kunstlyriklamauk


 
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Ich war neulich einkaufen. Ich mache das selten und mag es auch nicht, weil es für jemanden wie mich extrem kompliziert ist. Vor allem die Anreise stinkt mir. Mein CO2-neutrales Kreuzfahrtschiff, mit dem ich alle wichtigen Termine erledige, passt eigentlich nicht durch die Ruhr. Ich muss also eines der immerhin recht häufig vorkommenden Hochwasser abwarten, bis ich mich auf dem Weg machen kann.

Die automatischen Bagger am Bug, Steuer- und Backbord sorgen dafür, dass wir nicht stecken bleiben. Bei der Rückfahrt, die wir rückwärts erledigen müssen, kommt am Bug, der dann ja quasi achtern ist, eine Betonpumpe zum Einsatz, um die ausgebaggerte Rinne zu verfüllen.

Linksextreme Propagandalügen

Damit komme ich aber trotzdem nur bis 500 Meter an meine Filiale heran. Den Rest muss ich mit dem Mi-26 Hybrid zurücklegen. Der tankt Benzin, fliegt aber elektrisch, gilt mithin also ebenfalls als umweltfreundlich. Diese Ausrüstung erlaubt es mir nicht nur, einen Vorrat für mehrere Monate einzukaufen, sondern auch, die stinkenden alten Kleinwagen adäquat zu behandeln, die den Parkplatz verschandeln. Sie werden umweltgerecht geschreddert und in den Beton gemischt.

Ich lebe seit vielen Jahren CO2-negativ, baue also mehr ab, als ich erzeuge. Ich gebe zudem den Afrikanern die Möglichkeit, ihre Landschaften aufzuforsten, statte sie mit den nötigen Pflanzensamen, Wasserrechten und Geld aus, um im Sahel einen Regenwald hochzuziehen. Wenn sie das dann nicht machen, kann ich ja nichts dafür. Vor Ort lasse ich Müllhalden und Schrottplätze begrünen. Wenn das jeder macht, geht es der Umwelt wieder bestens.

Deshalb ist es auch skandalös, wie ich bereits auf der Empörungsplattform X, früher Krawalldienst Twitter, habe verbreiten lassen, wenn behauptet wird, wir Besserverdiener lebten weniger umweltfreundlich. Ein unerhörter Vorgang; das Gegenteil habe ich eben bewiesen. Das Argument ist ja schon allein deshalb blöde, weil wir viel weniger sind. Das weiß doch jedes Kind.

 
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Ab und an muss ich noch dort hineinschauen. Man kann sich das kaum vorstellen, selbst die Älteren wollen sich nicht mehr erinnern, dass man dafür einmal Geld ausgegeben hat und es informativ fand, das Sturmgeschütz der Demokratie. Der Landser- und Patriotendemokratie zum Mitmarschieren. Humba! Täterä!

Neben dem üblichen Lifestylemist, Erziehungstips für Mittelschichtseltern, einmal ins "Gym" und schon schöner, schneller, gesünder, oder wie man das Glück® trotz Krise findet, bla, erfahren wir von der müdesten Propagandawerft an der ganzen Küste das Älteste im kältesten Aufguss, das Dümmste als Infotainment für Schlauerfühler. Der Hammer heute: Sie haben den "Hacker des Bösen" geschnappt. Es war einmal ein böser böser Wolf …

Ganz vorn aber, auf den ersten fünf Plätzen, landen, damit wir sie nicht vergessen, Putin, Putin, Putinland und Russland. Ernsthaft werden wir in der Welt der Spiegelredaktion vom jüdisch-bolschwestischen Bösen aus dem Raum im Osten "abgehört und unterwandert"! Von den Russen, sicher, ihrer CIA, NSA, DHS, wissens schon, mit diesem Prism, Tempore, XKeyscore, total und rundum über DNS und Atlantikleitung bis hin zu den ganzen Klubs, Blasen und Basen, die sie hier unterhalten.

