geostrategie


 
ss

Im Rahmen der Hintergründe, die jedem anständigen® Bürger, der als solcher die Ukrainer bis zu deren letztem Mann unterstützt, als nur Putin nützlich verschwiegen gehören, weise ich nach dem gestrigen, schon einige Jahre alten Stratfor-Konzept auch noch einmal auf das der RAND Corporation von 2019 hin. Hier sind die Pläne einer gleichzeitigen wirtschaftlichen und militärischen Schwächung Russlands deutlich aufgeführt.

Die eifrigsten Neocons träumen gar von einer Aufspaltung Russlands in Kleinstaaten, den einfachen Fanatikern reicht es, Russland zu "ruinieren". Die Bereitschaft zur grenzenlosen Eskalation ist offensichtlich und hat Dimitri Medwedew, immerhin Vizevorsitzender des russischen Sicherheitsrats, zu der Aussage geführt, dass es für Russland wohl an der Zeit sei, alle Welt, die gegen die NATO ist, aufzurüsten, gern auch nuklear.

Tit for Tat

Die Konzepte und vor allem jene, die sie in deren Ableitung umsetzen, sehen keine Exit-Strategie vor und und haben häufig auch nicht alle Gefahren der Idee im Auge – wenn auch RAND durchaus vor möglichen Rückschlägen warnt. Die logische Konsequenz aus der Aufkündigung so vieler Verträge zur Rüstungskontrolle nützt nämlich nicht nur dem Imperium, das ungeniert produzieren kann, was es will, sondern auch den Bösen – deren Produktionskapazitäten längst die des Wertwestens um Längen übertreffen.

Auffällig ist in den letzten Tagen, dass sich erste Lampenpazifisten aus dem Dickicht trauen und gar Wehrkraftzersetzer in die Talkshow des österreichischen Klosterschülers Lanz geladen werden. Ein Oberst a.D. durfte dort jüngst das Geschwätz des braven Junkers Hofreiter nach Herzenslust in dessen attraktives Schnütchen rückführen. Dessen Schnappatmung ging im Transkript leider verloren.

Dass Mitglieder, prominente gar, einer "SPD" die Verzweiflung nach dem nicht unerwarteten wählerischen Arschtritt ausnützen wollen, um dem Laden ein vorzeitenwendliches Label wie "friedlich" anzuheften, geht derweil aber entschieden zu weit. Das nützt nur Mützenich. Der Heilige Pistolerius fällt noch vor Schreck vom beinahe einsatzfähigen Panzer.

 ss

Klick aufs Pic führt zu Youtube. Sie hören George Friedman, Gründer und bis 2015 Chef von Stratfor, inzwischen von Geopolitical Futures, zu Deutschland, Russland und der Ukraine (2015).
Hier gibt es ein Transkript.

p.s.: Der Chicago Council on Global Affairs ist übrigens eine dieser NGOs, die die Welt besser machen wollen. Philanthropen. Uneigennützige Bildungseinrichtung. Liebe liebe Menschen.

 
xx

Wenn das Gelage primitiv wird, werden Schnäpse gereicht und der Vorturner nötigt die Saufkumpane zum nächsten durch ein donnerndes "Ex oder Arschloch". Nicht nur Jungspunde, die meinen, da müsse man mitmachen, sonst sei mein kein Mann, können sich dem Gruppendruck solcher Rituale oft nicht entziehen. Das kann man seltsam finden, muss es aber zur Kenntnis nehmen.

Es sind ähnliche Strukturen zu erkennen in dem Konglomerat, das sich von der Spitze der Pyramide, den US-Neocons, bis hinunter in die Redaktion des ländlichen Käseblatts zieht. Jeder Halbgescheite hätte wissen können, dass eine Geopolitik nach dem Motto: "Die Ukraine muss gewinnen", alternativlos selbstverständlich wie alles, was die Neocons aushecken, schiefgehen kann.

TINA

Nun, da die Ukraine beste Aussichten hat, in absehbarer Zeit nicht mehr zu existieren, weil sie ihre fruchtbare Bevölkerung in Kanonen gestopft hat und den Stellvertreterkrieg, dem die NATO sie geopfert hat, unzweifelhaft verliert, ist guter Rat unmöglich, denn die Wirklichkeit wurde für inakzeptabel und daher irrelevant erklärt. Gesagt ist gesagt, das Wort gilt.

