Frei von Glyphosat: Grün ist der Weg.
Wenn jetzt eine Partei gebraucht wird, ist es "die Grünen". Diese schlimmen Umweltdinge, die uns den Sommer sprichwörtlich verhageln, wenn sie uns nicht ausdörren, die das schöne Häuschen am idyllischen Bächlein einfach wegschwemmen; wir brauchen Leute, die uns wieder Hoffnung machen – und den Kapitalismus grün anmalen.
Ja, er ist ein Dauerbrenner hier, der klimagerechte Wohlstand®, der eingehegte Tsunami im kritischen Faschismus. Aktuell haut die Vorturnerin des parlamentarischen Greenwashings radikale Vorschläge raus: Ein Superministerium Klima mit Vetorecht, wow! Das war schon immer eine Strategie der Verblödung, großspurige Ankündigungen zu megafonieren, die schon deshalb nicht umsetzbar sind, weil halt verfassungswidrig. Das ist billig, das macht Spaß, weil man immer sagen kann: "Ich wollte ja." Man muss nur wollen.
Schönes Wetter und Luxus
Man kann doch über alles reden, schließlich gibt es auch vernünftige Inlandsflüge, und die Reduzierung von CO2 durch Börsenpapiere hat doch auch ganz gut funktioniert. Man muss nicht immer gegen das Kapital kämpfen, um schöne Aussichten zu versprechen. Besser gemeinsam mit den alten Weggefährten, die da bestimmt gern mitmachen würden.
Olaf Scholz zum Beispiel, der sich einfach nicht komplett deppert benimmt in diesem 'Wahlkampf', eher leisetritt und schon mit den Hufen scharrt, um das zu tun, was er am besten kann. Wie so oft stehen auch die Gewerkschaften bereit, die ganz kompatible Sorgen haben: Sind doch die Wohnungspreise oft so hoch, dass die Profitgeber aka "Arbeitnehmer" nicht mehr zur Arbeit kommen, weil im Umkreis von 100 Kilometern zum Ausbeutungsort schon die Telefonzellen den halben Lohn als Miete einsaugen.
Und dann noch diese Hartzer, die sich ihrer Förderung® langfristig erfolgreich entziehen, was die kosten! Das wird immer mehr, weil siehe oben der Markt sie so teuer macht mit ihrem unverschämten Anspruch auf ein Dach überm Kopf. Das wird immer unmöglicherer, das einzuhegen; da muss man sich gemeinsam jetzt mächtig ins Zeug legen. Wenn dann das mit der Umwelt unter diesen Umständen nix wird, ja da kann man halt nix machen.
Und sonst?
Kurzum: Den diversen Geschmacksrichtungen von Sozialdemokratie fliegen ihre Strategien krachend um die Ohren, worauf sie stolz ein "Weiter so!" anstimmen. Die Fraktion der Besserwohnenden drischt derweil die alten Phrasen, macht, wo sie ehrlich ist, in Zynismus oder flüchtet sich ins Altreligiöse. Passt doch alles.
Das alles schreit nach radikaler, will heißen: gründlicher eingehender Kapitalismuskritik. Problem eins: Wer soll das noch machen? Die Linke ist erfolgreich zerstört und zersetzt worden. Was von ihr geblieben ist, ist komplett korrumpiert, und sei es intellektuell. Ein weiteres Problem besteht in der Substanz der Kritik, wo sie welche ist: Marxens fast vollständige wissenschaftliche Analyse ist ein Klotz am Bein.
Die Reaktion hat sehr erfolgreich dafür gesorgt, dass die Diskussion endet, wo sie beginnen müsste: Er hat "Marx" gesagt, er will die Diktatur! Versuche, ohne ausdrücklichen Bezug auf den Meister darzulegen, wie das Ganze funktioniert und was eben nicht, haben bislang auch wenig Erfolg. Selbst die einfache Formel "Keine Herren, keine Sklaven" trifft wohl eher auf Ablehnung. Jemand muss doch das Sagen haben! Genau. Das ist dann Demokratie.