Kim ante portas

Diese Russen! Wenn sie so weitermachen, laufen sie den Nordkoreanern noch den Rang ab. Derweil das Duell des Tages: der Kanzler gegen den Papst. Ganz ganz wichtige Männer, die die Weltläufte unterschiedlich einordnen. Das gehört eingeordnet. Ist der Papst etwa auch unterwandert? Nein! Doch!

Ein Gastautor darf schwadronieren über Putins Putinrussland und dass es an der Front nur "im Vorteil" sei derzeit. Das bisschen Überlegenheit bei Luftabwehr, Artillerie, Munition, Bewaffnung, Luftunterstützung, Truppenstärke, Nachschub, Produktion, Strategie und Logistik darf man aber nicht überbewerten. Die bessere Moral ist nämlich das, was zählt. Und die Moral natürlich.

Knallhart recherchiert außerdem: Es gibt ein schlechtes Foto von irgendeiner blaublütigen Uschi, Probleme kranker Piloten und CO2-Reduktion in Ihrem Landkreis. Voll am Puls der Zeit, am Maul des Volkes, mittendrin im Zentrum der Mitte statt nur schnöde Mitte oder Mittelschichtsrandlage. Zwei Fragen hätte ich da allerdings noch: Woher kommt eigentlich diese Krise des Journalismus und wie konnte es damals® eigentlich dazu® kommen?

 
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Für modernste Kommunikationstechnik unerlässlich: T-Stück mit Abschlusswiderstand.

Ein gelungenes Wahrheitsdesign braucht immer eine gute Grenzsicherung. Diese bestellt man am besten durch ein Absolutes, von dem aus alles andere auch im ärgsten Zweifelsfall gut und eben wahr ist. Dafür hat die Zeitenwende das Putin als Familienallgemeinbenutzer entdeckt.

Jüngst haben die besten der besten der besten Bundeswehroffiziere ihr unerschütterliches Deutschtum unter Beweis gestellt, indem sie ihre völlige Inkompetenz in puncto digitaler Kommunikation zelebrierten. Einfach mal drauflos quatschen, Brainstorming am offenen Hörer; Verschlüsselung ist was für Muschis und Verbrecher. Thema: Wie machen wir die Krimbrücke mit unserem fliegenden Prengel kaputt, wenn man uns lässt?

Prompt geht der Russe, Verzeihung, Putin daher und petzt. Nicht nur, dass er mithört, was ja schlimm genug wäre und sich unter guten Feinden nicht gehört. Nein, er trollt das auch noch in die Öffentlichkeit, die zentrale Frage der Landser ohne Verzug gegen sie wendend: "Wie stehen wir dann da?" Mit nichts an außer dem Tarnhemd und dem Aufnahmegerät!

Das Putin ist immer und überall

Fragen stellten sich sofort: Leugnen, das Ganze als Deep Fake darstellen, Russen-KI, Chatmitschnitt-GPT? Nach kurzem Liebäugeln erschien das aber noch untauglicher als Hofreiter und Kramp-Zimmerflak zusammen. Das war nicht mal mehr zu vertuschen. Aus. Das Spiel ist aus!

Aber nicht doch, springt der Wahrheitsdesigner ein, mit wehendem Cape vor unseren Füßen landend: Wir haben doch das Putin. Dem nämlich spielt das nur in die Hände, womit gesagt ist: Es ist schuld, war wieder böse und gehört angeklagt. Wehrlose deutsche Friedenssoldaten öffentlich bloßgestellt, der Lump! Fall abgeschlossen, gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.

Nicht weiter wird diskutiert, was die ukrainischen Friedensbanderisten mit Waffen höherer Reichweite tun, dass sie bei einer nicht eben tiefen Front unnütz sind, was sie 10 Jahre lang aus Avdeevka mit Donezk gemacht haben und was sie, seit sie kaum mehr Waffen und Munition haben, mit dem Rest davon in Belgorod veranstalten. Das würde die Bevölkerung deutscher Mittelschichtsstuhlkreise nämlich nur verunsichern.

 
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Abb.: Russe hemmt die Wirtschaft des Westens.