Militärisch, logisch und im Rahmen der Realität, wie sie für alle anderen gilt, sind daher zwei Möglichkeiten übrig: Entweder man lässt die Ukraine doch noch gewinnen, indem sie nicht verliert, weil Russland mit dem Rest der Welt in einem nuklearen Holocaust untergeht. Wie bei der Echternacher Springprozession haben sich die wertwestlichen Nihilisten dem bisher angenähert. Das spricht immerhin für gewisse Skrupel.

Sterben fürs Narrativ

Die Alternative wäre eine rein ideologische. Werfen wir aber zunächst einen Blick aufs Kapital: Die Chefideologen, die den Mümmelgreis im Oval Office rundum betreuen, bilden sich vermutlich wirklich ein, sie könnten die ganze Welt sanktionieren und damit Weltherrscher bleiben. Das Kapital, vor allem das europäische, hat bislang stillgehalten, wohl in der Aussicht, vom filetierten Russland zu profitieren. Das Filet rennt aber noch quicklebendig über die Steppe und hat die Hörner gesenkt.

Im Blick auf China scheint das Kapital daher bereits vorzusorgen und knüpft eifrig Kontakte. Sogar der Scholzomat macht da mit. Die Neocons isolieren sich also allmählich, während sie das Kriegsgeschehen und vor allem die mediale Aufbereitung noch bestimmen. Für sie ist die Welt eine große Erzählung, an deren Ende immer ihr Happy End steht. Die Lösung wäre also wohl die, der Welt zu erklären, wie tapfer die Ukraine gekämpft und den Dämon so geschwächt hat, dass der auf weitere Überfälle verzichtet. Nächstes Kapitel: Taiwan unprovoziert®.

 
xx

Quelle: Pixabay

Kollege Mersmann schrub ein wahres Wort:
"Die Freiheit des Individuums ist eine Voraussetzung einer freien Gesellschaft. Die bleibt aber nur solange frei, sie die Einsicht in das unabdingbar Gemeinsame bewahrt werden kann."

Über das Verhältnis von Kollektiven und Individuum habe ich vor Zeiten eine Seminararbeit verfasst, von der ich dachte, sie sei recht gelungen. Nachdem ich sie jüngst den Tiefen des Atari entriss, musste ich erkennen, dass es stilistisch ein furchtbares Geschwurbel wurde. Schade eigentlich.

Freiheit und Integration

Umso besser gefällt mir die Serie "Sich fremd sein", die vielleicht nicht zufällig meiner Ani das Herz gebrochen hat. Unter anderem. Die atomisierte Gesellschaft jedenfalls lechzt nicht nur nach Geborgenheit, ihre Selektion der Funktionsmöbel kriecht inzwischen auch unter den vermeintlichen Schutzschirm des autoritären Staates.

Sie und ihre Medien erzwingen die Illusion einer Gemeinsamkeit durch Vorurteile, Wiederholung und Glaubensbekenntnis. Wenn die rituellen Formeln dann zu sehr mit der Realität kollidieren, bedürfen die Jünger des Schutzes der Macht. Die Unterdrückung der Abweichler ist die letzte Stufe des Schutzes vor der Realität. Versagt auch diese, ist in der Tat Polen offen kein Halten mehr.

Fürsorge

Im zweiten Teil der verlinkten Serie schrieb ich: "Das Maximum an Gemeinschaft in dieser Sphäre ist die Koalition, die kurzfristige Verbindung von Einzelinteressen." Dieses Symptom der Atomisierung wirkt bis in die Kleinfamilien hinein. Womöglich rührt daher auch der Hass auf muslimische Gesellschaften mit ihren unzertrennlichen Großfamilien.

Überhaupt: Asiaten, Afrikaner, Muslime und Russen. Bei denen stimmt doch etwas nicht. Ihr Zusammenhalt kann nichts anderes sein als Zwang und Gewalt. Wir müssen das aufbrechen und ihnen die Freiheit® bringen. Dagegen wehren sich nur Feinde der Demokratie. Ihre Anführer sind Diktatoren.

 
xx

In der Tat bröckelt es nicht mehr nur, es zerfällt zusehends. Der Wertewesten hat in jeder Hinsicht ausgedient, was Gründe hat. Nicht nur verzichtet der Erfinder der Diplomatie seit Jahrzehnten auf diese und setzt stattdessen voll auf Hegemonie; Er hat auch durch seine blinde Ausbeutung der Restwelt seine ökonomische Basis zerstört.

