Juni 2022


 
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In den Anfangszeiten des Journalismus wurde bewusst berichtet. Man beschrieb, was geschah, wer handelte, wie und mit welchem Ausgang. Eventuell wurde noch etwas über die Beweggründe gesagt, sofern sie eindeutig bekannt waren. Man konnte dann auch darlegen, woher die Informationen genau stammten. Das klang dann ggf. so:

Der übländische Ministerpräsident Hübs erklärte am Montag vor dem Parlament in Schnübs, seine Regierung werde im Fall einer weiterhin hohen Inflation über drei Prozent ein Konjunkturpaket schnüren. Insbesondere die Erneuerung der Verkehrswege und der Bau neuer Kliniken sollen Beschäftigung und Konjunktur ankurbeln, hieß es in der offiziellen Regierungserklärung.

Seit der Übernahme der Verlage durch neoliberale Ideologen und nach amerikanischem Vorbild vor allem im Bereich Storytelling ausgebildeter Autoren hört sich das in etwa so an:

Üblands Regierungschef Hübs nippt noch einmal an seinem handgemahlenen Hochlandkaffee, bevor er aus der gepanzerten Limousine steigt, um schwungvoll die Stufen zum Parlamentsgebäude emporzusteigen. Er wird gleich eine schockierende Rede halten, mit der er entgegen eindrücklicher Ratschläge von Ökonomen und internationalen Partnern einen Haushalt auf Kosten kommender Generationen durchpeitschen will.

Nachdem die letzten Refugien von Verstand, Stil und Respekt vor dem Leser gefallen sind, muss der vollangepasste Mittelschichtsschreibautomat schon in die Vollen greifen, um weiterhin vom großen Journalistenpreis träumen zu dürfen, den er von seinesgleichen um den Hals geworfen bekommt:

Schon der teure, aber schlecht sitzende Maßanzug zeigt, mit wem man es hier zu tun hat: Üblands Machthaber Hübs ist eine Schande für sein Land, die sich aber dank undurchsichtiger Manöver im Sattel hält. Einige sagen, dass die Wahlen gefälscht wurden. Experten aus dem In- und Ausland bescheinigen ihm eine labile Psyche. Es gibt Berichte über Wutanfälle und Drohungen. Hübs geht ans Mikro und stellt das Parlament unbewegt und mit kalt polternder Stimme vor vollendete Tatsachen: Er wird Üblands Schuldenlast in irrwitzige Höhen steigern, um Prestigeprojekte zu finanzieren. Seine Hofschranzen applaudieren artig.

Und das war noch vor der Angst vor einer durch Lumpenpazifisten hervorgerufenen Kriegsmüdigkeit. In der nächsten Zukunft werden wir vermutlich direkt erfahren, was wir alle zu denken haben, wer unsere Freunde sind und wer als unwert zu betrachten ist. Eine neue Qualität wäre das nicht mehr.

p.s.: Man kann es freilich auch so machen.

 
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Die Sanktionen sind im Wirtschaftskrieg gegen Russland das Wichtigste, wie die Rand Corporation schon 2019 festgestellt hat. Der Kollateralnutzen für den Militärisch-Industriellen Komplex der NATO, alte Rüstungsgüter an der Front zu verschrotten und neue zu verkaufen, wird gern mitgenommen.

Die Kriegsbereitschaft hilft dabei der politischen Möblierung, dass angesichts der Alternativlosigkeit keine Fragen gestellt werden. Warum war und ist für Sozialhaushalte und Infrastruktur nicht genügend Geld da, warum gab es eine Schuldenbremse, es kann aber unbegrenzt Geld für den Kauf amerikanischer Rüstungsgüter gedruckt werden?

Ewiger Krieg

Der Hauptnutzen liegt im Weltwirtschaftskrieg aber nach wie vor in den 'Sanktionen', um dem Konkurrenten Russland so weit wie möglich zu schaden und eine Blaupause für den kommenden Krieg mit China zu schaffen. Dabei geht die Strategie bislang voll auf: Russland soll den Krieg unbedingt verlieren, kann aber nicht gestoppt werden. Die angebliche 'Hilfe' in Form von Rüstungsspenden an die Ukraine eskaliert den Krieg aber trotz russischer Fortschritte.