Vor der Niederschlagung des Reiches des Bösen, auch bekannt als "real existierender Sozialismus", hat die Welt unter dem harten Systemwettbewerb gelitten. Zwar war es im Westen (Soziale Marktwirtschaft) immer schon viel besser gewesen als im Osten, wo sie mit allem hinterher waren und oft sprichwörtlich nichts hatten, aber auch hier war der Zoll hoch.

Da viele Kräfte gebunden waren durch die Notwendigkeit, Tag und Nacht die umfassende Wehrhaftigkeit zu gewährleisten und Rüstungsgüter zu produzieren, war das Leben auch im Westen eher einfach.

Man hatte nur Festnetztelefon, davon auch nur eines. Das Internet war nur für wenige Nerds zugänglich. Man war sein Leben lang in einem Job, hatte einen Strom- und einen Gasversorger, wo man nicht noch mit Kohlen heizte. Es gab zunächst drei, später fünf Fernsehkanäle, die nachts nicht sendeten.

Müßiggang

Die Nachrichten las man in der Zeitung; wenn man besonders gebildet war, in einem Wochenmagazin. Ansonsten sah man die Fernsehnachrichten. Dennoch gab es Meinungsverschiedenheiten, Parteienstreit und Debatten über unterschiedliche Zukunftsvorstellungen, bis hin zu Utopien.

Das Ganze war zweifellos die Folge mangelnder Eigenverantwortung. Diese Form der Freiheit wurde erst mit dem Fall des grauen Einheitsbreis im Osten möglich. Heute gibt es nicht nur Internet mit hunderten von Diensten, die man abonnieren kann, man kann auch die Anbieter der Grundversorgung ständig wechseln, um zu sparen.

Dabei trennt sich automatisch die Spreu vom Weizen: Verantwortungslose Müßiggänger scheren sich nicht um die Versorgungspreise, lassen selbst ihre Kinder blindlings Abos abschließen und wundern sich am Ende, dass der Gerichtsvollzieher das Konto dichtmacht. Dabei macht man es ihnen noch leicht durch an Kommunismus grenzende Regelungen zur Privatinsolvenz.

Chancen für alle

Anstatt sich über die Möglichkeiten souveränen und korrekten Kundenverhaltens zu orientieren, motzen viele über schlechten Service und dass am Ende oft "der Kunde schuld" sei. Ja, was denn sonst? Wer mit der Zeit geht, erkennt die immensen Vorteile, wer sich verweigert, bleibt halt auf der Strecke.

Immerhin machen es die Medien trotz des beinahe unüberschaubaren Angebots und die Politik trotz zunehmender Zersplitterung den Bürgern leicht, indem sie das Spektrum des Diskutablen sehr übersichtlich halten. Wer zum Extremismus neigt und es unnötig in die Breite ziehen will, der findet sich ganz schnell am Katzentisch wieder – ohne Kameras und Mikrophone.

Es ist also sehr vieles sehr viel besser geworden. Sorgen bereitet derzeit nur der wachsende Bedarf an innerer und äußerer Aufrüstung. Hier besteht die Gefahr, dass selbst die Flexiblen und Fleißigen bald wieder unter dem Kostendruck des neuen Kalten Krieges leiden werden. Bleiben wir aber optimistisch und arbeiten wir hart daran, dass jeder weiterhin erreichen kann, was er verdient.

 
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Mitte Mai letzten Jahres lief meine Drohnenfluglizenz aus (no shit). Zufall? Mitten in der Entscheidungsschlacht um Artjomowsk aka Bachmut – am nämlichen Tag meldete Kiew (oder Kiff oder wie das jetzt heißt) noch Geländegewinne®. Dann war der Ofen aus. Putin wusste genau, dass von mir kein Widerstand mehr zu erwarten war.