Ausgerechnet in einem Krieg wurde deutlich, dass Natoland, das Konglomerat aus dem Kriegsbündnis und der EU, abgehängt ist. In einem Krieg geht es nicht nur um die militärische Ausrüstung – die Natoland auch völlig überschätzt hat – sondern vor allem auf die Fähigkeit, die für das Militär und seine Versorgung nötigen Ressourcen zu produzieren.

Ausgebeutet

Ausbeutung und Kolonialisierung der Welt durch den Wertewesten haben dessen industrielle Basis aber vernichtet. Arbeit und Produktion der Basisgüter ins billige Ausland auszulagern, hat dazu geführt, dass Natoland auf die BRICS angewiesen ist, die aus seinen schlimmsten Feinden (China, Russland, Iran) besteht. Dann war man noch so dämlich und hat sich von Russland als Energielieferant getrennt.

Zudem ist die Produktionsweise aufgrund der (alternativlosen) Profitorientierung ungenügend, vor allem im Krieg. Ist die Nachfrage hoch, steigen die Preise. Außerdem sind keine Reservekapazitäten vorhanden, denn die private Industrie produziert und lagert nur, was sie auch absetzt. Sie kann nicht mal eben ein Vielfaches produzieren, für das ohnehin die Rohstoffe fehlen. Ganze Infrastrukturen müssten dafür aufgebaut werden. China kann das, Russland kann das, Indien kann das. Natoland kann es nicht.

Ein Stamokap könnte das Problem langfristig 'lösen', bringt aber auch die Produktionskapazitäten nicht zurück. Es ist das, was wir gerade sehen: Haushalt und Infrastruktur werden der Kriegswirtschaft geopfert, die dennoch keine ernst zu nehmende Armee schafft. Worst of both worlds: Der Staat marschiert auf allen Ebenen in den Faschismus, der aber weder einen Wirtschaftsaufschwung mitbringt noch Raum im Osten.

No Future

Selbst eine offene Versklavung (Arbeitsdienst etc.) ersetzt kurz- und mittelfristig die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern nicht – vor allem jenen, die gerade 'sanktioniert' werden oder sich von den alten Kolonialherren abwenden. Hätten die BRICS die Absicht, den Wertewesten militärisch zu überrollen, so könnten sie das.

Was sie zurückhält, ist erstens, dass sie nichts davon haben und zweitens, dass der Westen über Atomwaffen verfügt. Er ist für sie aber keine Bedrohung. Selbst als Konkurrent ist er unterlegen. Kein Grund für Die Westerner, sich nicht weiterhin als Herrenrasse aufzuspielen.

 
xx

Abb.: Russ Pooteen segnet die Truppen.

Wenn Charlie, die Commies, der Vietkong den Krieg gewinnt, haben sie gesagt, wird er halb Asien überrollen. Das muss unbedingt verhindert werden. Mit allen Mitteln. Agent Orange, Phosphor, Napalm. Die Blutspur bis Kambodscha wurde damals ein letztes Mal von Kameras eingefangen, aufgezeichnet und aktuell veröffentlicht. Noch während des Krieges wurde klar: Eine einzige Lüge, ein einziges Massaker.

Die CIA-Anschläge lassen wir hier weg, auch einige Dutzend Scharmützel der Armeen des Wertewestens. Hier nur die Meilensteine, der nächste wäre Kuwait. Vor Vietnam hatten sie gelogen, aber diesmal musste es die Wahrheit sein: Irakische Barbaren reißen Babies aus den Brutkästen und zerschmettern sie auf dem Boden. Nach dem Krieg erwies sich das als professionelle PR-Produktion. Die Krankenschwester war die Nichte des Emirs.

Überall Hitlers

In Serbien musste ein Auschwitz verhindert werden. Hitler und Auschwitz markieren den jeweiligen Feind. Interventionsgrund für den Wertewesten einschließlich Bundeswehr: das Massaker von Rugowa. Vor Vietnam und Kuwait hatten sie gelogen, aber das waren ja die Amis. Dies war Europa. Nach wochenlanger Bombardierung serbischer Städte stellte man fest: Es gab kein Massaker. Nach einer Schießerei waren den Opfern die Waffen abgenommen und die Toten für die Aufnahmen drapiert worden.

