Juli 2022


 
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Es gibt gute und böse Angriffskriege und gute und böse Diktaturen. Gute Angriffskriege sind zum Beispiel die gegen Afghanistan, Irak, die Kurdengebiete, Jemen, Libyen und Jugoslawien. Gute Autokratien sind zum Beispiel die Türkei, Katar, Saudi-Arabien, Aserbaidschan und Ägypten. In der jüngsten Geschichte kommen noch dutzende, vor allem faschistische Diktaturen und Juntas, dazu (Südamerika, Afrika, Spanien, Griechenland).

Böse Angriffskriege aktuell: Ukraine. Böse Autokraten: Putin (legal gewählt, bestätigt und beliebt, aber dämonisch), Assad, Lukaschenko.

Was sind jetzt genau die Unterschiede? Wie lauten die Kriterien? Für Sanktionen gegen Russland reichte es aus, dass angeblich ein Giftanschlag auf einen Oppositionellen stattgefunden hatte. Im Falle Saudi-Arabiens, einer islamistischen Steinzeitautokratie, lässt man die Zerstückelung eines Journalisten unsanktioniert. Wie kann man angesichts solcher Fakten leugnen, dass 'Sanktionen' Teil des amerikanischen Wirtschaftskriegs sind, wie er strategisch ausdrücklich in den Planspielen der RAND-Corporation, Stratfor und anderer Think-Tanks entworfen wurde?

Ökonomie mit anderen Mitteln

Man muss das zunächst einmal zur Kenntnis nehmen, weil es auch nie anders war. Die USA haben seit ihrem Bestehen ein rücksichtsloses Kapitalregime geführt und ihr Militär stets im Interesse ihres Kapitals eingesetzt. Während ihre Armee noch die Wehrmacht bekämpfte, kooperierten deutsches und amerikanisches Kapital weiterhin äußerst fruchtbar.

Nach einer kurzen Irritation (Morgenthau-Plan) haben sie daran angeknüpft, wenn auch unter klarer Führung und Befehlsgewalt der USA. Die IG Farben, Weltkonzern und treuer Partner des amerikanischen Kapitals, wurde zwar zerschlagen, aber ihre Nachfolger blieben Partner und die BRD als Staat wurde der amerikanische Brückenkopf in Europa – wirtschaftlich wie militärisch.

Daraus konnte sich die BRD auch nach dem Anschluss der DDR nicht lösen. Vielmehr haben die USA sämtliche 'Bündnispartner' so in ihre Netzwerke eingebunden, dass die politischen Funktionseliten in Europa längst US-Interessen auch gegen die der eigenen Bevölkerungen durchsetzen.

Dazu bedarf es des inzwischen völlig maroden und unhaltbaren Narrativs einer 'Wertegemeinschaft' – mit Mördern, Potentaten und Kriegstreibern, sofern es eben nützliche sind. Irgendwie dient dann jede Schweinerei, von Krieg über Mord bis zur Folter, Freiheit und Menschenrechten.

Intellektuelle Implosion

Aktuell werden wir von einer Riege Abhängiger regiert, die dieses Narrativ in dümmstes Geplapper einbindet, mit dem offensichtlich hirnrissige Entscheidungen begründet werden. Da ist der Bösewicht, der Freiheit hasst und deshalb Länder überfällt. Mit dem darf man nichts mehr zu tun haben, aber er muss gefälligst seine Zusagen einhalten. Das ist kein Narrativ mehr, das sind blanke Wahnideen.

Das Einzige, das bleibt, ist die Verachtung für alle, die es innerhalb der Hierarchien des Endzeitkapitalismus nicht in den sicheren Hafen geschafft haben. Heizung runterdrehen, am Brot sparen, unters Existenzminimum gejocht werden. Diese Gesellschaft ist unrettbar zerstört.

Die Konditionierung, in sogenannten "Wahlen" noch die eigene Unterdrückung als Demokratie zu legitimieren, funktioniert auch nicht mehr wirklich. Wir müssen jetzt gut aufpassen, dass wir die Aufrührer unschädlich machen, die im Sinne Putins und anderer dunkler Mächte die Situation ausnutzen und Chaos stiften wollen.

 
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Vor vielen Jahren schlug ich einmal vor, die Erbschaftssteuer auf 100% zu erhöhen. Man könne ja schöne hohe Freibeträge lassen, die für ein Leben reichen, damit die faulen Säcke, die von ihrer Erbschaft leben, weiterhin leistungslos herumlungern können. Aber selbst das ist im Kapitalismus natürlich schon Linksextremismus, der eingeknastet gehört.

Stattdessen hört man sogar seit Jahren nichts mehr von einer Vermögenssteuer. Die Propaganda der INSM und ihrer Repeater hat ja beschlossen und verkündet, dass sich das nicht lohnt – bei obszön wachsenden Vermögen in obszönen Höhen. Außerdem wäre das Doppelbesteuerung wie bei sonst nur den Renten. Geht gar nicht. Ja, und auch diese Kapitalertrags- oder Aktiensteuern, da darf man nicht so brutal sein und das belasten wie mittlere Einkommen. Dann scheut nämlich das Reh und weint aus großen dunklen Augen.

Das arme Tierchen

Die Sozialdemokratie, die längst die Optimierung ihrer eigenen Lebenslüge darstellt, schützt das Kapital vor solchen Anschlägen. So wie die Grünen es vor Umweltstandards und Lumpenpazifisten schützen, die FDP vor Sinn und Verstand und die CDU vor der Aufklärung (Der Leib Christi!). Ich wäre gern ein Kapital in Deutschland. Am liebsten im Schlafsaal bei der SPD.

Das, was derweil noch irgendwie politisch provokant auftritt, ist aus derselben Mittelschicht wie alle anderen Funktionsmöbel und nervt die Alten (Ü30) und Uralten (Ü31) mit identitärem Dung. Jesus war eine Fummeltranse und der Wert des Menschen bemisst sich neben seinen sexuellen Irritationen an seiner Hautfarbe. Religiöser Sexismus statt Politischer Ökonomie – friss das, SDS!

Wie gut, dass wir jetzt diesen Krieg haben. Da kann jeder auf der richtigen Seite (gegen den Bolschewiken) stehen, und die Flüchtlinge sind endlich mal weiß und gut genährt. Wir, die Guten aus NATO und EU, werden zwar selbst immer ärmer, aber das heißt ja nicht, dass wir Minderrassische einladen. Wir sparen und frieren jetzt für den Sieg, beschweren uns nicht und bleiben unter uns. Friss das, Jugend: Die Richtung im Rassismus bestimmt immer noch, wer die Kapelle bezahlt.

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