journalismus


 
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Seit behinderte Sportler nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen dürfen, weil sie Russen sind, mache ich auch mit. Ich finde das großartig, dass man endlich wieder sagen darf, was ist. Über den Russen zumindest. Der ist nämlich ein Viech, uneuropäisch und überhaupt unser Unglück.

Konsequent: Ein Kollege feiert, dass seine Firma Geschäfte mit Russland einstellt. Ich fände es auch super, wenn Franzosen und Engländer Deutschland wirtschaftlich isolierten und die Leute ins Elend stürzten, weil eine Regierung Höcke/Merz irgendwo Krieg führt. Ich wäre umso stolzer, wenn es diejenigen täten, die bislang Kriege in jedem Winkel der Welt als „Freiheitskampf“ begrüßt hätten.

Jetzt mitsterben

Ich liebe Krieg, Tod und Propaganda. Ich sammle jetzt auch Spenden für Somalia, damit wir da weiter die Küsten leer fischen und Leute, die auf unsere Schiffe losgehen, abknallen können. Komm, das sind keine Europäer, das sind Wilde, die unsere Handelswege stören. Ich spende auch gar nicht für Waffen, nur für Leichensäcke.
#humanitaer

Eine der Wochenschauen fragt unter Tränen: "Und wenn Tschernobyl sich wiederholt?: Das droht Deutschland, wenn Russland einen ukrainischen Reaktor beschädigt". Ja, was dann, du geographisch desorientierter Funktionsschwachmat? Wohin zieht der Fallout dann? Die Russenbestien werden ja wohl nicht die AKWs gesichert haben, damit genau das nicht passiert? Pah!

Eine kurze Unterbrechung für die relevanten Probleme, die gleich nach der Kriegsbegleitung kommen: Fragt ein anderes Kuh-Journal: "Wie sexistisch ist Künstliche Intelligenz?" Was soll man dazu sagen? Diese digital Neuronalen sind perverse Säue, die haben nix weg von LGBTQAJEINDZFWP. Teufelszeug. Wir brauchen dringend mehr künstliche Tugendwächt:_Innen*xe!

Mit allen Mitteln

Zurück zum Durchhalten: Unter den entlarvten Wehrkraftzersetzern ragt einer besonders hervor, von dem man sich endlich einmal Besseres erhofft hätte. Meint der, die Guten sollten aufgeben, weil chancenlos und daher tendenziell tot. Und so etwas war mal Bundesrichter.

Aus dieser Ecke weht dann wohl auch der Wind, der gute Taten blockiert. Fragt der nächste Jubelperser: "Eigentlich sollten die Vermögen Putin-naher russischer Oligarchen im Westen schnell eingefroren werden. Auch in Deutschland. Doch das hakt offenbar. Warum eigentlich?" Ja, warum eigentlich?

Das kann doch nur dieser verweichlichte Rechtsstaat sein mit seinen Gerichten und Gesetzen und dem ganzen unnötigen Tinnef für Verlierer. Ich bin – und jetzt mal Spaß beiseite – auch dafür, dass man jedem Milliardär ohne Rechtsgrundlage sein ergaunertes Vermögen spontan abnehmen darf, ohne dafür auch noch einen Richter anrufen zu müssen. Das wäre ganz nach meinem Geschmack – und die allermeisten Kriege obsolet.

 
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Ich hatte heute eine unschöne Auseinandersetzung hier in den Kommentaren. Dergleichen kommt vor, vor allem, wenn jemand moralisch unterwegs ist und mir dasselbe vorwirft. Nein. Ich denke nicht moralisch. Schon gar nicht, wenn es um Krieg geht. Niemals. Krieg ist das beste Beispiel überhaupt für die fatale Wirkung und den Nutzen von Moral.

Um das bürgerliche Ritual der Begründung zu bedienen, schießen die moralischen Stalinorgeln aller Seiten vor jedem Krieg unentwegt ihre Rechtfertigungsgranaten den künftigen Opfern realer Waffen um die Ohren. So auch jetzt vor dem Einmarsch in die Ukraine. Die Atlantikerpresse hat, so sie denn Einfluss hätte, das Ereignis hysterisch herbeigeschrien – und tut dann noch überrascht, wie umfassend absurd!