Wir wissen, dass der Machthaber im Kreml solche Termine sensibel auswählt, spätestens, seit Agnesmarie Strack-Zimmerflak vermeldete, die Hamas habe mit dem Überfall auf Israel Putins Geburtstag gefeiert. Als Fachfrau für solche Zusammenhänge kündigte sie ihre Spitzenkandidatur zur Europawahl am 20. April an, dem Geburtstag von Marietta Slomka.

Happy Birthday, Baby

Der hybride Krieg der Orks zielt wie immer auch auf unsere Kinder, unsere armen Kinder! Mithilfe einer DDoS-Attacke auf Zahnbürsten wollen ihre Hacker die Milchzähnchen grausam quälen. Gleichzeitig können sie das Leiden der Kleinen über gecyberte Händies und andere Kameras live verfolgen. Dabei trinken sie Wodka und schänden weitere unschuldige Opfer.

Wer glaubte, mit dem liberalen demokratischen Präsidenten Jelzin, der für einige wenige Jahre versuchen durfte, Russland ins Glück zu führen, seien die schlimmsten Zeiten, wie während der Terrorherrschaft des Russen Stalin, vorbei gewesen, der irrte. Dieser Bericht zeigt russische Sklaven auf dem Weg ins Gulag, es ist furchtbar. Auf einen Blick sieht man, dass wirklich gar nichts besser geworden ist.

Aber auch direkt in Deutschland wirkt der Krieg: Putin hat die Bahn zu einer 360°-Wende gezwungen: Zeitenwende ist Verkehrswendewende. Das Geld ist weg, das hat jetzt die Bundeswehr Lockheed Martin. Danke, Russe!

Frohsinn mit Knabü

Ein anderer Plan des brutalen Zaren – die Überflutung der sozialen Marktwirtschaft mit Bettlern aus Syrien und der Ukraine – wird allerdings nicht aufgehen. Allein schon, weil auch für Geflüchetet:*_Innen keine Kohle mehr da ist. Geniale Idee des Hauptquartiers: Verkehrswende für Asylanten, im großen Stil, 180° und tschüss! Wir müssen hier steuern, ehe es die Rechten tun.

Um demokratische Kriegstüchtigkeit zu finanzieren, werden Bürgergeldbürger künftig wieder Vollbürger sein, also "Bürger", eben ohne Geld. Aber wir haben ja jetzt Karneval, da heißt es für unsere Faulpelze "Drink doch eene mit" und "Es ist noch Suppe da." Dünne Suppe zwar, aber hey, das hält schlank und fit. Bedankt euch halt beim Russen – oder noch besser: Jetzt beim Bund bewerben, da gibt es dicke Suppe, dicke Kartoffeln und noch Sold obendrauf. Motto der Session: Jeder Schuss … Narrhallamarsch!

 
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Mich inspiriert mal wieder wenig heute. Ich hätte in eine Kneipe gehen können. Aber was soll ich da? Seit vor gut zehn Jahren in NRW die grünen Nichtrauchernazis ihr Terrorregime zelebriert haben, schicken die katzbuckligen Idioten von Wirten ihre besten Gäste zum Quarzen gnadenlos vor die Tür, denn die Obrigkeit ist jederzeit mehr gefürchtet als der Zorn ehemals zahlender Kunden. Ja, die bleiben dann zu Hause – was sollen sie auch die dreihundert Prozent Kalkulation auf pampig gezapfte Biere latzen, wenn sie sich danach entscheiden müssen, ob sie in Sturm und Regen qualmen oder lieber schmachtend saufen sollen. Die Gelben Schwätzer ohne Sachverstand für gar nix haben ihr Versprechen dann wie immer gebrochen und das nicht rückgängig gemacht. Man kann ja mit dem Hubschrauber nach Sylt fliegen, wenn man Bierdurst hat.

