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Feynsinn hat sich gegründet als ein Blog, in dem auf der Ebene politischer Texte bürgerliche Kritik an Wirtschaft, Staat und Gesellschaft ins Extrem getrieben wurde. Der Weg war einfach und konsequent: Die juristischen Texte und das Narrativ ernst nehmen und mit der Wirklichkeit konfrontieren.

Hier war oft die Rede vom "Kreidestrich", jenem, den zu überschreiten sich heute fast kein selbsternannter Linker mehr traut. Auf der anderen Seite liegt die endgültige, weil notwendige Abwendung vom Kapitalismus, die Erkenntnis, dass er Demokratie, Freiheit, Rechtlichkeit immer die Luft zum Atmen nimmt, sobald er seine Profite nur mehr mit Gewalt und Krieg sichern kann.

Keine Linke diesseits

Dazu hilft es nicht nur, Marx zu lesen und und zu verstehen oder wenigstens jemanden zu fragen, der sich damit auskennt. Weil ich es aber immer abgelehnt habe, aus der Warte des Besserwissers andere Positionen von außen zu kritisieren und vielmehr die Immanenzkritik befürworte, habe ich hier einige Jahre Anlauf genommen, bis es für jedermann ersichtlich nicht mehr zu vermeiden war, über den Kreidestrich zu treten.

Eines meiner Lieblingsbeispiele aus der Zeit des Anlaufs war der Artikel "100% Erbschaftssteuer". Würde man nämlich wirklich etwas mithilfe von Reformen ändern wollen, so müsste man als eine der vornehmsten Maßnahmen dafür sorgen müssen, dass sich keine Dynastien mehr fortpflanzen oder bilden. Sie reden von Demokratie, Gleichheit und Leistung und erhalten doch Jahrhunderte alte Herrschaftsstrukturen – oder eben:

Das Drama der bürgerlichen Gesellschaft ist ja, dass sie Gleichheits- und Freiheitsrechte postuliert, die sie aufgrund ihrer Eigentumsverhältnisse gar nicht einlösen kann.“ (Raul Zelik)

Mal wieder soweit

Wie korrupt und kaputt der Wertewesten ist, kann man an jeder Ecke beobachten, sei es in Form von Milliardären, die sich unter dem Label "Familienunternehmen" Politik kaufen oder einer EU, die in der Tat alles nach Kräften zerstört, für das sie einmal offiziell gegründet wurde.

Man hätte es kommen sehen können, spätestens, als die EU den Friedensnobelpreis zugeschachert bekam, so wie Kissinger, Le Duc Tho oder Obama. Spaß am Töten ist wohl Grundvoraussetzung für diese Auszeichnung, und die EU als dümmster Auswuchs des Wertewestens ist inzwischen auf Weltkrieg gebürstet. So endet das immer mit dem Kapitalismus. Vielleicht wird sich irgendwer nach dieser Runde daran erinnern. Falls jemand überlebt.

 
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Massenproteste vertreiben kapitalistische Heuschrecken. Wann und wo mag das passiert sein? Quasi hier und jetzt. Doch, das geht, nämlich da, wo sie noch zusammenfinden. Die Atomisierung der Gesellschaft hat dagegen im Alltag genau so fatale Folgen wie die Verdichtung einer bestimmten sozialen Gruppe als Manager der Macht.

Ausgerechnet exakt jene Mitte der Mitte der Mitte, die in Politik und Medien völlig überrepräsentiert ist, hat sich von ihren Verbänden auf die Straße schicken lassen 'gegen Rechts'. Dies folgt nur mehr Reflexen, Freund-Feind-Schemata und ist eine weitere Machtdemonstration dieser Mischpoke. Dabei sind diejenigen, gegen die sie sich da demonstrieren, kein Stück faschistischer als sie selbst. Aber um das zu klären, bedürfte es einer Theorie, die von ihnen keiner mehr hat.