Die Guten

Was die hiesige Presse veranstaltet hat, ist die giftigste Mischung, die man anrühren kann: Die aus Geheimdienst-Impfung, Moral und Propaganda. Resultat: Putin ist böse, böser, am bösesten und täglich noch bösester, darum will er Krieg. Kinderkacke, die nur zur Eskalation beiträgt. Wo war je auch nur ein gefärbtes Verständnis für Geostrategie, das unvermeidlich dazu hätte führen müssen, anders zu handeln oder das ganz nüchtern kommen zu sehen?

Diejenigen, die Machtspiele spielen, wie die USA und ihre NATO das mit aller Brutalität vor allem seit dem Niedergang der Sowjetunion tun, haben ein Faible für Moral. Dies ist Teil der Demonstration: Wir töten, bomben, foltern, unterwerfen für Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Wir bekämpfen ja das Böse, das geht nicht anders. 'Gut und Böse', das definiert Moral. Zum Teufel damit!

In der Welt der Erwachsenen sind andere Fragen relevant: Welches Ziel verfolgt wer, wie wichtig ist es ihm und welche Ressourcen hat er, um das durchzusetzen? Wir hören von ihm und vor allem seinen Stiefelleckern viele Worte über Rechte, Pflichten und Gründe; das ganze Zeugs eben, das die Medien der Kapitale so fleißig in den Ventilator schaufeln. Kinderkacke halt. Werdet erwachsen!

p.s.: Im Übrigen hätte dieser Rant von Fefe auch von mir sein können.

 
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Es ist schon lustig, wie über einzelne Messenger und deren Techniken im Laufe ihrer Geschichte berichtet wurde. Ich kann mich noch an IRC und ICQ erinnern, die in den 90ern der heiße Scheiß waren. Auch in diesem Bereich hat sich das Beste nicht durchgesetzt. Wer kennt schon Jabber – oder zahlt satte 2,99 Euro für Threema?

Zuletzt ging alles durcheinander, weil sich ein paar Angebote durchgesetzt haben, die auch öffentliche Formate vorhalten – die dort nicht so 'moderiert' werden wie bei Facebook. Berüchtigt wurde (hierzulande) vor allem Telegram, weil sich dort diverse Sprallos zu Haterclubs zusammengeschlossen haben.

Böse ist unsicher

Die in Sachen Inkompetenz bestens geschulten Vertreter deutscher Behörden und Medien, die im Grundstudium lernen, wie man technische Plattform und Inhalte verwechselt, finden hier eine wunderbare Spielwiese für krude Behauptungen, Dumlall, Unsinn, Verdächtigungen und eifrige Forderungen nach mehr Überwachung, autoritären Praktiken und zensurähnlichen Gesetzen.

Weil sie alles herauskriegen, haben sie auch knallhart recherchiert, wie unsicher Telegram ist. Money Quote: "Sicher ist, dass alle Chats und selbst Tastatureingaben auf Telegram-Servern landen und ausgewertet werden können." Nein! "Intime Inhalte [können] in sehr dubiosen Ecken der Welt landen." Ohgott! Heise spricht gar von "böswilligen Dritten", die Daten abschnorcheln können.

Bis hierhin alles wie gehabt. Da draußen sind sie böse, die unbekannten Russen suggerieren bloß Datensicherheit und auf ihrer Plattform tummeln sich Hater. Wie gut ist da doch Facebook mit seiner E2E-Crypto, an deren Hintertür nur die Guten® mithören. Und wo sie deine Daten schützen, indem eine Künstliche Dummheit alles filtert, was aussieht wie Titten oder wen Wichtiges stört.

Härter verbieten

Das alles aber ist ja noch immer Schale, kommen wir also mal zum Kern: Facebook, Google, Amazon, Ebay, Instaa, das ganze Geraffel, bei dem eure Leser, mit denen ihr das Kompetenzniveau so innig teilt, ihr Leben, ihr Inneres und Äußeres, Wünsche, Gewohnheiten, Bewegungsprofile et cetera et cetera bereitwillig abkippen – das ist also gut, sicher und prima? Da macht es einen Unterschied, was sie auf einem fucking Messenger mit angeschlossener Asocial Media palavern?