Alles paletti also, wenn die letzten Wirte nach Corona die Rinne runtergehen. Wer sich das öffentliche Saufen noch leisten konnte, tut's trotzdem nicht mehr. Sehr gut, dann treffen die Leute sich nämlich gar nicht mehr, es sei denn, sie kennen sich schon, und dann nach vorheriger Terminabsprache. Auf keinen Fall spontan. Wer weiß, was denen sonst noch einfällt. Das Nichtraucherrasseschutzgesetz trägt also ganz nebenbei zur inneren Sicherheit® bei. Divide et impera – es werden nicht nur die Nichtraucher gegen die Raucher gehetzt, sondern ganz allgemein die Menschen immer mehr separiert, vereinsamt oder in die Körperlosigkeit des Internets getrieben, wo sie nichts groß anstellen können.

Langeweile

Sie dürfen da ihre Innereien auf Dating-Plattformen feilbieten und sich im Fenster nebenan dazu Darstellungen zur restlosen Verkümmerung ihrer sexuellen Vorlieben angucken. Wenn da nicht der nächste Verbotsnazi wartet aus der vertrockneten Sippe, die dauernd Moral predigen muss und es liebt, andere zu gängeln. Fügen Sie hier einen Satz ein, der "Pfaffen" "Pädophilie" und "Porno" enthält. Dann schauen Sie sich an, wer angeblich wie vor wem geschützt werden muss. Kaufen Sie Schusswaffen. Ziehen Sie Konsequenzen!

Wie komme ich jetzt darauf? Ach ja, Langeweile. Produzierte Langeweile. Staatlich geförderte Langeweile. Die steht sicher auch am Anfang der Verbotsorgien. So ein Parteitag ist sicher extrem langweilig. Da muss man sich beschäftigen. Was machen wir denn mal? Kommt, lasst uns was verbieten! Au ja, was denn? Etwas, das unmoralischen Leuten Freude macht. Ficken, Saufen, Rauchen, andere Drogen? Au ja! Aber ist das nicht schon alles verboten? Noch nicht ganz. Und wie machen wir das? "Gesundheits-Schutz!" trällern sie da und lassen ihrem Göring-Eckardt-Syndrom freien Lauf oder, jetzt noch besser, den Pistorius pullen: Wehrertüchtigung! Resilienz! Selbstoptimierung fürs Armageddon.

Moralische Pflicht

Gegen diese Pharisäer ist der Vatikan nachgerade tolerant. Der vergibt einem wenigstens und ruft nicht das Ordnungsamt an, wenn du beim Ficken mal falsch abbiegst. Die Gesundheitsfaschos gehen dir derweil nicht nur auf den Sack, die nehmen dir jede Würde. Rauchen? Saufen? Fett fressen? Fremdficken? Das muss bestraft werden, bestraft! Wie soll die Jugend gesund gedeihen, wenn der Nachbar so ein schlechtes Beispiel abgibt? Es nützt doch nichts, der Jugend etwas zu verbieten, das Erwachsenen erlaubt ist, wenn die es dann auch tun!

Nein, das muss alles weg. Auch dieses Internet mit seiner Pornographie. Das muss man wegsperren, aussperren, verbieten, verfolgen, ausrotten! Leibesertüchtigung, Askese und harte Arbeit brauchen wir. Gesundes Wachstum durch gesunde Körper. Nicht jeder begreift das von selbst. Freiheit fördern heißt Disziplin fordern, das ist der Bildungsauftrag. Wer dabei auf der Strecke bleibt, hat es so gewollt. Mann kann die höhere Moral auch ablehnen, sicher. Draußen. Im Regen. Im Rinnstein. Allein.

 
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Ich mache meinen Job auch deshalb unverändert gern, weil ich weiß, welch engagierte Mitarbeiterschaft die DB hat. Ich bin stolz auf diese Frauen und Männer – sei es in unseren Führerständen, in unseren Zügen, auf unseren Bahnhöfen, in unseren Speditionen, in unseren Werkstätten, in unseren Verwaltungen oder wo auch immer. Ich bin stets aufs Neue beeindruckt nicht nur vom Einsatz aller DB-Mitarbeiter, sondern vor allem auch davon, in welch hohem Maß Sie sich mit unserem Unternehmen identifizieren.