Vor dem zweiten Irak-Krieg kam der US-MOD persönlich vor die UNO und 'bewies': Der Irak hat Massenvernichtungswaffen und will Millionen Menschen töten. Okay, so weit geht ja niemand, dass er offiziell die UNO anlügt. Nein? Doch. Das Ganze war von vorn bis hinten erfunden.

Vor Afghanistan haben sie gesagt, die dortigen Taliban unterstützen den Terror auf der ganzen Welt. Wenn wir sie nicht stoppen, ist niemand mehr sicher. Überall werden Horden von Muslimen Zivilisten abschlachten. Okay, vor Vietnam, Kuwait, Jugoslawien und Irak hatten sie gelogen, aber diesmal gab es schließlich Nine-Eleven. Nach zwanzig Jahren Bomben, Granaten, Raketen auf Zivilisten und auf Leichen Pissen heißt es schließlich: Wir sind dann mal weg. Die Taliban sind stärker als je zuvor. Von ihrem Weltterror keine Spur.

Der Teufel kommt uns holen

Syrien, so ließ der Wertewesten wissen, setze Giftgas ein. Okay, vor Vietnam, Kuwait, Jugoslawien, Irak und Afghanistan hatten sie gelogen. Aber diesmal sind es 'neutrale' wie Weißhelme und OPCW, die das bestätigen. Das kann ja nicht gelogen sein. Stellt sich raus: Das Ganze wurde verfälscht, Syrien hatte nachweislich kein Giftgas – im Gegensatz zum IS. Über die Neutralität der "Weißhelme" kann sich jeder selbst informieren.

Vor dem Eintritt in den Ukraine-Krieg war völlig klar, dass es nur einen Grund geben kann: Putin will die Weltherrschaft. Es gibt keinen anderen Anlass. Der 'Diktator' muss gestoppt werden, sonst wird er die halbe Welt überrollen. Okay, vor Vietnam, Kuwait, Jugoslawien, Irak, Afghanistan und Syrien hatten sie gelogen. Keine dieser Lügen war nur annähernd so dreist oder verbat sich von vornherein jede Gegenmeinung. Aber diesmal sagen sie die Wahrheit. Ganz sicher. Bestimmt!

 
xx

Da bildet sich wer ein, er könne mir auf Zuruf ein Thema diktieren? Hat geklappt. Die Frage ist also, woher der Russenhass komme. Zunächst einmal: Es ist gar kein Russenhass. Später lernen wir dann, dass es gar nichts anderes sein kann als Russenhass.

Er hat vor allem eine Funktion, nämlich in der Echokammer der extremen Mitte die der Projektionsfläche für alles Böse. Das hat sich seit der Vorzeit nicht geändert und ist aus dem Mittelalter und vor allem aus der reaktionären Religiosität der Neuzeit bekannt. Ketzer- und Hexenverfolgung haben schon genau so funktioniert.

Später waren es in Deutschland zunächst Franzosen – als ewiger Kriegsgegner "Erbfeind" – und Juden, weil sie eben keine Christen waren und vor allem die Protestanten einen Sündenbock brauchten. Die Nazis haben das zum Wahn gesteigert und das Feindbild der Bolschewiken hinzugefügt. Letztere sind bis heute für Halbhirne, die Feindbilder brauchen, von der größten Volksgruppe der Sowjets und deren Rechtsnachfolger nicht unterscheidbar. Es sind eben 'Russen'.

Seelenlos, grau, brutal

Nach dem Zwoten waren die weiterhin ein stabiles und vor allem erlaubtes, gar gefördertes Feindbild. Moskau als Zentrale des Weltkommunismus konnte weiterhin ungebrochen für die Deutschen so fungieren und war für den Westkapitalismus unter Führung der USA der Feind und Systemgegner. Die Erfahrungen von Wehrmachtssoldaten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurden mit der Propaganda des Kalten Krieges verrührt.

Und ja, die Produktionen Hollywoods spielen eine sehr große Rolle im Fortgang des Narrativs, wie ich auch u.a. in "Das Deutsche Narrativ" darlege. Es ist schlicht klassische Konditionierung, wenn 'Russen' tausendfach als seelenlose Folterer dargestellt werden. Dabei fällt schon auf, dass es in dieser Plattheit gar keine anderen Sowjetvölker gibt.