Dass eine Masse zumindest Teil einer Revolution war, gab es zuletzt in Ägypten, wo die Ultras diverser Fußballklubs ihr Scherflein zum Sturz von Hosni Mubarak beitrugen. Es gibt kaum mehr Gewerkschaften und schon gar keine Parteien, schon überhaupt nicht in Deutschland, die nicht 200% staatstragend wären. Es gehört sich auch nicht, sich mit dem Kapital anzulegen, mit den Investoren und Leistungsträgern. Das tut man nicht.

Ultras

Die große Mehrheit derer, die andere Werte pflegen, denen der Dreck unter den Fingernägeln eher Ehre als Schande ist, die am Ende des Geldes noch viel Monat übrig haben oder sonstwie einfach anders sind, findet nicht statt. Sie wird entweder nicht repräsentiert oder gleich als Freaks bloßgestellt. Selbst in den Betrieben, den Gewerkschaften und ehemaligen Arbeiterparteien gelten sie als Verlierer, wo nicht als Schmarotzer.

Je weniger gebildet die mit den Abschlüssen sind, desto weniger erkennen sie diese Wirklichkeit, igeln sich immer weiter ein, halten die einen draußen und die anderen oben. Wie soll sich da noch irgendeine Masse finden, die ihre Interessen zusammen artikulieren und durchsetzen kann? Nun, es gibt Zufälle, da funktioniert das noch.

Und schon wieder kommen die Fußballfans daher – eine wirtschaftlich unverzichtbare Gruppe, die Woche für Woche solche Massenaufläufe hinbringt, dass man sich mit ihnen besser nicht anlegt. Ein Ärgernis; denn man kann sie als Gesamtheit nicht zu Extremisten erklären oder zerschlagen, denn das wäre das Ende eines Milliardengeschäfts.

Geht doch

Ausgerechnet die haben jüngst die Heuschrecken des Kapitals verjagt, und zwar mithilfe von Tennisbällen. Die Milliarden, die in der Deutschen Fußballliga gemacht werden, haben 'Investoren' auf den Plan gerufen, die einen Vorschuss auf Fernsehrechte zahlen wollten, um sich das mit einem schönen Zins wiederzuholen – als ob das irgendwem irgendwie nützt! Dennoch wollten viele Klubs das schnelle Geld. Allein: Die Fans waren dagegen, auch diese Hanseln noch am großen Geschäft zu beteiligen, das sie letztlich finanzieren.

Also flogen in jeder Partie immer wieder Tennisbälle aufs Spielfeld, wurden Banner aufgehängt und Gesänge angestimmt, bis sich der Pöbel in Nadelstreifen angewidert zurückzog. Ja, vermutlich werden sie um eine andere Ecke wiederkommen, aber bis dahin war es schön wie ein Bahnstreik.

Jetzt kann man warten, bis solches Verhalten auch kriminalisiert wird, man aus Gründen der Sicherheit und Ordnung Fanorganisationen zerschlägt und die Sitzheizungen für die Parasiten aus Steuergeldern finanziert. Vielleicht kann man aber daraus auch etwas anderes lernen.

 
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Die Atomisierung der Gesellschaft birgt nicht nur Risse im Konzept; sie ist das Endstadium des totalen Kapitalismus, dessen Widersprüche in eine tödliche letzte Runde gehen. Während erfolgreich beinahe alle Formen von Kollektiven verteufelt und Individualität vergöttert wurden, zeigt sich aktuell, wie verzichtbar Individuen am Ende doch sind.

Wie immer, wenn die nackte Gewalt regiert, wird der Einzelne zum Exemplar. Er wird, wenn überhaupt, mit anderen in Zahlen zusammengefasst. 100.000 Tote und Verletzte oder mehr? Das ist so in der Freiheit. Ab und an wird einer ans Licht gezerrt und als Held markiert. Dass selbst die Helden nur Verbrauchsmaterial sind, weiß der Propagandist und wirft die Schaumkanone an.

Der Widerspruch könnte nicht krasser sein als er in den Zwangsrekrutierten des Westens in Erscheinung tritt. Zum Sterben an die Front gezerrt, um für Freiheit und Demokratie einzustehen – wie soll das gehen? Derweil wird der Widerspruch gegen Krieg und Aufrüstung kriminalisiert. Die Orwellsche Wende kam auch gar zu schnell: Gestern noch nie wieder Krieg, heute Krieg ist Frieden. Der Syllogismus drängt sich auf: Nie wieder Frieden!