Sie identifizieren sich so mit diesem Unternehmen, dass Sie gar nicht merken, wie ich mit ihnen Schlitten fahre. Ich lasse Sie Sonderschichten kloppen, streiche Ihnen die Wochenenden und zahle nur das Nötigste. Ich spare an Ihnen wie ein guter Manager und privatisiere den ganzen Laden. Die Kohlen, die ich an Ihnen einspare, streichen das Management und die Aktionäre ein. Ich behandle Sie fast so abschätzig wie einen Kunden auf dem Land.

Divide et impera

Überhaupt – Sie und die Kunden! Das wäre ja eine Mischpoke, würden wir nicht dafür sorgen, dass Sie sich gegenseitig an den Karren fahren. Wir hetzen unsere Bluthunde auf die Schaffner, die Schaffner auf die Kunden und schließlich die Kunden wieder auf die Bahnmitarbeiter. Funktioniert genial, sonst hätten Sie sich längst zusammengerauft und dagegen protestiert, dass selbst unsere teuersten Züge lebensgefährliche Sparbüchsen sind. Ich bin sehr stolz auf Sie!

Allein, was Ihre Organisationen für uns leisten! Erst lassen Sie sich von unserem blindesten Maulwurf führen, der die größte Gewerkschaft gegen die einzig entschlossene in Stellung bringt. Diese GdL nehme ich von meinem Lob übrigens ausdrücklich aus. Diese stasigestählten Arbeiter und Bauern gehören verboten, aber vor Gericht konnte ich mich leider nicht damit durchsetzen. Nun ja, aber die Transnet hat mir schon Freude gemacht.

Inzwischen lasse ich den Hansen Personalmanager spielen und lasse ihn in Tarifverhandlungen auf die ehemaligen Kollegen los. Da kann er ganz lässig von oben herab zeigen, wo der Bartel den Most holt – wenn er ein guter Bartel ist. Wie liebe ich doch eine Arbeitnehmerschaft, die sich das bieten lässt! Anstatt den Hansen an seiner Krawatte aufzuknüpfen, verhandeln Sie mit ihm und nennen ihn “Partner”. Großartig!

Stolz auf euch

Nicht zuletzt ist da Ihre Geduld zu nennen, Ihre bewundernswerte Bescheidenheit! Hansen erzählt Ihnen, zwölf freie Wochenenden im Jahr seien völlig inakzeptabel, und Sie feiern es als Riesenerfolg, wenn sie dann doch ab und an frei haben. Da draußen sind zweiundfünfzig Wochenenden üblich, ohne Kompromisse. Dafür haben echte Gewerkschaften schon in den Siebzigern erfolgreich gekämpft.

Was bin ich stolz auf solche Mitarbeiter! Selbstverständlich werden Sie nicht bespitzelt, wozu auch? Wir sorgen nur dafür, daß Sie auch gute Mitarbeiter bleiben. Damit wir auch morgen noch stolz auf Sie sein können – auf diejenigen von Ihnen, die dann noch für uns buckeln dürfen.
Ich danke Ihnen. Ich liebe Sie!

02.02. 2009, damals hieß es noch "Mehdorn".

 
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Der Deutsche geht auf die Straße. Der ganze Deutsche? Nein. Es ist, wen wundert’s, der Mittelschichtsdeutsche, der Deutsche der Mittelschichtsmischpoke. Als Mitte der Mitte der Mitte steht er auf gegen die Abweichler. Die von rechts. Die Bösen von der AfD, deren Speerspitze kürzlich Pläne ausgeheckt haben wie sie Rishi Sunak in UK gerade in die Tat umsetzt. Aber der ist Freund und Freund ist nicht rechts.

Schon gar nicht rechts sind die Freunde aus Israel, die das Ganze aus einem Anlass just tatkräftig und konsequent umsetzen. Aber da ist das mit der Abschiebung freiwillig. Sie müssen ja nicht nach Ägypten gehen, die millionen Terroristen. Das Meer ist doch auch schön. Oder die Wüste, die kürzlich noch eine Großstadt war.

