September 2022


 
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Die hiesige Kriegspropaganda zitiert unablässig Selenski und vor allem die Briten, die der Öffentlichkeit die extremste Kriegshetze und Schönfärberei überhaupt bieten. Wenn man die zur Verfügung stehenden Kanäle aller Seiten auswertet und die je aktuellen Meldungen mit der später ersichtlichen Entwicklung abgleicht, erkennt man, dass deutsche Massenmedien eine Parallelwirklichkeit konstruieren.

Ein gutes Beispiel war der Fall von Sjewjerodonesk und Lyssychansk. Für Beobachter, die sich aller Quellen bedienen, war der lange offensichtlich und das Resultat einer klaren Kriegsstrategie sowie der wirklichen Kräfteverhältnisse. Als es dann soweit war, wurde hier der Blödsinn eines taktischen Rückzugs in den Nachrichten verklappt.

Wunderwaffe bringt die Wende

Jetzt die große Offensive der Ukraine. Wem am Leben der Ukrainer wirklich etwas liegt, hat schon vorher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Derselben ausgelaugten Armee mit ihrer weitgehend zerstörten Ausrüstung und immer weniger tauglich ausgebildeten Leuten, die in der südwestlichen Ecke die Stellung mühsam halten konnte, wurde ein Angriff befehligt. Nun liegt den Russen nicht viel an der Gegend – ihre Hauptmacht liegt hunderte Kilometer entfernt – aber es war dennoch ein Himmelfahrtskommando.

Ein Feindsender beschreibt korrekt den Ablauf: "Die Wahrheit über die "Offensive" von Cherson ist für alle sichtbar in die Karten geschrieben: Die ukrainischen Streitkräfte greifen an, Russland schlägt sie hart und zieht sich zurück. Die Ukrainer dringen vor, Russland schlägt sie wieder, aber zieht sich weiter zurück. Die Ukrainer schicken zusätzliche Truppen in den Kessel, Russland umzingelt sie endgültig und schneidet den Rückzug ab. Falle zu, Abschlachten."

Für eine Offensive braucht es viel mehr Ressourcen als um eine Stellung zu halten. Selenski und seine NATO-Berater haben die ukrainischen Kräfte aus ihren Befestigungen hinaus befehligt und noch untaugliche Verstärkung geschickt, um sie unter die russische Walze zu werfen. Als das erwartungsgemäß schiefging, wurde die "Offensive" in irgendeine strategische Maßnahme umgedichtet, die Eroberung von ein paar Dörfern als Riesenerfolg gefeiert. Russland hat sich einige von denen bereits zurückgeholt.

Verkaufsshow

Es ging um einen politischen Erfolg, den man verkaufen kann, und selbstverständlich um die ganzen Kollateralnutzen für die USA. Was in den hiesigen Medien immer und immer wieder zu lesen ist: HIMARS, die Wunderwaffe! Eine Handvoll Raketenwerfer, von denen Russland hunderte am Start hat. Das Ganze ist eine Verkaufsshow. Derweil führen die Sanktionen und Kriegsfolgen zu einem Gaspreis, der endlich das US-Frackinggas konkurrenzfähig gemacht hat, ohne einen einzigen toten US-Soldaten. Win-win-win.

So sieht sie aus, die große Hilfe des Wertewestens, der die Ukrainer so liebt und ihre Freiheit verteidigt. Tatsächlich werden sie zu Zigtausenden abgeschlachtet, weil ihre marode Restarmee der stärksten Militärmacht der Welt zum Fraß vorgeworfen wird. Im Inneren herrscht längst eine Diktatur; deren Regeln bestimmen jene Nazis, die es ja gar nicht gibt. Ein Albtraum für die Menschen in einem Land, das ohnehin schon unter grenzenloser Korruption leidet.

Update2: Ich hatte in ersten Update einen Link zum Interview mit Jaques Baud verlinkt. Obwohl ich das inhaltlich nach wie vor für richtig halte, fällt der Herr als Referenz leider wegen seines Hangs zur Verbreitung von Falschmeldungen aus.

 
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Was für ein erbärmliches Wortungeheuer. "Übergewinne"! Was soll das sein? Angesichts einer Welt, die sich im Eigentum einer Handvoll Familien und superreichen Einzelaffen befindet, die bis in den hintersten Winkel durchkapitalisiert und auf Profitzwang gepolt ist, in der es absurden Reichtum neben bitterer Armut gibt, was bitte soll das sein, ein Übergewinn?

Das ist der letzte unwürdig rasselnde Atemzug einer Sozialdemokratie, die in ihrer historisch lächerlichen Rolle stets zwischen Kapital und Arbeit vermittelt hat, indem sie diese unterdrückt und jenes vor dem Zorn der Arbeiterklasse geschützt hat. Dieselben Taugenichtse, die seit Jahrzehnten quieken, Vermögens- und Erbschaftssteuern seien ein schlimmes Gift, tun mal wieder so als ob.

Schlotz rettet die Welt

Warum tun sie das so laut und vernehmlich? Weil ihnen der kalte Angstschweiß durch die Ritzen perlt. Die Ausgebeuteten hier – nicht irgendwo im Busch bei den Schwarzen – werden nicht mehr bloß Jahr für Jahr in schlechtere Arbeitsbedingungen gepresst; sie sollen zum Wohle des Kapitals der atlantischen Brüder frieren. Sie werden auf die Straße gesetzt. Sie werden hungern.

Dafür schicken sie sie in den Ring, die Schulzes, Scholzes, Schlotz und Schlutz, Superhelden aus Superheldenersatzstoff, große Pose, Versprechen und Fanfaren. Damit die da draußen bloß stillhalten, so lange wie irgend möglich. Aber es stinkt. Nicht mehr nur nach Angstschweiß. Das ist schon der Boden der Heldenhose, aus dem das kriecht.

Aber was tun? So viel Zorn, aus dem so viel Wut zu werden droht. Weit und breit kein Licht in Sicht, kein Zeichen an der Wand, keine stärkste der Partei’n. Nur Abstieg, Asche und Raserei. Nicht einmal der große Krieg ist die Lösung, in dem bliebe auch von den Palästen nur mehr Schutt übrig. Zündeln ja, aber nur für das Sterben der Anderen. Zeit gewinnen.

Wo bleibt bloß diese Arbeiterklasse, wenn die Welt verzweifelt nach ihr schreit?

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