Das geht prima bis heute, so in der Serie "For All Mankind", die eine gewaltiges Potential eines Plots hat, das in einer alternativen Gegenwart spielt (die Russen sind als erste auf dem Mond). Sie sind halt trotzdem graue folternde Erpresser – und die Nordkoreaner installieren gar die totale Überwachung ihrer Kosmonauten auf einer internationalen Raumstation. Das ist keine Satire, nein.

Der gute Ukrainer

In der schrumpfenden Echokammer der radikalen Mitte geht es nur noch mit primitivster Propaganda, und die braucht Feindbilder. Der Russe ist hoch im Kurs, der Islamist hat gerade Pause und der Chinese bleibt in der Pipeline. Letztere beiden taugen aber nur zum Schüren von Angst, weil der Wertewesten und seine deutsche Zentrale eben nicht entsprechend auf Hass gegen diese Gruppen konditioniert sind.

Der bräche übrigens schon an der einfachsten Prüfung des Narrativs. Gibt es gute Russen? Vielleicht den Entstalinisierer Chruschtschow? Oder den Befreier Gorbatschow? Vielleicht. Da wären aber dann immer noch das Monster Stalin und der Prototyp des gnadenlosen russischen Apparatschiks, Leonid Breschnew, der Schlächter von Prag, Unterdrücker der Polen und Zuchtmeister des Warschauer Pakts. Jahrzehntelang prägten diese Russen ein grausames Regime.

Okay, ich löse auf: Stalin war Georgier, Breschnew Ukrainer. Der Popanz taugt halt nur als Schreckgespenst, eine klassische Projektionsfläche eben, wenn es gerade passt. Viele Jahre vor dem ukrainischen Nazi Melnyk hat noch ein Russe im Deutschen Bundestag Standing Ovations genossen: der aktuelle Antichrist.

 
xx

Als Resultat einer der bestens orchestrierten Farbenrevolutionen, in dem Fall die sogenannte "Rosenrevolution" von 2006, kam Herr Saakaschwili in Georgien an die Macht. Der Mann hatte schon damals und bis heute beste Verbindungen in die USA, wo er auch zwischenzeitlich lebte. Seine Freunde sind und waren allesamt Neocons, hier auch Neoliberale genannt, mit dem entsprechenden Programm von Privatisierungen und Vergünstigungen für das Kapital.

Er fackelte auch nicht lange, um den außenpolitischen Part zu spielen und legte sich in Südossetien mit Russland an. Die Russen haben sich das nicht gefallen lassen und den Nachbarn in die Schranken gewiesen, woraufhin Die Bush-Regierung und Georgien über eine NATO-Mitgliedschaft Georgiens fantasierten. Dazu kam es nicht; für eine Geröllhalde mit der Einwohnerzahl einer Großstadt hätte sich ein Atomkrieg nicht gelohnt.

Blaupause Georgien

Gleichwohl wurde das komplette Konzept in der Ukraine erneut ausgerollt, und nach dem Maidan wurde Saakaschwili persönlich mit der Blaupause für den Beef mit Russland eingeflogen. Er wurde zunächst Berater des Präsidenten Poroschenko und dann Gouverneur des Oblasts Odessa. Man muss sicher ein durchgeknallter Verschwörungstheoretiker sein, wenn man auch nur den geringsten Zweifel daran hegt, dass Russland einen weiteren harmlosen Nachbarstaat unprovoziert überfallen hat. Wer obendrein fragt, warum Russland Georgien nicht annektiert hat, will ebenfalls nur Putin nützen.

Besonderen Humor braucht man wohl auch angesichts Saakaschwilis Anspruch, die Korruption in der Ukraine bekämpfen zu wollen. Obwohl: Vielleicht war es nur die falsche Korruption. In der Zwischenzeit wurde er in seinem Heimatland steckbrieflich wegen Korruption gesucht. Es dauerte nicht lange, bis er sich auch in der Ukraine Feinde gemacht hatte und das Land verlassen musste. 2021 wurde er in seinem Heimatland verhaftet.

It's the … Stupid

Der gute Mann hatte wie gesagt beste Kontakte und nutzte diese, vermeintlich wohl, denn wer wem nützlich war, ist eigentlich offensichtlich. Das Konglomerat, für das er nur eine Schachfigur sein dürfte, reicht bis hin zur heimlichen Chefin des senilen POTUS, Victoria Nuland. Mittendrin, nicht nur dabei, so legt es der verlinkte Artikel dar, Lockheed Martin, u.a. Hersteller der F-35 und einer der Hauptprofiteure der aktuellen Aufrüstungswelle.