Alles wird gut

Hatte ich nicht bei einigen Gelegenheiten vor der 'Solidarität' der Nazienkel mit den Nachkommen der Opfer der Schoah gewarnt? Nun heißt es da draußen, selbstverständlich müsse Deutschland Netanjahu unterstützen. Schließlich kenne man sich hier aus mit Massakern und Genoziden. Derweil gehen in Israel die Leute gegen Netanjahu auf die Straße. Krasses Ding, diese Solidarität. Endet immer auf derselben Seite. Hinweis: Es ist nicht die der Armen und der Arbeiter.

So lassen sich also hierzulande die Mimis (Mittelschichtsmischpokenmenschen) auf die Straße treiben von denen, die das, was die Bösen planen, gerade umsetzen: "endlich Abschiebungen im großen Stil", wie das solidarische Kanzlerwort lautet. Sie fordern das Verbot des Bösen. So wie auch die von der Leyens und der Digital Services Act. Man muss doch was tun gegen die Feinde der Demokratie, die einfach sagen wollen, was sie wollen!

Angekommen ist derweil nicht nur 'die Politik' auf den schwindelerregenden Höhen einer Komplettverblödung, wie man sie nur aus Phasen entsetzlichster Dekadenz kennt. Die Journaille, ja ja, Mimis, wohin man schaut, winkt ebenfalls vom höchsten Gipfel. Ihre Leistungsträger stellen sich vor und machen "etwas mit Internet". Buchstäblich. Meinen sie ernst. Das, meine Lieben, ist nichts anderes als ein faktisches Satireverbot. Ein weiterer vernichtender Schlag.

 
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Wenn die NATO ihre Plapperkäfer über die Welt herfallen lässt, ist Gegenteiltag. Man fährt ganz gut damit, das Gegenteil dessen anzunehmen, was sie sagen, das ist genau wie mit den Versprechungen deutscher Parteien im Wahlkampf.

So verhält es sich auch mit den Begriffen "Expansion", "Imperialismus", "Regeln" und "Ordnung". Man muss sich nur anschauen, wie sich das Gebiet der NATO verändert hat, seit sie das einzige große Militärbündnis ist. Dazu gehören nicht nur die Mitgliedsstaaten, sondern auch die US-Basen in aller Welt.

Die kommen immer näher

Während das aber metastasiert hat, wirft man Staaten, die ihre unmittelbaren Grenzen und Landsleute verteidigen, "Imperialismus" vor oder, wie das Plappermädchen, das sich dieser Staat anstelle eines Außenministers leistet, neulich sagte, "Expansion". Die nämlich sei es, wenn China weiterhin ein waches Auge hat auf einen Teil seines Territoriums, das selbst Deutschland als solches anerkennt.

Nicht Expansion ist es hingegen, wenn der Meister vom anderen Ende der Welt rund um China Militärbasen unterhält und den abtrünnigen Teilstaat Chinas bewaffnet. Das ist dann nämlich regelbasierte Ordnung®: Wenn mit Militär und Krieg die geltenden Regeln der UNO, OSZE und internationaler Gerichte mit Füßen getreten werden, stets eigene Interessen als für alle geltend betrachtet und ganze Regionen durch Bomben und Raketen ins Chaos gestürzt werden.

Unerlässlich für solches Gebaren ist dabei die Sprengung des Fundaments der eigenen Kultur, also der wertewestlichen. Der Bürgerliche Staat und seine Konglomerate beruhen nämlich auf einem Vertragswesen, das alle Parteien verbindlich zur Einhaltung geltender Vereinbarungen verpflichtet. Die Vertragspartner sind dabei Gleiche; ihre Herkunft oder Eigenheiten können ihnen diese Gleichheit nicht nehmen.

Überlegene Rasse

Während der Wertewesten aber inzwischen vom Gegenteil ausgeht, die Welt in Gut und Böse, würdig und unwert einteilt, haben die anderen, die im Süden und im Osten, gelernt, ihre Differenzen und Unterschiede beiseite zu schieben und Vereinbarungen zu treffen, die sie unabhängig von ihren religiösen, kulturellen und politischen Unterschieden zum gegenseitigen Vorteil nutzen.