Ach ja, die sind ja nicht die Guten. Da hören die Bösenrussen® mit, so wie bei TicTac die Chinesen. Das. Ist. Gefährlich einself. Da muss man aufklären und nebenbei ganz neutral informativ gleich mal fragen, ob und wie man es "verbieten" kann. So wie er das halt macht, der Qualitätsjournalist*_:in.
Ich geh dann wieder ins Bett.

 
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Wie immer hetzt die hier nicht genannte 'Zeitung' allen voran und will Deutschlands Freiheit in der Ukraine verteidigen. Der Hindukusch ist ja jetzt frei von deutschen Musterdemokraten, die sich Hakenkreuze tätowieren und auf Leichen pissen; außerdem war das kein Gegner. Der Iwan muss wieder bluten. Dafür unterstellt die freiheitlich demokratische NATO ihm unisono die Absicht, ein potentielles NATO-Land okkupieren zu wollen.

Anjatanja pirscht sich derweil an Waffenlieferungen ins nämliche, von Faschisten und Milliardären regierte Halbland heran. Das ist auf jeden Fall gut für den DAX. Wir erinnern uns überdies, wie Russland schon zweimal deutsches Territorium zurückerobert hat. Diesmal aber sind wir mit den Guten im Bunde, die seit Jahrzehnten für Sicherheit und Freiheit sorgen, in Korea, Ägypten, Libanon, Laos, Vietnam, Kambodscha, Bolivien, Jordanien, Angola, El Salvador, Nicaragua, Libyen, Iran, Kuwait, Jugoslawien, Irak, Haiti, Afghanistan, Panama, Jemen und Syrien – gern auch mehrmals.

Friedenundfreiheit

Die Presse jubelt: FAZ, Tagesspiegel, Atlantik-Zeit sowieso, der Spiegel – alle wollen sie hart sein gegen den Russen, den Diktator, den Aggressor, der überall Krieg führen wolle. Das muss dieser Trick sein, nach dem die Vorbereitung eines Angriffskrieges strafbar ist, der Angriffskrieg selbst hingegen nicht – und die Guten vom Völkerrecht ausgenommen sind, wenn es Friedenundfreiheit® dient.

Was sie vorhaben, diese atlantischen Kettenhunde aus den Young Leaders-Programmen oder dem Vorstand der 'Brücke', man muss es sich fragen. Ihre Hetze ist so plump, dass es quietscht, und sie werden trotz aller Bemühungen nicht herbeischmieren, dass die Deutschen wieder "Ja!" schreien, wenn die Panzer rollen. Selbst wenn es den Michel kratzte, dass der Russe bös ist – wer soll denn glauben, dass er sich fröhlich verdampfen ließe für die fucking Ukraine?

Westliche Werte

Die hirnlosen Kapitalroboter wissen vielleicht selbst nicht, was sie tun und wozu, und folgen sicher wieder nur vorauseilend Befehlen. Die Lösung ist aber nicht so schwierig: Die USA führen einen Weltkrieg, weil sie an der Klippe stehen. Hegemoniestreben werfen sie ernsthaft Russland vor, es ist zum … Schießen. Der Krieg ist längst im Gange, es geht nur noch um die Frage nach der nuklearen Option.

Dass am Ende allerdings sehr reale Bomben, selbst die ganz dicken, fliegen können, scheinen die widerlichen Hetzer nicht zu bedenken, oder ihre faschistische Gesinnung geht tatsächlich wieder so weit, dass sie die totale Vernichtung anstreben. Und während sie die Panzer an die Grenzen Russlands heranrollen, droht auf der anderen Seite Donald Trump, der auch nur eine Variable für jeden anderen durchgeknallten Faschisten ist. So sieht es aus 2022, und das ist der Qualitätsjournalismus, der ihn uns erklärt.

p.s.: Hier noch einmal eine Übersicht über die Ausweitung des russischen Imperiums seit 1999.

 
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Seit fast zwei Wochen warte ich darauf, dass mein Bekannter mein Auto repariert. Es ist irgendwas mit der Lichtmaschine. Er hatte mir zugesagt, sich kurzfristig darum zu kümmern, dann aber den Termin schon zweimal abgesagt. Ich brauche die verdammte Karre und bin völlig mit den Nerven runter.