Diese Seilschaft ist dabei sicher nicht die einzige, aber mit Vicci Nuland in Front vielleicht die derzeit einflussreichste. Zieht man diese Suppe aus dem Topf, wird kaum ein Rüstungskonzern und kaum ein anderer Strippenzieher des Pools aus Neocons und Atlantikern zurückbleiben. Es geht um Billionen und das krampfhafte Festhalten an der schwindenden Hegemonie. Ich mache natürlich nur Spaß. Putin ist schuld.

 
xx

Es hätte so schön werden können, in den 90ern. Der Kalte Krieg war beendet, die Truppen der Warschauer Vertragsorganisation sind heimgegangen. Es gab keinen Existenzgrund mehr für die NATO. Man hätte sie auflösen können, vielleicht eine Außenverteidigung Europas organisieren. Mancher träumt von den verpassten Chancen eines demokratischen Neuanfangs in Deutschland, bei dem ein Gemeinwesen hätte entstehen können anstelle eines marktkonformen Albtraums.

Es kam anders. Die NATO wurde zu einem Militärbündnis für völkerrechtswidrige Operationen aller Art. Sie marschiert ein, wo es ihr gefällt und fragt die UNO entweder gar nicht oder belügt sie nach Strich und Faden. Ihre Methoden sind brutal, Menschenrechte wurden ausgesetzt; Folter, Mord und Totalüberwachung installiert. Derweil hält man es für opportun, sehr wohl die Einhaltung von Völker- und Menschenrechten bei anderen einzufordern, unter der Androhung von Krieg und Terror.

Die Wende

Erklärtes Ziel dieser Maßnahmen sind ein – wie absurd – 'Krieg gegen den Terror' und die "Sicherung der Handelswege". Das Konzept ist eingebettet in den anderen großen Trend nach dem Lüften des des Eisernen Vorhangs: Der Durchmarsch des Neoliberalismus, die Durchsetzung aller denkbaren Maßnahmen zur Sicherung der Kapitalinteressen: Lohndumping, Privatisierungen, Förderung von Transaktionen jedweder Art, mithin Deregulierung, Abschaffung von Sozialleistungen, Senkung der Steuern für Unternehmen und 'Investoren', drastische Kürzung staatlicher Leistungen, dafür Haftung der Staatshaushalte für Verluste bei Banken und Versicherungen.

Es reicht eigentlich, diese Maßnahmen aufzuzählen, um zu erkennen, was dort passiert ist. Genannt sei allerdings noch im Gegenzug das Versprechen, diese Maßnahmen schafften Arbeitsplätze bzw. bauten Arbeitslosigkeit ab. Das Gegenteil ist in dramatischem Maße der Fall, worüber man sich in Deutschland, das bislang davon profitiert hat, vielleicht noch hinweg betrügen kann. Allerdings auch schon nicht mehr, wenn man einen Blick auf den Rest Europas wirft.

Nehmen wir die Ukraine: Das Volk ist tief gespalten. Viele wollen mit dem alten Partner Russland verbunden bleiben, viele andere Teil der EU werden, wieder andere eine starke Nation sein und noch andere sozialistisch bleiben. Die Ukraine ist Spielball der Interessen von NATO, Russland, Kapital und EU, liegt an der neuen Grenze des Einflusses jenes Westens aus Banken und Militär zum neuen Russland aus Banken, Militär, Öl- und Gasmultis. Jene Grenze, an der auch das schon vergessene Georgien liegt, das mit ein wenig Pech einen Atomkrieg hätte auslösen können.

The Name of the Game

In der EU sieht es nicht viel besser aus. Warten wir mal den Sommer ab, ob das nicht noch ganz finster wird. Was in Griechenland und Spanien derzeit gärt und rumort (siehe den letzten Artikel und die Kommentare dazu), die Maßnahmen der Staaten und ihrer Geheimpolizeien, Hand in Hand mit korrupten Politikern und denen, die sie schmieren, bilden ein einziges Pulverfass. Wer glaubt, die Entwicklung in der Ukraine habe nichts mit ‘uns’ zu tun, übersieht die Gemeinsamkeiten.