Mithin ist es das bürgerliche Element der Vertragstreue, mit dem Schwarze, Asiaten und Mohammedaner der überlegenen weißen Rasse und ihren hohen Repräsentanten die Hacken zeigen. Das ficht uns aber nicht an, denn wir sind die Guten. Wir bestimmen dabei ganz am Rande, wie man Kolonialisierung und imperialistischen Rassismus definiert.

Wenn die Wilden und die mit dem zivilisatorischen Nachholbedarf das ganz anders sehen als der Weltliberalismus, zeigt das nur, das sie womöglich nie unseren kulturellen Stand erreichen werden. Für die Sicherheit der Welt aufgrund dieser ungebrochenen Überlegenheit bedarf es eben ganz spezieller Regeln. Das müssen sie da unten nicht verstehen.

 
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Lasst uns über Software reden. Ihr meint, davon versteht ihr nichts? Das ist nicht nur eine gefährliche Einstellung, weil sie euch von morgens bis abends und Nord- bis Südpol umschmeichelt, sondern auch, weil das etwas mit der Einstellung der 'Macht' gegenüber euch zu tun hat.

Okay, es wird sich auch hier am Ende wieder herausstellen, dass es nicht "The Force" ist, die mit uns ist oder auch nicht, und die Lichtschwerter schwingende Zenmeister uns nahebringen, sondern Ihr-wisst-schon-was. Ich will heute mal mit Design anfangen, der Gestaltung der Oberflächen und Bedienung von Anwendungen.

Alles so schön bunt hier

Aktuell geht mir mein Mailhandler auf die Murmeln. Wo immer zum Abrufen der Mails im globalen Posteingang ein "Abrufen" stand, neben dem sich ein Pfeil befand, auf den klickend man einzelne Konten abrufen konnte, ist jetzt ein Wölkchen. Ein fucking Wölkchen! Das will bitte gerechtsklickt werden, dann darf ich u.a. auch meine einzelnen Konten abrufen.

Notwendige Updates haben zudem dazu geführt, dass meine Taskleiste abgeraucht ist und alles, was irgendwie mit dieser korrespondierte, durchdrehte. Ich kann das alles reparieren, aber das ist nicht das Thema hier. Am Rande btw. ein bisschen was zur Karriere von Microsoft, das passt gerade so schön. (Via Hirnfick 2.0)

Die Ugrades von Billys Systemen sind ebenso wirr; von XP zu Vista, von 7 zu 8, auch von 10 zu 11; man fragt sich immer wieder: "Was soll das?!" Ich nutze Windows kaum, aber es gibt halt ein paar Sachen, dafür brauche ich das, dann kaufe ich das, und bei jeder neuen Version muss ich wieder alles Mögliche suchen.

Widerstand ist möglich

Nicht nur, dass es nicht besser wird, nie; nicht bloß, dass ich mich regelmäßig vereimert fühle wie bei dem Supersicherheitsfeature in Karren, bei denen man seinen Rücken unter den Sitz schinden muss, um den verdammten Tankdeckel zu entriegeln. Nein, was hier zutage tritt, ist die prinzipielle Verachtung alles Menschlichen zugunsten des Spieltriebs einiger bekokster Snowboarder-Affen und der Notwendigkeit, Schulungen für nichts abzuhalten, mit denen sich jedes Mal haufenweise Kohle schaufeln lässt.

Der Mensch ist, wenn eines, dann ein Gewohnheitstier. Die berühmte Macht der Gewohnheit wird jedes Mal überwunden, der Mensch unterworfen und die Energie, die sich dabei entlädt, ist Frust, Zorn und latenter Vernichtungswille. Ich! Will! Töten! Womit wir auch mitten in der Zeitenwende sind und dem geheimen Zweck des Ganzen: Sie wollen uns kriegstüchtig machen. Fügen wir uns doch endlich! Bewaffnen wir uns!

p.s.: Ceterum censeo Freiheit für Gonzalo Lira.

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