Himmelfahrt

Das ist nicht zu kitten, die neue Ideologie wäre nur mit Gewalt durchsetzbar. Hatten wir alles schon: Für Volk und Vaterland, mit Gott und dem Führer. Das kannst du aber mit einem atomisierten Volk nicht machen, zumal – was die vermeintlich herrschenden Funktionsmöbel in ihrer Echokammer weder hören noch sehen – das Gros der Bevölkerung nicht in ihr Weltbild integrierbar ist.

Die Konsequenz wäre nicht minder fatal: Lässt der Kapitalismus die letzte Maske fallen und zwingt die Menschen in Kollektive unter die Befehlsgewalt der Junker, lässt er jedes Versprechen einer individuellen Freiheit fahren und öffnet obendrein die Perspektive dafür, dass Menschen aufeinander angewiesen sind und das Kollektiv die eigentlich organische Einheit ist.

Sie würden also erfahren, dass das Kapital sie nur benutzt, dass ihre vermeintlich individuelle Freiheit nicht existiert und dass sie Teil von Kollektiven sind, mit sehr allgemeinen menschlichen Interessen, die das Kapital kein Stück interessiert. Ausgerechnet der Endkrieg um Profite und die damit einhergehende Militarisierung erzeugen eine vorrevolutionäre Situation. Wahrlich interessante Zeiten.

 
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Als ich zur Kenntnis nehmen durfte, dass der Darsteller des Bundesfinanzministers kundtat, man müsse ungeachtet der Inflation jetzt einige Jahre lang die Sozialleistungen einfrieren, mithin wieder einmal bei den Ärmsten kürzen, um nämlich die Rüstungsindustrie noch fetter zu päppeln, fiel mir der obige Titel ein. Dachte ich noch eine Sekunde darüber nach, ob das passe, wurde ich umgehend bestätigt.

Wie hier nachzulesen ist, wird nämlich nicht nur der Zusammenhang bestätigt, sondern ausdrücklich der Inhalt: "Kanonen und Butter – das wäre schön, wenn das ginge. Aber das ist Schlaraffenland. Das geht nicht. Sondern Kanonen ohne Butter." Das diktiert das Kapital gleich selbst. Alle Ampeln stehen auf Grün. Herzlich willkommen im Faschismus!

Geschlossene Front

Dass Renten noch ausgezahlt werden, ist auch so ein Luxus, den sich Staat und Nation im Krieg gegen Eurasien eigentlich nicht leisten können. Wer wissen wollte, was "Zeitenwende" eigentlich bedeutet, dem macht es die noch SPD-geführte Junta in Berlin deutlich: totale Entrechtung der Lohnsklaven unter dem Deckmantel der Drohung des Dämons aus dem Osten.

Das deutsche Modell – billige Energie aus Russland und konkurrenzlose Exportwirtschaft – wurde just vom Großen Bruder geschlossen. Davon ist so gut wie nichts mehr übrig. Da die Produktion von Endprodukten längst in Nochbilligerlohnstaaten ausgelagert wurde, ist tabula rasa. Last Exit Aufrüstung. Die ist freilich ein Verlustgeschäft und kann nur durch Geld Drucken und Löhne Drücken finanziert werden. Danach kann nichts mehr kommen.

Wer da noch eine Meinung hat, ist automatisch Gefährder; wer deutlich wird, delegitimiert® die Faschisten, die das für alternativlos erkannt haben. Die Extremisten im Internet und an der Wahlurne spielen nur Emmanuel Goldstein in die Hände. Man muss gut aufpassen, dass sie nicht zuhauf auf die Straße gehen, um für ihre eigenen Interessen zu kämpfen. Daher müssen sie niedergeschlagen werden, solange sie sich noch mit Ablenkungsmanövern beschäftigen. Gut, dass die Gewerkschaften längst auf der richtigen Seite stehen.

