einer Gasumlage®, die direkt Profite erzeugen soll – ohne Gegenleistung – werden die Steuern der Privathaushalte also angehoben für einen Krieg. Dieser schadet allen Europäern und wurde von vornherein so geplant, dass er möglichst großen ökonomischen Schaden anrichtet.
Da fährt selbst der Sparbrück aus dem Strumpf. Flieht, ihr Narren!

 
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In denn Kommentaren schrub ich: "Die CDU will (für Justiz und Verwaltung) "dringend benötigte KI-Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen". Das ist so ein Clusterfuck, da ist wirklich alles drin: Kolonialismus, verpeilte Kenntnis des desaströsen Zustands der deutschen Wirtschaft, null Ahnung von Technik sowie deren Folgen, komplette Realitätsverweigerung und die potenzierte Blödheit der einzelnen Inkompetenzen. Ein Land, in dem man gut und gerne untergeht."

Ich will das einmal kurz genauer betrachten:
Was ist eine "KI-Fachkraft"? Was überhaupt "KI" ist, hat noch nie einer dieser Dexperten versucht zu erklären. Ich finde, das ist eine strafwürdige Vernachlässigung der zu erwartenden Komik. "Irgendwas mit …", meint auch dieses Exemplar vermutlich, ganz versunken in der Tätigkeit solchen Meinens, die das Denken vollständig ersetzt hat, also irgendwas mit … Elektronengehirnen sicher.

Elektronengehirne

Ein Leser wies darauf hin, dass man ja schon in den 70er Jahren Computer "Elektronengehirne" nannte. Wie dem auch sei, wir haben es wie so oft mit Magischem Denken zu tun. Es gibt Leute, die all die Zaubersprüche kennen, mit denen die neuen Superwesen beherrscht werden können. Diese Zauberer leben im Ausland und warten nur darauf, hier für freie Kost und Rabattmarken (auf die Wohnungsmiete wird selbstverständlich nicht verzichtet) mit ihrer Expertise dem Deutschen Volk und seiner Wirtschaft zu dienen.

Mit den Produkten dieser Zauberei ersetzen wir dann die lästigen Mensch zu Mensch-Begegnungen in Justiz und Verwaltung. Der Untertan kann durch Maschinen viel effizienter ignoriert, gedisst und gedemütigt werden als durch echte Leute, die man noch für irgendwas verantwortlich machen könnte – und so billig! Die Zauberer schmeißen wir nach getaner Arbeit natürlich auch raus.

Das ist keine Satire, das meinen die wirklich. Dieses Ausland ist voller Leute, die alle in den Wertewesten wollen, und die Bestens der Besten wollen nach Deutschland. In ihrer Meinung gibt es sehr viel Glauben und keinerlei Platz für Fragen. Zum Beispiel, warum in der BRD ganz offensichtlich niemand mehr so ausgebildet wird, dass er irgendetwas kann, oder was dann wohl den Anspruch berechtigt, fähige Leute woanders zu klauen.

Spardiktat

Wieso automatisieren wir eigentlich nicht zuerst einmal diese Regierungen, Parlamente und Parteien? Hat das mal wer durchgerechnet, was wir damit sparen? Auch die Folgenabschätzung ist absolut positiv: Da ist keinerlei Schaden zu erwarten. Vom ersten eingesparten Budget kaufen wir dann armen Kindern Schokoladeneis.

Sparen müssen wir auf jeden Fall, denn dieser Laden geht gerade den Bach runter. Kein Know-How, keine natürlichen Ressourcen, keine Absatzmärkte für keine brauchbaren Produkte. Alle Hoffnung ruht jetzt auf dem KI-Inder, denn sonst können wir uns selbst eine neue Heimat suchen – und europäische Flüchtlinge wird auf diesem Planeten niemand mehr aufnehmen.