Ich muss damit zur Arbeit fahren, das ist schon eigentlich gar nicht machbar, da mit den Öffentlichen hinzugurken. Klar meint mein Arbeitgeber®, ich hätte pünktlich da zu sein und wartet nur darauf, mich abzumahnen, wenn ich es nicht hinkriege. Das ginge ja vielleicht noch irgendwie, aber ich muss nachher meine Tochter aus der Schule abholen. Geht nicht. Völlig unmöglich.

Ich bin also davon abhängig, dass sich entweder jemand um die Kleine kümmert oder mir jemand einen Wagen leiht. Eine Reparatur in einer Werkstatt kann ich mir nicht leisten, also bin ich von meinem unzuverlässigen Bekannten abhängig. Ich stehe völlig neben mir. Und wenn ich das Unmögliche nicht hinkriege, verliere ich entweder meinen Job oder meine kleine Tochter steht stundenlang vor der Schule und wartet.

Wie Sie jetzt von Ihrer Ausbeutung profitieren

So ungefähr könnte die Beschreibung eines Alltags aussehen, die Schilderung von Problemen, die für Millionen relevant sind. Was hören, sehen, lesen wir davon? Bürgerlicher Journalismus, die Bezeichnung sagt schon alles, ist ein schrumpfender Mikrokosmos. Er ist fast durchgängig Symbolpolitik, Konsumanreiz und Selbstoptimierungskult. Für die Ausgebeuteten hat er nur Zynismus übrig, gern in der romantisierenden Art.

Da werden die Frühaufsteher®, die Sozialberufe und Sympathieträger noch einmal ausgebeutet, als sei die Hetze des rechtsgerichteten Boulevards eine Wohltat, für die man obendrein noch einen satten Euro hinlegen soll. Und selbst die gemäßigte Journaille hält es ernsthaft für angemessen, Menschen, die sich kaputtschuften, dafür mit Applaus zu entlohnen.

Inhaltlich siehe oben, wird die Trommel für Kriege geschlagen, Wirtschaftsmythologie für Aktienbesitzer zelebriert und Wellnessmüll für die Mittelschicht verklappt. Wo aber ist die Realität der Arbeitslosen, Alleinerziehenden, Ausgebeuteten, Gegängelten, Abgehängten, der Ausländer, der Kleinstselbständigen, der Verlierer, kurz: der Mehrheit? Lasst doch mal einen 'Freien', dem ihr ein paar Hundert Euro im Monat zahlt, aus seinem Alltag berichten anstatt von der bunten Scheinwelt hinter der Möhre vor seiner Nase.

 
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Vor exakt soundsoviel Jahren schrub ich Folgendes:

Endstadium Kapitalismus, Endstadium Verlagspresse, Endstadium Demokratie. Wie der Faschismus noch den Staat vernichten muss, mit dessen Mitteln er die Menschen unterjocht, so ist die Propaganda noch um vieles schneller fertig mit der Wahrheit. Es bleibt etwas, dass sie zu glauben aufgibt, am Ende mit Gewalt, aber das bringt dann schon niemand mehr mit Wahrheit in Verbindung. Die Wahrheit der Partei ist keine, sei es die der NSDAP, die der KPdSU oder die der transatlantisch-neoliberalen Einheitsfront.

Was da jetzt 'kommuniziert' wird, ist Metagetrolle. Wie die Trolle werfen sie ihren Feinden vor, was sie selbst tun. Wie bei Trollen bleibt ihr Wissen pures Selbstverständnis ohne Beleg und gegen jede Vernunft. Wie bei Trollen geht es darum, eine Agenda zu setzen und das Resultat zu bestimmen. Sie trollen also, was das Zeug hält, und werfen allen, die sich dem nicht anschließen wollen, vor, Trolle zu sein. Sie haben sich ganz offiziell davon verabschiedet, jemanden überzeugen zu wollen oder nach der Wahrheit zu suchen. Die soll vielmehr jetzt von Staats wegen festgelegt werden.

Abweichungen sind bestenfalls zu zensurieren, und wenn das einmal durch ist, muss der Delinquent spätestens im Wiederholungsfall bestraft werden. Als die allerersten Bücher gedruckt wurden, hat exakt dies der Klerus versucht, und obwohl die Zahl der Werke äußerst übersichtlich war, ist er damit gescheitert – genau so wie jede andere Diktatur mit ihren Dogmen. Aber jetzt wollen sie es mit dem Internet versuchen. Der Justizminister höchstselbst hat da seine faschistische Gesinnung offenbart, und – welche Überraschung! – es ist ein Sozialdemokrat.