Udpdate
: Weitere Infos zu "Kanonen ohne Butter":
"Fettlücke" (Wikipedia über Rohstoffmangel und Propgramme im 3. Reich); Zitat: "Offensiv plädierte Goebbels Anfang 1936 an den Opfersinn der Bevölkerung, Verzicht zu leisten zugunsten der Aufrüstung: „Wir werden zu Not auch einmal ohne Butter fertig werden, niemals aber ohne Kanonen.“[22] Rudolf Heß benutzte das Schlagwort „Kanonen statt Butter“ in einer Rede am 11. Oktober 1936 und rief dazu auf, Versorgungsengpässe hinzunehmen und sich kriegsmäßig einzuschränken.[23] Hermann Göring wiederum, dem dieses Motto „Kanonen statt Butter“ fälschlicherweise zugeschrieben wird,[24] hielt eine „freiwillige“ Reduzierung des Fettverbrauchs um 25 Prozent für erforderlich.[25]"

"Der Spiegel" dazu (Video)

Original des Beitrags vom ifo-Chef bei Illner.

 
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"Krankenstand drückte Deutschland wohl in Rezession", orakelt Tagesschaum.de auf seiner Hauptseite und belegt den hohen Standard seiner journalistischen Qualität schon nach einem Klick, wo es dann heißt: "Drückte Krankenstand Deutschland in Rezession?" Spekulation, Weißmannicht, aber für die Propaganda reicht es auf jeden Fall noch.

Es ist schon bemerkenswert dumm, einen einzigen Parameter aus dem Wirtschaftsjahr zu isolieren, so zu tun, als wäre der beliebig variabel und diesen dann, je nach Wert, allein für die Tendenz verantwortlich zu machen. Das hieße nämlich, dass, selbst wenn alle Werte schlechter sind als in Vergleichsjahren, man jeden einzelnen beliebig herauspicken und dann so tun könnte, als hätten alle anderen Faktoren nichts damit zu tun.

Was hätten wir denn sonst noch für Erklärungen? Sinkende Exporte? Hohe Energiepreise? Sinkende verfügbare Einkommen und damit sinkende Nachfrage? Wirtschaftlicher Schaden durch Sanktionen gegen Russland? Ach was, das ist alles nichts. Die Blaumacher sind schuld. Die Würstchen, die neuerdings eine Erkältung zum Anlass nehmen, es sich bequem zu machen.

Keine weiteren Fragen

Erwähnte ich, dass das erbärmlich dumm und ebenso durchsichtig ist? Und dass es keineswegs dadurch besser wird, dass andere Mimi-Medien denselben Unsinn verzapfen, wie eben immer alle Mimi-Medien denselben Unsinn verzapfen? Der Pluralismus® der Mitte der Mitte der Mitte halt.

Das Schlimme an solchen ehemaligen Nachrichten ist die Offensichtlichkeit der Absicht. Man will glauben und glauben machen, was man da verbreitet. Jeder, der sich auch nur laienhaft mit Wirtschaft befasst, kennt die Probleme, vor allem jene, die uns in den kommenden Jahren bis Jahrzehnten noch gewaltig auf die Füße fallen werden, und diese Trommelschläger kommen uns mit Krankenständen. Das ist eine Beleidigung für jede Normalintelligenz.

Aber selbst, wenn man sich auch nur mit diesem Faktor beschäftigen will, fällt doch auf, dass nicht einmal der hinterfragt wird. Wie kommt es, dass er so hoch ist? Wo ist der Vergleich zu den Zahlen weltweit? Was haben die Krankenstände mit Arbeitsbedingungen zu tun? Warum sind diese offensichtlich so schlecht? Was muss man tun, um das zu ändern? Ist das überhaupt möglich?

Anständigen Journalismus erkennt man daran, dass er offene Fragen stellt, aus denen man etwas lernen kann. Propaganda erkennt man daran, dass sie einfache Antworten auf komplexe Probleme im Sinne bestimmter Interessen liefert. Diese durch Zwangsabgaben finanzierte Form ist dabei das größte Übel, weil sie nicht einmal in den verdienten Konkurs entlassen werden kann.