 
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Lebensmittel verteuern sich, der Preisanstieg, so schreibt die FR, sei "stärker als die Inflationsrate". Nun ist das mit der Inflation so eine Sache. Selbst wenn man den für die Wirklichkeit der Menschen eher unerheblichen Außenwert einer Währung und das Gewese um die Geldmenge nicht mit "Inflation" gleichsetzt, sondern nur die Preisentwicklung in Betracht zieht, ist der Wert noch verwässert. Die Verteuerung von Smartphones und Motorrädern ist schließlich relativ irrelevant, während die Nahrungsmittelpreise einen ganz anderen Stellenwert haben.

Es wäre übrigens grundfalsch, an dieser Stelle zu behaupten, sie seien stärker relevant. Hier zeigt sich vielmehr, dass die Zahlen, mit denen sogenannte "Wirtschaftswissenschaft" hantiert, schon bündig in den Klassenkampf eingebettet sind. Der Oberschicht, der Klasse der Eigentümer, kann es nämlich vollkommen egal sein, welchen Bruchteil eines Promilles sie für das tägliche Brot oder meinetwegen den Kaviar auslegt. Die Mittelschicht – jene höher bezahlten Angestellten, die eigentlich lohnabhängig sind, sich aber stets mit der Upperclass identifizieren, wird’s auch locker verkraften. Denen aber, die schon heute reichlich Monat übrig haben am Ende des Geldes, werden in Zeiten zurückgeworfen, die man noch vor kurzem für finsteres Mittelalter gehalten hat.

Obendrein sitzt die neoliberale Konfession der kapitalistischen Religion der Unterschicht wie die Bluthunde im Nacken. Die freundliche Staatsregierung der Einheitsfront Wachstum und Wohlstand® hat in Person ihres Finanzministers jüngst verlauten lassen, auch Nahrungsmittel mit der allgemeinen Mehrwertsteuer zu belasten. Dies würde Lebensmittel um weitere 11% verteuern. Allerdings nicht nur die, sondern ebenso u.a. Wasser, Miete, Gesundheitskosten und Bücher. Letztere mag man dem Plebs ohnehin nicht zubilligen und darf damit rechnen, dass der deshalb nicht aufbegehrt. Auf die anderen Waren allerdings kann er nicht verzichten.

Am Ende der Krise

Dieses irrsinnige Konzept ist die Verzweiflungstat am Ende der Krise, wo auch Keynes nicht weiterhilft. Für die Profite wird geschröpft und gewrungen, ausgequetscht und in die Verschuldung getrieben, was noch irgendwie Geld auftreiben kann. Der Rest muss halt klauen, betteln oder hungern. Ganz nebenbei wird allerdings die Inflation ordentlich angeheizt. Zwar kann man damit rechnen, dass die Sozialausgaben durch weitere Tricks und Streichungen nicht im gleichen Maße steigen. Man wird sie aber dennoch nicht stabil halten. Spannend ist die Frage, ob bzw. wann die Löhne steigen. Da die Gewerkschaften in den neoliberalen Korruptionskonsens einbezogen sind, dürfte erst nach deren Zerfall Druck von den Lohnabhängigen kommen. Bis dahin wird jede Karte ausgespielt werden, die zur Verfügung steht, um die Armen zu diskriminieren.

Es bildet sich also inmitten unfassbarer Produktivität ein neues Proletariat klassischen Schlages. Ungebildet, abgehängt, rechtlos und zunehmend mit der Sorge ums tägliche Brot befasst. Gleichzeitig findet eine Militarisierung der Innen- und Außenpolitik statt, die jeglichen Sinns entbehrt und mit eindimensionalen Feindbildern ‘legitimiert’ wird, die überall Bedrohungslagen® erzeugen. Egal, wo auf der Welt tatsächlich oder angeblich der Feind auftaucht, muss darauf militärisch reagiert werden. Es ist dabei absolut nicht zu ersehen, wo die 'Bedrohung' als nächstes auftaucht, nach welchen Kriterien sie beurteilt wird und daher, wo der nächste Einsatzort einer Angriffsarmee sein wird. Im Inneren muss das Volk immer strenger überwacht werden, um etwas zu verhindern, das noch nie passiert ist.