Verschwörungsleugner

Zudem hatte man just herausgefunden, "Populismus" sei "die größte globale Gefahr". Der Weg, den die Medienblase schon vor Jahren gegangen war, hat sie von der Gesellschaft gespalten, nachdem sie sich längst von der Wirklichkeit getrennt hatte, wo nämlich das Narrativ (bestes Beispiel: das atlantische, zumal in Bezug auf Russland/Putin) stets Vorrang vor jedem Zweifel hatte.

Auf die Abweichung des Meinungsbildes in 'Sozialen Medien' reagierte nun unisono der (vermeintliche) Mainstream mit wüsten Vorwürfen, weil die Abweichung von der Realität dort eine andere war als die auf ihrer Seite. Das waren schon in der harmlosesten Form (die obendrein der Wahrheit näher sein konnte) "Verschwörungstheorien". Heute, wo solche eine relevante Verbreitung finden, ist das Pulver verschossen und der Vorwurf des Realitätsverlust geht da, wo er zutrifft, ins Leere.

Das alles verdankt sich, wie oft genug erklärt, der Filterblase eines Mittelschichts-Journalismus, der seinerseits keinerlei Berührungsängste hat mit Geisterglauben und krudestem Unfug; Stichwort: Steiner/Waldorf, Homöopathie und Astrologie. Wer so etwas hegt und pflegt, ist als Disksurswächter, 'Gate Keeper', so qualifiziert wie ein Pfaffe als Babysitter. Euch kann keiner mehr etwas glauben, und das ist die furchtbare Wahrheit am Wort "Lügenpresse".

 
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Im Blogarchiv, vor allem dem aus den ersten Jahren, finden sich tausende Artikel, die sich mit Details der je aktuellen politischen Situation befassen. Ich selbst kann das nicht mehr, weil es keinen Sinn macht, täglich den Puls an einem toten Gaul zu messen. Aktuell kann ich das aus Gründen der Befindlichkeit noch weniger, aber der allgemeine Trend überrollt die noch ganz locker.

Niemanden interessieren mehr Details, weil sich zwischen lethargischem Abfinden aus gewohnter Gefolgschaft, lethargischem Abfinden aus Resignation, lethargischem Abfinden aus der Einsicht in die Alternativlosigkeit und lethargischem Abfinden aus Entzehrung keine Beteiligung an politischen Prozessen mehr konstruieren lässt. Es ist wie eine kirchliche Messe, die in einem bizarren Kultus vor Atheisten zelebriert werden muss.

Alternative Medien für Deutschland

Corona saugt die letzten Ressourcen auf, weil manische Pseudointellektuelle sich lieber in psychotischen Trotz hinabreißen lassen, als sich auch nur in die Nähe einer Analyse des Zustands zu begeben. Nicht, weil sie resigniert haben, sondern weil sie nie damit begonnen haben. Jahr für Jahr habe ich mangelnde bzw. fehlende Analyse beklagt bei denen, die sich "links" nannten. Jetzt ernten wir die Früchte dieses Desasters.

Ich dachte, ich sei selbst nur zu schwach und zu verbraucht, um das noch mitzumachen, aber ich sehe, dass da draußen kein bisschen mehr Energie ist, um die Dekadenz wenigstens dokumentarisch zu begleiten. Welch eine Horde von Versagern, wobei die abhängigen Lohnempfänger der Massenmedien wenigstens noch einen guten Grund dafür haben. Sie leben ja davon.

Was 'alternative Medien' derzeit nichtleisten, ist nicht einmal mehr durch eine mittelschwere Depression zu erklären. Das ist intolerabel. Ich meine damit nicht bloß – aus Sicht der Mehrheitsfraktion quasi – das Abkippen in trotziges Gehabe und Verschwörungstheorien, sondern nicht weniger die Vernachlässigung all dessen, was ja weiterhin passiert in der Welt. Keine Zeit für Realität, wir sind im Widerstand®.