 
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Quelle: Pixabay

Im Rahmen von Covid19 hat die Welt erfahren, dass es Langzeitfolgen von Viruserkrankungen gibt, insbesondere Chronische Erschöpfung. Aktuell läuft ein Ferkel durchs Dorf und quiekt, das habe womöglich mit den Mitochondrien zu tun, was aber keineswegs neu ist. Auch nicht neu ist, dass Covid19 nicht der einzige Erreger ist, der solche Folgen zeitigt. Das wiederum veranlasst mich zu einigen Bemerkungen über sogenannte "Faulheit".

Schon vor Jahren schrub ich Folgendes:
"Fleiß ist eine jener ‘Tugenden’, die in einer Sklavengesellschaft den Unfreien zugedacht ist. Wer sich selbst knechtet, mehr noch als die Herrschaft es verlangen würde, gilt als tugendhaft. Diese Grundmoral der Ausbeutung ist ein Herrschaftsinstrument, das darum den Herrschenden schlicht nützt. Seine Übernahme als Ideologie der “Arbeiter” selbst grenzt an Irrsinn. Der Arbeiter, der stolz ist auf seine Arbeitsleistung, ist ein Sklave, der seine Unterwerfung vollständig verinnerlicht hat."

Radfahrer

Dabei bleibt die Sklavenmoral bekanntlich nicht stehen. Wer nicht arbeitet, sich drückt, Müdigkeit vorschützt, ist ein fauler Sack, mithin im Grunde lebensunwert. Ist er obendrein arbeitslos und entzieht sich seiner Aktivierung®, ist er Abschaum. Nun sollte man doch spätestens angesichts der Erkenntnis, dass viele Menschen durch solche Ansätze nicht aktiviert werden können, sehr wohl aber gequält werden, vielleicht differenzieren? ME/CFS ist dabei wahrlich nicht das einzige Syndrom, das fröhlichem Fleiß im Weg ist, sondern u.a. Depression in diversen Formen und manchmal auch einfach der verdammte Biorhythmus.

Wer aber nicht bei drei die entsprechende Diagnose zückt (und dafür noch immer verachtet wird), wird unterschiedslos gestresst und gequält, was z.T. die Depressionen oder Suchtkrankheiten erst auslöst, die den Teufelskreis in Schwung bringen. Obendrein sind viele undiagnostizierte Burnout-Opfer dabei, die man für ihr vergangenes Engagement doppelt bestraft. Eine feine Gesellschaft ist das hier.

Wenn ich höre, wie vermeintlich Fleißige und Wohlverdiener auf die Aussortieren herabspucken und sich erhöhen mit ihrer selbstverdienten Unmündigkeit, möchte meine Faust gern in ihr Gesicht und wird womöglich nur dadurch gebremst, dass die andere auch will und die beiden sich nicht rechtzeitig einig werden. Ich mache dann also darauf aufmerksam, dass diese Ideologie nur einen Zweck hat: nämlich sie, die Wohlverdiener, immer unter Druck zu halten, bis man sie eventuell auch ausspuckt. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du solidarisierst dich mit den Opfern oder du du fettest die Peitsche, die dich selbst antreibt. Das Spiel heißt "Klassenkampf".

 
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Jeffrey Sachs beschreibt in diesem Artikel (TP) die Seilschaften der US-Politik, ihre Funktionen und wie sie von ihren Strategien profitieren. Ein Gedanke meiner Lektüre war: Das wird doch ganz sicher wieder als "Verschwörungstheorie" etikettiert, und wer Sachs zitiert, ist ein Troll.

Der entscheidende Begriff in der Einordnung oben ist der der Seilschaft. Selbstverständlich bilden sich solche immer und überall, ob im Kaninchenzüchterverein, im Weltkonzern oder in politischen Zirkeln. Auf politischer Ebene gibt es dafür auch den Begriff "Tiefer Staat".

Seilschaft vs. Verschwörung

Damit ist nicht gemeint, dass in finsteren Kellern Gestalten mit Kapuzen Rituale abhalten, sondern dass es unter der Oberfläche relevante Strukturen gibt, die oft Regierungen um Längen überdauern. Das ist nämlich einer der Schwachpunkte einer Gewaltenteilung: Während der Vorturner nur befristet im Amt ist, gibt es reichlich Personal, das Jahrzenhte an wichtigen Hebeln sitzt.