Politisch-ökonomisch erfüllt sich damit einmal mehr das Schicksal jedes kapitalistischen Experiments, wie es Marx bereits im 19. Jahrhundert analysiert hat. Es nimmt dabei beinahe exakt die Form an, die George Orwell in "1984" beschrieb.

18.01.2013

p.s.: Heute entdeckt Lindner das Lohnabstandsgebot, Merz fordert, "sich nicht in Transferleistungen zu überbieten", während Mieten und Lebensmittelpreise explodieren. Borbeck führt derweil "Krieg gegen Russland" und freut sich schon auf den gegen China. Es geht voran.

 
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Ich habe die Religiosität der protestantisch-kapitalistischen Ideologie vor 15 Jahren einmal am Beispiel Rauchen und Sucht illustriert. Der Wokism marschiert da in stramm sittlicher Strenge weiter, bis es nichts mehr gibt, das seinen moralischen Anmaßungen standhält.

Es keine Neuigkeit, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist. Sucht ist überhaupt meist ungesund. Dennoch gibt es Süchtige, die sogar ein wenig Lebensfreude auszustrahlen wissen. Man kommt ihrer Sucht nicht bei, und es hat noch keine Kultur gegeben, in der keine Drogen konsumiert wurden. Diese unsere aber hat die Fremdaskese entdeckt. "Gönne niemandem nichts" ist das Motto.

Kapitalmoral


So lässt sich wunderbar Geld verdienen, so kann man auch die Armen noch ärmer machen, denn die Verarmung der Kultur ist ja quasi Programm. Diese Art innerweltliche Askese ist so etwas wie die Rache der protestantischen Ethik am sexfeindlichen Katholizismus. Die Ablösung des Rheinischen Kapitalismus durch den angloamerikanischen Neoliberalismus wird so ganz angemessen begleitet. Im Ergebnis entsteht eine Gesellschaft, die (sich) jedes Vergnügen untersagt.

Diese Fremdaskese ist es auch, die immer nach Reinheit strebt und Sünde verfolgt. Allein der Verdacht, jemand könne gegen Regeln verstoßen, macht ihn zum Delinquenten; dabei sind die absurdesten Erfindungen neuer Regeln und Sünden ('kulturelle Aneignung', 'Meritokratie') gerade willkommen, weil es gegen das Maximum an Unsinn keine Argumente mehr gibt.

Das Beispiel "Meritokratie", das gerade im IT-Bereich von militanten Moralisten gegen jene ins Feld geführt wird, die den Wokies erst die Basis für ihre Twitterpranger und andere Schnellgerichte geschaffen haben, ist besonders amüsant. Bloß weil sie etwas extrem gut können, ist das keine Anerkennung wert. Vielmehr muss ihre Sprache streng überwacht werden.

Wir sind die Guten

Eine Minderheit ('Nerds'), die sich einmal eine Nische geschaffen hatte, in der niemand sie für ihre Macken diskriminiert hat, erfährt nunmehr, dass ihre Existenz rassisch und moralisch definierte Minderheiten beleidigt. Nicht minder dämlich ist das Dissen von Leuten mit Dreadlocks oder anderen reklamierten Äußerlichkeiten.

Es gibt nichts, was man nicht eifrig zur weiteren Atomisierung der Gesellschaft nutzen könnte. Der Linksrassismus ist reaktionär, destruktiv und eine immerwährende Steilvorlage für Kapitalisten, deren Ziel sie erst erreichbar machen: There is no such thing as society. Wer hier an Zufall glaubt, dem fehlt jede Phantasie.