Dieser von Abhängigkeiten und Interessen im Äußeren wie im Inneren zerrissene Staat ist bloß eine Art Avant Garde des Untergangs. Was sich dort zeigt, ist die Unversöhnlichkeit von Kapitalismus mit Menschenrechten, Frieden, Demokratie und am Ende mit Politik überhaupt. Es ist die Blaupause der aufkommenden Barbarei und hat nichts mit einer sogenannten Krise zu tun, wie es auch generell keine 'Krisen' gibt, wie solche Symptome seit 2007 täglich genannt werden.

Immobilien-, Banken-, Kapitalmarkt-, Euro- und Staatsschuldenkrise? Ist irgend eine davon je überwunden worden? Hat derweil jemals wer steigende Armut und obszönen Reichtum eine Krise genannt? Ist irgend etwas besser geworden? Als nächstes werden sie uns Arbeitsmarkt- und Inflations- oder Deflations- Krise servieren, wenn es nicht gar der Verteidigungsfall oder sonst ein allgemeiner Notstand sein wird. Egal, wie sie es nennen; nur wer sich nicht verblöden lässt, kennt den wahren Namen.

Januar 2014

p.s.: Damals wusste auch niemand etwas von Ukronazis.

 
xx

Wenn die NATO ihre Plapperkäfer über die Welt herfallen lässt, ist Gegenteiltag. Man fährt ganz gut damit, das Gegenteil dessen anzunehmen, was sie sagen, das ist genau wie mit den Versprechungen deutscher Parteien im Wahlkampf.

So verhält es sich auch mit den Begriffen "Expansion", "Imperialismus", "Regeln" und "Ordnung". Man muss sich nur anschauen, wie sich das Gebiet der NATO verändert hat, seit sie das einzige große Militärbündnis ist. Dazu gehören nicht nur die Mitgliedsstaaten, sondern auch die US-Basen in aller Welt.

Die kommen immer näher

Während das aber metastasiert hat, wirft man Staaten, die ihre unmittelbaren Grenzen und Landsleute verteidigen, "Imperialismus" vor oder, wie das Plappermädchen, das sich dieser Staat anstelle eines Außenministers leistet, neulich sagte, "Expansion". Die nämlich sei es, wenn China weiterhin ein waches Auge hat auf einen Teil seines Territoriums, das selbst Deutschland als solches anerkennt.

Nicht Expansion ist es hingegen, wenn der Meister vom anderen Ende der Welt rund um China Militärbasen unterhält und den abtrünnigen Teilstaat Chinas bewaffnet. Das ist dann nämlich regelbasierte Ordnung®: Wenn mit Militär und Krieg die geltenden Regeln der UNO, OSZE und internationaler Gerichte mit Füßen getreten werden, stets eigene Interessen als für alle geltend betrachtet und ganze Regionen durch Bomben und Raketen ins Chaos gestürzt werden.

Unerlässlich für solches Gebaren ist dabei die Sprengung des Fundaments der eigenen Kultur, also der wertewestlichen. Der Bürgerliche Staat und seine Konglomerate beruhen nämlich auf einem Vertragswesen, das alle Parteien verbindlich zur Einhaltung geltender Vereinbarungen verpflichtet. Die Vertragspartner sind dabei Gleiche; ihre Herkunft oder Eigenheiten können ihnen diese Gleichheit nicht nehmen.

Überlegene Rasse

Während der Wertewesten aber inzwischen vom Gegenteil ausgeht, die Welt in Gut und Böse, würdig und unwert einteilt, haben die anderen, die im Süden und im Osten, gelernt, ihre Differenzen und Unterschiede beiseite zu schieben und Vereinbarungen zu treffen, die sie unabhängig von ihren religiösen, kulturellen und politischen Unterschieden zum gegenseitigen Vorteil nutzen.

Mithin ist es das bürgerliche Element der Vertragstreue, mit dem Schwarze, Asiaten und Mohammedaner der überlegenen weißen Rasse und ihren hohen Repräsentanten die Hacken zeigen. Das ficht uns aber nicht an, denn wir sind die Guten. Wir bestimmen dabei ganz am Rande, wie man Kolonialisierung und imperialistischen Rassismus definiert.

Wenn die Wilden und die mit dem zivilisatorischen Nachholbedarf das ganz anders sehen als der Weltliberalismus, zeigt das nur, das sie womöglich nie unseren kulturellen Stand erreichen werden. Für die Sicherheit der Welt aufgrund dieser ungebrochenen Überlegenheit bedarf es eben ganz spezieller Regeln. Das müssen sie da unten nicht verstehen.

« Vorherige SeiteNächste Seite »