Zudem gibt es eben die Macht, die niemand kontrolliert, weil sie im Bürgerlichen Staat gehegt und gepflegt, aber nicht eingeschränkt wird: Das Kapital. Darüber gibt es eine sozialdemokratische Erzählung von einer "Sozialen Marktwirtschaft", die aber ein Phantom ist. Tatsächlich sorgt der Staat in diesem Konzept nur für Stabilität zugunsten des Kapitals, die liberale Konzepte nicht herstellen können. Spätestens 2008 sollte das jeder kapiert haben.

So ist es dann konsequent auch mit den Kriegen. Das "Gewinnen" heißt da nicht Siegen, sondern Profit; was sonst? Jeffrey Sachs liefert eine kompakte Beschreibung der Konglomerate, die sich darum kümmern. Man muss sich jetzt nur noch klarmachen, dass das eine Entwicklung ist, die von keinem Willen getrieben wird, sondern dass Kapitalismus solche Strukturen aus sich heraus schafft und die personelle Besetzung beliebig ist. Ganoven sind sie, ja. Verschwörer braucht es da aber keine.

 
pnQuelle: Pixabay

Wirtschaft, Ökonomie, ist nicht jedermanns Sache. Eher fast niemandes. Ein Symptom dessen ist zum Beispiel, dass kaum je die Entwicklung des BIP in den Medien erwähnt wird, geschweige denn die Entwicklung der Reallöhne, während ständig der aktuelle Stand des DAX durchgetrötet wird, eine 'Nachricht' ohne jeden Hauch von Nutzen.

Ökonomie, ja. Ich fühle mich bemüßigt, auch an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, was ich in den Kommentaren schon oft schrub: Wie hoch war die Summe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in Burkina Faso 1970? Ich halte es für einen Skandal, dass kaum jemand diese einfache Frage beantworten kann: Die Summe ist immer null.

Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen und umgekehrt. Wenn der Staat sich nicht verschuldet, müssen es die privaten Haushalte tun oder die Banken oder die Industrie. Oder aber alle profitieren von Außenhandelsüberschüssen, womit wir beim deutschen Modell sind, das mit der Sprengung von Nordstream symbolträchtig in Rauch aufging. Es war ohnehin asozial, denn das stellte die 'Partner' in der Eurozone stets vor große Probleme; aber das ist ein anderes Thema.

Schuldenbremsbirnen

Was Kapitalismus ist, warum er immer krisenhaft sein muss, was das mit (Welt-)Kriegen zu tun hat, will ja ohnehin niemand wissen. Systemisch bedingt fallende Profitraten führen immer wieder zu Rattenrennen, Gewalt, Unterdrückung, Unrecht. Gleichheit, Basis aller Demokratie und Rechtsmodelle, kommt dabei von Anfang an unter die Räder.

Faszinierend ist aber ebenfalls – wir haben das in den Frühzeiten dieses Blogs episch durchgekaut – dass die Verteidiger und Profiteure des Systems selbst innerhalb ihrer eigenen Ideologie völlig ahnungslos herumwurschteln. So meinte jüngst ein nicht genannter Milliardär Folgendes:

"Wenn das Geld verteilt wird, wird es nicht investiert, wird es ausgegeben. Die Deutschen sind kein Land der Eigenverantwortung."

Das ist schon reichlich Bingo und noch viel mehr Bullshit. Es erinnert an Hans-Werner Sinns schlimmste tiefreligiöse Phase und die Jünger der Heiligen Kirche Nützlicher Idiotie aka INSM. Das Erbärmliche daran ist vor allem die absolut destruktive Dummheit darin. Der Herr glaubt an 'Investitionen' als allein seligmachende Ausübung der Frömmigkeit, in einer Lage, in der alle Welt von Kapital überschwemmt ist und niemand mehr weiß, wohin damit.