Diese pseudeolinke Guerilla der Neocons oder Neoliberalen maßt sich dabei eine Gleicherheit an, die wir aus Animal Farm kennen. Ohne jede Legitimation bestimmen sie laut krakeelend darüber, welche Minderheit als gut zu gelten hat und welche als böse. Ihre willfährigen Mittelschichts-Spießgesellen in Politik und Medien setzen das dann in sprachliche Zumutungen um, die sich außerhalb der Peergroup solch Nützlicher Idioten niemand mehr freiwillig anhört.

 
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Nur, weil man weiß, dass alle realisierbaren Maßnahmen nicht fruchten, ist das kein Grund, das Elend nicht mehr zu beschreiben. Gerade in den Hochzeiten dieses Blogs (und der Bloggerei generell) war hier quasi täglich die Enteignung der Arbeiterklasse Thema, damals allerdings noch begleitet von Vorschlägen wie "100% Erbschaftssteuer" oder anderen Ideen, die innerhalb des Systems ansetzten und dabei schon deutlich aufzeigten, wie realistisch das ist.

Nun, die Enteignung geht weiter. Nicht nur ist ja Lohnarbeit als solche immer damit verbunden, dass die Früchte der Arbeit vieler ins Eigentum weniger übergehen. Selbst sozialdemokratische Ansätze, die das prima finden, müssen erkennen, dass die Ausbeutung (systembedingt) immer schlimmer wird. Je effektiver Menschen nämlich arbeiten – man nennt das auch "Produktivität" – desto übler werden sie ausgebeutet.

Die Reallöhne sind seit Jahrzehnten nicht gestiegen, was zunächst einmal bedeutet, dass die Teuerung die Lohnerhöhungen mehr als wettmacht. Die Arbeiterklasse verarmt. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Steigerung der Produktivität komplett dem Eigentum der Profiteure zukommt.

Ausgequetscht

Und dies, wohlgemerkt, in Zeiten, da hier mithilfe billiger Energie gewaltige Exportgewinne erzielt wurden, die wiederum Basis der Party waren. Was in den aktuellen Zeiten der Rezession folgen wird, sehen wir ja allmählich. Das übrigens bedeutet exakt "Zeitenwende": im Interesse des Imperiums und maßloser Aufrüstung in eine lang anhaltende Rezession zu gehen.

Der Traum vom Häuschen? Passé. Nur, wer schon welche hat, kann sich noch mehr davon leisten. Mieten? Steigen ohne jede Rücksicht auf Verluste. Energiekosten? Es wird feucht und kalt werden. Lebensmittel? Nur noch das Billigste. Renten? Wovon träumst du nachts, Genosse?

Die Arbeiterklasse, zumal diejenigen, deren Arbeit wirklich unabdingbar ist, wird, Verzeihung, mit dem Laternenpfahl von vorn und hinten gefickt. Wir können nicht mehr. Aber aus dem letztlich physischen Kollaps der Arbeiter zieht die Gesellschaft aka Märchenmedien noch immer den Schluss, dass wir weich und faul sind. Was braucht es eigentlich noch für die verdammte Revolution?

p.s.: Dasselbe in reddit, hier.

 
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Computer sind Rechenmaschinen. Was immer die Software, die auf ihnen läuft, annimmt und ausgibt, es wird alles irgendwann in Binärzahlen übersetzt und zurückübersetzt. Der Kniff besteht darin, die elektrischen Werte 'an' und 'aus' über Binärwerte zu bedienen. Aus Binärwerten lassen sich wiederum Dezimalwerte abbilden (Ziffern 0 bis 9) oder auch Hexadezimalwerte (0-9 und A-F), mithilfe derer man weitere Zeichen darstellen kann.

Was auch immer man damit macht, die Werte sind am Ende exakt; sie sind definiert. Es ist nur dieser Wert und kein anderer. Selbst, wo gerundet wird, geschieht dies nach unumstößlichen Regeln. Alles hat eine bestimmte Adresse, an der es gespeichert wird und wieder aufgerufen werden kann. Das unterscheidet Computer deutlich von menschlichem Denken, was wiederum für jedermann spontan erkennbar ist. Der Computer 'denkt' anders als ich und kommuniziert auch anders.