Kein Thema

Nehmen wir einmal die Katastrophe in der Pflege. Nehmt ihr das eigentlich wahr da draußen? Es gibt übrigens viele davon, zum Beispiel in der Erziehung. Habt ihr mal erwähnt, dass Leute dort ebenfalls bis aufs Blut ausgebeutet werden, weil sie in unterfinanzierten Kommunen um Fälle konkurrieren müssen, während die Kirchen noch das Ihre zum Dumping beitragen? Habt ihr mal geguckt, was eine Erzieherin 'verdient'? Und dann gibt es inzwischen noch Chargen darunter, die noch schlechter bezahlt werden.

Ausbeutung, anyone? Schon mal von gehört? Mal überlegt, wo die herkommt? Mal festgestellt, dass das noch nie besser geworden ist, egal wer regiert hat? Dass vielmehr ein Systemzwang Hand in Hand mit einer mörderischen globalen Konkurrenz tobt und zum Beispiel die NATO da eine nicht ganz untergeordnete Rolle spielt? Wir haben jetzt eine Bundesregierung, in der sogar die 'Linken' (sie malen fleißig Sternchen) den Fahneneid auf das Imperium erwarten. Alles kein Thema für euch?
Jämmerliche Versager!

 
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Ist eigentlich das, was in den Massenmedien massenhaft mediert wird, dadurch schon relevant? I mean: Wir pandemieren jetzt seit fast zwei Jahren und immer noch lese ich Coronacoronacoronacorona; Inzidenzen, Flatulenzen, Maske ja oder nein, aber wer denkt denn an die Kinder!?!1

Erst kürzlich fiel mir dabei wieder auf, dass 'alternative' Medien die Agenda schlicht kopieren. Wäre da irgendetwas wirklich alternativ, fände es womöglich mal eigene Themen. Für einen Wimpernschlag der Geschichte erschien es mir, als könnten wir, in der Zeit, da es noch Blogs gab. Bevor Facebook, Twitter und Instaa ihren Shit in den Ventilator geschaufelt haben. Früher® halt.

Borjans for Future

Das andere Thema, Greta und Freitagszukunft, Rebellion mit Markennamen und Konferenzen von Idioten für Idioten – wir hegen die Luft ein, alles wird gut – ist eigentlich klassische Sozialdemokratie: So tun als ob, das Kapital gewinnt und am Ende sterben Millionen. Normalintelligente spielen Weltrettung für Normalintelligente. Der zwangsläufige Extremismus des Durchschnitts.

Dazu passen auch Überschriften wie "Walter Borjans – Der SPD-Politiker sieht mit dem Wahlsieg seine Mission als erfüllt an". Ach ja, eine Mission? Das war quasi sein Wahlsieg, als der von ihm maßgeblich als Parteichef verhinderte Scholz die Wahl gewann, weil die Anderen noch signifikant blöder waren und sich um Kopf und Kragen dilettierten? Ernsthaft?

Oder auch dieser Umstand: "Merz führt in Umfragen zum CDU-Vorsitz". Wie oft noch? Der brutale Unsympath aus dem Rachen des Großkapitals tritt so lange an, bis er zwar tot, aber endlich gewählt sein wird. Bislang hat noch immer eine Pfeife aus dem zweiten Glied die Nase vorn gehabt, er aber hält sich nach wie vor für den Geborenen. Na dann lasst ihn halt. Es sind eh keine Jedi mehr da, die ihn aufhalten könnten, und die Macht wohnt ja den Meistern inne. Da kann man nix machen.

 
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"Immer mehr" untertitelt das Hetzblatt beim Bäcker heute, und allein anhand dieser beiden Wörter kann man schon erkennen: Hier kommt die Lüge des Tages. "Immer mehr" ist Propaganda wie in "immer mehr Straftaten". Hat man schon einmal von "immer weniger Kriminalität" gelesen und dass man vielleicht "weichere Strafen" brauche?

Sie kämpfen für "Meinungsfreiheit", weil "immer mehr" Deutsche Angst haben. Angst, zu sagen, was sie denken. Ich glaube zwar keine Minute, dass das "immer mehr" sind, aber durchaus, dass viele sich fürchten. Dass sie befürchten, wenn sie sagen, was sie denken, könnten sie als Deppen dastehen.