Gnädige Verblödung

Derweil verrottet die Basis, der Massenkonsum, von dem die Mimis in den Schreibstuben stets glauben, er folge einer "Kauflaune" und versiege wegen der Unlust seinesgleichen. Dass dahinter die schiere Not stecken könnte, fällt ihnen auf dem Weg vom SUV zum Bioladen nicht ein.

Inzwischen glauben vermutlich die Profiteure dieses Unsinns ihrer eigenen Propaganda. Geld ausgeben ist pfui. Höchstens fürs Nötigste wie Flüge zu wichtigen Terminen im Privatjet oder eben Investitionen, wie der Bau einer Villa mit Golfplatz. Aber keineswegs für Konsum, Kippen und Pils oder dergleichen. Sie kapieren nicht einmal, dass der stete Fluss von unten nach oben irgendwann versiegen muss.

Dem Pöbel Geld zum Konsumieren lassen ist Teufelszeug. Das glauben sie wirklich. Ihm gleichzeitig die Löhne zu drücken, die Mieten zu erhöhen, die Preise für Energie und Lebensmittel hochzutreiben, das sind alles Investitionen. Das kann nur gut sein. Das schärft den Sinn für Eigenverantwortung. Eine Voraussetzung für revolutionäre Situationen war stets die Verblödung der am Ende völlig weltfremden Herrschaft. Wir sind auf einem guten Weg.

 
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Einer der Besten der Besten der SPD, der im Soge des freien Falls kognitiver Kapazitäten in der politischen Kaste heute tatsächlich wie ein Genie dasteht, hat sich aus dem Off gemeldet. Wenn die Sonne tief steht, werfen Zwerge lange Schatten. Peer Sparbrück stellt fest, dass "seine" Schuldenbremse, die ihren Gummigeruch bis ins Grundgesetz verbreitet, vielleicht doch nicht nur eine Superidee war.

Nullen unter sich

In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass ich viel zu selten wiederholt habe, wie es mit diesen Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aussieht, bestehend aus Privathaushalten, Unternehmen, Banken/Versicherungen, Öffentlichen Haushalten und dem Außenhandelssaldo.

Die Summe ist nämlich immer eine schlanke runde Null. Das Vermögen der einen sind die Schulden der anderen. Verschuldet sich niemand, gibt es auch kein Vermögen. Verschuldet sich der Staat also ums Verrecken nicht, wird es sehr eng, zumal in Zeiten schwindender Außenhandelsüberschüsse. Bis dahin konnten die Großen komfortabel auf Kosten der Kleinen leben. Hätte uns doch bloß wer gewarnt:

Auf Kosten künftiger Generationen

(12/2019) Die Schuldenbremse tritt in Kraft. Das ist der glorreiche Sieg der Schwäbischen Hausfrauenhirne über jede Form ökonomischen Sachverstands. Selbst Marc Beise würde sich im Grabe drehen. Keine Schulden bei Nullzins, keine Investitionen der öffentlichen Hand, das ist Teufelszeug! Lang lebe das Schlagloch, hoch das digitale Mittelalter!

(12/2020, Corona) Geschockt von der Schuldenbremse aufs Subventionsgas umgestiegen, haben die Nützlichsten getan, was getan werden musste, und auf den größten Haufen geschissen. Autoindustrie, Lufthansa, Banken müssen sich keine Sorgen machen. Die mit den vielen Arbeitsplätzen werden jetzt auch versorgt – vom JobCenter. Es ist, wie es immer war. Großkapital lobbyiert sich in die Rettungskapseln, der Plebs wird durch die Luke entsorgt. Im Westen nichts Neues.

Gib dir die Kugel

(12/2022, "Russlandkrieg" ©Plappermädchen) Besonders absurd, dass diesmal obendrein nicht einmal die eigene vornehmlich profitiert, sondern die Milliarden in die USA fließen, von denen ohne ersichtlichen Nutzen Flugzeuge gekauft werden, die nichts verteidigen und selbst zur Abschreckung kaum taugen. Das strunzdumme Wort von der "dienenden Führung" begeistert selbst alteingesessene Verschwörungstheoretiker: Die Befehle kommen aus dem Ausland und ein autoritäres Regime setzt sie im Inneren um – oder was soll dieser Stuss sonst bedeuten?