Lass fünf gerade sein

Mit Machine Learning oder neuronalen Netzen ist es nunmehr gelungen, die Illusion zu erschaffen, Maschinen könnten denken wie Menschen. Es wurde eine gewisse Ungenauigkeit erzeugt und ein System aus Eingaben und Ausgaben geschaffen, die menschlicher Kommunikation sehr ähneln.

Mithin ist es gelungen, unter Aufbietung höchster technischer Fertigkeiten und einem irrsinnigen Ressourcenaufwand die Illusion der menschlichen Dimension Ähnlichkeit zu kreieren. Diese birgt gleichzeitig eine eklatante Denkschwäche und ist weder mit Logik noch mit Mathematik verbunden.

Genau wie wir

Die Maschine wurde erfolgreich verblödet, und der Mensch erkennt: "Hey, die denkt ja wie ich!" Zu all den Grundirrtümern, die den Umgang mit dieser Technik prägen, gehört obendrein die Unfähigkeit, zwischen der Effizienz klassischer Computertechnik und den Auswürfen dieses Spielzeugs zu unterscheiden. Ernsthaft glauben Anwender, sie erführen durch dieses eine Art Wahrheit. Schlimmstenfalls glauben sie gar, das Ding hätte eine Persönlichkeit.

Nun, der Entwurf „Gott“ war ja auch recht unterkomplex. Am Ende aber, darauf kann man sich in der realen Maschinenwelt verlassen, werden Mensch und Technik wie immer dem Gesetz der großen Übermaschine folgen: Du musst aus Geld mehr Geld machen.

 
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Abb.:Chachipity bei Urhebers // Original ©Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Ein Krieg der bizarren Art, wie ihn nur der Kapitalismus in seiner absurden Anbetung des Eigentums auslösen kann, ist im Gange. Während ausgerechnet einer der größten Profiteure das Gruselmärchen erzählt, eine Menschheit sei in Gefahr, wenn seine Konkurrenz weiter Daten sammelt, ist längst erkennbar, dass auch bei Chachipity oder Stable Diffusion die Gesetze des Kapitals den Gang der Dinge bestimmen.

Allerdings trifft die Kapitalisierung der Bots auf einen Widerstand, der einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod nach sich zieht: Da die Dinger mit Massen von Daten gefüttert werden, deren Herkunft am Ende nicht erkennbar und vor allen nicht ausgewiesen ist, ist ein Urheberrecht im Angesicht des Treibens solcher Maschinen nicht mehr haltbar.

Kriegsrecht

Ganz im Kriegsmodus reagiert folgerichtig die eine Seite, wenn die andere – in dem Fall ganz harmlos – ihre Rechte geltend macht. Im Ernst droht ein Dealer sogenannter "KI-Trainingssätze" einem Urheber mit Schadensersatzansprüchen, weil dieser ihm den Gebrauch von ihm erstellter Werke untersagen will.

Wohlgemerkt: Der Urheber, so die Ansicht der KI-Coaches, schädigt die Gegenseite durch Einfordern seiner Rechte. Hier wird ein juristischer Mob losgelassen, den man sonst nur von der anderen Seite kennt, und es wird noch deutlicher als ohnehin schon, dass vom Zivilerecht nur mehr rauchende Trümmer bleiben, wo immer abstraktere Eigentumsansprüche für Profite sorgen sollen.

Alles ist Produktionsmittel. Alles gehört Eigentümern. Jeder Anspruch, der sich irgendwie aus anderen Ansprüchen von Eigentümern ableiten lässt, wird eingefordert. Den Eigentümern gehört etwas, weil ihnen etwas gehört, zu dem etwas angeblich gehört. Schon beim Urheberrecht geht es ja fast nie um Urheber, sondern um Rechteinhaber, die es von anderen Rechteinhabern erworben haben.