Durch die Eskalation mit immer schwereren Waffen ist Russland gezwungen, den Krieg doch in Richtung Westen auszubreiten, um Lieferungen an die Front – zuletzt Raketen mit einer Reichweite von über 80 Kilometern – zu verhindern. Dazu muss Infrastruktur in der Ukraine zerstört werden, die selbstverständlich auch zivil genutzt wird. Schon das wird zu weiterem Gebrüll im 'Westen' über das grausame Vorgehen der Russen führen.

Mehr Tote, mehr Gründe

Sollte die Situation weiter erfolgreich eskaliert werden können – unter anderem, indem westliche Scharfmacher sich Verhandlungen verbitten oder ernsthaft die Kapitulation Russlands verlangen – wird es zu weiteren, womöglich schweren Zerstörungen kommen, damit verbunden immer mehr zivile Opfer.

Dieses Kalkül schadet den Menschen in der Ukraine ungemein, es nützt aber den Wirtschaftskriegern des Westens ebenso, während die ausführenden Vasallen – der Komiker und seine Kumpane – sich um ihre Zukunft irgendwo anders ohnehin keine Sorgen machen müssen. Wer hätte das ahnen können, dass die Waffenlieferungen gar nicht den Menschen in der Ukraine helfen?

 
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Ich habe nichts gegen die Cheyenne oder die Shoshone. Ich habe nicht einmal etwas gegen Joe Doe. Was ich zutiefst ablehne, ist hingegen der Staat U.S.A., seine kapitalistische Verrohung, die von ihm ausgehende Korruption, die Rücksichtslosigkeit seiner Außenpolitik, seinen Bellizismus, seine Propaganda, sein aufreizendes Ausnützen der Menschenrechte als Vehikel, seine perfide Art zu foltern, seine Morde, seine Massenmorde, sein reaktionär machistisches Verhältnis zu Gewalt, seine Frauenverachtung, seine Grundverlogenheit und vieles mehr.

Der Staat, der nur mehr von Multimillionären politisch repräsentiert wird, hat eine vorsintflutliche Einstellung nicht nur zu internationaler Politik, sondern auch und vor allem zur Diplomatie, die er vollständig durch Gebrüll, infantile Lügen und permanente Gewaltdrohungen ersetzt hat. Seine Vasallenstaaten – hier vor allem der Nachfolger Nazideutschlands – sind durch und durch von einem Netz an Günstlingen durchzogen, durch Jahrzehnte perfide eingesetztes Kompromat gefiltert und werden von Dutzenden Clubs für jede politische Frage beherrscht, die wiederum eng mit Medien und ihren Eigentümern verknüpft sind.

Kurzfassung

Das Ergebnis sehen wir immer dann, wenn es darauf ankommt: Zunächst werden produzierte Medienereignisse lanciert (Brutkastenlüge, Massaker von Rugova, WDM im Irak, Giftgas in Syrien), dann die öffentliche Empörung darüber organisiert und dann militärisch gehandelt, wobei gern selbstverständlich gezielte (Massen)Morde, Folter und Zerstörung ganzer Staaten im Namen der Menschenrechte zur Anwendung kommen.

Innenpolitisch sind die USA der verkommenste Staat der Welt, der die Mehrheit seiner Bürger in Armut und Ausbeutung hält, sie flächendeckend bewaffnet hat und eine Ideologie pflegt, die es für eine der höchsten Prioritäten hält, dass Menschen dazu ausgerüstet sind, sich gegenseitig zu erschießen. Sie sind zudem der Staat mit dem am tiefsten verankerten und großenteils staatlich sanktionierten Rassismus.

Ich bin eigentlich noch lange nicht fertig, aber es macht mir keinen Spaß, hier Aufzählungen aufzuzählen, um diese Staat gewordene Geißel der Menschheit und ihres Planeten quasi tabellarisch zu beschreiben. Ich musste mich eben nur daran erinnern, wie ein Exblogger einmal schrub: "Ich liebe Amerika." Nun; ich nicht.

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