Am Rande besteht ein kondebiler Finanzmini darauf, eine sogenannte "Schuldenbremse" einzuhalten. Wie sollen denn dann die hunderte Milliarden finanziert werden, wenn nicht durch das Auswringen längst trockener Bürger? Nach der Explosion der Mieten, der Energiekosten und einer Gasumlage®, die direkt Profite erzeugen soll – ohne Gegenleistung – werden die Steuern der Privathaushalte also angehoben für einen Krieg. Dieser schadet allen Europäern und wurde von vornherein so geplant, dass er möglichst großen ökonomischen Schaden anrichtet.
Da fährt selbst der Sparbrück aus dem Strumpf. Flieht, ihr Narren!

 
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In denn Kommentaren schrub ich: "Die CDU will (für Justiz und Verwaltung) "dringend benötigte KI-Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen". Das ist so ein Clusterfuck, da ist wirklich alles drin: Kolonialismus, verpeilte Kenntnis des desaströsen Zustands der deutschen Wirtschaft, null Ahnung von Technik sowie deren Folgen, komplette Realitätsverweigerung und die potenzierte Blödheit der einzelnen Inkompetenzen. Ein Land, in dem man gut und gerne untergeht."

Ich will das einmal kurz genauer betrachten:
Was ist eine "KI-Fachkraft"? Was überhaupt "KI" ist, hat noch nie einer dieser Dexperten versucht zu erklären. Ich finde, das ist eine strafwürdige Vernachlässigung der zu erwartenden Komik. "Irgendwas mit …", meint auch dieses Exemplar vermutlich, ganz versunken in der Tätigkeit solchen Meinens, die das Denken vollständig ersetzt hat, also irgendwas mit … Elektronengehirnen sicher.

Elektronengehirne

Ein Leser wies darauf hin, dass man ja schon in den 70er Jahren Computer "Elektronengehirne" nannte. Wie dem auch sei, wir haben es wie so oft mit Magischem Denken zu tun. Es gibt Leute, die all die Zaubersprüche kennen, mit denen die neuen Superwesen beherrscht werden können. Diese Zauberer leben im Ausland und warten nur darauf, hier für freie Kost und Rabattmarken (auf die Wohnungsmiete wird selbstverständlich nicht verzichtet) mit ihrer Expertise dem Deutschen Volk und seiner Wirtschaft zu dienen.

Mit den Produkten dieser Zauberei ersetzen wir dann die lästigen Mensch zu Mensch-Begegnungen in Justiz und Verwaltung. Der Untertan kann durch Maschinen viel effizienter ignoriert, gedisst und gedemütigt werden als durch echte Leute, die man noch für irgendwas verantwortlich machen könnte – und so billig! Die Zauberer schmeißen wir nach getaner Arbeit natürlich auch raus.

Das ist keine Satire, das meinen die wirklich. Dieses Ausland ist voller Leute, die alle in den Wertewesten wollen, und die Bestens der Besten wollen nach Deutschland. In ihrer Meinung gibt es sehr viel Glauben und keinerlei Platz für Fragen. Zum Beispiel, warum in der BRD ganz offensichtlich niemand mehr so ausgebildet wird, dass er irgendetwas kann, oder was dann wohl den Anspruch berechtigt, fähige Leute woanders zu klauen.

Spardiktat

Wieso automatisieren wir eigentlich nicht zuerst einmal diese Regierungen, Parlamente und Parteien? Hat das mal wer durchgerechnet, was wir damit sparen? Auch die Folgenabschätzung ist absolut positiv: Da ist keinerlei Schaden zu erwarten. Vom ersten eingesparten Budget kaufen wir dann armen Kindern Schokoladeneis.

Sparen müssen wir auf jeden Fall, denn dieser Laden geht gerade den Bach runter. Kein Know-How, keine natürlichen Ressourcen, keine Absatzmärkte für keine brauchbaren Produkte. Alle Hoffnung ruht jetzt auf dem KI-Inder, denn sonst können wir uns selbst eine neue Heimat suchen – und europäische Flüchtlinge wird auf diesem Planeten niemand mehr aufnehmen.

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