Keine Gefangenen

Jetzt gibt es also gigantische Bagger, die ohne Rücksicht auf diesen Schwachsinn einen neuen erschaffen, und jedes geschriebene oder gesprochene Wort zu einem Teil der Blablamaschine machen, jedes Pixel eines Bildes zu einem Element neuer Produkte, deren Benutzung dann eben Mietzins erfordert. Und – siehe oben – schon die unangemessene Ansprache an Ihre Majestät wird juristisch untergepflügt.

Die Gegenoffensive der Urheber kann nur eine Frage von Tagen sein, es werden keine Gefangenen gemacht. Wer immer schon mal wissen wollte, was es bedeutet, dass der Bürgerliche Staat mit seinem Rechtswesen die vornehmliche Aufgabe hat, Eigentum zu schützen: voilà!

 
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Selbstverständlich ist die Überschrift hier ironisch zu verstehen. Hier. Woanders nämlich keinesfalls. Das Lexikon der INSM etwa klärt uns auf:

"Eine unabdingbare Voraussetzung der Freiheit ist das Vorhandensein von persönlichem Eigentum." Der Übergang zum Produktionseigentum ist fließend, aus der Freiheit entstehen automatisch Kapitalismus und Wohlstand®:
"Dank der Umsetzung des Prinzips der Freiheit im ökonomischen Bereich (Wettbewerb) hat sich der Wohlstand der Menschen in vielen Ländern der Erde ständig erhöht."

Kein Recht ohne Eigentum

Dementsprechend kämpft die Arbeitgebervereinigung Gesamtmetall, Eigentümerin der INSM, auch für unsere Freiheit und Demokratie®, denn die wiederum bedeutet, dass das Kapital gefragt wird, ehe Parlamente Gesetze verabschieden.

So viel zum Selbstverständnis der ganz Anderen. Deren Haltung hat sich über die Jahre dahingehend verfestigt, dass wer hat, nicht nur hat, sondern auch keine Vertragspartner mehr kennt – diese sind nur mehr eine Art Frucht, der man den Saft ausquetscht, bis nichts mehr drin ist, und die man dann auf die Straße wirft.

Viele, auch ich selbst, machen derzeit die Erfahrung, dass die Freien, die in dritter Generation schwer geerbt haben oder auch sogenannte 'Wohnungsgesellschaften', die Mieten erhöhen. Das sei ihr Recht, meinen sie, weil es im Gesetz steht. Ob die Mieter sich das Wohnen dann noch leisten können, ist irrelevant, denn das ist ja nur ihr Recht, solange sie zahlen.

Freiheit muss sich lohnen

Nein, ihr Parasiten, solche Mieterhöhungen sind nicht euer fucking Recht. Das Gesetz legt Grenzen fest, deren Überschreitung Unrecht ist. Der Umkehrschluss ist zwar juristisch zulässig, macht aber diejenigen, die ihre Vertragspartner damit ausbluten, zu Abschaum. Blöd seid ihr obendrein, weil ihr damit am Ende Verlust macht. Leerstand bringt nichts ein, und auch Obdachlosigkeit kostet. Sogar euch.

Aber so ist sie, die schöne neue Welt der Freien. Mein Geld. Mein Recht. Keine Gefangenen. Und das nennen sie dann auch noch Soziale Marktwirtschaft®. Es gibt zu wenig Ehrlichkeit in dieser Gesellschaft, denn sonst gäbe es diese postmoderne Form der Leibeigenschaft wenigstens offiziell.

Jeder hat das Recht, das er sich leisten kann. Wer nichts hat, gehört den Eigentümern. Nur die Sklaverei bleibt selbstverständlich abgeschafft, denn die wäre ja mit Kost und Logis verbunden. Das erwirtschaften die Sklaven doch gar nicht mehr. Dafür investieren wir nicht.

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