Immer wieder wird das unsägliche Sarrazin-Narrativ bedient. Gemeint ist stets, dass der Gestank rechtsextremen, rassistischen, widerwärtigen Dungs auf den Verursacher zurückgeführt wird und dessen kognitiv vollgeschissene Hose keinen Respekt erfährt. Dung, der zudem gern der Kopfball dessen ist, für das ein Verblödungsblatt die Flanke geschlagen hat.

Helden, Deppen, Sensationen

Die Verlage profitieren von jeder Art Empörung; erst wanzen sie sich etwa an Kritiker® von Viren an, um sie am nächsten Tag als Abschaum darzustellen. Sie kämpfen für 'Meinungen', die sie ausbeuten können. Ob du der größte Depp bist oder der Held, ist egal. Wir brauchen Extreme, tagesaktuell.

Seit es sogenannten "Boulevard" gibt, gibt es den Streit darüber, ob man eigentlich oberstüblich restlos entkernt sein muss, um dessen Produkte – von meinem Geld!11! – auch noch zu kaufen. Nun, ich bin schon davon überzeugt, dass es ein oberes Limit für die Kunden gibt, die es womöglich für einen Akt von Freiheit® und Rebellion halten, die souveräne Kaufentscheidung zu treffen.

Den Kern bildet aber seit eh und je ein gelangweilter sensationslüsterner Voyeurismus, auf dessen Boden die nicht nur intellektuelle Verkommenheit sprießt.
Der anderen Seite möchte man fast einen feinsinnigen Humor bescheinigen, wo die größte Dreckschleuder einen Zwang zur Sauberkeit herbeideliriert. Furchtbar, diese linksgrüne Moraldiktatur – gut, dass sich jemand dagegen wehrt!

 
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"Das ist genau der Journalismus, der die Menschen interessiert. Sie wollen Nachrichten mit Unterhaltungswert. Da müssen Geschichten erzählt werden, in die man sofort einen Einstieg hat. Sex, Krimi, Hitler, das ist es, was ein Nachrichtenmagazin ausmacht."

Heute habe ich nach längerer Zeit einmal wieder bento aufgerufen, ihr wisst schon: Das ehemalige Nachrichtenmagazin, jetzt Pluscontent minus Content, mithin Headline, Hook, schon genug. Tatsächlich blieb ich an gar nichts hängen, das mich zur Lektüre animiert hätte, immerhin aber reichte es zu einigen Spasmen im gastrointestinalen Raum.

Gähn …

Inzwischen ist die Frontpage refreshed, und es fängt an mit ein bisschen Kabbala. Die Zahl sei sieben, sieben deine Zahl und sie sei sieben. Siebenmal Corona zum Einstieg, das ist ein Niveau, für das Schalke nullvier in der aktuellen Saison die Messlatte aufgelegt hat. 'Der Spiegel' macht den Limbo mühelos und tanzt unterm Parkett weiter. Immerhin bis hierher schon zweimal 'plus' aka mussmanehnichtlesen. Daneben noch dreimal 'plus', angeblich "top", vermutlich aber andersrum: Von denen meistverspeist, die dafür auch noch zahlen. Bah!

Dann Lobo, Schäuble, Macron, Lapid, Gates. Personenkult ohne Plus und Content. Außerdem noch viermal plus und wirres Zeugs; bis zum Höhepunkt muss man ganz schön tief scrollen: "Deutsche soll eigenen Tod vorgetäuscht haben – und wird offenbar von ihrem Pudel verraten". Jaa, das ist es, was wir wollen. Jahrhunderte alte 'Bild'-Witze, hemmungslos neu inszeniert. Noch tiefer gibt es nur das "manager magazin"; keine Ahnung, ob die das verdient haben.

Was mich ein wenig verwirrt: Ist das jetzt Zufall oder wieso finde ich da heute weder Titten noch Hitler? Man kennt sich ja nicht mehr aus. Vor zehn Jahren hatte ich noch mehr Spaß mit dem Trümmerhaufen, der inzwischen von der Brandstwiete zur Ericusspitze gefegt wurde. Damals durfte Jan Fleischhauer auch noch so richtig seinen faschistischen Dung dort verbreiten. Dann wurde es selbst dem zu bento. Keine Spur von Kunst mehr. Das kann weg.

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